Lahn Explorer 🏄‍♀️

"Wie, die Lahn fließt durch Gießen und dann erst durch Wetzlar?!" Meine regionalen Geographiekenntnisse erwiesen sich mal wieder als unterirdisch. "Mündet die Lahn eigentlich in den Rhein oder in den Main?" ergänzte Karin, ebenfalls unwissend. Und ob die Lahn in NRW oder Hessen entspringt, konnte selbst Petra nicht mit Sicherheit beantworten. Grund genug sich dieser Bildungslücke anzunehmen und der Lahn auf die Spur zu gehen. Um für komplette Verwirrung zu sorgen starteten wir mit unserem Abenteuer "Lahn-Erkundung" natürlich mitten drin. In Weilburg. Hatte den Hintergrund, dass wir für Etappe 1 unseren Tourguide Christian, alias Petras Bruder, am Start hatten, der die Strecke bereits auf SUP*-Tauglichkeit getestet hatte. *Anm. d. Redaktion: Stand-Up-Paddle

Erste Etappe | Weilburg - Fürfurt | 11,5 Kilometer
Donnerstag, 08.06.2023

Mit dem Auto transportierten wir unsere SUPs bis Weilburg und stiegen hinter einer unscheinbaren Brücke in das fließende Gewässer ein. Direkt zu Beginn erwartete uns ein dunkler, 200 Meter langer Tunnel, der gleich all unsere koordinativen Fähigkeiten abforderte. Darauf folgte unmittelbar die erste Doppelschleuse, welche wir Dank taktischem Kalkül mit der Kanutruppe überwinden konnten. Die knapp 11,5 Kilometer lange Etappe führte bis Fürfurt und offerierte zwei weitere, handbetriebene Schleusen auf der Strecke. Da wir relativ gut vorankamen und die Kanus scheinbar hin und wieder Störungen in den Bewegungsablaufen hatten, konnten wir uns jedes Mal rechtzeitig einschleusen und die Arbeitskraft der Kanuten in Anspruch nehmen. Dank geht raus. Die Lahnetappe erwies sich als idyllisch, friedvoll, naturreich und ultimativ meditativ. Auch eine Mittagspause auf einem Kiesbett, mit Snacks, Würstchen, Käse und frisch Gekühltem, durfte nicht fehlen. Entlang des Flusses lernten wir außerdem viele neue Ort kennen: Odersbach, Gräveneck Falkenbach und schlussendlich Fürfurt. Hier kehrten wir, nach ca. 6 Stunden Wasseraufenthalt, auf ein frisch gezapftes Endgetränk ein. Die SUPs, mit denen wir ganz unfallfrei und ohne Wasserabsturz die Etappe meistern konnten, packten wir zum Abschluss in unsere mitgeführten Backpacks ein und fuhren mit der Deutschen Bahn, ganz pünktlich und ohne Verzögerung, zurück nach Weilburg und zu unseren Autos. Das war ja einfach. 



Zweite Etappe | Fürfurt - Runkel | 12 Kilometer
Sonntag, 16.07.2023

Mit dem Auto und diesmal zu dritt, führte die Reise, navigationsunsicher, in den Kleinort Fürfurt, wo wir auf einem kleinen Parkplatz die SUPs im Schweiße unseres Angesichtes aufpumpten. Die erste Aufregung dann bereits bei Einstieg. Zwei Männer, mit 4-jähriger Tochter und Rehpinscher "Roxy" stürzten mit Kanu kopfüber ins Wasser. Zitternder Hund, kreischendes Kind - ole ole. Nachdem wir seelische und moralische Unterstützung geleistet und deren Kanu von Wasser befreit hatten, konnte unsere 12-Kilometer Etappe nach Runkel starten. Eine Wasserreise durch die Schönheit der einheimischen Natur - traumhaft. Nach einer Stunde machten wir Halt an einem abgelegenen Kiesbett und kräftigten uns mit Brie, Ciabatta, Macadamianüssen und alkoholfreiem Radler. Vorbei an Amenau und kurz vor Villma dann Kilometer 60: Eine Idylle im Naturparadies der Lahn. Spontan legten wir mit den SUPs an Land an und nutzten die Stille und Ruhe für eine Badeeinheit mit Picknick. Eine verlassene Paradiesinsel hätte in dem Moment nicht mehr bieten können. Nach 10 Minuten sollte das Idyll jedoch Geschichte sein, näherte sich ein Malle-Kanuboot mit 4 Halbstarken, die mit Hits wie "Ich hab ein Delfin in meiner Bauchtasche" und "Ich bin schon wieder blau wie der Ozean" das Lahn-Atoll beschallten und uns als kleines Andenken noch zwei leere Bembel-with-Care-Dosen auf dem SUP hinterließen. Vollpfosten. Mit den Worten "Euch kriegen wir noch!" verließen wir unseren Traumstrand. Unterwegs trafen wir auf ein Wikingerschiff, das uns unauffällig folgte und für mehr Wellenaction und Antrieb sorgte. Kurz vor Villmar hatten wir die 4 Vollpfosten dann eingeholt. Karin handelte souverän eine volle Äpplerdose bei dem Pack heraus, welche sie sogleich an ihr SUP manövrierte. Hatten wir an der ersten Schleuse bei Runkel bereits unser Lehrgeld bezahlt und waren mit dem SUP um die Sperre herumgegangen, so schleusten wir uns diesmal mit dem Wikingerschiff und einem Schulklassen-Kanu-Team in den nächsten Bereich ein. Mit einigen technischen Schwierigkeiten öffnete sich die Schleuse dann auch schlussendlich und wir setzten unsere Reise weiter fort. Ein Fels kurz vor Runkel beeindruckte abermals und wir ließen uns für ein paar Fotosessions hinreisen. An einem weiteren unscheinbaren Abschnitt hörte ich hinter mir plötzlich nur noch ein "Plumps". Karin hatte ein Wendemanöver bei den Seerosen einleiten wollen und dabei wohl die Balance verloren. Lahntaufe erfolgreich abgeschlossen. Unter Einsatz ihres Lebens konnte sie jedoch die Bembeldose noch retten. What a save! Gegen 17:45 Uhr erreichten wir dann Runkel und mussten nur noch anlegen. Nur noch? Petra war bereits vom SUP abgestiegen und hätte es nur noch die Rampe hochziehen müssen. Dabei glitt sie aus und wurde ebenfalls von der Lahn halbseitig getauft. Weitere Kanuten stürzten reihenweise am selben Abschnitt ins Wasser. Mir blieb dies glücklicherweise erspart, hatte ich meine SUP-Taufe bereits in Slowenien absolviert. Mit einem leckeren, gekühlten Endgetränk am Bahnhofsrestaurant beendeten wir unsere Tour und steuerten via Bahn wieder zurück nach Fürfurt. 

Nächste Etappe: Runkel - Limburg oder Runkel - Diez? 10 oder 18 Kilometer? Juli oder September? Die freien Sommertage sind gezählt...