Heading Up North.. Tromsø, Norwegen 2021

Ein Trip im Norden Norwegens: Tromsø. Wanderungen nach Fløya und Bønnvua, Polarlichter, Trip nach Sommarøy, Kayaking und City Life.

Authentic Norway

„Das ist wie beim Kanu, zum Schluss hat man keinen Bock mehr!“ prangerte Becks an, als wir die letzten Meter mit dem Kayak durch das mittlerweile sonnige Fjord paddelten. Während ich an diesem Morgen meine neue Lieblingssportart im Kayaken gefunden hatte, reklamierte Becks zu wenig Action und Dramatik an. Dabei hatten wir aus Wettersicht Dramatik genug gehabt, begann der Morgen abermals mit Nieselregen, sodass sämtliche Kleidungsschichten, die wir noch im Koffer hatten, herhalten mussten. Unser Guide ‚Tore’ stattete uns außerdem mit einem Neoprenanzug, sowie einer Schwimmweste und Neoprenschuhen aus. In einem mystisch, nebligen Fjord begann unser Kayakabenteuer, an dem noch zwei weitere Girls from Germany teilnahmen. Schon nach wenigen Minuten bemerkten wir, wie meditativ und entspannend sich diese neu erlernte Sportart anfühlte. „Das ist wie Yoga, nur auf dem Wasser.“ stellte ich geerdet fest, als wir uns über die sanften und beruhigten Wellen, entlang der Wasserfall gefüllten Fjorde vorwärts bewegten. „Wo bleiben denn hier die Stromschnellen, die Aktion und der Hindernissparcour?“ mit einem kräftigen Paddelschlag riss mich Becks aus meinem Mediatiomodus und hinfort war die Ruhe und Seligkeit. „Hier könnten wenigstens mal ein paar Wale neben uns auftauchen!“

Auch wenn die Kayaktour vom Aktionismus nicht an vorherige Abenteueraktivitäten anknüpfen konnte, so hatten wir zumindest den Inbegriff von Adventure, Expedition und Pioniergeist an unserer Seite. Wir hatten die Tour bei keinem geringeren als dem norwegischen Reinhold Messner, alias Tore Albrigsten, unbewusst gebucht, der uns durch die Fjorde lotste und mit seinen Abenteuergeschichten von Nord- bis Südpol unterhielt. Seine 10 abgefrorenen Fingerkuppen erzählten von Skidurchquerungen Grönlands und Alaskas, dem Erklimmen der höchsten Gipfel Europas, Afrikas und Südamerika, sowie unzählbaren Schlittenhunderennen in der nördlichen Hemisphäre. Sein nächstes Ziel: Der Mount Everest. Da wunderte es uns auch nicht mehr, als wir bei ihm im Vorgarten 84 Huskies erspähten, die allesamt für das Rennen und den boomenden Huskietourismus trainiert wurden. „Sind das alle deine Hunde? Fütterst du die alle selbst? Wer kümmert sich denn um die, wenn du mal nicht da bist?“ Wir hätten am Lagerfeuer, mit norwegischen Bratwürstchen, noch unzählige weitere Fragen stellen können, doch dafür reichte die Zeit nicht aus. „Was fürn‘ Typ!“ blieb uns nur noch festzustellen, als wir noch erfuhren, dass er an einem Tag zwei Marathons nacheinander an unterschiedlichen Orten gelaufen ist.

