¡Hola! Peru, Peru



Verfolgen Südamerikaner die UEFA Europameisterschaft? Sind Meerschweinchen nahrhaft? Und wie gefährlich ist eigentlich der Amazonas? - Mit diesen und weiteren Fragen werde ich mich die nächsten 12 Tage beschäftigen und jenigen auf den Grund gehen. Denn nach 832 Tagen verlassen ich nun endlich wieder europäischen Boden und hebe pünktlich zum Ende der Vorgruppenrunde in die peruanische Hauptstadt Lima ab. Im Gepäck habe ich außer dem Mosquito-Sorglospaket, einem für-Wintereinbrüche-gerüsteten Schlafsack und diversen Traveller-Apps auch noch meinen Reisegefährten Jörg, der mit mir den Trip durch das Inkaland bestreiten wird. "Adventure, Wildnis, Camping & den Inkas auf der Spur" -so der Slogan aus der Marketingabteilung unserer Reiseveranstaltung. Doch die Wahrheit wird sich vermutlich irgendwo zwischen betreutem Wohnen und europäischer Küche auf Gasherd bewegen.Von Lima führt die geführte Tour in 3416m Höhe nach Cuzco, von wo aus es weiter ins Heilige Tal und Ollantaytambo geht. Die 3-tätige Wanderung entlang des Lares Trek zum Machu Piccu wird wohl das Highlight und auch die größte Herausforderung während der Tour darstellen. Im Anschluss geht es in den den Amazonas Dschungel, der mit Erkundungstrips durch seine Flora und Fauna lockt. Lima wird den Abschluss des Trips bilden und uns mit AirFrance zurück in die Heimat bringen. - Apropos Frankreich, -sind die bis dahin noch im Turnier? Publing Viewing in Paris....warum eigentlich nicht...?! ;)



Peru 2012 auf einer größeren Karte anzeigen

Welcome to the jungle!


Der Dschungel. Was verspricht man sich eigentlich heutzutage davon in den Dschungel zu reisen? Erwartet man da so eine Art kameraüberwachte Kullise im Sinne von "Ich bin ein verblödeter Touri - holt mich hier raus?" Oder hält man gar an der von Walt-Disney gezeichneten Tarzan- oder Dschungelbuch-Vorstellung fest, die von einer unentdeckten, naturbelassenen Welt erzählt? Die meisten werden sich wohl Letzteres erhoffen. Der Gedanke an ein Stück heile Welt, wo der stets ausgeglichene, gemütliche, tapsige Bär nebst dem klugen und gefahrenbedachtem Panther verweilt und im Hintergrund die immer gut gelaunte Affenbande feiert. Vielleicht noch ein bisschen Abenteuer und Gefahr einer fiesen, linken, hypnotisierenden Schlange und eines gestreiften, zähnefleischenden Tigers. Doch sind das nicht Geschichten aus längst vergangenen Tagen? In Zeiten von Waldrodung und Ausbeutung natürlicher Ressourcen der Erde, sollte doch selbst im tiefsten Dschungel die Zivilsation angekommen sein und auch die letzte Lianenschlange zu ihrem Eigen erklärt haben.

Da ich der Meinung war bereits in Neuseeland und Australien den Dschungel gesehen zu haben, stellten für mich die knapp drei Tage Amazonasgebiet ein eher nettes "nice-to-have" Angebot dar. Von mir aus hätte die Tour auch weiter in die Anden oder einem anderen schönen Plätzchen in Peru gehen können. Völlig erwartungslos und im Übrigen auch mit der völlig falschen Kleidungswahl, bin ich also in das nächste Abenteuer unserer Gapadventure-Tour geflogen. Keine Ahnung was mich an diesem Morgen geritten hatte mir eine Jeans überzustreifen, wo mir doch eigentlich sonnenklar war, dass so eine klamme Hose im feuchttropischen Gefilde ein absolutes No-Go ist. Zwar hatte ich bereits im Vorfeld die obere Schicht meines Backpacks so logistisch klug gepackt, dass ich die korrekte Kleiderwahl (inkl. dünner, langer Stoffhose) nur hätte greifen und in den auf 8-Kilo begrenzten Duffle-Bag stecken müssen, doch in dem ganzen Pack-Trouble muss mir dieses äußerst sinnvolle und wichtige Bekleidungsstück wohl entglitten sein. Mehr dazu später.


Zunächst flogen wir von Cusco, in dem kürzesten Flug meiner Reisegeschichte, ins Amazonasgebiet. Keine 45min dauerte der recht angenehme Flug mit der peruanischen Airline Taca, die uns auf den ebenfalls bisher kleinsten gesehenen Flughafen der Welt transportierte. Nicht größer als eine Rewe-Lagerhalle schien mir das Gebäude, in der es lediglich ein Gate und nicht mal einen Terminal zu sehen gab. Selbst einen Gepäck- und Körperscanner konnte der Flughafen von Puerto Maldonado nicht aufweisen, was konform der - ich nenn es mal "Amerikanischen-Anti-Terror-Gesetzgebung" - natürlich überhaupt nicht vereinbar ist und weshalb diese vorschriftsmäßige Unternehmung von Hand durchgeführt werden musste. Sprich: Unser sorgfältig gepacktes Hab und Gut, welches gerade so in den Backpack gestopft und festgebunden werden konnte, wurde gleich zweimal von den Sicherheitsbeamten geöffnet, durchwühlt und durchsucht. - Schön, wenn das gesamte Flughafenpublikum beim Durchstöbern deines Backpacks teilhaben darf! Auch wenn die manuellen Durchsuchungen nicht so gründlich sind und Jill (auch Engländerin) dadurch ihren Whiskeyvorrat - geschickt verstaut - behalten konnte, musste Jörg beim Durchsuchen seines Handgepäcks, leider das Buschmesser den adleräugigen Sicherheitsbeamten überlassen.

Nachdem wir den Flughafen endlich verlassen konnten und in Richtung frische Luft strömten, schlug uns zunächst eine Heißluftwand mit subtropischen Temperaturen entgegen. In einem kurzen Moment musste ich mich an eine Lokalität im Herzen Hamburgs namens "Barbarabar" nur ohne Ausgang erinnern, als uns Leao, der Dschungelführer, in den bereitstehenden Safaribus einlud. Eine geschätzte halbe Stunde führte uns die Fahrt in und durch die Provinzhauptstadt Puerto Maldonado, die über eine gerade-so geteerte Hauptstraße verfügte, von welcher holprig, erdige Nebenstraßen abzweigten. Streunende Hunde, bunte, teils abgerissene Reklame und Motorräder, die zu Familientransportern umfunktioniert wurden, zierten unsere Weiterfahrt durch den 50.000-Bewohner Ort. Die Hauptstadt der Region Madre de Dios erweckt den Eindruck einer südamerikanischen Goldgräberstadt wie man es aus dem Fernsehen kennt. Und tatsächlich - hier finden immer noch Goldwaschungen statt, zudem lebt die Wirtschaft von Holzeinschlag, Tourismus und dem Sammeln von Paranüssen. Ich glaube in genauso einer Lagerhalle von irgendwelchen Nüssen oder lokal angebauten Früchten ist dann auch letztendlich unser vorerster Stopp gewesen. Es roch - sagen wir - gewöhnngsbedürftig in dem Gebäude wo wir für die nächsten 3 Tage unseren Backpack zurück lassen sollten. Ein bisschen Bedenken hatte ich zugegebener maßen schon, denn die anliegenden Viertel machten nicht wirklich den vertraunswürdigsten Eindruck. Aber was solls, die Menschen hier leben vom Tourismus, die werden schon tunlichst die Finger von meinem Gepäck lassen. Zumal sich darin eh nur Wäsche und mein bisher unbenutztes Mosquito-Allzwecknetz befanden. Na ja, und eben meine lange, locker-leichte Hose, die ich blöderweise nicht in den Duffle-Bag packte. Dafür aber 3 kurze, nicht mal Knielange Hosen, die beim Wandern durch den Dschungel mit viel Geziefer und Insektenkram wahrhaftig völlig unbrauchbar sind. Mit leichterem Gepäck wurden wir mit dem Bus weiter zum Ablegeufer gekarrt. Schon hier erwies sich das allzeitbereite Mosquitospray als äußerst nützlich, welches sich in Verbindung mit der Sonnencreme in einer wunderbar riechenden Doppelschicht auf die Haut legte. Ich glaube ich habe in meinem Leben noch nie so schlimm gestunken wie in diesen 3 Tagen. - Nicht einmal in den Anden, wo es keinerlei Duschmöglichkeiten gab! Wie dem auch sei, meinen Mitreisenden erging es nicht viel anders und somit haben wir alle gleichermaßen "gerochen".


