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Final Call

"Please be a traveller, not a tourist.
Try new things, meet new people
and look beyond
what's right in front of you.
These are the keys to understanding
this amazing world we live in."
-Unknown

San José schlug uns noch einmal ins Gesicht. Und zwar am Abreisetag. Mit $29 Flughafengebühren für Administration, Sicherheit und Instandhaltung. Ja was bitteschön soll das denn?! Gibt's für so was in Costa Rica keine Steuerzahler? Und werden wir ausländischen Reisenden vielleicht demnächst auch noch für die Benutzung der Straßenübergänge zur Kasse gebeten? Irgendetwas läuft in Costa Rica falsch. Oder in Deutschland. Die Rechnung geht keines falls auf! San José landet mit sofortiger Wirkung im schwarzen Buch der nicht-mehr-zu-bereisenden Städte weltweit und da hat es bis dato tatsächlich noch kein anderer Ort hineingeschafft. Eine zweifelhafte Auszeichnung, doch nach den vielen Seitenhieben und Untröstlickeiten, bleibt mir keine andere Wahl. San José ist für mich raus!

Auch für Houstons Flughafen hagelte es noch einmal Minuspunkte. Mit umwerfenden $5 ( dafür konnte Houston ja nichts), kämpften wir uns 7 Stunden lang durch den ereignislosen Tag im Transit. Ohne Free WiFi. Wieder mit stundenlangen Sicherheitskontrollen. Überteuertes Duty-Free. Und einem letzten bezahlbaren Sandwich. Euros hatten wir zwar noch in petto, jedoch schlug das Exchange Büro eine unverschämte Gebühr von $8 bei Umtausch drauf. - Ohne uns Leute, da verzichte ich doch lieber auf ein Getränk und eine Zeitschrift und wende mich den kostenfreien Dingen im Leben zu. Schlafen. Schreiben. Leute beobachten. Musik. Inkl. Aussicht auf die Wartungsarbeiter am United Flieger. Zu jeder Zeit erwartete ich auch hierfür eine Zuschaugebühr. Diese bleibt bisher aus.

Nun sind es noch weitere 3 1/2 Stunden bis zum Anschlussflug. Zeit genug um noch einmal die Reise revue passieren zu lassen und ein Schlussfazit zu ziehen.

Mittelamerika ist unter allen gegebenen Umstände mehr als eine Reise wert. Das kleine Verbindungsstück zwischen seinen großen Brüdern Nord- und Südamerika muss sein Licht nicht unter einen Scheffel stellen, sondern kann selbstbewusst mit Geschichte, Kultur, Flora und Fauna vortreten und mit Abenteuerlichkeit, Relax-Oasen, buntem Stadttreiben, herzhaften Köstlichkeiten und fröhlichen Menschen ohne Bedenken prahlen. Sicherheit wird zu großen Teilen vermittelt, jedoch sollte man wie überall nicht leichtsinnig und völlig unbedarft handeln. Sprich: Abends nicht mehr alleine vor die Tür, bzw. das bezahlbare Taxi bei Bedarf zum Transport nutzen. Und sei es nur 2 Blocks weiter. Desweiteren an Grenzübergängen Anweisungen befolgen und sich nicht von Kleintaschendieben über den Tisch ziehen lassen. Und: ein wenig mehr Vertrauen in die Hotelsicherheit haben, dafür weniger Bares und Wertgegenstände mit sich tragen. Was immer gilt: Stets die Tasche im Blick halten und zu keiner Zeit mit Kronjuwelen oder Applegeräten auf offenen Plätzen um sich wedeln. Unauffälligkeit ist eine Gabe während des sicheren Reisens. Und wem diese gegeben ist, der hat schon nur noch die Hälfte zu befürchten. Zu viele Gedanken sollte man sich sowieso nicht machen, nach meinen Empfinden gibt es mehr hilfsbereite Menschen, als Leute, die einem wirklich etwas Böses wollen. Und wenn dann geht es zu großer Wahrscheinlichkeit nur um ihr eigenes Überleben.

Bevor ich völlig abschweife, zurück zum Trip. Für euch zusammen gestellt noch einmal die Top 3 aus sämtlichen Rubriken:

Stadt/Ort
1. Antigua (Guatemala)
2. Grenada (Nicaragua)
3. Monteverde (Costa Rica)

Activity
1. White Water Rafting (La Fortuna, Costa Rica)
2. Vulkanwanderung (Ometepe, Nicaragua)
3. Schnorcheln (Roatan, Honduras)

Getränk
1. Ingwer-Martini (Costa Rica)
2. Emperial Bier (Costa Rica)
3. Rum (aus Guatemala)

Essen
1. Bunte Spezialitäten Platte (Copan, Honduras)
2. Sushi-Schiff (Monteverde, Costa Rica)
3. Quesidilla (von Guatemala bis Costa Rica)

Wenn ich die Tour noch einmal zu tun hätte, so würde ich diese anders herum fahren um als Endstation in das wunderschöne Antigua zu gelangen und dort mit 2-3 Tagen Aufenthalt den Trip ausklingen lassen. Vermutlich würde ich San José auch überhaupt nicht mehr anfliegen, sondern anstatt dessen in Panama City starten und dafür die ausgelassenen Nachbarn El Salvador und Belize mit einbeziehen. Für das Gesamtpaket sollte man sich mind. einen guten Monat Zeit nehmen. Wenn möglich natürlich mehr. Finanztechnisch - was geht - mit Karte bezahlen und ansonsten die lokale Währung abheben.
Die Fakten und Erkenntnisse des Trips zusammen gefasst sind:

1. Die ganze Währungsumtauscherei und das Hin- und Hergewechsel, hat uns so wuschig gemacht, dass wir schon nach wenigen Tagen keinen Überblick mehr über unsere Finanzsituation hatten.