Wieder in der Otto-Normalverbraucher-Realität und in Tromsø angekommen, stellten wir freudig fest, dass wir den ganzen Tag noch keine Regenjacke hatten tragen müssen. „Darauf ein Bier!“ freuten wir uns und fanden uns zum Ende des Urlaubs in der lokalen Brauerei Ølhallen ein. Bereits am Tage zuvor waren wir in den Genuss der nordischen Köstlichkeit, aber auch der Preisklasse für alkoholische Endgetränke gekommen. „Mit 110 NOK pro Schoppe bist du dabei!“ Doch wir hatten uns mittlerweile nahtlos in die norwegischen Gegebenheiten eingefügt, kannten wir nicht nur das Bussystem in und auswendig, sondern konnte Becks auch mit wissenschaftlichen Vokabeln und physischen Gesetze aus der Welt der Leuchterscheinungen hausieren gehen, nachdem sie sich die Polarlichter-App heruntergeladen hatte und diese fachkundig studierte. „Heute ist der Kp-Wert aber nicht so gut!“ oder „Oh, schau mal, heute ist die Farbskala über Tromsø im grünen Bereich.“ bekam ich es nur noch um die Ohren geworfen. „Ich sehe dich schon nächste Woche an der wissenschaftlichen Universität in Edinburgh Vorträge halten.“ erwiderte ich kurz, als sich Becks Blick wieder hochinteressiert der App hingab.

Am Ende unserer Reise, in der nördlichsten Metropole Europas, bleibt festzuhalten: Es empfiehlt sich das große Portmonee mit den Master- und Visacards einzupacken, bezahlt wird hier nämlich viel und vorzugsweise bargeldlos. Dennoch lohnt sich ein Aufenthalt in jedem Fall, bietet Norwegen nicht nur ein grandioses Naturerlebnis, viel „open space“, sondern auch eine saubere Landschaft, ein gutes, funktionierendes öffentliches Fahrbahnnetz und einen ‚place to be‘ für jedermann von überall. Man wird sehen wie sich die Kultur, Gesellschaft, das Stadtbild und Leben in den nordischen Ländern weiterentwickelt, aber für uns steht fest „Geht in Deutschland mal alles den Bach runter, machen wir uns besser hier hoch.“

In diesem Sinne verabschieden wir uns mit grün, schimmernden Polarlichterinnerungen, der Dankbarkeit und Wertschätzung für ein bisschen Sonne am Tag und dem Bewusstsein über die Schönheit, aber auch gleichzeitig der unberechenbaren Kraft der Natur.

„Wir müssen der Welt nachgeben; sie gibt uns nicht nach.“ - aus Norwegen


Top 5 Sätze


„Es regnet schon wieder!“

„Trinken wir jetzt noch nen Kaffee?“

„Im Bad ist’s am schönsten.“

„We are lucky mushrooms.“

„We are lucky muschrooms again.“


Top 3 unnützeste Mitnahmen:

  1.     Sonnenbrille
  2.     30er Pack FFP2-Masken
  3.     Kartenspiel Skyo


Top 3 wichtigste Mitnahmen:

  1.     Regenjacke
  2.     Mütze
  3.     Skiunterwäsche








Auf den Spuren von Amundsen

Der Supermarktverkäufer schaute uns erstaunt an, als er unsere Lebensmittel über den Tresen zog. Im nächsten Moment riss er uns die zwei blau schimmernden Bierdosen vom Band und verkündete mit ernster Miene „Ingen Alkohol etter 18!“ Wir schauten uns einen Augenblick fragend an, bis uns ein Licht aufging und wir beide geschmeichelt nach unserem Personalausweis kramten. Nun wurde dem Verkäufer klar mit was für Grazien er es hier zu tun hatte und wechselte in die Allerweltssprache Englisch. „Kein Alkohol nach 18 Uhr“ war von seinen Lippen abzulesen. Ungläubig schauten wir auf die Dosen und im nächsten Moment auf die Armbanduhr: 18:23 Uhr. Becks versuchte noch zu feilschen „Sorry, we are from Germany“ (Ein bisschen Gastfreundschaft hatte man ja doch erwartet). Doch der Verkäufer ließ sich nicht erweichen und komplementierte uns mit den Restzutaten des Radlers (Sprite) hinaus.

