Hoffentlich haben wir Schnee...

Gastbeitrag von Rebecca Dittmar (becks)

Es war endlich soweit: Kaprun.
5 Tage Ski- und Boardfahren - blauer Himmel, Pulverschnee und Sonne pur lagen vor uns. Wir konnten es kaum erwarten.

Soweit die Theorie.

Die Anreise verlief trotz dramatischen Schneechaosmeldungen aus good old Germany problemlos. Kristin steuerte den Wagen mit höchstgrößter Sicherheit in 8 Stunden ans Ziel. Außer den üblichen Vorkommnissen (Löön schrie eine Stunde nach der Abfahrt nach den ersten Nahrungsmitteln, Becks kämmte sich 105x die Haare und Resi verschlief 3/4 der Autofahrt) gab es nichts und niemand, was uns aufhalten konnte. 

In unserer Unterkunft Pension ChristophOOOrus wurden wir herzlich begrüßt. Nicht. 
Kristin versuchte mal wieder aus ihrer Schwerbehinderung Profit zu schlagen und wollte eine Skipassvergünstigung für sich raushauen, dies wurde jedoch direkt von der Herbergsoma im Keim erstickt. 
‚Des bringt bei unsch gor nix, do müssen‘s an de Skikoasse froagn.‘ Enttäuscht rauschten wir ab und bezogen unsere schönen Zimmer. Nach dem Einrichten folgte eine kurze Ortsbegehung, Brotzeit und Spielsession und dann wurde der Abend zügig beendet. Wir hatten schließlich die nächsten Tage noch viel vor.

Tag 1: Schnee. Viel Schnee. Wolken. Viele Wolken. Sozusagen trüb, bedeckt, null Sicht und Dauerschnee. Jackpot Leute. Egal, auf nach Zell am See. Ab in die Gondel, auf die Bretter und die Piste runter. Die war übrigens im Topzustand. Wenigstens den Pulverschnee hatte man uns gegönnt. Am Ende des Tages kurzes Abklatschen: Tag 1: verletzungsfrei. Check. ✅
Unten wartete der Pavillon mit Apres Ski, Radler (ist kein Alkohol, ja wir wissen es) und Feigenschnaps (Fehlkauf). Zuhause angekommen wurden wir grandios bekocht. Ivana, unsere neue Mitreisende, hatte ihren halben Haushalt mitgenommen, um uns jeden Abend etwas aufzutischen. Ihre Kochkünste: Hammer. Ivana du darfst jederzeit wieder mit😉😍 
Spieleabend. Boarding. Bett. Skiurlaub kann so einfach sein.