2. Nordeuropäische Haut braucht seine Zeit um sich in mittelamerikanischen Gefilden zu akklimatisieren. Braun wird man als geborenes Bleichgesicht sowieso nicht!

3. Klospülungen funktionieren in Mittelamerika eher gar nicht. Vielleicht sollte man auch vor Einreise einen Lehrgang zur korrekten Benutzung besuchen. Ich jedenfalls bin froh nun kein Klopapier mehr in den nebenstehenden Mülleimer werfen zu müssen.

4. Die Investition der locker leichten und für subtropische Gefilde ausgerichtete North Face Hose hat sich in jeder Hinsicht bezahlt gemacht. Auch für sportliche Aktivitäten und Wassereinsätze lässt sich die Hose durch die praktische 'Zip'-Funktion multifunktional einsetzen.

5. Spanischkenntnisse sind grundsätzlich nie verkehrt und sollten stets bei Möglichkeit zur Erlernung in Erwägung gezogen werden. Schaden tut eine weitere Fremdsprache nie, vor allem, wenn es sich um eine handelt, die ein halber Kontinent spricht.

6. Es gibt Tage, da könntest du ewig weiterreisen und dir die ganze Welt anschauen. Und es gibt Zeiten, in denen du einfach nur nach Hause möchtest.

In diesem Sinne 'Adíos' und 'Hasta luego' - der Lateinamerikanische Kontinent sagt mir immer mehr zu und wird hoffentlich nicht das letzte Mal von mir bereist worden sein. Es gibt noch viel zu sehen und noch viel mehr zu lernen und zu verstehen. Die Welt wächst weiter zusammen und das Bewusstsein für Umwelt und Eco-Freundschaft gewinnt mehr an Bedeutung. Lassen wir uns überraschen wie es weiter geht! Im Augenwinkel lese ich ein Patagonien und zugleich sollte ich unter den oben genannten Punkten vielleicht doch mein Augenmerk auf Europa legen. Eco-friendly zu reisen, beginnt nämlich eigentlich damit, kein Flugzeug mehr zu benutzen! Vamos and never stop exploring! I'm all in ;)

"No matter where life takes you,
wear a smile while you're there." - Unknown


Vamos!

Mittlerweile sollte ich meine Passnummer im Traum aufsagen können. Gefühlte 100 Formulare zur Ein- und Ausreise, Aufenthalt und Bankzugriff galt es an jeder Grenze auszufüllen. Haben die schon mal was von Copy & Paste gehört? Oder einfach Einscannen? Vermutlich nicht, denn im Hintergrund der Bordercontrolle huschte ein Windows DOS über den Bildschirm.

Nach unserem gestrigen Vulkanabenteuer, führte uns ein immens länger Fußmarsch durch Lavageröll, entlang von Plantagen und Farmen zurück Richtung Inselkern. Geschwächt von der mittlerweile stechenden Mittagssonne trabte und stolperte unsere Gruppe aus 4 Vulkanjägern nur so über steppenartige Felder. An einer "Kuhweide", inmitten eines Waldes, hielten wir inne und kramten unser zweites Chicken-Sandwich aus dem geröllgeschädigtem Rucksack um dieses wortlos und erschöpft einzunehmen. Eidechsen und neugierige Kälber beobachtenden unser Lunch, während wir blessiert und schwitzend daran dachten weitere 40 Minuten Wanderung in der prallen Sonne durchzustehen. Ich schaute rüber zu Luiz und brachte meinen besten Dackelblick zu Gesicht, der mir unter den gegeben Umständen möglich war. Luiz verschwand. Wenige Minuten später pfiff er uns zu "Get on the Jeep!" und ohne groß zu überlegen sprangen wir drei auf die hintere Truckbelade, wo wir uns neben diversen Tonnen Platz verschafften und die weitere Reise im Safaristyle fortsetzten. Mit einem "Muchos Gracias est Adíos" verabschiedeten wir uns dankbar bei unserer Mitfahrgelegenheit und fanden uns nach einer ausgiebigen Dusche mit dem Rest der Gruppe und einem 'Coco Loco' im Thermalbad ein.

Am Abend wurde noch einmal mit der Gastfamilie gespeist, deren Küche karg bestückt und mit kaum Wanddekoration auskam. Fließendes Wasser anstatt Spül- und Waschmaschine. Ein höchstens 15" schneeflimmernder Röhrenfernseher im Wohnzimmer. Schaukelstuhl. 2 Bilder an der Wand. Dahinter Schlafzimmer und Bad. Ein kleines Puppenhaus mit Wellblechdecke. Draußen Tisch, Waschbrett und Brunnen. Das Grundstück abgetrennt mit Maschendrahtzaun. Manni, der Hund, liegt zufrieden davor. Ein glückliches Ehepaar. Herzlich. Strahlend. Dankbar.