Dabei hatten wir uns das gute alte Feierabend-Radler wahrlich verdient. Aufgrund der durchzechten Polarlichternacht, wurde der Samstagmorgen zu späterer Stunde eingeläutet. Als wir uns plötzlich um 12:30 Uhr am Esstisch wiederfanden, mahnte ich erneut zum Aufbruch und gab zu verstehen, dass wir nicht wieder die Letzten des Tages sein wollten, die den Hausberg von Tromsø erklimmen wollten. Uns klang außerdem noch der Rat des Guides im Ohr „Da müsst ihr aber früh los, wenn ihr das noch schaffen wollt.“

Punkt 13 Uhr betraten wir die Verbindungsbrücke von Tromsø und Tromsland, die wir mittlerweile wie unsere Westentasche kannten. Schnellen Schrittes begaben wir uns zu der steilen Einstiegsroute des Sherperpfades. Die nur noch 500 Meter entfernte Seilbahn stand zu keinem Zeitpunkt zur Debatte, da der Sparmodus immer noch aktiviert war („Das können wir uns nicht leisten!“). 124 Steintreppenstufen später stellten wir unsere Fitness bereits in Frage und keuchten die immer steiler werdenden Platten nach oben, während das norwegische Fußvolk locker flockig an uns vorbei joggte. Nach Luft ringend erreichten wir die erste Station und fanden uns sitzend bei einer Tasse Kakao und Kaffee in der Hütte wieder. „Jetzt machen wir erst mal Pause. Es regnet eh schon wieder.“

Nach einer kurzen Selfie-Session am Hot-Spot mit atemberaubendem 180 Grad Blick auf Tromsø und Umgebung, erklommen wir den nächsten Höhenabschnitt des Gebirges, bei dem wir von Herbst- auf Winterkollektion umzippten und mal wieder froh waren mehr als 3 Schichten eingepackt zu haben. Die Spuren im Schnee wurden tiefer, doch der Ausblick auf schneebedeckte Berge und regenverhangene Fjorde entschädigte für alles. „Den nächsten Gipfel schaffen wir noch, oder?“ fragte becks, als wir in weiter Ferne die nächst höhere Erhebung erspähten. Ich blickte kurz auf die Uhr und auf den noch wolkenlosen, blauen Himmel. „Ok, aber um 16 Uhr drehen wir um.“ Schnellen Schrittes spurteten wir voran, ließen aber kein Imagefoto aus, schließlich war schon lange kein Wanderer mehr zu sehen, der das Bild hätte durchkreuzen können.

Um 16:02 Uhr erinnerte ich kurz an das Timeshifttable, doch meine Warnung verlor sich im Wind und becks verkündete unterdessen, dass es jetzt auf die 10 Minuten auch nicht mehr ankommen würde. Minütlich wurde das Wetter schlechter und zog sich zu einer dichten, weißen Nebelwand zusammen. Als wir den Gipfel endlich erreichten, fanden wir uns in einem Regen-Schneegestöber mit Null Sicht wieder. Ich blieb von dem Wetter unbeeindruckt und baute unterdessen mein kleines Stativ für mehrere Videosequenzen, mit der norwegischen Flagge am Gipfelkreuz, auf. „Meinst du nicht wir sollten jetzt langsam mal die Rückkehr antreten?“ fragte Becks und ich drehte mich erschrocken zur aktuellen Wetterlage um. „Oh, das sieht aber nicht gut aus. Wo ist denn eigentlich der Weg?“

Ich raffte meine sieben Sachen zusammen und  wir arbeiteten uns anhand von Schneespuren im Zick-Zack-Modus Richtung Seilbahnstation. „Wann fährt denn eigentlich noch mal die letzte Bahn?“ „Nichts da, wir laufen runter. Wer soll das denn bezahlen?“ Kaum hatten wir die Station erreicht, war uns klar was folgen würde. Ruckzuck hatten wir den Geldbeutel aktiviert und strahlten übers ganze Gesicht als wir die zwei Tickets in den Händen hielten. „Jetzt noch ein kühles Radler und dann reicht es für heute!“













Lucky Mushrooms

Wir waren mal wieder Glückspilze. Als wir für Freitag die zwei Touren mit Northern Soul Adventures buchten, die uns tagsüber nach Sommarøy und abends zu den Nordlichtern führen sollten, zeigte die Wetterprognose gnadenlose 98% Regenwahrscheinlichkeit und wenig Chancen auf eine wolkrenfreie Nacht für die Erspähung der Polarlichter auf. Doch wir wir wurden mal wieder eines besseren belehrt.