Wir legten mit einem elektrobetriebenen Katamaran ab und schipperten frohen Mutes über den Tambopata River, welcher sich Nebenfluss des Amazonas nennen darf. Um ehrlich zu sein glaubte ich bis Mitte des Trips, tatsächlich den Amazonas zu befahren. Die 2 stündige Bootsfahrt führte uns entlang des primären Dschungels. Anfangs sichteten wir noch einige andere Katamarane, später dann nur noch die braune Brühe, Bäume und - oha - die ersten wilden Tiere. Auf beiden Flussuferseiten konnte man so einiges erspähen...ja so wirklich einiges, was ich defintiv nicht dem Amazonas zugeordnet hätte. Da hätten wir besipielsweise das sogenannte Wasserschwein, welches dem australischen Wombat gleicht oder aber auch einem felligem Babynilpferd ähnlich sieht. Auch eine Schildkröte hatte sich in das Tambopata Becken verirrt, die ich bis dato nur in Meeren vermutet hätte. Ziemlich genau in der Halbzeit der Bootsfahrt erreichten wir die magische Grenze zum Anfang des Tambopata National Parks. Hier mussten wir zunächst aussteigen, 30cm hohe hölzerne Stufen hochmarschieren und uns mit Reisepass den Grenzwächtern ausweisen. Also Belohnung gab es einen Tambopata Stempel in den Pass. Ab da an noch eine weitere Stunde Bootsfahrt, immer tiefer in den primären Dschungel. Zwischenzeitlich fing es zu donnern an und ein leichter Regenschauer überhuschte uns. - "Nichts ungewöhnlichen, passiert hier jeden Tag!" meinete Leao. Nun gut, da ist wohl doch was aus dem geliebten Erdkundeunterricht hängen geblieben, der Dschungel hält in der Beziehung was er verspricht. Im Glanze des Regenbogens erreichten wir schlussendlich unser Ziel: die Tambopata Eco Lodge. Eine Ökotourismus Lodge im wahrsten Sinne des Wortes! Man trifft auf eine neue, faszinierende Welt. Holzkabinen mit Mosquitonetzen versehen, Strohdächer und keine Elektrizität innerhalb der Räume. Mit Kerzen und Kerosinlampen werden die Zimmer erhellt und die Wege mit Solarlampen erleuchtet. Solarenergie soll auch die Zukunft der Eco-Lodge werden, mit der bisher alles gerade so notwendige und lebenswichtige, wie bespeilsweise der Beamer, betrieben werden. Auf der Leinwand im Gemeinschaftsraum bekommt man nämlich erst mal ein Einführungsvideo auf das Leben im Dschungel gezeigt. Schon beim ersten Anzeichen eines schlangenartigen Wesens, werde ich leicht blass und wende mich von der Diashow unauffällig ab. Beim Wort Anakonda versuche ich erst gar nicht mehr dem Vortrag zu folgen. Man muss sich einfach nur lang genug einreden, dass der Dschungel nur ein großer Zoo ist und die Wärter, aka Tourführer und Einheimische, hier alles im Griff haben.



Allein mit dieser Einstellung konnte ich die Nachtwanderung durch den Urwald bestreiten, bei der so manches Horrorwesen aus Hollywoodstreifen zum Vorschein kam. Vogelspinne, Giftfrosch, Bambusratte, Kakerlaken und andere diverse Insektenatrige Gestalten begeneten uns auf unserer 1-stündigen Wanderung quer durch das Unterholz. Soundtechnisch untermauert wurde diese filmreife Tour durch ein Zirp- und Klangkonzert wie es all die berühmten Komponisten nicht besser hätten arrangieren können. Die ganze Sache schien so schier unwirklich, dass man plötzlich die Realität einfach ausblendete und all diese unglaublichen Eindrücke ohne jegliche Gegenwehr auf sich einwirken ließ. Für mehrere Minuten lauschten wir gespannt dem Dschungel, bei tiefster Finsternis, ohne Taschenplampen und ohne irgendwelche nervigen Smartphones. So etwas idyllisches und in sich stimmiges, habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht vernommen. Es hatte etwas von innerer Ruhe, mit sich und der Welt im Einklang zu sein. Der Dschungel ist wunderbar.

Tag 2

Am darauffolgenden Tag (so gut geschlafen habe ich noch nie!), ging es recht früh wieder raus, aus den mit Mosquitonetzen umwobenen Betten. "Die Tiere des Dschungels" so Leao, "sind immer sehr zeitig auf den Beinen um für ihr Frühstück zu sorgen". Also machten wir uns nach einem ausgiebigen Frühstücksmenü (Früchte der Region, Rühreier und exotische Säfte), wieder auf ins Boot um die ersten Wasserschweinchen und diverse Vogelarten am Flussufer beim genüsslichen Mahl zu beobachten. Die waren auch sichtlich erfreut schon am frühen Morgen beim Essen mit 15 Blitzlichtkameras abgelichtet zu werden. Doofe Touristen, ey! Im Übrigen hatte ich mir mittlerweile eine für subtropische Gefilde ausgerichtete Hose bei dem befreundeten englischen Pärchen aus Birmingham geborgen. Jeans ging echt absolut nicht mehr. Ich hab mich gefühlt wie ein Pinguin in der Sahara. Glücklicherweise hatte Steward versehentlich 2 Hosen eingepackt und da wir etwa die gleiche Größe haben, passte die neue Funktionskleidung auch fast wie angegossen. Stew und Haily sind echt zwei tolle Menschen. Absolut british, englisch humorvoll und absolut auf meiner Wellenlänge.

Nach ca. 10min erreichten wir den Uferplatz von wo aus ein Trail durch den Dschungel zum Condenado Lake führte. Die Entdeckungstour durch den Urwald gestaltete sich allein schon durch die 15 Gummistiefelpaare zu einem grandiosen Highlight. Wäre hätte gedacht, dass es im Dschungel doch so matschig bis schlammig sein kann? Rutsch- und Schlitterpartien inklusive zeigte uns Leao Flora und Fauna in einer Anmütigkeit nicht sondergleichen. Der Mann kannte sich echt aus. Jeder Baum, jede noch so kleine Pflanze und Lebewesen wusste er beim Namen zu nennen und eine einwandfreie Erklärung auf englisch, teils sogar in deutsch, abzugeben. Auf nahezu jede Frage hatte er eine Antwort parat, lediglich auf die Zwischenfrage der Norwegerin Pauline ob der Killer-Tree den Walking-Tree auch fangen und töten könne, musste Leao einen Moment Inne halten und letztendlich feststellen, dass er diese Konstellation noch nie in Betracht gezogen hätte und ihm die Frage bisweilen noch nicht untergekommen sei. Was ihn aber gleich dazu brachte diesem Gedankengang nachzugehen und diese beiden Bäume im Zusammenklang künftig näher zu erforschen. Ein sympatischer Kerl, dieser Leao.



Auf unserem weiteren Weg durchkreuzten wir Ameisenkolonien, die sich gerade an einem Jahrhundertbauwerk zu verewigen schienen, wie es ihre eifrige Abreitsmoral zu urteilen ließ. Am Condenado Lake angekommen stiegen wir auf eine Art Floß und bevor Leao den ersten Ruderschlag vornehmen konnte, fing es wie aus Strömen an zu regnen. Ja ja, der Dschungel - und täglich grüßt der erfrischende Regenguss. Trotz des triefenden Nass überquerten wir den See und machten Entdeckungen wie ein paar Fledermäuse, Tukane und Ahhhh...Piranhas!! Leao hatte aber auch hierzu direkt eine Stellungnahme parat. Vergesst Hollywood! Piranhas sind eigentlich ganz harmlos, nur nach mehreren Tagen der Aushungerung und auch nur in großen Gruppen, greifen sie Menschen an. Ich möchte es trotzdem nicht ausprobieren! In einem Nebensatz erwähnt Leao: "Ach so, und frisches Blut zieht sie natürlich auch an." - Wie gesagt, das sind mir zu viele Ausnahmen und Sonderfälle, ich werde in diesem Teich nicht schwimmen. Da Leao gerade so richtig mit seinen Wildlifestories in Fahrt gekommen war, folgten ein paar haarsträubende Geschichten über Kämpfe die er mit Anakondas, Keimanen und anderen bestialischen Wesen bestritten hat. Ich bezweifele zwischenzeitlich, ob er uns bei diesen Stories die ganze Wahrheit erzählt und vermute, dass er uns nur ein wenig Unterhaltung bieten möchte. Doch er erzählt mit einer solchen Überzeugung und Faszination, dass ich ihm einfach nur glauben möchte. Man spürt, dass es aus vollem Herzen kommt und dass er mit Leib und Seele den Dschungel liebt. Zu einem späteren Zeitpunkt sagt er mir "I was born in the jungle, I live here, I work here and I will die here". Ich muss schlucken als ich seine Worte höre. Leao ist nicht viel älter als ich, aufgewachsen bei seinen Eltern im zivilisierten Dschungel auf einer Plantage. Er arbeitete schon immer auf der Eco Lodge. Er hat schon Forschungsteams aus verschiedensten Ländern begeleitet, für sie Tiere gefangen und auf diesem Weg ein einwandfreies Englisch gelernt. Er hat gleichermaßen technisches Verständnis und kennt den Dschungel wie kein anderer. Interessiert an allem neuen, lernt gerade Deutsch und möchte noch gerne Kanada, England, Deutschland, Spanien und Australien bereisen. Vor einem Monat war er zum ersten Mal in Cusco. Der Stadt, die nur eine knappe Stunde Flug vom Dschungel entfernt liegt. "Der Flug ist so teuer", meint er. Und ich muss beschämt denken, was er wohl von uns reichen Europäern, Australiern und Amerikanern hält, die sich so eine Reise mal eben leisten. Doch im gleichen Atemzug sagt er mir, wie toll er es findet so viele Deutsche, Schweizer und Österreicher hier zu haben, wo er doch höchstens einmal im Jahr Franzosen hier sieht.


Nach unserer Piranhas-mit Crackern-Fütter-Aktion und dem Besuch eines riesigen, meterhohen Baumes, machen wir uns wieder auf den Rückweg. Mit hungrigem Magen durschreiten wir noch einmal den Dschungel und setzen dann die Fahrt mit dem Boot zurück zur Lodge fort. Dort angekommen wartet schon das herzhaft leckere Mittagsmahl auf uns. Gekocht wird hier gleichermaßen Einhemische Kost wie auch internationale Gerichte, doch immer mit den lokal gezüchteten und angebauten Früchten, Gemüse und Tieren. Yukatan Kartoffeln, Avocados und ein tropischer Salat mit ordentlich Chilliwürze zieren meinen Teller und ich bin wieder einmal überwältigt wie phanatsievoll und schmackhaft man ein solches Menü fernab von 5-Sterne Kochsendungen aufbereiten kann. Fakt ist mal wieder, dass man mit wenig Aufwand, ohne Discounter und mit dem was halt-da-ist einfach die besten Gerichte zaubern und ohne schlechtes Gewissen verzehren kann.