Die Schwedin hatte keine Gelegenheit mehr sich von den zwei Hausschweinen Bonita und Chiquita und dem Ferkelchen Rapida zu verabschieden, als wir zu einer unsäglichen Uhrzeit von 6:30 Uhr unsere neuen Familien und die Süßwasserinsel verließen. Diesmal auf keinem Frachter, sondern schon Flüchtlingsboot beschreibend. Keine Sitzplätze, sondern auf unseren Backpacks hockend und liegend ging es rüber aufs Festland. Ich war begeistert. So viel Authentizität hätte ich mir nicht träumen lassen können. Mit "Du hast nicht viel Gepäck, nur ein paar Träume" und einem bemerkenswerten Buchklassiker schipperten wir leinenlos zurück zum Festland um von dort aus weiter an die Grenze Nicaraguas zu holpern.

Costa Rica empfing uns mit leichtem Regenschauer und einer Wandereinheit entlang des Grenzübergangs. Die Amigos haben uns mal schön alles Gepäck von Nicaragua rüber schleppen lassen, zwischendurch Formblätter ausfüllen, Währung umtauschen und Borderhändlern ausweichen. Den Bettlern habe ich meine letzten cortopanischen Münzen zu geworfen um dann festzustellen, dass ich doch eigentlich eine zur Erinnerung behalten wollte. Mist. Aber egal. Irgendwie Erleichterung. Nicaragua ist trotz seiner Schönheit kein kaltes Pflaster.

Costa Rica erschien da doch gleich ein wenig weiter entwickelter. Die Malls haben die Amerikanisierung mit Bravour abgeschlossen und auch im Leistungsfach Tourismus konnte fast volle Punktzahl erzielt werden. Wir befinden uns jetzt in 1600 Meter Höhe in Monteverde und werden in einer Eco Lodge mit allen Annehmlichkeiten beherbergt. Mein erster Checklistenpunkt 'Laundry' ist bereits abgehakt, die Dusche war ein Traum und der nachfolgende Punkt 'Verköstigung' ein Gaumenschmaus. In super internationaler Runde (der Engländer, die Australierin, die Schwedin und ich) tauchten wir in in DAS Sushi Erlebnis. Selten habe ich so hervorragend gespeist. Sushi ist mein neues Top-Gericht!

PS: Aufgepasst beim unbedachten Eiscafé-Kauf. Meine Bestellung schlug als 2-Millionen-Kalorien-Getränk voll ein!!


Chicken Trip & Vulkanjäger

"Would you like an adventure now,
or shall we have our tea first?"
-Peter Pan


Wenn mein Rücken bis dato noch intakt gewesen war, so ist dies spätestens seit heute nicht mehr der Fall. 6 Blocks - so lautete die Anweisung von Alonzo, als wir unsere Backpacks aufschnallten und Richtung Busbahnhof stiefelten. Sage und schreibe 20 Minuten marschierten wir als billiger Abklatsch einer Armeetruppe querfeldein durch nicaraguanisches Markttreiben und brutzelnde Hinterhöfe. Gefühlt habe ich mich wie bei Hinter den Kulissen von Nicaragua. Herabhängendes Gemüse, offene Feuerstellen, lagernde Hühnchen, Bananenstauden, Schlammpfützen. Feilschende Händler und Unterhändler. Die Realität präsentiert sich in den Nebengassen und abseits der heraus geputzten Mainstreet.

Völlig durchgeschwitzt und mit massagebedürftigen Rücken- und Nackenmuskeln erreichten wir den staubigen Halteplatz des auf uns wartenden 'Chicken-Bus', der in seinem Inneren wie ein ausgebombter Schulbus aussah. Stickerbeklebte Frontscheibe. Abgerissene Sitzplätze. Notdürftig angebrachter Rückspiegel. Im Gang klebriges Allerlei und augenscheinlich verdorbene Speisen verkaufende Señoritas und Niños. Wir reisen neuerdings mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Authentisch. Gewöhnungsbedürftig.

Wir hielten wirklich an jeder sich anbahnenden Gruppenschar von mind. 2 Personen an, um diese noch irgendwo in diesem kriegsbeschädigten Fahrzeug unter zu bekommen. Gleichermaßen entließ der Busfahrer an jeder kreativ zusammen geschusterten Unterhaltstelle mitreisende Fahrtabschnittsgefährten und fand indes Zeit den ein oder anderen Tratsch mit bereits auf Neuigkeiten wartenden Rentnern zu halten. On-the-fly nennt sich übrigens die aktuelle Streetworkerscheinung, bei der man ohne Anhalten und Bezahlen des Busses aufspringen kann. Gern gesehen sind auch die On-and-off-Hopper, die sich ohne ökonomischen Hintergedanken zur Zentralisierung, alle in 10m Sichtweite aufstellen und den Busfahrer zu 3 Stopps innerhalb von 30 Sekunden zwingen.