Wir hatten den Donnerstag bereits als Akklimatisierungtag erkohren, als uns der nasskalte Regen in den Straßen Tromsøs nur so ins Gesicht peitschte. „Dann trinken wir jetzt erst mal einen heißen Kaffee und frühstücken schön.“ Nachdem wir die New-Hipster Kaffeebar „Risø“ betreten hatten, wurde uns jedoch schnell klar, dass es bei einem kleinen Kaffee und Croissant bleiben würde. „Was sind das denn für Mondpreise hier?! 20€ für ein Omelette?“ Die heimischen Norweger, die in jeder Gesellschaftsschicht in dem Café ein und auskehrten, schien das Apothekenpreisschild für Kaffee und Kuchen jedoch nicht weiter zu stören. Und nur wenige Augenblicke später nahm uns eine eingewanderte, junge Portugiesin, die im Souvenirshop arbeitete, gleich den Wind aus den Segeln. „Don‘t start to calculate and don’t think in Euro. You won‘t be happy.“

„Es wird jetzt nur noch selbst gekocht und morgens daheim gefrühstückt.“ ordnete becks an, als wir im erst besten Supermarkt die Lebensmittel beieinander rafften. „Wir müssen jetzt wirklich sparen!“ Der gute Vorsatz hielt an, bis wir im ersten Hipster T-Shirtladen und Pedant zu Kuzniks ‚Waste your time well‘ Store landeten. „Oh, die sind aber schön, davon müssen wir eins mitnehmen.“ Und da es draußen so neblig und frisch war, mussten wir uns abermals in einem Café aufwärmen. „Ich wollte uns enen Quetschekuchen holen, aber das Ministück kostet 8€.“ erklärte ich. „Du sollst doch nicht mehr umrechnen.“ erwiderte becks und so fanden wir uns mit zwei Miniaturstücken Brownies, einer heißen Schokolade und einem Cappuccino für 175 NOK im „Smørtorget“, zu deutsch ‚Butterplatz‘ ein.

Wir erkundeten an diesem Tag noch sämtliche weitere Souvenishops, klapperten die Hot-Spots Tromsøs ab, überquerten die 1.036 Meter lange Tromsøbrua-Brücke nach Tromsdalen, wo wir die Eismeerkathedrale begutachteten und viel Geld für Postkarten und Briefmarken hinterließen und kehrten abschließend im großen Einkaufscenter ein. „Ich muss da noch mal in den H&M, die haben da ganz andere Mode als in Deutschland.“

Am nächsten Morgen blickten wir aufs Regenradar. Grau, regnerisch, alles andere als vielversprechend. Derweil plätscherten die Regentropfen lautstark auf das Nachbardach. „Egal, wir fahren jetzt ins Sommerdorf nach Sommaroy!“ Und so war es dann auch. Unsere Tourguidin Hanna chauffierte uns entlang der vor-arktischen Route an diverse Fotostopps, an denen es jedes Mal, wenn wir anhielten, aufhörte zu regnen. In Sommaroy selbst kam am weißen Sandstrand, mit türkisblauen Meer sogar die Sonne für uns hervor und wenn es nicht so fürchterlich wie Hechtsuppe gezogen hätte, hätte man glatt glauben können an einem Mittelmeerstrand zu sitzen. „Good things come to good people.“ zitierte Hanna und gab damit zugleich viel Hoffnung für die Nacht.

