Take only memories, leave only footprints..

Ein weiteres Weltkulturerbe, welches zudem angeblich zu den neuen 7 Weltwundern gehört, durfte heute von uns bestaunt werden. Die Halong Bucht. Auf vielen Postkartenmotiven, sowie Magnetsouvenieren konnten wir diese gewaltigen Buchtungsinseln bereits an allen Stationen unserer Reise bestaunen. Doch es kommt wie es kommt.

Die Sicht auf Halong Bay ist heute eher trüb. Zudem beeinträchtigen Lastwagen, Absperrungen und andere Baustellenfahrzeuge den Blick auf dieses UNESCO-Weltkulturerbe. Vor einem Jahr sah das noch ganz anders und vor allem naturbelassener aus. Wir werden zugleich darüber in Kenntnis gesetzt, dass ein reicher vietnamesischer Investor hinter dieser Landschaftsveränderung steckt und für die Panoramabild störenden Baustellen-Fails verantwortlich ist. In einem finanziellen Großprojekt möchte er Halong Bay zu einem touristischen Mekka und Pendant Dubais gestalten. "Wie unschön!" stellen wir synchron fest. Hatten wir uns doch mittlerweile mit den Hygiene-Basics arrangiert um dafür das echte Leben und die vollkommene Natur zu erleben. "Aus die Maus!" Bald wird Halong Bay vermutlich so überlaufen und kommerziell sein, wie der Pariser Eiffelturm oder der Mainstream Grand Canyon.

Wie immer gibt es zwei Seiten. Gut für Wirtschaft, Tourismus und vermutlich eine Verbesserung der Lebensverhältnisse der Einheimischen. Jedoch eine Niederlage für Umwelt und Natur, die schon jetzt unter den Ausmaßen des Massentourismus zu leiden hat.

Wie dem auch sei, natürlich gehörten auch wir genau zu den Touris, die Halong Bay mit dem Schiff erkunden wollten. Unserer 5-köpfigen Truppe wurde hierfür ein Privatboot zur Verfügung gestellt, welches zudem über eine 3-Mann Besatzung verfügte (Captain, Koch + Bedienung). Für 4 Stunden fühlten wir uns wie im Paradies als wir unter sowie auf Deck alle Annehmlichkeiten nutzen konnten und zudem ein Meeresbüffet wie im Schlaraffenland serviert bekamen. Shrimps, gefüllter Krebs, Fisch mit integrierten Ingwergewürzen, bunter Meeressalat, Frühlingsrollen, Reis, Nudeln und Pommes füllten unsere Teller und Mägen.

Währenddessen kamen draußen die ersten Kalksteinformationen zum Vorschein, bei denen es sich meist um kleine unbewohnte Inseln handelt. Knapp 2.000 dieser Kalkfelsen ragen aus dem Meer, welche sich auf einem Kalksteinplateau unterhalb der Meeresoberfläche befinden.

Doch nicht nur von Außen sind diese gewaltigen und anmutigen Felsgebilde ansehbar, die wahre Schönheit befindet sich wie so oft meist im Inneren. So haben sich über Jahrtausende hinweg atemberaubende Stalagmiten und Stalaktiten zu unwirklichen und bizarren Tropfsteinhöhlen innerhalb des Fels gebildet. Wir durchschritten diese gewaltigen Felshallen und arbeiteten uns die schwer begehbaren Steintreppen auf und ab. Interne Feststellung: Die zu bewältigende Höhlenstrecke hätte keinesfalls mit Magdalena Beckers Gedächtniskrücken durchgeführt werden können!

Mit dem Kajak erkundeten wir zudem die Grotten und Lagunen zwischen den Dschungel bewachsenen Felssteinen. löön und ich teilten uns hierbei einen Zweisitzer und paddelten wagemutig drauf los. Absolut fasziniert und überwältigt durchquerten wir den felsigen Tunnel zur ersten Lagune. Wie in eine anderen Welt drangen wir in die Bucht ein und bestaunten dieses Wunder der Natur. Sophie und der Tourleader machten sich derweil wieder auf die Rückkehr und zogen in einem Affentempo Richtung Tunnel. Wir kamen keinen Meter hinter her. Es war wie verhext! Wir paddelten und paddelten als ob es keinen Morgen geben würde, doch es tat sich absolut nichts. Lag es an dem Gegenwind und der starken Gegenströmung? Oder waren wir echt einfach so schwach als dass uns die ganze Paddelei völlig überforderte? Die Nervosität stieg, waren die anderen beiden nur noch am Horizont zu erspähen und völlig auf sich fixiert. Als ein erneuter Paddelangriff völlig fehlschlug, gaben wir resigniert auf. In diesem Moment erblickten wir mit ungläubigen Augen unseren Widersacher. Ein Fischernetz hatte sich in unserem Boot verfangen, welches uns an der Bucht fest hielt. Ein weiterer Blick in die Richtung ergab, dass das dünne, fast unsichtbare, jedoch sehr robuste Seil mindestens 30 Meter lang war, welches auch die Entfernung zur Bucht ausmachte. Wir schrien so laut es nur ging Richtung Tourleader, da die Selbstbefreiung schier unmöglich war. Erst nach mehreren Hilferufen drehten sich die anderen beiden erschrocken um und paddelten in Windes Eile zu uns zurück. Dem Tourleader gelang es nur mit Mühe das Seil endgültig zu durchtrennen und das Fischernetz damit zu zerstören. "Oh man ey, das kann auch echt nur uns passieren!" Und nach dem ersten Schockmoment fielen wir allesamt in einen Lachflash ein. Lost in the Bay. Ich hatte uns schon Tom-Hanks-like auf der Dschungel- und Höhlenbucht überleben sehen.

Am späten Nachmittag schipperte uns das Boot wieder gen Hafen. Unser Fazit zur Halong Bucht: Eine absolut faszinierende Gegend, die in jedem Fall in jeder Vietnamreise fest integriert werden sollte. Jedoch sollte man seine Erwartungen nicht so sehr an den Postkartenmotiven orientieren, da diese meist aus der Luft erstellt wurden und dadurch unheimlich mehr von sich geben. Aber wer weiß,- vielleicht wird Halong Bay ja noch so kommerziell ausgerichtet, dass selbst ein Helikopterflug irgendwann möglich sein wird.

In diesem Sinne ein Hoch auf unberührte Naturwelten und nicht-kommerzielle Anlagen!

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