Mein Blick richtete sich noch einmal auf die strukturiert beklebte Busfront, auf der sich die gesamte Actioncollection 'Dragon Z' nebst der Stickerreihe 'Heilige Maria - alle Portraits' und dem FC Barcelona Wappen diverser Größen erstreckte. Phänomenal. Doch scheinbar die Standardtapezierung mittelamerikanischer Vehikels. Denn auch im Mini-Chicken-Van, in dem wir nach 2 Stunden umstiegen und uns dicht aneinander gedrängt zusammenpferchen mussten, konnten wir die Bibelgeschichte verknüpft mit Super Mario Car World noch einmal in Stickerform nachvollziehen. Zu viert, im Schweiße unseres Angesichtes auf zwei Sitze gequetscht, bestritten wir die nachfolgende 15-minütige Fahrt um anschließend auf das Chicken-Boat umzusatteln, mit dem wir den letzten Routenabschnitt, inkl. Schiffsgeschaukel ganz großen Formates, bestritten.

Am Ufer der größten, im Süßwasser liegenden, Vulkaninsel der Welt 'Ometepe', wurden wir zugleich zum Strand aller Sonnenuntergangsträume chauffiert, wo die lokale Community bereits mit dem Kochen unseres Abendmahls begonnen hatte. Während es noch um die Ecke brutzelte und vor sich her kochte, erhielten wir eine 1-stündige Einweisung in die 'Optionals' auf dieser lächelnden Vulkaninsel. Neben Pferdereiten am Strand und diversen Wanderhikes, strahlte mich die Tageswanderung hoch zum herausforderndsten Vulkan Nicaraguas an. Völlig irrational entschied ich den 1600m hohen 'Conception' zu erklimmen. Ernüchterung erst, als sich heraus stellte, dass nur zwei weitere Personen mit mir diesen Weg bestreiten würden. Ein australischer Armee-Mann und der Deutsche. Huch, hatte ich da vielleicht doch ein paar Nebeninformationen und Hinweise verpasst? Die Mehrheit unserer Gruppe entschied sich für Pferd und Beach, während Team Kanada + Friends die Halbtagestour zum Vulkan ins Auge fassten. An dieser Stelle hätte ich vielleicht die 40$ Vulkangebühren zurück halten und meine Auswahl noch mal überdenken sollen. Tat ich aber nicht.

Mittlerweile entfaltete sich der Geruch der Ometepischen Spezialitäten, doch an ein baldiges Essen war noch nicht zu denken. Schnellkochtopf gibt's hier nicht. Unsere Gastfamilie stellte sich dafür schon mal vor und gab uns Einblick in die Räumlichkeiten. Walt-Disney-Prinzessinnen-Raum mit Feentouch unter Wellblechdach würde es genau beschreiben. Jenny, die Engländerin und ich waren begeistert! Schnell wurde um die drei rosa, pink und lila bezogenen Betten gefeilscht, zu denen wir zusätzlich zwei Standventilatoren erhielten. Bitter nötig. Das Bad (außerhalb gelegen) erwies sich als 'Basic' und beherbergte zudem ein paar neu kennen zu lernende Insektenspezies. Gerne hätten wir noch über das eine oder andere Thema mit unserer temporären Familie geplaudert, doch dies ließen unserer katastrophalen Spanischkenntnisse nicht zu.
Nach ausgiebigen Abendverzehr begaben wir uns zu Bett und lauschten der Stille. Stille? 3 Millionen Vögel stimmten sich im Kanon ein, ein Sturm blies die Palmenblätter scheppernd über unser Wellblechdach, die nicht-geölten Ventilatoren quietschten durch die Nacht und ein weiteres tippelndes Geräusch machte sich auf unserem Dach bemerkbar. Kleine Füßchen. Auf und ab. Ratten.

Zum Frühstück präsentierte sich vor mir eine Portion Rühreier, Reis, Bohnen und Tortillagebäck. Um 5 Uhr morgens. Na dann mal auf. Als ich den bis zum Rand gefüllten Teller zu 3/4 ausgelöffelt hatte, läutete der Bus zur Abfahrt. Einen Vulkan galt es zu erklimmen. Mir zitterten die Knie. Was hatte ich mir da schon wieder eingebrockt? Von allen Sinnen verlassen musste ich mir ja ausgerechnet den schwierigsten Vulkanaufstieg auswählen. Manchmal zweifele ich an mir selbst. Sinnigerweise hatte ich die Schwedin am Vorabend informiert die Bergwacht nach einem aggressiv roten T-Shirt Ausschau zu halten. Safety first!

Die ersten Meter erwiesen sich als guter Start. Der Weg, nur geradeaus führend, war geprägt von viel Gestein, riesigen Baumstämmen und einem Insektenorchester, das fast für Taubheit sorgte. Tropische Temperaturen, erste Schweißperlen, glücklicherweise keine Sonne weit und breit. Im Anschluss an den Einlaufpart, sollte der 'Medium Part' folgen. Schon nach wenigen Schritten stellte ich mir schweißüberlaufen die Frage: "Wenn das der Medium Part ist, wie soll denn erst der 'Hard Part', geschweige denn vom 'Killer Part', aussehen?" Es nützte alles nichts, das Wanderprogramm musste jetzt durchgezogen werden. Wir kraxelten das verdammt steile Vulkangebirge, umringt von Dschungelwald und kreischenden Affen, weiter nach oben und ignorierten die mittlerweile flussartigen Schweißströme. Ich möchte mir gar nicht ausmalen wie ein Hike unter sonnensichtbaren Umständen ausgesehen hätte. Undenkbar! Der Weg wurde steiler und Wasser + Wind meine zwei neuen besten Freunde. Auch den Wanderstick wollte ich nicht mehr missen. Das Tool ist wirklich Gold wert.