Tag 2: Schnee. Viel Schnee. Wolken. Viele Wolken. Sozusagen trüb, bedeckt, null Sicht und Dauerschnee. Jackpot, Leute. 
‚Heute gehts auf den Gletscher, Leute, wenigstens mal gucken’ quakte Löön zwischen 5 Brötchen und 3 Müslischalen. Becks nahm ihre tägliche Tablettenration gegen die mitgebrachte Erkältung und Kristin bestellte sich erstmal Tee, Kaffee und warmen Kakao. Was kostet die Welt? - ist ja alles inklusive. Resi gab wie jeden morgen die Wetterprognose von ihren 48 Apps zum Besten. Leider konnte keine mit auch nur einem Hauch Sonne punkten. Naja, bestimmt wird es morgen besser. 
Punkt 8.52 Uhr (und damit noch eine Dreiviertelstunde früher als gestern) betraten wir den Skibus Richtung Gletscher. Oben angekommen holte man uns auf den Boden der Tatsachen zurück. 2 offene Pisten (von 17). Wow. ‚Ach, da oben ist es bestimmt besser, wir sind doch über den Wolken’ schmetterte Resi und stürmte Richtung Seilbahn. Wir hinterher. Oben angekommen wurden wir schnell eines Besseren belehrt. Lawinengefahr 4, Sturm, Schneeverwehungen, -14 Grad und null komma null Sicht. Bravo, so macht Ski fahren Spaß. Wir trotzten dem Wetter und fuhren soweit hoch, wie es möglich war, um uns dann völlig blind wieder nach unten zu arbeiten. ‚Leute, das ist schon bissi gewagt, was wir hier machen‘ merkte Ivana an (wahrscheinlich überlegte sie gerade, welchen Verrückten sie sich angeschlossen hatte) und wir stimmten mit ein. ‚Ja, aber wenn wir hier fahren können, dann können wir überall fahren‘ merkte Löön an. Das hier ist sozusagen die Quali für alle Pisten. ‚Leute, ihr müsst einfach auf das vertrauen, was ihr könnt, dann geht das schon‘, versicherte Resi. Kristin merkte kurz an, dass die Pistenschilder nicht mehr zu erkennen seien, aber ihr Einwand verpuffte im Wind. Becks drehte ihr Board Richtung Berg, erinnerte sich noch kurz an Resis Parole und fuhr los. Völlig blind ins Nichts. Nach 50m fand sie sich auf dem Boden der Tatsachen wieder. Von oben bis unten mit Schnee bedeckt. Aber wenigstens unverletzt. Danke Resi. 
Nach 2 Stunden Qualifikation gaben wir auf. ‘Es gibt ja hier noch einen anderen kleinen Berg direkt vor der Haustür’ merkte Löön an. ‘Der reicht doch für den Rest des Tages.’ Und so machten wir uns auf den Weg dorthin. Der Maiskogel. Unser Hausberg. Was ein wunderschöner Berg mit blauen und roten Pisten und genau richtig, um sich nach dem Gletscher-Desaster mal wieder etwas Fahrvermögen anzueignen (die Sommerpause ist ja schließlich immer recht lang). Zu fünft im Sessellift Richtung Berg nach oben gab es plötzlich 5 laute ‘Aaaaaaaaahhh..’ und die halbe Piste unterhalb guckte nach oben. Was geschehen war? Ach, lediglich ein 10x10 cm großes, blaues Loch in dem grau verhangenen Himmel, das natürlich gebührend gefeiert wurde. ‘Jetzt wird es, Leute, ab morgen scheint die Sonne’ rief Resi. Und unserer Zuversicht waren keine Grenzen mehr gesetzt. Am Ende des Tages kurzes Abklatschen: Tag 2: verletzungsfrei. Check. ✅

Tag 3: Schnee. Viel Schnee. Wolken. Viele Wolken. Sozusagen trüb, bedeckt, null Sicht und Dauerschnee. Jackpot, Leute. 
Heute waren wir schlauer. Das Wetter würde nichts werden. Da konnte Resi ihre App drehen und wenden, wie sie wollte, die Sonne wurde nicht angezeigt. Stattdessen gab es Sturmwarnungen und auch die Inhaberin der Pension mahnte uns zur Vorsicht. ‘Lasst uns heute einfach nur auf dem Hausberg bissi fahren und wenn das Wetter zu schlecht wird machen wir uns vom Acker’ schlug Kristin vor und erntete Zustimmung. Löön merkte zwischen ihrem zweiten Käsebrötchen, ihrem Rührei, den Cornflakes und dem Quark mit Obst nochmal kurz an, wie wichtig ein reichhaltiges Frühstück sei und Becks war einfach nur froh, dass sie heute mal eine halbe Stunde länger mit Anziehen und Ausgehfeinmachen verbringen konnte, als die Tage zuvor. ‘Kein Stress, Leute, heute haben wir Zeit, das Wetter wird eh nix’ sprach Resi und versuchte es aber gleich nochmal mit einer Aktualisierung ihrer Berge-Allwetter-App. Bitte nicht.. 
Tag 3 verlief trotz der Warnmeldungen recht unspektakulär. Ab 14 Uhr klagten alle über Schmerzen in Waden, Oberschenkeln und Füßen, so dass der Skitag früher als sonst beendet wurde. ‘Tag 3 ist immer der schlimmste’ sprach Löön und Kristin schlug umgehend eine Wanderung als Ausgleich vor. Wir schauten uns kurz an.. ehm nein. 
Am Ende des Tages kurzes Abklatschen. Tag 3: verletzungsfrei. Check. ✅ 
Auf zum Apres Ski. ,Heute gehen wir aber mal essen, Leute, oder?‘ fragte Resi, die sich zusammen mit Becks schon 4 Pizzen und 3 Schnitzel ausgemalt hatte. ‘Aber ich koch euch doch heute wieder was Leute, das ist doch schnell gemacht’ rief Ivana und schon war Essen gehen auf morgen verschoben (hatte ich schon erwähnt, dass Ivana und ihre Kühlbox ab jetzt immer und überall hin mit darf?). Auch diesmal zauberte sie uns aus wenigen Sachen ein köstliches Abendbrot und so endete Tag 3. ‘Morgen wird es bestimmt schön’ merkte Resi an, als sie noch einen letzten Blick vom Balkon auf den völlig zugenebelten, nicht zu erkennenden Berg warf. Na, da sind wir doch mal gespannt. 