Nach diesem ausgiebigen Mahl, zog es uns erst mal in die Siesta, da auch die perfekt angebrachten Hängematten einmal ausgetestet werden mussten. Wenig später entschloss ich mich dann durch eine innere Eingebung meine bis dahin größte Mutprobe im Amazonasland zu bestehen. Da ich mir zu Beginn der peruanischen Blogeinträge die Frage gestellt hatte, ob der Amzonas tatsächlich so gefährlich ist, musste ich dies nun durch einen Selbstversuch beantworten. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich würde inmitten einem schlammigen, braunem Wasserstrom von wahlweise einer Piranhahorde, einem Keimanbiss oder gar einem Anakondawürgegriff unter unerträglichen Schmerzen zu Grunde gehen ODER: Leao hat tatsächlich recht und der Zufluss des Tambopata Rivers ist ungefährlich. Beim ersten Anblick dieses Schlammlochs, was durch Steine und herangeflossene Aststücke gestaut wurde, verging mir alles und ich machte postwended kehrt. In einem zweiten Anlauf testete ich vorsichtig mit den Händen die Wassertemperatur und hatte gleich einen weiteren Grund für mein Nichtdurchführen dieses Selbstversuches. Doch nach mehreren Überlegungen, Überwindungen und Selbseinredungsversuchen, entschied ich letztendlich unter viel Protest und Widerwillen, dass ich das Amazonasgebiet nicht ohne Beantwortung der Anfangsfrage verlassen könne. Und somit stürzte ich mich für nicht einmal 5min in die Fluten. Bilanz des Dschungelwasser-Kurzbesuches: Die Brühe stinkt wie die Pest, alles an mir fühlt sich unheimlich klebrig an und der Grundboden ist zwar nicht tief - dafür kannst du in der braunen Brühe noch nicht einmal deine Hand, geschweigen denn, das worauf du stehst, erkennen. Bis zum Schluss blieb ich zittrig auf den Beinen, aber ich kann schlussendlich sagen, dass zumindest unter sehr viel Vorbehalt, der Amazonas zu 0,000001%  nicht lebensgefährlich ist. Haftung für dieses Statemtent übernehme ich übrigens keine!


Nach meinem wagemutigen Unterfangen, führte Leao noch einmal Stew, Haley, Jörg und mich entlang eines weiteren Dschungelpfades. Der Rest der Gruppe hatte eine Verlängerung der Siesta vorgezogen. Wir aber waren der Meinung noch mehr des Urwaldes sehen und erforschen zu müssen.Warum auch nicht, - man ist schließlich aller Wahrscheinlichkeit nur einmal in seinem Leben an solch einem bedeutendem Ort. Außer den üblichen Insekten- und Spinnenverdächtigen, machten wir allerdings keine weitere unheimliche Begegnung der dritten Art. Eine wertvolle Entdeckung machten wir dann aber doch noch. Leao ging zielstrebig auf einen unscheinbaren Baum zu. Er schnitt ein Stück der Rinde ab, schälte diese und reichte uns je ein Stück zum Testen. Wir sollten dies auf der Zunge zergehen lassen. Kurz äußerte ich auf deutsch den Verdacht, dass Leao nun natürlich beste Chancen hätte uns zu vergiften, da wir ihm mittlerweile mit geschlossenen Augen vertrauten und im nahezu alles aus der Hand aßen. Doch da hatte Stew auch schon das erste Rindstück im Mund. Wir zogen ihm mit angewiedertem Blick gleich, denn der Geschmack deses hölzernen Spahns hatte in der Tat einen grotesken Geschmack - nach sagen wir mal - ziemlich bitterer Medizin. "Der Dschungel ist eine Apotheke" sprach Leao, der sich an unseren verzogenenen Gesichetern sichtlich erfreute, "ihr nehmt gerade das Gegenmittel für Malaria ein. Aus dieser Rinde werden nämlich die Malaria-Tabletten hergestellt." - Prima, denke ich mir, dann hat man das Geld auch als gespart. Kurze Randnotiz: Malariatabletten im 10er Pack liegen bei 79,95 €. Und ich überlege mir im Nachgang, wie ich wohl diesen Baumstamm duch den Zoll bekommen könnte. Erkenntnis des Tages: Jeder noch so unscheinbare Baum hat eine eigene Funktion und Aufgabe in diesem riesigen Fuhrwerk von Urwald. Er kann dich töteten, er kann dich vereinahmen, er kann dich aufbauen und er kann dich heilen. Der Dschungel hat viele Gesichter!


Am Abend sitzen wir noch einmal im schimmernden Lichte einiger Kerzen in großer Runde beisammen, trinken ein kühles, erfrischendes Bier und lassen uns die soeben frisch frittierten, salzigen Bananenchips genüßlich schmecken. Dabei spielen wir Karten - Mau Mau - das habe ich den europäischen Kollegen gerade so in meinem technischen Englisch beibringen können. Zu mehr sind wir auch gar nicht mehr fähig. Der Dschungel hat eine ganz eigene Dynamik und wirkt mit seinem immer verfügbaren Soundtrack als Balsam für Seele und Körper. Ich wundere mich seit spätestens heute nicht mehr weshalb die südländischen Kontinente, Nachbarländer und Bezirke einen anderen Lebensrhythmus pflegen als wir kalte, harte, ordnungsgetrimmte Nordstaatler. Die Natur zwingt dich gewissermaßen dazu das Leben ein wenig lockerer, gechillter und leichter auf die Schulter zu nehmen und öfters mal die Beine baumeln zu lassen, als es bei uns in der gemäßgten Weltzone der Fall ist. Erkenntis des Dschungel-Aufenthaltes:
Ich bin ein Touri, doch brauche auch gar nicht nach Hilfe zu schreien. Denn wenn ich mich nicht an die Gesetze des Urwaldes halte schmeißt der mich von ganz alleine heraus (oder er verschlingt/erwürgt/zerbeist oder vergiftet micht).  Solange ich mich im Einklang der Natur bewege und zulasse die Eindrücke auf mich wirken zu lassen, verstehe und lerne ich vom Dschungel. Er ist sein eigenes Ökosystem und ich denke jeder der mal hier war und das verstanden hat, kann und wird ganz anders mit seiner Umwelt umgehen. Das hoffe ich zumindest - selbstverständlich auch für mich!

Buenas Días Cusco!

Back to Cusco! Was habe ich mich gefreut in meine neue Lieblings-Bergmetropole zurück zu kehren! 350.000 Einwohner beherbergt die archäologische Hauptstadt Südamerikas und die Zahl steigt weiter stetig an. Im Lonely Planet als vielseitiges, düsteres, gieriges unwiderstehliches Irrenhaus beschrieben, kann ich dieser Deklaration nur zustimmen. Man muss diese Stadt lieben. Alles an ihr ist reizvoll, sie lässt nichts aus und ist trotz Touristenmekka geheimnisvoll und birgt so manche unentdeckte Geschichte. Mann könnte hier Tage verbringen und doch immer wieder etwas Neues entdecken. Die vielen verwinkelten Gässchen, die unzähligen kleinen Märkte und Hintergassen, das farbenfrohe Treiben in den Straßen und der wunderbare Geruch von Gewürzen und delikaten Speisen, der durch die Ecken zieht, machen Cusco zu einem einzigartigen Ort voller winziger Details und kleiner Schmuckstücke, die erst bei näherem Hinsehen entdeckt werden können. Ja, geheimnisvoll beschreibt wohl in einem Wort diesen sonderbaren Ort, der mit Kultur und Geschichte bis zum Überlaufen gefüllt ist.



Am Abend unserer Ankunft waren wir eigentlich zu nichts mehr fähig. Nur 4 Stunden Schlaf, der Tagesausflug- und marsch am Machu Picchu und eine stundenlange Reise über Ollantaytambo nach Cusco lagen hinter uns. Doch merke: Man reist aller Voraussicht nur einmal im Leben an einen solchen Ort, da muss man einfach mal gegen sich gehen und Mark Twains ausgelatschtes Zitat vor die Äuglein führen. Und deshalb machten wir uns um 20:00 Uhr auch noch mal auf die Reise etwas Essbares zu finden, anstatt auf dem, aber wirklich sehr schönen Zimmer, die Reste einer Haribo Colorado Tüte und einem verdürrten Paprikawürstchen aus dem Hause ALDI zu verspeisen. Eine sehr kluge Entscheidung, wie sich später zeigen sollte.

"Fallen Angels", diese Lokalität rutschte Jorge noch einmal ins Gedächtnis, als er sich an die vor 4 Tagen geführte Tour durch Cusco mit Rosa erinnerte. Ein von außen eher nichts aussagendes Etablissement, welches ich unter tagesbedingten Umständen noch nicht einmal eine Blickes gewürdigt hätte. Doch wie so oft im Leben verbirgt das Unscheinbare, oft wahre Größe und Schönheit und wird von den Massen zumeist verkannt. Im Inneren dieses Gebäudes, erstreckte sich vor uns Extravaganz und Glamour. Jeder erdenkliche Kitsch zu einem Gesamtkunstwerk zusammengehäuft - Badewanne trifft Aquarium - Bar, Lounge, Discokugel und Restaurant in einem. Der Mund bleibt einem offen stehen und man fragt sich ganz unverblümt: Wie kommt so ein stylisches Irrending mitten in die Anden auf 3400m Höhe, wo man in der eigenen doch so westlichen und zivilangebundenen Heimatstadt vergeblich nach einer solchen Lokalität sucht. Die Inkas waren und sind crazy, auf ihrem Lichtpfad zu ihren Götter haben sie so manches errichtet und dazu muss auch dieser Szeneclub gehören...! Unverschämt teuer zu den Standardlokalpreisen Perus ist es zwar gewesen, aber wo bitteschön hätte ich sonst jemals einen tropischen Garnelensalat, verfeinert mit Mangostückchen und krossem Parmesankäse ordern können? Im traditionsverbundenem und auf altbewährtes gerichtetem Deutschland ganz bestimmt nicht! (und trotzdem oder gerade deswegen liebe ich mein Land, das sei an der Stelle mal gesagt!) Zu diesem extravaganten Menü pfiffen wir uns noch einen Peru Libre und den lieb gewonnenen Piscour Sour rein, danach wurden uns zwei Papp-Hutbedeckungen in Form eines Asterixhelms mit knalligen Farben überreicht. Was zugleich die Einladung zum Feiern in diesem Discoclub bedeutete. 10 - Jahre Fallen Angels - ich würde sagen: Perfektes Timing!