Nach 800 Höhenmetern erhielten wir so langsam ein Bild von dem was uns da oben erwarten sollte. Rauch. Wolke. Weiß. Es wurde windiger. Nach 900 Metern zog der Tourguide schon mal in Erwägung die Erklimmung abzubrechen. Zu starke Winde. Denn merke: ab der 1000 Meter Grenze geht es kraxelnd weiter. Handschuhe hatten wir bereits erhalten. Auf 950 Metern dann die nüchterne Erkenntnis: Das könnte windig werden. 1000 Meter: Um Haaresbreite hätte mich der Vulkan die mühselig erklommenen Meter wieder herunter gepustet. Windstärke 14 stürmte es hier oben und trotz meines reichhaltigen Frühstücks konnte ich mich kaum auf den Füßen halten. Die Wolken versperrten zudem die Aussicht auf die Insel. Missmut. Enttäuschung. Chicken-Sandwich. Während des Lunchs entschieden wir mit unserem Tourguide, das ein Weitergehen keinen Sinn machen würde und lebensbedrohlich enden könnte. Abbruch.

Doch als Alternativrückroute dachte sich der hier aufgewachsene Tourguide was ganz besonderes aus: Auf zu den Spuren des Lavacanyons, welcher sich in 1957 bei einem schweren Vulkausbruch formte und bildete. Ganz original Standard kann man es wohl nicht bezeichnen, als wir uns über den gut befestigten Maschendrahtzaun arbeiteten und in ein Adrenalinabenteuer abseits der Touristenwege starteten. Zunächst kämpften wir uns durch dicht bewachsenes Dickicht und Dschungelwald, blieben in Dornen hängen und traten in lose Stolperfallen. Dann erblickten wir den Canyon. Eine Felsformation vom allergeschliffensten! Was für Kräfte müssen hier gewirkt haben, als die Lava 1957 durch das Flussbett strömte! Ein Kraxelerlebnis ganz besonderer Art stand bevor, was all unsere Free-Climbingkünste erforderte. Von Ast zu Ast hangelnd, entlang gebröckeltem Gestein und Lianen. Ein falscher Schritt und das Rutscherlebnis nimmt seinen Lauf. Und so geschah es dann auch. Als ich schon festen Boden unter mir spürte, hörte ich hinter mir nur noch bröckelndes Gestein abwärts rutschen. Michael, der Australier hinterher. Rasend schnell huschte er und mit sich ziehende Pflanzen und Felsgestein den Berg hinunter, bevor er kurz vor Aufschlag in aller letzter Sekunde von Luiz, dem Tourguide, gegriffen wurde. Geschockt und geflasht von den vor mir ablaufenden Ereignissen, konnte ich dem Backsteingroßen Felsbrocken nur hinter her sehen, als dieser im freien Fall um Haaresbreite an Michaels Kopf vorbei streifte. Shit...that was close! Einatmen. Ausatmen. Volcanoe: 0 Michael: 2. Schon beim Vulkanboarden konnte der Australier einer größeren Katastrophe ausweichen. "You were the first tourists I took to this place by the way." erwähnte Luiz beim Verabschieden. - Ja, und beinahe die letzten. 



La cuenta, por favor!

Nicht nur, dass ich seit Antigua zum Frühaufsteher mutiert bin und meine durchschnittliche Aufstehzeit bei 5:30 Uhr liegt, seit Eintreffen in Mittelamerika beherrsche ich auch die deutsche Königsdisziplin namens Pünktlichkeit. Mit Bestnoten erscheine ich an jedem vereinbarten Treff- und Abfahrpunkt und kann sogar mit dem Bonus Überpünktlichkeit glänzen. Wie schade nur, dass der Rest der Nation in den zentralamerikanischen Modus "komm ich heut nicht komm ich morgen" gewechselt hat und ich auf die ewig zu späten warten muss. Zügig werde ich mir diese neuen Disziplinen wieder abgewöhnen, denn zu spät kommt man ja eh immer rechtzeitig!

