Viva los Pirineos!

Der Aktivurlaub begann bereits einen Tag verfrüht, im Herzen des Lahn-Dill-Kreises, als wir wieder  einmal die utopische Idee hatten die Welt zu retten oder zumindest einen Minimalbeitrag hierfür beizusteuern. Im Grunde hätte der Tag auch dafür ausgereicht den Backpack zu packen und sich mit spanischem Vokabular und einer Paella-Pfanne gemütlich auf den Urlaub einzustimmen. -Nein, wir müssten ja mal wieder in die Vollen greifen und 500 Kilo Müll über eine Strecke von 600 Metern aus dem Wald karren. "Mein Rücken wird es mir morgen danken!" stellte ich missmutig fest als ich mich nach dem siebenhunderteinundzwanzigsten Plastikschnipsel bückte, während Kristin und Tine in aplpineren Gefilden, nähe A45, wie Bergziegen umherkrakselten um zersplitterte Autoscheinwerfer und Leitblanken aus der Natur zu entfernen. Unterdessen leerte Seli undefinierbare Flüssigkeiten aus verrotteten Plastikflaschen, Janina fegte die Böschung hoch und runter und becks rätselte wieviel Einsätze wohl noch nötig seien, während sie ein Meer aus Pfandflaschen und Bifi-Verpackungen seit zweieinhalb Stunden bearbeitete. Lediglich Katja  hatte ein Grinsen auf dem Gesicht, ganz entzückt von dem Goldgrubenfund, alias einer noch gut erhaltenen Mercedes Radkappe, die sie schon gedanklich bei ebay Kleinanzeigen eingestellt hatte. "Leute, 3 Stunden, so wie immer!" motivierte Löön, nicht ahnend dass wir schon in die vierte volle Stunde Müll sammeln geraten waren, ohne eine einzige Pause eingelegt zu haben. Erschöpft und entsetzt über den Müllberg, den wir fein säuberlich am Anfang des Weges aufgereiht hatten, legten wir Picker, Eimer und Kofferwage nieder. "Ich muss jetzt echt mal heim und packen." monierte ich und auch Kristin scharrte mit den Hufen.

Um 16:20 Uhr zog ich dann endlich meinen Backpack hervor und begann zu packen, musste mir jedoch erst noch mal ins Gedächtnis rufen wo wir eigentlich hin wollten, wie wir dorthin wollten, welche Temperaturen überhaupt Masse waren und welche Aktivitäten auf dem Programm standen. Genau genommen hatte ich keinerlei Plan und so warf ich einfach alles in den Rucksack was noch vom letzten Jahr auf der Ecuador-Packliste stand, denn wenigstens fiel mir noch ein, dass ich mit denselben Leuten unterwegs sein würde.

Spanien. Flug nach Barcelona, Mietwagen und 300 Kilometer nordwestlich in die Pyrenäen. So langsam bekam ich wieder Zugriff auf die Eckdaten. Wandern, Mountainbiken, Rafting. Spanisch. Also, stimmte doch, alles wie in Ecuador nur halt ohne Zwischenstopp in Panama. Außerdem würden wir uns komplett selbst organisieren. Eine Ferienwohnung, ein Ort und von dort aus sternförmig Touren abarbeiten. "Wellness, war da eigentlich auch noch was mit Wellness?" Ich hoffte innerlich, dass auf Sissy Verlass sein würde und wir uns beide für einen Thermentag stark machen könnten. "Hoffentlich fahren uns Kristin und Löön nicht in Grund und Boden." wimmerte ich. Warum verreise ich nur immer mit solchen Maschinen?!

Nun denn, erst einmal gilt es den Flug und die Autoreise zu überstehen, auch da sind Zwischenfälle bereits vorprogrammiert. Überhaupt hätte der Flug gar nicht Teil des Programms sein dürfen. Als Plastikrebell darf man sich sicherlich nicht mal mehr das erlauben. Wenigstens konnten wir Abstand von den Billigairlines nehmen und nutzen nun die gute alte Lufthansa, in der Hoffnung, dass diese noch ist was sie mal war.

In diesem Sinne, Vivas los Pirineos!