Die Wetteraussichten waren zwar wieder mal alles andere als vielversprechend und Jeff klärte uns sehr transparent auf, dass die Chancen auf Polarlichter nicht gut sind (schließlich hatte er auch den deutschen, zuverlässigen Wetterdienst kachelmannwetter.com gecheckt), aber „wir bräuchten nur ein ganz klein wenig Glück und nur einen kleinen, kurzen Moment von Wolkenlosigkeit.“

Für das nächtliche Spektakel hieß es viel Geduld mitbringen, in unangenehmer Kälte auszuharren und sich den zwischenzeitlichen Seitenhieben des Regens zu stellen. Wir hatten ein kleines Feuer aus Pellets in einer Feuerschale angerichtet, an der wir knapp 6 Stunden lang warteten und hofften. Es gab leckere vegane Suppe, schmackhaften Tee und dazu Smorebrød gereicht. Der mitgereiste Grieche schien zwischenzeitlich mehr von der Palletfeuerstelle begeistert zu sein, als von dem eigentlichen Ereignis und erkundigte sich mehrfach nach den Materialbeschaffenheiten. Die Italienerin erörtere zugleich mit uns, dass der Mann Ingenieur sein müsste, wäre sie im Traum nicht auf solche Fragen in einer solchen Nacht gekommen. „Ganz nah, Physiklehrer.“ und so schweiften die Gespräche aus, bis becks ein „Back to topic“ einforderte. „Wir sind doch wegen der Polarlichter hier. Ich seh schon, dass wir uns verquatschen und die Lichter hinter uns vorbeiziehen.“

Just in diesem Moment setzte noch mal der Starkregen ein und wir sprangen alle in unsere Polarexpeditions-Anzüge, um nicht gänzlich einzuweichen. Als es aufhörte zu regnen, kamen plötzlich die ersten Sterne zum Vorschein. Ein seichter Grünstich machte sich kurze Zeit später am Himmel bemerkbar. Und alle verharrten nur noch in Nackenstarre zum Himmel gerichtet. Leichte, grüne Bewegungen zeichneten sich oberhalb von uns ab. Teilweise nur sehr kurz wahrnehmbar, dann wieder an einer anderen Stelle. Auch wenn das Visuelle nicht dem entsprach, was man vom Windows 10 Desktophintergrund, der standardmäßig mit installiert wird, kannte, so konnte man doch eine sehr gute Vorstellung davon bekommen was dort am Himmel passierte. „Wahnsinn.“ „Ich bin völligst beeindruckt.“ Und in diesem Moment erschien uns noch eine übergroße Sternschnuppe, die langsam in der Ferne verglühte. So was hatten wir noch nie gesehen. „Make a wish guys. This is very important.“ sprach Jeff und stellte am Ende noch einmal fest. „Good things come to good people. The chances were not good, but you are positive people and that’s why we were lucky enough to see something.“









Standbymodus

„Die Crew hängt noch im Treppenhaus fest.“ raunte die Lufthansa-Angestellte ihrer Kollegin zu, die bereits mit 20 Minuten Verspätung am Boarding-Schalter angelangt war. Zuvor klingelte das herrenlose, schnurgebunde Festnetztelefon dauerhaft ins Leere. Und da wussten wir auch, wo unsere Anrufversuche am Tage zuvor hin umgeleitet worden waren. Dass unsere Reise nach Tromsø kein Zuckerschlecken werden würde, war uns schon im Vorfeld klar gewesen. Und so wunderte es uns auch nicht, dass wir mit 30 Minuten Verspätung in Frankfurt los charterten. Randnotiz: Der Zwischenstopp in Oslo belief sich ursprünglich auf 90 Minuten. Davon war jetzt schon nicht mehr viel übrig.

„So, wir haben jetzt noch eine Stunde, das könnte knapp werden.“ sprach becks. „Ach, das ist bisher immer noch gut gegangen, die werden uns schon schnell zu unserem Anschlussflug durchlotsen.“ erwiderte ich. Falsch gedacht. Eine schier unendlich lange Traube von Menschen sammelte sich vor der Passkontrolle, die von 5, in gelb gekleideten IKEA-Mitarbeitern, völlig unkoordiniert dirigiert wurde. „Fully vaccinated and EU-Pass!“ plärrte der gelbe Oberdirigent durch den Saal. Erschrocken rissen wir unsere Hände in die Höhe, bevor das schwarze Sicherheitsabsperrband, just in diesem Moment, vor uns in die Halterung einrastete. Das wars dann wohl mit unserem Anschlussflug. „You have only ID, no passport!“ „Yes, but we do have connection flight.“ Mehrfach wiesen uns die gelben Menschen daraufhin, dass sie nichts für uns tun könnten und am Ende blieb uns nichts anderes übrig als selbst Initiative zu ergreifen und uns durch die Massen vorzudrängeln. „Dreistigkeit siegt.“ sprach becks, bis wir im letzten Viertel von einem älteren Herren in die Schranken gewiesen wurden. „Ich habe auch einen Anschlussflug, der in 10 Minuten geht, ich lasse Sie nicht durch.“ „Ja, dann schließen Sie sich uns doch einfach an.“ forderte ich ihn auf, um vorwärts zu kommen.