Tag 4: Achtung! genauer lesen ;) Schnee. viel Schnee. Weniger Wolken, etwas heller. Kein Schnee von oben. Geht doch :)
‘Heute versuchen wir es nochmal in Zell am See, ok Leute? Da ist noch soviel, was wir nicht gesehen haben, da müssen wir nochmal hin’ bestimmte Resi am Frühstückstisch. Wer auch immer jetzt widersprechen wollte, würde eh im Keim erstickt werden und so ließen wir unser Schicksal über uns ergehen. Oben angekommen nahmen wir uns sämtliche Pisten vor, die wir noch nicht befahren hatten. Es hatte über Nacht nochmal richtig geschneit und so fanden wir uns just in 234 Fotosessions, 15 Videodrehs und 78 Formationsfahrten wieder (alles mehr oder weniger erfolgreich). ‘Der Schnee ist mega, Leute, und wir machen wirklich das Beste aus der Situation’ merkte Löön an. ‘Ich bin stolz auf uns.’ Jetzt nur nicht übermütig werden. Und schon beschlossen Kristin und Becks, sowie Löön und Resi Ski und Board zu tauschen um das einfach mal auszuprobieren. ‘Wie schön, ich wollte schon immer mal Ski fahren’ freute sich Becks und Kristin versicherte ihr, dass ein 41er Skischuh auch an einen 39er Fuß passte. Na dann kann ja nichts schief gehen.. ‘Ist das normal, wenn man in dem Schuh rutscht?’ fragte Becks und Kristin winkte mit einem ‘Ach das passt schon, wir machen die Schnallen jetzt richtig zu und dann geht das’ ab. Währenddessen stand Resi bereits zum ersten Mal auf dem Snowboard und saß auch bereits schon wieder. ‘Wie soll das denn gehen und wie soll ich denn hier wieder hoch kommen?’ rief sie und Löön gab ihr auf vertrauten Ski (was man einmal kann, verlernt man nicht gelle löön) einen Crashkurs im Boardfahren. Das gleiche versuchten Kristin (die völlig sicher auf dem für sie neuen Sportgerät den Hang hinunter gleitete) und Ivana bei Becks. ‘Cool, Leute, das will ich richtig lernen’. Becks Euphorie waren keine Grenzen gesetzt. Der auserkorene Übungshang (nicht) zeigte sich jetzt jedoch von seiner schlimmen Seite und trotz überragenden Skianfänger-Qualitäten riss es Becks dann dahin. Oder besser ihren Fuss. Im Skischuh einmal um sich selbst. ‘Huch, das ist wohl ein Hauch von einem Bänderriss’ klagte Becks und wir beschlossen, das Experiment zu beenden, bevor noch mehr passiert. Resi hatte es zwischenzeitlich aufgegeben und beschlossen, das Boardfahren nichts für eine ambitionierte Skifahrerin ist. Als sie Lööns geliebtes Snowboard abschnallte, passierte es. Das Brett machte sich selbständig und schlitterte Richtung Abhang. Der Skifahrer, der im Weg stand und es hätte aufhalten können, ging brav zur Seite und so fiel das Board 20 Meter den Abhang hinunter in den Wald. Alles bei 3.20 m Tiefschnee. Wir starrten uns geschockt an. Kristin war natürlich die erste, die sich selbstlos den Abhang hinunter stürzen wollte, um das Brett wieder nach oben zu befördern, was wenigstens noch einen Hauch sichtbar aus dem Schnee ragte. Prompt fing sie sich eine lauthalse Abmahnung von uns allen ein, in der wir sie über die aktuell herrschende Lawinengefahr aufklärten. Glücklicherweise war in direkter Nähe ein Lift und dazugehörige Mitarbeiter. Wir schilderten ihnen unserer Problem und die beiden waren erleichtert, als wir ihnen versicherten, das es nur das Board war, was im Tiefschnee gelandet war - ohne Fahrer. Trotzdem hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Der Liftmitarbeiter stapfte mit uns die Piste hoch und schaute sich das Ganze an. Was blieb ihm auch anderes übrig.. langsam aber sicher ließ er sich den Abhang hinunter gleiten und das mehrmalige Ausrutschen und sich-selbst-im-Schnee-freigraben machte uns deutlich, wie gefährlich es abseits der Piste wirklich ist. Mit hochrotem Kopf, patschnass und definitiv mit dem höchsten Sportanteil seines Tages (oder der Woche?) beförderte er Löön’s Board wieder an die Oberfläche und auf sicheren Boden. Unser Dank war ihm und der Kaffeekasse des Liftbetriebes sicher. Puh.. Leute, das hätte echt böse enden können. ‘Jetzt gehts grad runter und heim, es reicht für heute mit den Katastrophen’. Und da waren sich alle einig. So ging ein ereignisreicher Tag in der Reihenfolge wie die vorherigen zu Ende. Naja fast. Tag 4: Verletzungsfrei. ❌
Ein Wunsch wurde aber noch erfüllt. Unser letzter Abend und endlich das lang ersehnte Essen gehen. Kristin fragte sich zum fünften Mal, warum sie eigentlich für 1 Abend 3 Blusen eingepackt hatte. Naja, da hatten wir uns wohl alle etwas mit den Outfits verschätzt.. gelle Resi und Becks? ;)
‚Leute.. morgen sind 7 Stunden Sonne angesagt!!‘ Echt jetzt? Wir konnten es kaum glauben doch die Wetter App hatte schon seit Montag für Freitag Sonne versprochen. Und das ohne Änderung. Es sollte also wirklich stimmen. Die Frage, ob wir anstelle einer frühen Heimfahrt einen halben Skitag anhängten, war schnell geklärt. ‚Morgen gehts nochmal auf den Gletscher. Juhu!‘ Jetzt aber ab ins Bett und mit einer riesen Vorfreude auf den morgigen Tag schliefen wir ein.