Der nächste Tag sollte nicht unspektakulärer werden. Nach einer halb-durchzechten Nacht ging es um 11 Uhr schon wieder auf zum Cuzco-Plaza, wo das Markttreiben eine ganz neue Bedeutung von Platzmangel bekommen sollte. Am 24. Juni findet traditionsgemäß das "Inti Raymi", zu deutsch: "Fest der Sonne" statt, welches eine religiöse Zeremonie der Inkas zu Ehren der Sonne ist. Ich fasse mal kurz zusammen was sich dort auf dem Hauptplatz abspielte: bunte Tänze von gefühlten 25 Ortsvereinen, alle in Inkakleidung gehüllt und mit Speeren, Panflöten, Trommeln und anderen Utensilien ausgestattet. Dazu Prozessionen, Gebete für eine gute Ernte und ein Lamaopfer. Letztere wurde von der Theatergruppe nur angespielt. Trotz alledem eine sehr mythische Angelegenheit, die im Stadtkern 2 Stunden andauerte, oben auf dem Berg aber wohl ein 4-Stundenprogramm ausfüllte. Verrückt diese Inkas! Aber irgendwie auch äußerst sehenswert.


Nach dieser ganzen Zeremonie habe ich mich auf die Mission gemacht, sämtliche Souvenirs einzukaufen, für die in meinem Backpack noch Platz waren. Hier ein Armbändchen, dort noch eine Tasche - ganz schnell war ich mein soeben umgetauschtes Geld los. Um nicht noch mehr Soles für peruanischen Firlefanz zu verschleudern, entschieden wir uns in der nächst sichtbaren Kneipe einzukehren und das Spitzenspiel Italien - England fertig anzuschauen. Und an dieser Stelle der Tipp des Tages: Lauft niemals blindlings in die nächst beste Bar ohne vorher einen Blick an die Wände geworfen oder kurz die Örtlichkeit mit der Nase beschnuppert zu haben. Dann läuft man auch nicht Gefahr in ein einen Bob-Marley Schuppen zu geraten in der der Geruch von Gras nur so von den Wänden trieft. Ich habe es noch keine 8 Minuten in der Absteige ausgehalten und musste mein Bier exen um schnellst möglich diesen verruchten Ort zu verlassen. Im leicht schummrigen Zustand spurteten wir Richtung "7 Angelitos", der auf diversen Plakaten ein angenehmeres Ambiente versprach (Danke Italien für die Verlängerung!). Diese Kneipe lag unglücklicherweise fernab des touristischen Plazas und hätte uns unterwegs, durch die dann doch teilweise stinkenden Gassen, jemand in meinem zugedröhnten Zustand gekascht, so hätte ich mich wohl kaum zur Wehr setzen können. Doch ohne irgendwelche zwielichtigen Gestalten erreichten wir die, wie sich herausstellte, italienische Bar, in der wir mal ganz zügig zu Azuri-Fans mutierten um nicht unsere Haut an die Mafia-Bosse zu verlieren. Eins muss man dem Italiano lassen: Feiern können die Kollegen aus dem Süden und irgendwie auch so sympathisch, dass man ihnen den Sieg gönnt.


Cusco, was für eine Stadt! "Nabel der Welt" - so wörtlich übersetzt. Und nach den Erlebnissen und Eindrücken muss man sogar schmunzelnd anerkennen, dass es vielleicht gar nicht mal so abwegig ist. Man hat hier alles was man braucht und ist mit dem eigentlich nur bergigem Drumherum doch so im Einklang, dass es einem genügt. In der Ferne, der eigentlichen Großstadt Perus, tobt der Stress, die Arbeitslosigkeit und die streunenden Hunde auf der Straße. Doch hier in Cuzco trinkst du gemütlich dein Cuzquena Bier, kaust ein paar Kokablätter und wirst von der internationalen Küche mit in Currysoße gebratenem Hühnchen, gespikt von Zitronengras bedient und fühlst dich umgeben der vielen Touristen und Heimischen alles andere als "verloren im Nirgendwo"! Cusco, eine Stadt, die genau das widerspiegelt was ein Reisender von der Ferne erwartet.

¡Hasta Pronto Machu Picchu!

Die Inkas müssen verrückt gewesen sein als sie Machu Picchu und Sungate errichtet haben. In schwindelerregenden Höhen wurde das massive, nach Gerüchten zufolge "Inka-Holiday-Domizil", erbaut. Wieso, weshalb, warum diese Inkastädte errichtet wurde, das wissen die Inka-Götter! Denn schriftlich ist leider rein gar nichts dokumentiert worden. Und wie wir alle wissen ist die mündliche Übermittlung, im Neumund auch "Getratsche" oder "Getwitter" genannt, keine wirklich zuverlässige Quellenangabe. Fakt ist, dass dort oben auf 2537m Höhe verdammt viel Arbeitszeit und Ressourcen in Anspruch genommen wurden. Ein Jahrhundertbauwerk sozusagen!


Unser Trek endete am Nachmittag des Vortages in Ollantaytambo, von wo aus wir mit dem 'PeruRail' nach Aguas Calientes fuhren. Hut ab - da könnte sich die gute alte Deutsche Bahn mal einen ordentlichen Riemen von abscheiden! Superfreundliches Personal, saubere Gänge + Sitzplätze und ein Snack für die 1 1/2 stündige Fahrt. Am Bahnhof angekommen mussten wir uns zunächst durch ein Bollwerk von Märkten bahnen. "Delicious banana cake" und "more beautiful bracelets for you my friend" verfolgten uns bis zum Hotel. Dort erwartete uns erst mal ein kleines Zimmerproblem und ein Teil der Gruppe (natürlich ich inkl.), mussten outgesourct werden. Doch mittlerweile war uns auch dies egal, - was man nicht alles tut für eine Behausung mit Wasseranbindung! Mit Blick auf die Suburbs und Ghettos Calientes betraten wir unser Zimmer und ich nahm nach 3 Tagen ohne fließendes Wasser meine längst überfällige Dusche ein. Ein Moment den man weder mit Visa,- Master,- oder Araltreupunktesammelcard bezahlen kann! Später zelebrierten wir in einem stylischen Restaurant den 40. Geburtstag von Mobbie. Zu dem neuen Topgetränk meiner Wahl "Piscour Sour" orderte ich ein mit Käse überbackenes Avocado-Chicken-Ciabatta. Und ich kann mich nur noch mal wiederholen: Die südamerikanische Cuisine ist ein Hochgenuss der Sinne! Bon Apetit!


Nach geschlagenen 4 Stunden Schlaf machten wir uns am nächsten Morgen um 5 Uhr auf zum Machu Picchu. Mit dem Bus diesmal, denn es muss viel mehr gefahren und die Straßen abgenutzt werden. Oben angekommen erblickten wir das Highlight unserer Reise: Die im 15. Jahrhundert erbauten Inka-Städte, mittlerweile zu Ruinen zerfallen. Aufgrund ihrer spektakulären Lage und ihrer guten Erhaltung, gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe und wird tgl. von 2500 Touristen heimgesucht. Und wir dürfen uns jetzt mit einreihen - wie aufregend. Eine Location um prima Poser-Bilder für Facebook zu schießen und Schnitzeljad im Labyrinth zu organisieren. Schade, dass man diese Örtlichkeit nicht mieten kann. Nach gefühlten 2000 Bildern aus sämtlichen Perspektiven des Machu Picchus "Ja und hier sehen sie noch mal die verwinkelte Andenkondor Einkerbung des im 16. Jhr. verwendeten Minerals...", erklommen wir das Sonnentor der Inkas, von wo man einen spektakulären Blick auf den auf Miniaturgröße geschrumpften Machu Picchu hat. Doch wie schon angedeutet war der Weg dorthin eine Tortur, auf dem ich mehrfach die Inkastammesherren gedanklich verflucht habe, denn mein von hiesiger Sonne ausgetrocknetes Mundwerk, brachte keinen Ton heraus. Am Sungate ist übrigens auch der Zuweg des Inka-Trails zu finden, den ich bekanntlich im Februar zwecks Überbuchung schon nicht mehr in den Traveleinkaufskorb hinzufügen konnte.


Zum guten Schluss kann ich aber sagen, dass sich all die Strapazen mehr als gelohnt haben und ich absolut beeindruckt von den Inkabauten bin. Gerne hätten wir noch länger dort oben am Fuße der Inkaruinen verweilt, doch der straffe Zeitplan erlaubte dies leider nicht. Für den Nachmittag war noch eine weite Reise mit dem Sonderzug nach Ollantaytambo und dem Bus nach Cusco vorgesehen. Mit einem weinendem und einem lachendem Auge verabschiedeten wir uns mit den Worten: "This is not a Goodbye, it's a See you later!"

We can do it!