Jeder kann ein Ozeankind® sein

Gastbeitrag von Rebecca Dittmar (becks)

Alles begann mit einer Mini-Müllsammelaktion auf dem benachbarten Parkplatz der Wohnung. Der tägliche Anblick von Müllbergen auf dem Weg zur Arbeit war irgendwann der Stein des Anstoßes. „Wir müssen da mal aufräumen, das sieht ja echt schlimm aus was dort alles herum liegt…“

Wenige Wochen später gab es den ersten freiwilligen Sammeltag. Das Ergebnis: 2 Säcke voller Müll. Eine Radkappe. Parkplatz sauber, wir zufrieden. Sogar die Stadt Herborn zeigte Unterstützung für diese Aktion und sicherte uns nach Anfrage die entsprechende Entsorgung des gesammelten Abfalls zu.

In der nächsten Zeit fanden sich immer neue Stellen in der Umgebung, an denen achtlos weggeworfener Müll einen traurigen Anblick mitten in der Natur bot.
Nächstes Ziel: Das Dillufer in Herborn. Die Bilanz hier: 5 Säcke Müll, diverse Glas- und Plastikflaschen. Alles verstreut am und sogar im Wasser.

Es ist erstaunlich was aus einem kleinen „Ich kann den Müll da nicht mehr sehen…“ bis heute geworden ist. Auf einer gemeinsamen Mountainbike-Tour hieß es irgendwann „Leute, jetzt schaut euch gleich mal um. Wir fahren jetzt den ‚Müll-Trail’...“ Bitte was??!

Und dann waren wir geschockt über das Ausmaß was wir vor uns sahen. Ein kleiner Zuwanderweg des Rothaarsteigs in Herborn-Burg, unterhalb der Autobahnraststätte Dollenberg. Und alles, wirklich alles voller Müll. Mitten im Wald sah es aus wie auf einer Mülldeponie und es roch auch so. Nicht nur Plastik, Papier oder Flaschen mit seltsamen Inhalten, alles in rauen Mengen. Nein, hier fanden sich teilweise richtige verschnürte Müllpakete. Dazu Autoscheinwerfer, ausgelaufene Batterien, Nummernschilder, Auspuffanlagen, diverse verrostete Metallbleche, Spraydosen, Leitplankenteile, Teerstücke, Bauschilder und sogar ein BlackBerry. Und das ist längst nicht alles... immer neue unglaubliche Fundstücke sind bei jeder Sammelaktion an der Tagesordnung. Und man stellt sich immer wieder nur ein und dieselbe Frage: Wieso machen die Leute sowas? Wieso wird solcher Müll einfach achtlos weggeworfen, frei nach dem Motto: „Aus den Augen, aus dem Sinn...“. Tja wenn das so einfach wäre...

Unterstützung und ein Forum für unsere Aktionen fanden wir unter der Internetseite www.ozeankind.de. Hier fanden wir auch Mitstreiter. Verschiedenste Menschen die auf dem Weg zur Arbeit, bei der täglichen Joggingrunde oder einfach beim Spazieren gehen im Urlaub am Strand Müll aufsammeln und entsorgen. Für ein kleines bisschen mehr Sauberkeit in dieser Welt. Tolle Aktion und tolle Menschen, die auf eine solche Idee kommen!

Wir wissen, dass unsere kleinen Müllsammel-Aktionen nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind und dass endlos viel Müll in dieser Welt immer wieder zum Thema wird. Aber es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass man auch mit einem kleinen Beitrag etwas Großes leisten kann. Für sich selbst und die Umgebung in der man lebt, quasi direkt vor der Haustür.

Und deswegen: Jeder kann ein Ozeankind® sein!
Schnappt euch eine Mülltüte, wenn ihr mit dem Hund raus geht, beim letzten Stück eurer Feierabend-Laufrunde oder einfach beim Sonntagsspaziergang. Sammelt was ihr finden könnt und sorgt mit uns allen dafür, dass es ein klein wenig sauberer wird, in einer Welt die uns alle etwas angeht und die wir auch in ein paar Jahren noch so dringend brauchen.

Eure #plastikrebellen (Team Herborn)
becks, löön, kristin, daniel, juli

Mehr Infos auf www.ozeankind.de 

Zeitungsartikel auf mittelhessen.de: 

https://www.mittelhessen.de/lokales/region-dillenburg_artikel,-„Wie-eine-Muelldeponie-im-Wald“-_arid,1391600.html