In Granada, welches am Fuße des aktiven Vulkanes Mombacho liegt, gab es so einiges zu sehen. Neben riesigen Plazas und bunten, kolonialen Straßen, ist auch das gastronomische Gewerbe nicht zu verachten. In dem groß ausgelegten "Garden Café" begannen wir den ersten Morgen mit einem klassischen Rührei und kross gebratenem Speck und rollten anschließend Richtung Masaya Vulkan National Park weiter. Mit Hinweisen wie "Im Falle von Steinexplosionen, verschanzen sie sich bitte unter ihrem Auto" und "Akzeptieren Sie Risiken" erforschten wir ganz unerschrocken Flora und Fauna der Vulkanstein geprägten Umgebung und ließen uns auch nicht von Bildern einer Eruption des vorhergegangen Jahres beirren. Auf meine Frage nach einem Frühwarnsystem, erläuterte uns Alex, der Tourguide "Ja, das gibt es. Funktioniert hat es allerdings beim letzten Ausbruch nicht." Anhand dieser neuen Erkenntnisse ging es ganz unerschrocken weiter zum "brennenden Berg", wie ihn die indigenen Völker auch nannten und warfen einen Blick in den 635m tiefen Santiago-Krater, der sich uns umhüllt von viel Rauch präsentierte. Während der Wanderung am Höllenschlund, demolierte sich Jenny ihre Flip Flops, was uns unter anderem dazu bewog weiter zum nächsten gelegen Wochenmarkt zu kutschieren. Man bemerke an dieser Stelle, dass Nicaraguaner grundsätzlich ein kleineres Fußbett besitzen, weshalb die Auswahl des Schuhwerks begrenzt ist. So stellten wir die Händlerin vor eine ganz besondere Tagesaufgabe, als diese nach 10min immer noch keine Schuhgröße 39 in ihrem Sammelsurium ausfindig machen konnte und auch noch mit Neusortierung ihres Schuhwirrwarrs beschäftigt war, als wir den Markt verließen und zum nächsten Stopp unserer Reise aufbrachen. Töpfern in Nicaragua ist ein besonderes Handwerk, welches vorwiegend von männlichen Vertretern gerne ausgeführt wird. In einer Töpferwerkstatt wurde uns workshopmäßig die Kunst des Töpfern aufgezeigt und im Anschluss zum Kauf von selbst hergestellten Haushaltsgeräten geraten und beraten. Hier hätte man wirklich so manchen Schnick-Schnack für die moderne Küche erwerben können, doch mit der Klassiker-Ausrede "Sorry, we just have a Backpack", bei dem das handgemeisterte Gut doch nur zerbrechen würde, konnten wir uns noch einmal aus der Affäre ziehen und töpscherisches Allerlei im Regal belassen.

Nach diesen Anstrengungen ging es hoch zum Ausblick auf den Vulkansee und weiter in das danebenliegende Restaurant, welches uns wärmstens von unserem Tourguide empfohlen wurde. Erfreut über Meeresspeisen orderte ich die mich anlächelnde Fischsuppe, während uns Alex noch mal bestätigte, dass die Mehrwertsteuer auch ganz bestimmt schon im Preis enthalten ist. Genüsslich griff ich zum Löffel und nahm mir eine ordentliche Kelle aus dem "Teller", mit dem eine 6-köpfige Familie ernährt werden hätte können. Der leicht fade Geschmack wunderte mich zunächst schon ein wenig, während ich den Löffel an die Schwedin zum Probieren weiter reichte. "Uh...what kind of fish is this?" als sie das keulenartige Etwas mit dem Löffel an die Oberfläche der Suppe beförderte um dann festzustellen: "It's a Chicken!" Der Lacher des Tages war somit Programm und die Fischhühnchensuppe begleitete uns noch durch den ganzen Nachmittag. Leider auch die spätere Abrechnung im Restaurant, bei der wir alle mal wieder über den Tisch gezogen worden sind. Zum Preis auf der Speisekarte wurden uns zusätzliche Unkosten von Mehrwertsteuer und Service aufgerechnet, so dass wir am Ende einen fast doppelten Betrag zu Zahlen hatten. Diese gierigen Luchse!

Auf dem Weg zu unserem letzten Stop alias Bootstour, passierten wir eine Transvestiten-Parade, die uns im Stile von Kirmeszug und Gay-Pride zujubelte. Am Ablegeufer angekommen durchfuhren wir mit dem Boot noch einmal wunderschöne Wasserstraßen, besichtigten Monkey-Island und sichteten den magnikifanten Sonnenuntergang am Fuße des Mombachos.

Am späteren Abend ging es mit der ganzen Gruppe in nettes orientalisch geprägtes Etablissement, wo ich endlich meinen Gourmert-Fisch gerecht wurde und einen grandios leckeren Meerestieresalat gewürzt mit Chili und Ingwer verspeiste. Straßenbreakdance und ein einbeiniger Kriegsveteran begleiteten uns noch durch den restlichen Abend, wobei letzterer mit bösen Beschimpfungen und Verfluchungen in unsere Richtung für Unbehagen sorgte. Merkwürdige Stadt. Wirklich willkommen. Eher nicht.

Mit jeder Welle kam ein Traum...

"This is the going-fat-Tour" - die Australierin beim Betreten einer Fast-Food Kette in Tegucigalpa.

Ich habe festgestellt, dass mein Spanisch noch nicht einmal zum Ordern eines Frühstücksmenüs bei Burger King ausreicht. Gestikulierend stammelte ich der Auszubildenden ein "la menu numero dos est un aqua mineral" entgegen und hätte bei nicht Eingreifen der Supervisorin des Ladens glatt 2 Croissants und ein nicht definierbares Dosengetränk erhalten. Schlussendlich hielt ich das Überraschungsmenü mit hash-brownies und einem Frikadellencroissant in den Händen. Ich würde sagen: Hauptsache was Essbares!