Tag 2

Koka-Tee am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen!
Die Nationalpflanze Peru's begleitet uns nun schon seit einiger Zeit und lässt sich in den verschiedensten Konsistenzen einnehmen. Als Heißgetränk ist sie besonders morgens, sowie abends, mittags, vormittags und nachmittags genießbar. Für manch einen ersetzt sie gar das tägliche Verlangen nach Koffein.
Nach der ersten Koka-Einheit galt es das Zelt zu räumen und alle Habseligkeiten wieder fein säuberlich in den Day- und Dufflebag zu verstauen. Ein Zeitfenster von 40min inkl. Morgenwäsche, stand uns für diese Taten zur Verfügung. Im Anschluss wurde uns ein Frühstückstisch im englischen Stil aufbereitet. Neben einer Portion Rühreier, erhielt ein jeder auch eine ordentliche Schüssel Porridge. Aus reinem Anstand habe ich dieses schleimige, breiige Etwas bis zur Hälfte ausgelöffelt. Mehr ging nicht! Es bleibt zu sagen: Porridge ist das englische Vegemite. Wenn du damit nicht aufgewachsen bist - lass die Finger davon!


Nach einer weiteren Runde Kokatee- und blätter starteten wir wieder durch. 8 Stunden standen uns bevor. Und hätte uns der Weg einfach geradeaus geführt, so wäre dies auch eine Leichtigkeit gewesen. Doch die anfängliche Euphorie legte sich sehr schnell. Zunächst wanderten wir entlang von Wasserfällen und weiteren Inkadörfern. Wieder trafen wir viele Kinder an und diesmal durfte ich auch meinen Fußball überreichen. Doch dann wurde der Weg steiler und steiler und noch viel steiler. So dass ich vom guten Mittelfeld in die hintersten Reihen abrutschte. Schon seit Ankunft in Cusco hatte ich mit leichtem Nasenbluten zu kämpfen. Hinzu setzten die Standardleiden einer europäischen Erkältung. Somit entschloss ich mich an einer Abzweigung Team "Take-it-Easy-and-Take-your-time" beizutreten, anstatt der Wandersondereinheit "We-will-win-the-race" zu folgen. Eine weise Entscheidung. Während sich also ein Teil der Gruppe ein echtes Inkahaus mit geführter Tour von José ansah, setzte der Rest der Gruppe mit Edita den Weg fort. Marcella und Caroline, 2 Australierinnen aus Melbourne, sowie Mobbie und Carla (halb british/halb peruanisch) bestritten mit mir den höchst erschwerlichen Weg. Eine Steigung nach der anderen folgte. Zunächst wandte ich die Taktik "Renn - den - Berg - hoch - und - ruh - dich - oben - aus" an. Ganz schlechter Einfall! Ein- bis zweimal funktioniert dies, danach spürst du deinen Atem nicht mehr. Also änderte ich die Konfiguration auf "Step-by-Step * Break * Step-by-Step". Eine gute Einstellung, die uns letztendlich bis hoch zum Gipfel führte.


Man erwähne hierbei noch einmal, dass mir auf den letzten Metern so kotzübel und schwindelig wurde, dass ich fürchtete mit dem Helikopter abtransportiert werden zu müssen. Doch den Totalausfall habe ich mir bis Bergabstieg und Erreichen des Basecamps aufgehoben. Noch während des Mittagessens verlor ich mehr oder weniger das Bewusstsein und musste erst mal auf eine Plane zum Regenerieren gelagert werden. Trotz meines 'physical-breakdowns' konnte ich nach einer halben Stunde wieder durchstarten. Es ging glücklicherweise nur noch bergab was die Sache erheblich vereinfachte. Bis zum späten Nachmittag durchquerten wir Bergpässe, überwanden durchkreuzende Wasserfälle und erreichten schließlich unser Camp für die kommende Nacht.
Wo am Abend zuvor schon eisige Temperaturen herrschten, wurde dies vom derzeitigen Standort noch einmal übertroffen. Wie gut, dass ich mir den sau-teuren Schlafsack zugelegt hatte, der mich bei -6 Grad vor größeren Erfrierungen bewahrte.


Tag 3

Um 5:30 Uhr schüttelte ich die frostgebildeten Teilchen von der Zeltdecke und erblickte das frostbedeckte Gras vor unserem Zelt. Das alltägliche Morgenwaschwasser hatte man uns vermutlich aus gefrierungsgründen noch nicht bereit gestellt, weshalb ich mich zu dem Bachlauf begab. Noch gestern versprach uns José einen Sonnenaufgang um 6:00Uhr, was auch der einzige Grund meines frühen Erwachens war. Doch der versprochene sunrise blieb bis 6:30 Uhr aus und auch das Frühstück verzögerte sich um 45min. - Der frühe Vogel kann mich mal! Das ist das letzte Mal, dass ich so früh umsonst aufgestanden bin!
Das Porridge wurde heute Morgen durch Pancakes ersetzt, was in der Allgemeinheit für viel Freude sorgte. Zudem stand Mobbies Geburtstag auf dem Programm. Die auf höchstens-30-geschätzte Londonerin, entpuppte sich als runde-40-Geburtstagsfeierin. Möchte mal wissen welche Hautcreme die benutzt...
Nur 3 Stunden Wanderung wurden heute zur Feier des Tages abverlangt. Und am Zielpoint erwartete Mobbie sogar eine Geburtstagstorte, die wir gemeinsam verspeisten. Mit dem Bus rollten wir weiter nach Ollantaytambo, wo wir - noch immer ungeduscht - in den kleinsten Tante Emma Laden der Welt einkehrten. Doch selbst hier im letzten Eck, im noch so kleinen Ort, gibt es einen 7 Zoll Röhrenmonitor, der im besten Spanisch und mit ganz viel Schneerauschen, Deutschland gegen Griechenland ausstrahlt. - Was ein Timing! Ich habe zwar nur bis zum 1:0 gesehen, doch den Sieg schon sicher in der Tasche gefühlt.

Vamos Amigos!

4600m, die Luft wird dünner, weiche Knie. Meine Ohren werden taub, Tunnelblick. Der nächste Meilenstein ist in Sicht. Noch 56m, Höhenmeter. Schwarz. Mit geschlossenen Augen erklimme ich die letzte Hürde unserer Wanderung bis zum höchsten Punkt. Caroline winkt mir bereits entgegen. Schwarz. Schwindel. Übelkeit. Einen kurzen Gedanken verschwende ich an das in Cusco angepriesene Oxygen. Dann erreiche ich mit letzten Kräften den Gipfel. Geschafft!
Die Aussicht ist atemberaubend! Blick auf einen Bergsee inmitten der Anden. Unglaublich. Unbeschreiblich. Wunderschön. Doch lange können wir die Aussicht nicht genießen. Es ist kalt. Bitterkalt. Eisiger Wind. Dichter Nebel zieht auf. Ich friere trotz mehrerer Schichten. Mir ist übel. José ruft zum Aufbruch auf. Panflötenklänge eines Herdenzüchters begleiten uns. Es ist das einzige an das ich mich während des Abstieges erinnere. Schwindel. Übelkeit. Der Weg scheint unendlich.
Im Basecamp angekommen wird uns heißer Tee gereicht. Warme Suppe als Vorspeise. Frische Forelle, Reis und Gemüse als Hauptgang. Den Reis lasse ich liegen. Schwindel. Übelkeit. Pass-Out!
"This is part of the experience." höre ich José sagen. Man hat mich auf eine Plane gelagert. Auch Pauline, die Norwegerin und Mobbie, die Londonerin, liegen danieder. Edita reicht mir Medizin. Eine rote Tablette . Ich schlucke diese. - Was auch immer es war - it saved my life!


Tag 1

Der Lares Trek ist nicht zu unterschätzen. 30km - eigentlich ein Witz. Doch sollte man die Höhe unter keinen Umständen unterschätzen. Wir starten auf 3300m in Lares. Nachdem wir in diesem Wohlfühlort die letzte Wellness-Einheit in Form von "Hot Springs" (heiße Quellen) und somit auch die letzte Dusche in Anspruch genommen hatten, machten wir uns auf, die ersten 4 Stunden unserer Wanderung zu bestreiten. Begleitet von unseren beiden Tourführern José und Edita, sowie 3 Inkakindern, die den Trek mit einer unbeschreiblichen Leichtigkeit auf sich nahmen, führte unser Weg durch die südamerikanischen Anden. Entlang von Geröll und Stein, feldartigen Hügeln, moosbewachsenen Flächen und kleinen Inkadörfern, strömten uns immer wieder Kinder entgegen. Wir hatten vorsorglich auf dem lokalen Markt Brot, Kokablätter und kleine Spielzeuge eingekauft, die wir an die strahlenden Kinder verteilten. Ein unwirklicher und fast tränenberührender Moment. Fernab von Computer, Internet, Gameboy und Playstation, gibt es tatsächlich noch Kinder, die sich über eine Handvoll Murmeln freuen. Wir gehen weiter. Ein Ehepaar mittleren Alters kommt uns den Berg herunter entgegenlaufen. Sie haben uns bereits von Weitem gesehen. In Inkasprache berichten sie José von einem Krankheitsfall in ihrer Familie. Doktor haben sie keinen. Wir geben ihnen Kokablätter und Brot. Das ist alles was wir tun können. Wir setzen die Wanderung fort. Auf einer Anhöhe erzählt uns José von den Inkas. Nicht immer haben sie hier oben in den Anden gelebt. Erst als die Spanier kamen mussten sie in die Berge fliehen. Barbarische Europäer! Ein Bild das sich auf allen Kontinenten widerspiegelt. José gibt uns je 3 Kokablätter. Wir sollen diese verstecken und gute Wünsche für die Reise aussprechen. Edita reicht uns ein weiteres Bündel gefalteter Kokablätter. Zum Kauen. Es ist keine Droge, bestenfalls ein natürlicher Substrakt, der im ersten Moment Taubheit in den Mundhöhlen verursacht. Vielleicht auch ein Placebo, welches für Kraft und Ausdauer für den weiteren Weg sorgen soll.