Der plötzliche Aufruhr in den Menschenmassen drängte den gelben Oberdirigenten wieder zu uns, der bereits die rote Karte für uns zückend in der Hinterhand hielt. Becks drückte ihm im letzten Moment ihr mobiles Endgerät mit dem Boarding Pass und der ablaufenden Zeit ins Gesicht. „Oh, you have connection flight? You can go.“ Und plötzlich schaltete sich in einem Zusatzschalter das Licht an, wo sich ein Mitarbeiter aufopferungsvoll um uns kümmerte. Kaum hatte er uns die Personalausweise zurückgereicht, sprinteten wir im Steigerungslaufmodus los. Wir legten neue Bestzeiten auf der 1,5 Kilometer langen Strecke hin und die Mickey Maus Uhr fragte uns zwischenzeitlich, ob sie unseren Lauf aufzeichnen sollte. Wäre das alles noch nicht Hindernis genug gewesen, mussten wir unser Gepäck im aktiven Lauf vom Gepäckband aufsammeln und als zusätzlichen Ballast hinter uns her hieven. Randnotiz: Die Masken hatten wir ja auch noch auf.

Völlig zerstört und schwer atmend, erreichten wir 10 Minuten vor Abflug den Gepäckschalter für Inlandsflüge. „Sorry girls, you are too late. The gate is already closed.“ Designiert und gleichzeitig ungläubig schauten wir den Mitarbeiter am Schalter an. Mitfühlend setzte der kompetente Mitarbeiter alle Schalter und Hebel in Bewegung um den „two girls from Frankfurt“ noch einen Anschlussflug am selbigen Tag zu organisieren. „Ich will euch nicht viel Hoffnung machen, der letzte Flug nach Tromsø ist eigentlich schon überbucht, aber ich sichere euch trotzdem zwei Stand-By-Seats, wenn ihr es versuchen möchtet. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, wäre die Alternative eine Hotelübernachtung in Oslo mit viel bürokratischem Aufwand gewesen.

Mit einem vorher gut einstudierten Hundeblick, stellten wir uns zwei Stunden später am Gate nach Tromsø vor. Doch die Flugangestellte blieb kalt und trocken: „You have to wait. Stay patient.“ Noch lange nicht entmutigt pflanzten wir uns wieder auf unsere Sitze. „Ich hab hier noch einen Flug um 20:15 Uhr gefunden. Der kostet nur läppische 67€ + Gepäckgebühren.“ googelte becks auf ihrem Endgerät. „Ich dachte wir wollten ab jetzt sparen?“ erwiderte ich, nachdem das Baguette mit 84 NOK und zwei Cappuccino für 14€ schon zu Buche geschlagen hatten. „Egal, was kostet die Welt. Hauptsache wir kommen heute noch nach Tromsø!“

Nachdem alle Angler und Fischer geboardet hatten (merke: Tromsø ist ein Fischtourismus Ziel), schaute die Flugangestellte noch einmal schnippisch über unsere Standby-Tickets und nickte uns wortlos zu. Da hatten wir die letzten zwei Plätze doch noch ergattert - wie konnten unser Glück kaum fassen!

Nach 1,5 Stunden flogen wir vom schönsten Sonnenuntergang in die Suppe Tromsøs. Dicke, schwere, regenaufgeblaßene Wolken versperrten uns lange die Sicht, bis wir auf auf dem Aquaplaning-gefährdeten Rollfeld schlussendlich landeten. Ab hier wurde es erneut gefährlich, drängten uns die Anglertouristen vom Gepäck-Rondell immer weiter ab und wir hatten Müh und Not zwischen den ganzen Fischboxen unseren Koffer zu ergattern.