Wie sind wir überhaupt nach Tegucigalpa gekommen, wo ich doch dachte wir würden diesen Brandherd von Kriminalität großräumig überfliegen?
Bereits um 4:00 Uhr klingelte der Wecker, da wir pünktlich um 5:30 Uhr die Insel der Träume verlassen mussten und auch dem Sonnenaufgang noch einmal gerecht werden wollten. Noch nicht richtig auf den Flugsitzen angeschnallt, landeten wir auch schon wieder. "Come on, you have to get out of here!" blökte es uns entgegen, als wir unseren 20-minütigen Flug kaum glauben und sich so mancher noch nicht einmal in die Sicherheitshinweise einlesen konnte. Innerhalb der Landebahn tauschten wir also das Propellermaschinchen und flogen weiter in die Hauptstadt Honduras: Tegucigalpa. Erschreckende Metropole. Mehr Armut als Reichtum. Dreckig und schäbig. Sicher - wohl kaum.

In windes Eile machten wir uns über alle Berge um zügig die Grenze nach Nicaragua zu erreichen. Was uns hier erwartete, wäre von keiner EU-Abgeordneten abgesegnet worden. Dutzende, dicht an dicht aneinander gereihte Großtransporter, welche gerade mal zweispurig und nicht geteerter Straße verbarrikadierten. Viel bewaffnetes Personal. Und ein Typ aus Ghostbusters. "Close the windows" rief er uns lauthals zu, als wir fluchtartig alle Öffnungen am Vehikel verbarrikadierten und der Gasmaskenmensch mit dem Desinfizieren unseres fahrbaren Untersatzes begann. Kulturschock. Den Einreisestempel für Nicaragua gab es auch nur für ein pyramidiales Schmiergeld. Abzocker. Korruption. Auch beim Währungsumtausch auf offener Straße wurden wir mal wieder nach Strich und und Faden übers Ohr gehauen und hätten sogar um ein Haar Blüten angedreht bekommen. Trotz all dieser korrupten Umstände vermehrte sich unser Kapital augenscheinlich dennoch, denn der 'Cortopas' ist noch weniger wert als die mittlerweile lieb gewonnene Lampire. Die holprige 3-stündige Weiterfahrt war geprägt von Regenschauern, Trockenheit und Buschfeuern. "They burn stuff everywhere." wusste die Norwegerin zu berichten, die sich schon seit Mexiko mit mittelamerikanischer Tradition und Verfahrensweisen auseinander setzen muss.

Isla Los Brasiles heißt der 10.000 Einwohner Ort in dem wir uns nach ewiger Fahrerei einfanden. Ein Ort wie man sich Nicaragua vorstellt. Abgerissene Reklame, bröselnde Hauswände, Wellblechfassaden, improvisierte Statik, herumstreunende Hunde. Menschen auf den Gassen. Lehmbodenartige Durchfahrwege. Neugierige Leute. Armut. Hollister Shirts. Strohdächer, Abflussdefizite, Kabelmassen, Straßenüberquerende Wäscheleinen.
Ich habe mich kaum getraut Fotos zu schießen. Aus Respekt. Ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut vor diesem Ort. Erschreckend beeindruckend.

Die nächste Überraschung lieferte uns der Strand, denn:
1. war unsere Reise hier noch nicht beendet
2. ein nicht vielmehr als Paddelboot zu bezeichnendes Etwas lag am Ufer bereit, welches uns zur Insel, bzw. Landzunge steuern sollte. Alle. 15 Tourmitglieder. Und Gepäck. Man braucht kein Mathematikgenie zu sein um zu erahnen, welches Gewicht bei 15 Backpacks á 13 Kilo und 17 Bootinsassen zusammen kommt. Vielleicht auch doch. Denn nach meinem Rechenensemble sah ich uns schon am Grund des Sees. Blubbernd. Und wahrscheinlich noch mit Kamera und iPhone in der Hand. Die Einwohner Los Islas Brasilas lachend und klatschend im Hintergrund. Doch in Nicaragua funktioniert Mathematik anders und so erreichten wir das gegenüberliegende Ufer ganz ohne Untergang der MS United. Ein Pferd mit alternativem Kutschfuhrwerk (bin ich im 17. Jhd angekommen?) lächelte uns zunächst, - als es unsere Backpacks erblickte nich mehr -, entgegen. In einem 10-minütigen Fußmarsch trabten wir barfuß und erschöpft, allen voran das zu bemitleidende Pferd, zu Turtle Lodge oder aber auch Surfer Paradies genannt. Strohhütten, Hängematten, Palmen, Reggae-Musik und 20 andere Backpacker aus aller Welt begrüßten uns mit erfrischenden Trinks und einem 'Relax your ass...slowly". Außer dem Blitzgewitter am Strand überlass ich den Rest des Abends eurer Imagination.

"Wenn du auf den richtigen Moment gewartet hast, das war er." - Captain Jack Sparrow

Der nächste Morgen. Moskitostiche. Thomapyrin. Backpacker Breakfast. Kaffee. Moment, seid wann trinke ich Kaffee?

