Schlaflos durch Vietnam..

Konstante monotone Rollgeräusche. Werden lauter, wenn wir Fahrt aufnehmen. Es schwankt, knattert und quietscht. Klirren einer losen metallischen Befestigung. Vorbeihuschen von grellen Lichtkegeln. Die Luft feuchttrocken und stehend. Ein frischer Hauch der Klimaanlage, der durch das Abteil zieht. Draußen das Rasseln eines großen metallischen Schlüssels. Babyschreien. Und zwischendurch ein plötzlich abruptes Bremsen mit Rückkopplung am ganzen Körper zu verspüren. Wir kommen zum Stehen. Es klopft draußen monoton auf rostige Schienen. Immer wieder sind Blitzlichter zu vernehmen. Nach 15 Minuten Dauerklopfen nehmen wir wieder Fahrt auf. Die Strecke wird unruhiger. Und die abrupten Wackler intensiver.

Es ist 02:45 Uhr und wir liegen im Nachtzug nach Nha Trang. Die Matratzen sind hauchdünn und durchgelegen. Längentechnisch befinde ich mich auf Anschlag. An ein Einschlafen ist nicht zu denken.

Als es sich so richtig schön eingeregnet hatte, verließen wir mit Sack und Pack das Hotel und starteten Richtung Bahnhof Ho Chi Minh City durch. Eine 9-stündige Nachtzugreise stand uns bevor mit der wir nach Nha Trang gelangen wollten. Das Bahnhofsgelände eher unspektakulär und schlecht riechend. Bahnhof halt.

löön und ich betraten den Zug und schoben uns entlang eines schmalen Gangs in unser Abteil. "Übersichtlich!" stellten wir fest und machten zugleich Bekanntschaft mit den beiden vietnamesischen Herren, die sich mit uns das Abteil teilen sollten. Der Rest der Gruppe war eine Tür weiter auf selbigen beengten Raum untergebracht.

"Na ja, das scheint hier ja alles sicherlich TÜV geprüft zu sein." merkte ich an als löön schon mal den Matratzentest vollzog und im selben Moment ihre Reisedecke + Kissen auf der spärlichen Unterlage integrierte und sich argwöhnisch mit den neuen Randbedingungen anfreundete. "Muss man wohl alles mal im Leben erlebt haben." stellte sie trocken fest, während wir unseren Mitternachtssnack schon mal auf dem kleinen ausgeklappten Tisch ausbreiteten.

Die Stimmung erreichte zeitlich ihren Höhepunkt als wir bei Butterkeksen nur-echt-mit-22-Zacken und einer Party-Erdnussmischung zulangten und das Zischen des Bieres erklingen ließen. Tourguide "First" gesellte sich zum Feierabendbier zu uns und wir plauderten noch eine ganze Weile über dies und jenes, bis unsere vietnamesischen Abteilungsgefährten das Signal zur Nachtruhe bekannt gaben.

Die Örtlichkeiten im Zug waren die zweitgrößte Herausforderung unserer rollenden Unterkunft, aber hierzu gehe ich besser gar nicht weiter ein. Manches sollte man einfach der Imagination überlassen.

Wir liegen nun seit mehreren Stunden mehr schlecht als recht in dieser alternativen Unterkunftsmöglichkeit. Ich stelle mir zugleich die Frage wie wir zwei weitere schlaflose Nächte dieser Art über die Bühne bringen sollen. Definitiv auf der Liste für die nächste Fahrt stehen folgende lebensnotwendige Artikel:
* 6-8 Dosen Bier
* 1 Flasche Rum
* Baldrian oder ähnliche schlaffördernde Medikamentation
* Luftmatratze oder ein Upgrade in die Überlängen-Class (gibt es so was?!)

In diesem Sinne, ein Hoch auf das gute alte Schlafzimmer. Wir wissen es heute mehr denn je zu schätzen!

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