Wir treffen weitere Kinder,- eine ganze Horde. Charly schenkt den Jungen einen Ball. Charly ist Engländer und dient der Army. Englische Garde. Seine Verlobte Hattie, ebenfalls Engländerin, hat 6 Jahre in Frankreich gelebt und gerade die Drama-School beendet. Sie wird Schauspielerin.
Im Augenwinkel sehe ich die überglücklichen Kinder mit ihrem Ball zurück ins Dorf laufen. Wir sind die einzigen Touristen, die an diesem Tag,- vielleicht sogar in dieser Woche, den Lares Trek bestreiten. Jess und Elise erreichen als erste das Camp. Schwestern aus Melbourne. Elise studiert auf Lehramt, Jess ist sich noch nicht sicher. Es ist ihre erste große Reise. Sie wird noch weiter nach Chile und Argentinien führen


Im Basecamp erblicken wir bereits die aufgebauten Zelte. Dorfbewohner haben ihren Basar frühzeitig vor unseren Zelten platziert. Es sind Kinder. Wir kaufen Bier und Wasser. Nachdem wir uns im Zelt eingerichtet haben gibt es Tee, Kaffee, Kakao und Cracker. Die Gruppe hat sich in einem größeren Zelt versammelt. Gegenüber von mir sitzen Hayley und Steward aus Birmingham. Very British. Sie steht auf Metallica und Smashing Pumpkins. Er liebt Fußball. Wir schließen direkt Freundschaft. Zum Dinner wird uns zunächst eine Suppe mit Süßkartoffeln und Gräsern gereicht. Danach gibt es Reis und Hühnchen. Ein 5-Sterne Menü mitten im Nirgendwo. Man kann kaum fassen wie schmackhaft und liebevoll der mitgereiste Koch in seinem winzigen Zelt dieses Essen angerichtet hat.
Zu der Außentoilette möchte ich mich weiter nicht äußern. Wer schon mal in Frankreich war weis was ich meine. Nur schlimmer! Bevor wir in unsere Zelte verkriechen wird uns warmes Wasser und Seife gereicht. Katzenwäsche. Die Nacht ist unruhig. Ich drehe mich alle 30min von der einen auf die andere Seite. Hunde streunern vor unserem Zelt. Es ist kalt. Irgendwann schlafe ich ein. Um 5:30 Uhr geht der Wecker.

Gracias, my friend!

Wenn ihr schon mal nach einem Synonym für Überangebot gesucht habt, so werdet ihr in Perus Andendörfern fündig werden. Noch nicht richtig aus dem Bus ausgestiegen, wird man auch schon mit "Aqua, only 2 Dollars" und "Special price my friend, Poncho just for you" überrumpelt. Die lokalen Märkte sind überschwemmt mit peruanischem Allerlei - ein Stand bunter als der andere. Man kann sich gar nicht satt sehen, an der farbenfrohen Mode Perus und den echt-Silber Imitaten. Wer hier einen klaren Kopf bewahrt, der darf sich und sein Portemonnaie glücklich schätzen. Auch ich habe mich von den penetranten Umwerbungen erweichen lassen und bei alpakagestrickten Pullis und Kopfbedeckungen zugeschlagen. Selbst das obligatorische Armbändchen konnte ich nicht umgehen, welches mit 2 für 1 und 20 Sol zu Buche schlug. Über den Tisch gezogen haben mich diese lateinamerikanischen Händler! Auch hier gilt wieder einmal: "Keine Angst Leute, mein Geld kriege ich schon ganz schnell an die Inkanachkommen verjubelt!"
Trotz massiver Unkosten haben wir heute aber auch einiges gesehen. Das Sacred Valley, die Pisac Ruinen, die Ollantaytambo Ruinen und gefühlte 300 Marktstände. Gerade so konnte ich noch dem Aufschwätzen eines "echt-Silber-und-aus-Alpakaspucke-handgewaschenem" Schmuckstückes entweichen, als ich jedoch in die Falle des Koka-Tee Händlers tappte, der mir für 2 Sols einen Beutel dieses anregenden Tees unterjubelte. 


Gegen Nachmittag erreichten wir dann endlich das Hotel. Fix und fertig von den Marktschreiern und vielleicht auch ein wenig von der Treppenwanderung hoch zu den Heiligtümern der Inkas. - Und wie ich mich auf die Dusche freute! Das Highlight nach einem wirklich vollgepackten Tag. Doch Freunde, was mich hier erwartete ist wohl der Albtraum jedes Industriestaat-aufgewachsenen Menschen: Das Wasser war nicht lauwarm, auch nicht kalt, sondern BITTERKALT!! Es hat mich eine gefühlte halbe Stunde gebraucht diese Wasserbarriere zu überwinden. Als kleine Entschädigung sind wir später am Abend mit der ganzen Gruppe in eine peruanische Lokalität eingezogen, die - Hut ab - auch mal locker in Frankfurt hätte stehen können. Kurze Erinnerung: Wir befinden uns gerade in einem winzigen Bergdorf mitten in der Wallachei der Anden. Umso erstaunlicher, dass es die feine mexikanische und amerikanische Küche bisher hier her geschafft hat. Jörg und ich ( wir haben btw neue Pseudonyme: Jorge und Hulia ;)) teilten uns eine Quesidilla und bestellten dazu Peru's Nationalcocktail "Piscour Sour". Also, mein neues Topgetränk - bitte schon mal auf Herborn's Getränkekarten suchen ;) Tja, und dann war da noch die Sache mit dem Internet. Wo schon Hopfen und Malz verloren schien und mein iPhone Akku mit Meuterei dank 127 gescheiterter Internetversuche drohte, kam die Rettung von der Bar. Der freundliche Kellner servierte uns neben der Rechnung den Wifi-Code. Was soll ich sagen? Gracias, my friend :)
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Viva la Peru!

"Bist du schon mal gewandert?" "Nein, und gezeltet habe ich auch noch nie. In London gibt es keine Campingplätze."
Wie beruhigend, dass sich unsere Mitreisenden etwa auf dem selben Level befinden wie wir: Spanisch...hmm, schon mal gehört. Wandern...joa, da gibt es so ein paar Hügel in unserer Nachbarschaft. Oh, und es ist kalt hier oben in den Anden? - Ich hab nur T-Shirts eingepackt.
Okay, mal ehrlich Leute, wer hätte denn vermutet, dass es hier oben so bitter kalt wird, dass uns zum Kauf von Handschuhen und Alpaka-gestrickten Pullis geraten wird. Davon stand nichts im Kleingedruckten! Jetzt heißt es umdisponieren und improvisieren. Als wir heute Mittag Cusco auf 3300m Höhe erreichten, strahlte uns die stechend warme Sonne ins Gesicht, so dass mir beinahe die Tränen kamen. Die Stadt ist wunderbar, kleine verwinkelte Gässchen, Firlefanz Stände an jeder Ecke und erstklassiges Essen. Ich bin heute schon in den Genuss von Alpakafleisch gekommen - ein Gaumenschmaus! Bezahlt wird hier übrigens mit peruanischen Sol - ein kleiner Wink mit dem Dollarschein an meine heimischen Finanzberater des Vertrauens.
Auch das Hotel ist hier ganz wunderbar. Wir hätten es nur um ein Haar nicht wiedergefunden, als uns die Tourguidin allein mitten auf Cuscos Straßen stehen ließ. 4 Australierinnen und die bereits erwähnte Londonerin sind mit von der Partie. Wo der Rest abgeblieben ist? Keine Ahnung! Wir waren zu Beginn irgendwie mehr...
Nun ja, jetzt sind wir eben nur noch 7, die den Lares Trek bestreiten werden. Freunde, das wird kein Spaß! Die 1-stündige Einführung auf die Wanderung hat uns alle ziemlich blass aussehen lassen und ich glaube hier ist keiner dabei, der kurzzeitig gezweifelt hat, ob er bei Verstand gewesen ist, diesen Trip zu buchen. Es wird eine Herausforderung, beginnend mit der Mission die auf 8-Kilo beschränkte Tasche für die nächsten 4 Tage zu packen. Und für diesen Zeitraum melde ich mich jetzt auch sofortwirkend von mobilen Datennetzwerken, Google Ortungsdiensten und den Social Networks ab. Denkt an uns Freunde - aus der Nummer kommen wir so schnell nicht raus! ;))
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Bienvenue à bord!

Zunächst die wichtigen Themen des Tages: Deutschland gewinnt 2:1 gegen Dänemark und zieht ins Viertelfinale ein! +++ Autokorso in Lima bleibt aus +++ komisch!
Verfechter des guten Geschmacks lasst euch eins gesagt sein: Der Franzose an sich versteht was von Flugzeugkost und gutem Wein! Kaum zu glauben was eine in die Jahre gekommene AirFrance zu bieten hat. Die Airline an sich ist zwar lediglich "praktisch" ausgestattet im Vergleich zum noblen Emirates 500-Sterne-Style, doch dafür offeriert sie ein Buffet formidable! Camembert, Fromage frais, une tarte au citrone und andere Köstlichkeiten fanden sich auf unserem Tableau wieder. Dazu wurde Champagner, Weißwein und Cognac gereicht. Und der Franzos lässt sich nicht lumpen und legt obendrauf noch das gute Häagen-Dasz Eis. Für ein solches Premium-Menü verzeiht man den Nachbarn auch das Retro-Cinema-Programm, welches mit "just-released" Kinokrachern wie Indiana Jones und Schlaflos in Seattle um sich warb. Da schaltete ich doch lieber in die Gaming Zone um, wo ich vergeblich die 500€-Hürde bei "Who wants to be millionaire" zu knacken versuchte. Als ich auch im AirFrance Quiz "Unnützes Wissen der Fluggeschichte" kläglich scheiterte, reaktivierte ich die Flugmap, denn auf die ist doch stets Verlass! Auch das Fenster (angebracht am Flugzeug) bietet hin und wieder einen interessanten Blick auf die Realität dort draußen. So konnten wir während der 13,5 Stunden Flug Entdeckungen wie den Eiffelturm, einem Meer namens Atlantik, das Amazonas Delta und die herausragenden Anden machen. Zum guten Schluss erreichten wir Lima, das Ziel unserer Reise. Und hierzu meine Freunde, möchte ich euch folgendes berichten: Kramt all eure schlechten Erinnerungen an Hollywood-gedrehte Südamerikastreifen heraus und bewahrt sie euch. Denn: sie entsprechen der Realität! In einer 40-min Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel haben wir so ziemlich jedes Cliche zu Perus Straßen bestätigen können, welches man aus Funk und Fernsehen kennt: unentwegte, hupende Autos, Ghetto an Ghetto, heruntergekommene, nicht fertiggestellte Behausungen, herumstreunende Hunde, Karamellbonbon verkaufende Frauen und typische südamerikanische Samba-Musikllänge an den Straßenrändern. Und zwischendrin fährst du durch ein Schlagloch nach dem anderen und setzt auf überdemensionalen Straßenbarrieren auf. Mit $20 bist du dabei - willkommen in Lima!