Irgendwie musste wir ja in die Gänge kommen, denn die große schwarze Welle erwartete uns bereits. Mit Surfinstructions by Alonso, unserem Tourleader, überstanden wir die erste Hangoverphase und stimmten uns physisch und mental auf die brechende Wellengewalt ein. Der vulkangeschwärzte Strand bot uns zunächst Trockeneinheiten, bis wir zum Surfbrett griffen und uns in die Wellen stürzten. "Alles was du brauchst ist die perfekte Welle!" Ja, aber mein lieber Alonso, vielleicht auch noch ein bisschen Dynamik, Kraft, Balance und keine fußballgeschädigten Knochen. Der stand-up am Board wollte uns so gar nicht gelingen, da die Wellen nicht nur mit einer unvorstellbaren Gewalt als Massivwand auf uns einbrachen, sondern uns auch noch seitliche Welleneinheiten bekämpften.
Nach gefühlten 3-Litern Salzwasser änderte ich die Sportart: Sleep-Surfing oder aber auch: sich liegend auf dem Board von den Wellen tragen lassen. Wahnsinnig. Entspannend. Ich mag das Wasser und die Wellen solange ich mich nicht auf so einem unhandlichen Board erheben muss. Das überlass ich den Profis. Oder den Kanadierinnen. Die haben mit Yoga vorbereitenden Maßnahmen doch noch den ein oder anderen Stunt raus geholt. Cheater.

Die große Abschlagrechnung traf mich am Abreisenachmittag. Der pyramidialische (ich mag das Wort) Betrag schlug ein canyontiefes Loch in meine Portokasse. In einem wohltätigen Moment habe ich hinzukommend auch noch meine Restmünzen der Schildkröten-Caritas in den Rachen geworfen. Spendenquittung. Natürlich vergessen.

Léon wurde zum place-to-be, als wir die Landzunge Los Isla Brasilas mit einen letzten Toña to go verließen und uns wieder in die Zivilisation begaben. Sagte ich Zivilisation? Mit Léon ist an einem Sonntagnachmittag absolut nichts anzufangen. Noch nicht einmal die gut platzierten und unterirdisch verbundenen Kirchen konnten mit Gospelgesang oder Papstpreisungen aufweisen. So blieb uns nichts anderes übrig als den lokalen Supermarkt aufzusuchen und den Konsum anzutreiben. Den Rest des Tages verbrachten wir damit den Nachmittag im Hostel totzuschlagen, da unsere Volcanoe-Sandboarding-Gruppe noch irgendwo im Nirgendwo verschollen war und auf sich warten ließ.

Während wir neue Kartenspiele erlernten und die Geschichte des mittelamerikanischen Fußballs im TV verfolgten, mussten wir unentwegt einer Putzkolonne ausweichen, die mit einem zwanghaften Scheuerfimmel im Minutentakt das Foyer des Hostels entlang unserer Füße aufs gründlichste reinigte. Um 19:00 traf endlich unsere Restgruppe ein und wir machten uns auf den Weg nach Granada. Als wir um 22:00 Uhr die Stadt erreichten herrschte immer noch eine konstante Bullenhitze, die sich in der Nacht nicht legte. Regenzeit? Ist wahrscheinlich ein übrig gebliebener Begriff aus alten Tag und wird nur rein formhalber wie bei uns der sogenannte 'Sommer' verwendet.

Ich bin raus!

 Auf den allerletzten Drücker konnte ich am Vorabend unserer großen Reise das Schweizer Armee Messer "Huntsman klassisch" ausfindig machen, welches sich gut getarnt zwischen Reiseapotheke und dem Spanisch Jubiläumsband versteckt hatte. Ob mich dieses Allzweckgerät jedoch sicher durch Zentralamerika führen wird oder ob ein guerillanisches Buschmesser das effektivere Objekt der Wahl gewesen wäre, wird sich wohl erst vor Ort zeigen.


Guatemala, Honduras, Nicaragua und Costa Rica - hört sich mehr nach einer ZDF-Neo-Dokumentation zum Thema Drogenhandel an, ist aber tatsächlich die Route, welche wir in den kommenden 3 Wochen auf uns nehmen werden. Mit einem sportlichen Zwischenstopp von einer Stunde in Houston, Texas, wird uns die verschmähte Airline United in die Hauptstadt Guatemalas befördern. Von dort aus geht es dann weiter in den Nachbarstaat Honduras, der  mit Maya-Ruinen, karibischen Inseln und einer unaussprechlichen Hauptstadt namens Tegucigalpa um sich wirbt. Explosiv wird es im angrenzenden Nicaragua, wo passive sowie aktive Vulkane auf Besucherströme warten. Die exotische Note während der 17-tägigen Tour setzt zum Abschluss Costa Rica, welches mit Dschungelabenteuern und Adrenalin-Kicks die Tourismustrommel rührt. In San Jose heißt es dann noch mal 3 Tage regenerieren und abchillen, bevor es wieder zurück in die die Heimat geht.

Freunde, auf bald! Und um es in der Werbesprache einer Outdoorbkleidungsfirma zu sagen:

An alle Steuerhinterzieher und Schweizer-Konten-Besitzer, Royalfamilienmitglieder und Wahlkämpfer, an alle Virtualisierungsspezialisten und Social-Media-Designer, an alle Championsleague-Sieger und Tabellenführer, an all euch Milchmix-Liebhaber, feine-Welt-Genießer, Hauswandverputzer und Heimatverteitiger - macht erst mal ohne mich weiter - ich bin raus!