„Jetzt aber zügig ins Taxi!“ Gegen 21 Uhr kehrten wir endlich in unser Hotel ein und studierten, in unserer kleinen, aber heimisch eingerichteten Wohnung mit Stehlampe, die Wetteraussichten für den nächsten Tag. Regenwahrscheinlichkeit 90%, Wind, kein Sonnensymbol. Nun denn, wir befinden uns in der nördlichsten, arktischen Metropole Europas. Was hatten wir anderes erwartet?!





Travelling with deutsche Lufthansa

 "Wie kriegen wir denn nun diese Kuh wieder vom Eis?" fragte ich mich am Dienstag, um 15 Uhr deutscher Ortszeit, als wir nach 24 Stunden Dauerwarteschleife im Lufthansa Telefonnetz immer noch keine Auskunft über den nicht mehr vorhandenen Hinflug unserer Reise nach Norwegen erhalten hatten. Kurze Randnotiz: Der Flug nach Tromso sollte am darauffolgenden Mittag stattfinden, in unserem Buchungsportal war jedoch nur noch ein One-Way Ticket 'Rückflug' aufgeführt und der Check-In Button gänzlich ausgegraut. Mittlerweile hatten wir die halbe Bundesrepublik zur Problemlösung dieses Dilemmas einbezogen. Doch weder lokale Reisebüros, noch ehemalige Flugbegleiterinnen wussten sich einen Rat zu diesem Buchungsfauxpas. Währenddessen klimperte die fröhliche Lufthansa Jinglemusik vor sich hin un erkärte uns abwechselnd in Deutsch und Englisch, dass derzeit ein unerwartet, hohes Anrufaufkommen festzustellen war. Seltsam.

Als das mobile Endgerät von becks schon rot glühte und man problemlos ein bis zwei Omeletts darauf hätte anrichten können, erklang nach 2,5 Stunden völlig überraschend eine Stimme am anderen Ende der Leitung. Wohl gemerkt: Jeder von uns war über zwei Tage hinweg mehrfach aus der Leitung geflogen, aber natürlich erst, nachdem man darin mindestens eine Stunde verharrt hatte. "Oh, haben sie da keinen Anruf von uns im Juli erhalten? Der Flug ist doch seit 2 Monaten gecancelt"? "Ähm, nein." erwiderte becks gewohnt freundlich. "Aber ich habe dieses Storno bereits selbst im Juli festgestellt und mit ihrer Mitarbeiterin umgebucht." "Ach, das muss hier irgendwie im System hängen geblieben sein. Ich versuche Sie dann jetzt noch mal umzubuchen." Sehr freundlich. Mittlerweile konnte ich über inoffizielle WhatsApp-Kanäle ebenfalls einen Durchbruch erlangen und via weitergeleiteteter Sprachnachricht, aus dem Control Center der Lufthansa, die beruhigende Mitteilung erhalten, dass am Abflugschalter alles gut gehen sollte. (Das sehen wir dann morgen.)

Eigentlich hatten becks und ich vor Monaten nur eine unscheinbare Flugreise mit 6-tägigem Aufenthalt in Tromso, der nördlichsten Metropole Europas, gebucht. Doch schon der Weg dorthin war, aufgrund der sich ständig wechselnden Corona Bestimmungen, ein reines Lottogewinnspiel gewesen. "Ich glaube erst, dass wir dort angekommen, wenn wir in der Maschine sitzen. Und zwar in der zweiten, in der von Oslo." "Ich rechne jederzeit damit, dass ich morgen doch noch auf die Arbeit gehe, anstatt um 13:05 Uhr in Frankfurt abzuheben." 