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Klettersteig und Todesangst


Als Einstimmung auf die kommende Anden-Tour Mitte Juni, wurde heute der steilste Weinberg Europas in Angriff genommen. Das Felsmassiv "Calmont" begrüßte uns mit heiterem aber angenehmen Wander-Wetter und bot uns Klettereinlagen á la Alpen! Warum in den Süden fahren, wenn das benachbarte Rheinland doch sein eigenes Kraxel-Erlebnis für Touristen aus Hessen und Holland bereit hält! In Bremm startete der Klettersteig, der uns entlang von Rebstöcken und Traubenachterbahn führte und ein Panorama-Blick auf die Mosel ermöglichtete. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind optimale Voraussetzungen um den Wanderpfad unterstützt von Handläufen und verzinkten Leitern zu überwinden. Und man staune: seit 2006 sind erst zwei Abstürze mit Todesfolge zu verzeichnen. - Wie beruhigend! Um den ganzen noch eines drauf zu setzen, entschieden wir uns kurz vor Routenende auch noch die Todesangst zu erklimmen. Doch außer einem äußerst steilen Aufstieg und einer deutschen Flagge nahe des Abgrundes hatte man wenig zu fürchten. Am Gipfelkreuz angekommen stießen wir mit einer Riesling Spätlese an und blickten auf die wunderschöne Moselschleife. Just-in-time verlief auch der Abstieg, der uns kurz vor Regeneinbruch zurück zum Auto führte. Zum delikaten Abschluss des Wandertages kehrten wir im Weingut Otto Knaup ein, in dem wir vorzüglich verköstigt wurden. Jägerschnitzel mit frischen Champignons und Bratkartoffeln, dazu einen trockenen Spätburgunder Dornfelder 2008er. Es lebe die rustikale deutsche Küche!

Die Route:


Wanderroute 1386195 - powered by Wandermap 

Eindrücke:
 







Zweiburgentour

Zweiburgentour im Lahn-Dill-Bergland:



Wanderroute 54793 - powered by Wandermap 

Ostfriesische Deichmusikanten

 

„…mit Schneestürmen und Temperaturen am Nullpunkt ist an diesem Wochenende an der Nordseeküste zu rechnen…“ – Wie gut, dass die Wetterprognose genauso präzise ist wie die Quellenangaben des von-und-zu-Guttenbergs und sich die raue Küste durch einen Geniestreich in ein blaues Himmelgewand mit strahlendem Sonnenschein verwandelte. Zur Vormittagszeit erreichten wir Wilhelmshaven, wo wir in echter Ostfriesenmanier freundlichst begrüßt wurden. „Junger Mann, wenn dir dein Führerschein lieb ist, drehst du jetzt mal ganz schnell um!“, schnaubte es aus dem entgegenfahrenden Fahrzeug, während Reiner und ich noch völlig perplex auf das mittlerweile in die Jahre gekommene Navigationssystem starrten, welches uns verkehrt herum in eine Einbahnstraße  geleitet hatte. Ilsegret, die Stimme des Navis, wurde postwendend in den Stummmodus verbannt, da sie bereits in vorhergehenden Situationen, wie Autobahnausfahrten und Stadteinfahrten, Minuspunkte gesammelt hatte. Glücklicherweise ließen uns unsere geografischen Kenntnisse innerorts nicht im Stich, so dass wir den Zielort auch ohne Ilsegret problemlos erreichten. Cousinchen Vally stand schon auf dem Balkon bereit und reichte zur Begrüßung Sandwichs und Schnittchen. Nur wenige Augenblicke später erreichten auch Anne und Gerhard das neue Domizil ihrer Tochter, welches besonders Tommy, dem Vierbeiner der Familie, zu gefallen schien. Während Reiner den Kühlschrank mit Unterleghölzern frisierte um den ungleichen Boden auszugleichen, wirbelte Tommy die ganze Bude mit gekonnten Agility-Einlagen ordentlich auf. Gläser und andere Herrlichkeiten drohten dem Boden gleich zu werden, doch der Super-Gau blieb aus. Nachdem Reiner noch diverse Sägearbeiten auf dem Balkon verrichtete und Vally und ich den Kühlschrank wieder auf Position brachten, machten wir uns wieder auf den Weg um noch vor Nachmittagscafé das endgültiges Ziel unserer Reise zu erreichen. Ilsergret wurde hierfür noch mal reaktiviert und leitete uns fast fehlerfrei durch die ostfriesischen Vorzeigeorte Jever und Carolinensiel, bis wir schlussendlich die Ferienwohnung in Altharlingersiel erreichten. Dort angekommen schlugen mir die guten alten 90er ins Gesicht. Denn nachdem ich zuletzt mit zarten 11 Jahren in dieser Wohnung verweilte, hatte sich seit her nicht viel geändert. Die Wohnung erschien wie eh und je. Selbst der Hochstuhl, in dem Cousin Tobias als Baby saß, hatte noch selbigen buntgesprenkelten Pandabärbezug wie vor 15 Jahren. Lediglich der flimmernde Röhrenmonitor wurde gegen ein neuartiges LCD-Fernsehen mit HD- und USB-Anschlüssen ausgetauscht. Auch hier in Ostfriesland schreckt man offensichtlich nicht vor zukunftsbrechenden Innovationen zurück.
Die darauffolgenden Stunden habe ich mich in den abgesicherten Modus begeben und bin meinem hochverdienten Mittagschlaf nachgegangen, den ich nach einer 3-stündigen Nacht bitter nötig hatte. Erst durch einen Aufschrei aus dem Nebenzimmer „Wir haben keinen Kaffee!!!“, erwachte ich wieder aus dem Tiefschlaf. Da ich wohlweislich ausreichend Tee- und Essensvorräte für die nächsten Tage eingepackt hatte, ignorierte ich zunächst die Sorge um die Kaffeemisere. Doch dann holten mich die Ängste für den darauffolgenden Morgen ein: Die miese Laune eines jeden Kaffeetrinkers, der nach Erwachen auf sein täglich Koffeingut verzichten muss. Diese Katastrophe musste unterbunden werden! Und somit machten wir uns eine halbe Stunde eher auf den Weg nach Wilhelmshaven um an einem Karfreitag an irgendeiner überteuerten Tankstelle Kaffee zu besorgen. Nun kann man sich über die seit Jahren kontinuierlich ansteigenden Benzinpreise streiten wie man will – der Mondpreis für das Kilo Kaffee im Aral-Shop toppt dies noch einmal um Längen. Missmutig und aus Protest griff Reiner ein Regal weiter ins Kühlfach und erwarb mit viel Widerwillen ein Fertigprodukt aus dem Hause Néscafe. Und ich dachte bereits an den Morgen…
Punkt 18:30 Uhr erreichten wir das griechische Lokal, in das wir von Familie Weiner geladen waren. Hier wurde uns noch vor Ablegen der Garderobe der erste Ouzo gereicht –weitere sollten folgen. In 7-köpfiger Runde, denn mittlerweile hatten auch Michael und Basti den hohen Norden erreicht, genossen wir den äußerst delikaten Abend mit herzhaften Oliven, Souvlaki und anderen griechischen Spezialitäten, die uns von den angenehm, freundlichen Kellnern serviert wurden. Besonders erwähnenswert hierbei sei nicht nur die ¼ l Karaffe Ouzo, sondern auch der vom Ober betitelte „griechische Bananenlikör“, welcher in einer weiteren ¼ l Karaffe als Abschlussgetränk unserer Wahl dargeboten wurde. Man stelle fest: Der Grieche an sich versteht was von Gastwirtschaft und Unterhaltung und sollte steht’s einem gut bürgerlichen Möchtegern-Hotel-Restaurant-Betrieb vorgezogen werden. Um an dieser Stelle nur schon mal einer späteren Lokalität vorzugreifen.
Im abgesicherten Modus und mit Ilsegret als Alleinunterhalterin machten wir uns gegen 22 Uhr wieder auf die Rückreise nach Altharlingersiel. Dieser Ort hätte gut und gerne in 30 Minuten angesteuert werden können, wenn uns  Ilsegret nicht mit unwahrhaften Routenkommandos die Küste im Zickzackmodus entlang gejagt hätte, welche uns durch sonderbare Orte wie Middlefair und Türkei führte. In einer völlig unfeierlichen Zeremonie wurde Ilsegret ohne Zapfenstreich und Ehrensold in die hinterste Ecke des Autos verabschiedet und ward seitdem nicht mehr gesehen. – Es lebe der analoge Straßenatlas!