Tag 5: Achtung: Sonne. blauer Himmel. Sonne. blauer Himmel. Sonne. Mega-Jackpot :)
Es war um 7 Uhr schon klar, dass dieser zusätzliche Tagesskipass die Investition des Jahrhunderts werden sollte. Nachdem Löön in Windeseile ihr geliebtes Frühstücksfestmahl verschlungen hatte und auch alle anderen heute etwas zügiger zu Potte kamen (außer Becks, die war wie immer die Letzte), verstauten wir sämtliches Gepäck abreisebereit ins Auto und fuhren hoch Richtung Gletscher. An der Kasse versuchte Kristin nochmal ihr Glück und zückte ihren Schwerbehindertenausweis. Diesmal mit Erfolg. Immerhin 5€ Ermäßigung und ein Foto, welches in Großformat auf dem Display an der Seilbahn prangte, während wir eincheckten. Na, wenn es das wert war.. ;) Endlich oben angekommen trauten wir unseren Augen nicht. Und eigentlich ist es auch mit Worten nicht annähernd zu beschreiben. 3029 Meter. Gletscher. Berge und Bäume. Mit meterhohem Pulverschnee bedeckt. Strahlender Sonnenschein und wolkenloser blauer Himmel. Wahnsinn. Und immer wieder atemberaubend diese Kulisse. Definitiv das Highlight und krönender Abschluss der ganzen Woche. Ski- und Boardfahren bei absoluten Traumverhältnissen bestimmte unseren letzten Tag. Natürlich durften auch hier ein ‚paar‘ Bilder nicht fehlen. Gegen Nachmittag machten wir uns dann auf den Weg ins Tal und zurück in die Heimat. Stau war vorprogrammiert aber das störte uns nicht. Denn genau solche Tage sind Erinnerungen fürs Leben und zusammen mit den richtigen Leuten am richtigen Ort hat doch jeder Tag das Potenzial etwas besonderes zu sein oder? :)


Top 3: unnütze Mitnahmen:
1. Glätteisen
2. Kristins Blusen
3. Sonnenbrille

Top 3: wichtigste Mitnahmen:
1. Taschentücher 
2. Thermounterwäsche
3. Reiseapotheke

Top 3: Floskeln 
0. Morgen scheint die Sonne. 
0. Ganz oben sind keine Wolken. 
0. Aber Morgen Abend gehen wir Essen.