Tag 2
„Bitte keinen Biomüll einwerfen, Entsorgungsmöglichkeiten finden Sie auf Seite 7 des FeWo Handbuches. Gerne helfen wir Ihnen bei Fragen unter bekannter Rufnummer weiter“. –So hätte die Aufforderung auf der Küchenmülltonne lauten können. Stattdessen strahlte uns ein unfreundliches, eddinggeschriebenes „Kein Biomüll!“ entgegen. Nun denn, schmeißen wir die Teebeutel in Nachbars Garten? Der ist sowieso schon seit 8 Uhr mit dem Rasenmäher zu Gange! Setzte aber nur die Soundkulisse fort, welche er von der Nacht im fliegenden Wechsel erhalten hatte. Ich glaubte ja es käme vom Meer, doch tatsächlich verursachten erneuerbare Energien in Form von Windrädern, das Geräusch von Weltuntergangsstimmung. Was man nicht alles auf sich nimmt um die Welt zu retten und einen grünen Planeten für kommende Generationen zu schaffen…!
Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem ach-so-leckerem Néscafe, machten wir uns auf den Weg ans Meer. Mit 3 € schlug das Parkticket am Strandparkplatz zu buche, welches im Nu aus der Parkticketuhr durch die Luft zwirbelte und 200m ins Landesinnere flog, ehe es Reiner fangen konnte. „Leicht windig hier“, stellte ich fest, als ich mich mit Schal und Mütze vermummte und meinen Handschuhen hinter her trauerte, die ich in Altharlingersiel liegen lassen hatte. Doch ansonsten gab es keine Anklagepunkte zum Thema Wetter. Blauer Himmel & Sonnenschein strahlten uns entgegen – ein Traum! Mit einem Krabbenbrötchen in der Hand fläzten wir durch den Neuharlinger Hafen und ließen uns mit einer frischen Nordseebrise berieseln. Im Hafenbecken erspähte Reiner zugleich die Attraktion des Nachmittags: Ein kleiner Seeheuler hatte sich zu den Kuttern verirrt und legte ein paar Showeinlagen für die mittlerweile zunehmenden Touristenmassen ein. Heinz-Rüdiger, wie wir in nannten, warf sich auch für zwei Videoclips in Pose, die Reiner in Kürze im hr-Fernsehen unter „Hessens 50 schönste Urtiere“ veröffentlichen wird.
Nach ausgiebigem Souvenireinkauf im Teekontor, wurde es Zeit den nahegelegen Lebensmittelladen aufzusuchen, in dem noch lebensnotwendige Rohstoffe wie Kaffee und Tee zu besorgen waren. Neben der gigantischsten Zwiebel Ostfrieslands landeten um ein Haar auch die ostfriesischen Deichmusikanten im Einkaufskorb. Zu einem späteren Zeitpunkt sollte diesem Staubfänger aus der Abteilung „Firlefanz und Allerlei“ noch lange nachgetrauert werden. Doch weiter im Tagesgeschehen. Um die Familienbande zu komplettieren, wurde zugleich am Edeka-Markt Familie Claas zum Treffpunkt gebeten. Von da an ging es gemeinsam wieder zurück nach Hafen-City, wo in waschechter Seemannsmanier Schwarztee mit Milch und Klunker-Kandis zu sich genommen wurde. Die Stärkung tat gut, denn der Wind an der See ist rau und eine Fotosession am offenen Meer nicht ganz so sturmstill wie beim indoor-Fotografen in der ländlichen Heimat. Ohne Absturz vom Riff und Haiangriff begaben wir uns vom Deich wieder in einladende Souvenirläden, wo uns Vally und Basti schon mit Teeservice-Schnäppchen des Tages begrüßten.
Nachdem auch noch mal die naheliegende Käse- und Gourmetfiliale und der Schmuckstückladen (Echt Gold- und Silber!!) begutachtet wurde, begaben sich Reiner und ich wieder zurück ins Ferienhaus in dem der Herd schon nach uns schrie.
Wenige Minuten späte hatte ich bereits das Messer für die Zwiebel in der Hand und Krokodils Tränen in den Augen. – Stets eine sehr traurige Angelegenheit, die sich erst durch das Anbraten des Hackfleischs und Kochen der Nudeln relativierte. Auch wenn die Kochsession ohne größeres Drama verlief, sollte sich das Servieren der Speisen als deutlich schwieriger gestalten. „Wieso das Rad neu erfinden, wenn man doch einen Nudelaufschepper benötigt?“, dachte sich Reiner und erfand das Westerwälder Nudelsieb.
Nach getaner Arbeit kehrte Ruhe in die Wohnung ein und ich versetzte mich in den abgesicherten Modus um einen Nachtmittagsschlaf zu halten. Reiner schaute derweilen „Hessens schönste Schlösser“ und verfluchte das HR, als Platz 1 an irgend so ein Hinterwälderschloss anstatt an das Prachtschloss Beilstein vergeben wurde. „Die sind doch alle geschmiert!“, dachte ich mir noch als wir uns Richtung Osterfeuer im Nachbarort Neufunixsiel begaben und unterwegs schon mal den letzten Segen für Altharlingersiel aussprachen, welches so langsam zu verkohlen drohte.
Am letzten Bauernhof in der Walachei angekommen, strahlte uns die Herberge für diese Nacht und das wenige Meter entfernte flammende Osterfeuer entgegen. Weiter nördlich loderte bereits das Ortseingangsschild von Altharlingersiel – bis Mitternacht würde der Ort wohl nicht durchhalten…
Mit ein, zwei Kisten norddeutschem Haake Beck und echtem Ostfriesen Diesel wurde dann das alljährliche Osterfeuer an der See würdig begangen und in lustiger Runde im Bauwagen gefeiert.
Auch der Morgen danach sollte mit DER Feier starten. Die liebe Anne wurde nämlich 50 und ließ uns alle an diesem denkwürdigem Tag teilhaben. Schon zu früher Stunde hieß es raus aus den Betten und ran an die Deko. Mit Girlanden, Presenten, Torten, Kuchen, Kaffee, Tee, Rührei und Speck liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Denn nur ein kurzes Zeitfenster von 37 Minuten stand den Akteuren zur Verfügung um den 50. zu einer Überraschung der ganz besonderen Art werden zu lassen. Auch wenn die erste Fure Kaffee erst mal ordentlich daneben ging und 6 Eier für 10 Leute einfach viel zu wenig sind, gelang der Überraschungseffekt unterstützt von Siegberts musikalischer Audioeinspielung ganz wunderbar.  Anne ließ sich ordentlich feiern und freute sich über Geschenke wie Fotobuch, ostfriesisches Allerlei und ein mobiles Endgerät.
Da Altharlingersiel durch ein Wunder (vielleicht war es die tägliche Flut?), doch nicht in der Nacht zuvor niederbrannte, machten sich Reiner und ich am frühen Mittag wieder nach Hause. Während ich meinen Schlaf nachholte, ließ sich Reiner von „Hessens 50 leckersten Gerichten“ im HR begeistern, musste aber später vor Verwunderung feststellen, dass es die altbeliebten „Säufüßchen“  nicht in die Top Ten geschafft hatten. Im Anschluss an Handkäs und Musik strahlte das HR noch die Pokal-Partie Frankfurt gegen Duisberg aus, in der die hessischen Frauen in einem ganz unansehnlichem Elfmeterschießen das Weiterkommen für sich entschieden.
Um 18:00 Uhr wurde dann das Highlight des Wochenendes angesteuert: Der Werdumer Hof. Auch bekannt für seine serviceorientierten Mitarbeiter, die stets durch professionelles Auftreten beim Kunden glänzen. „Was darf‘s denn heute sein? Ach, Moment! Ich hole mal schnell Zettel und Stift, bei einer so großen Runde könnte das schwierig mit dem Gedächtnis werden."  So oder so ähnlich der Wortlaut unseres Kellners, welcher uns durch den frühen Abend begleiten sollte. Die Auswahl der Speisen war schnell abgehandelt, als auch schon der nächste Zug mit Gästen anrollte und zur Tür eintrat. „Ach, ich liebe die Feiertage!“, sprach der Kellner mit Hochmotivation und einem Lächeln im Gesicht, als im nächsten Moment Kellnerin 2 die Werdumer Flugplatte den Gang entlang schlittern ließ und weiteres Porzellan und Glas hinterher warf. Nun denn, für Unterhaltung war in jedem Fall gesorgt! Und als Frau Kellnerin 3 nach dem Mahl noch die „Kurzen“ servierte und zum Küstennebel-Schnaps ihr Sprüchchen runter leierte, konnte der Abend nur noch durch die Rechnungsabwicklung getoppt werden. „Ach, seit wann funktioniert das denn?“,  fragte Kellner 1 erstaunt, als er zuvor Anne nicht die Bedienungshinweise der Kasse abgekauft hatte und von seiner Kollegin dann aber doch eines Besseren belehrt wurde.
Mit einem Grinsen im Gesicht verließen wir die Gaststätte, verließen wir Werdum und letztendlich auch den hohen Norden. „Wie, Sie wollen jetzt schon abreisen?“ fragte Frau Drasch als Reiner am Montagmorgen an ihrer Tür klingelte. „Nein, ich wollte nur fragen, ob Sie noch den Karton für den LCD-Fernseher haben. Der lässt sich darin besser nach Hause transportieren.“ Und während ich noch die Kacheln im Bad abschlug und Reiner das Ceranfeld und die Backofeneinheit abmontierte, klingelte auch schon der Wecker zur Abfahrt. Wir beluden noch das Auto mit den Bücherkisten und hievten die Gartengarnitur auf die Rückfahrersitze, bis wir uns dann wieder gen Heimat machten.  Unterwegs begutachteten wir norddeutsche Bauernhöfe und Felder, da uns der Feiertagsrückstau auf die Landstraßen bis Osnabrück verbannte. Verschiedene Lokalitäten und Attraktionen ließen wir dabei passieren und kehrten erst kurz vor Autobahnauffahrt in Friedhelms Truck Stopp ein. Denn lasst euch eins sagen:  Wer in seinem Lebtag noch nicht in Friedhelms Truck Stopp war, der hat auch noch keine Werdumer Flachkatzen gesehen und irrt auch heute noch mit Ilsegret durch Einbahnstraßen und Sackgassen. Ein Hoch auf Deutschlands Norden und seine Bürger und Eigenarten!