"Ich wünsch euch mal kein 'kommt gut wieder heim' sondern erst einmal ein 'Kommt gut hier weg'“, rief mir Gogo zu, der das Buchungsdilemma in der Mittagspause noch mitschnitt.
Ihr dürft tatsächlich bis zum Schluss gespannt bleiben, ob wir den Flug, mit Zwischenstopp in Oslo, am Mittwoch antreten oder wieder auf Los und ohne Erstattung der Buchungsgebühr, in das lovely-Lahn-Dill-Bergland, zurück geschickt werden.

Zwischendrin wurden dann noch ein paar Koffer gepackt, sich darüber gewundert weshalb man trotz des verregneten Sommers, in ein noch viel mehr verregnetes Norwegen, mit der nordmöglichsten Destination in den Ausläufen der Arktis, gewählt hatte und viel mehr Jacken als kurze Hosen einpacken muss. "Was haben wir uns nur wieder dabei gedacht?" kontaktierte ich becks. "Keine Ahnung, aber pack dir bitte noch einen Pulli ins Handgepäck. Ich erwarte einen Temeperaturabsturz in Tromso!"

In diesem Sinne, let the cold adventure begin. Fürs Erste hoffen wir auf Polarlichter, arktische Wanderungen und Kayak-Abenteuer. Aber mal schauen, mit wievielen unnützen Schals und Winteraccessoires wir aus Tromsos Sommerschlusverkauf "Oh, da ist ja auch ein Zara!" am Ende wieder zurück kehren werden.


** Spoiler: Bis Oslo sind wir gekommen, den Anschlussflug haben wir bereits verpasst 


 

Cover me in sunshine.

4-tägige Hüttenwanderung in der Geislergruppe. Campil - Schlüterhütte - Regensburgerhütte - Puezhütte. Großer + Kleiner Peitlerkofe, Piz Duleda und östliche Puezspitze. Sellaronda mit dem Mountainbike.

Bella ciao!

"Die Normalität ist eine große gepflasterte Straße;
man kann gut darauf gehen - doch es wachsen keine Blumen auf ihr." - Vincent van Gogh

"Es ist 5:37 Uhr, guten Morgen Kumpel!"- Es war schier unglaublich. Trotz, dass wir immer die Ersten beim Aufstehen waren und mit als die Ersten am Frühstückstisch saßen, waren wir trotzdem jedes Mal die Letzten, die von der Hütte wegkamen. Auch am letzten Wandertag sollte sich das nicht ändern und ich fragte mich, ob dies an der, künstlich in die Länge gezogenen, Frühstückszeremonie, dem ständigen Suchprogramm von Sachen oder der Tatsache, dass wir einfach von Frauen waren, lag.
Wir hatten uns am Tag zuvor entschlossen unsere Wanderroute zu ändern und den dritten Gipfel am letzten Tag zu besteigen, damit wir nicht nur Abstiegspassagen hatten. Wir setzten noch mal alle verfügbaren Reserven der Lokomotive Mittelhessen in Gang und tuckerten die östliche Puezspitze, auf 2.913 Meter, hinauf. Der Gipfel war völlig verwaist und so konnten wir das ganze dolomitische Bergpanaroma genüsslich aufsaugen. Die Stille genießen. Natur pur spüren. Und das plötzlich verfügbare, mobile Datennetz zum Glühen bringen. Selbst Löön ließ sich zu einem Selfie auf der Gipfelspitze hinreißen. Ich glaubte meinen Augen kaum, dass sie ihr Endgerät überhaupt in greifbarer Nähe hatte und in in diesem Moment telefonisch erreichbar gewesen wäre!


Wir kehrten pünktlich zur Mittgaspause noch einmal in unserer lieb gewonnene Puezhütte ein und nahmen, neben einem kleinen Mittagssnack, noch einen letzten Absacker in Heuschnapsform ein. Dieser war auch bitter nötig, denn was anschließend als Abstieg folgte, forderte abermals Höchstkonzentration und Schwindelfreiheit. Die alles andere als Knie-schonende Passage, durch einen lang gezogenen, steilen Felsen, wurde abermals zu einer kleinen Herausforderung. "Leaving comfort zone" wurde Laris Lieblingsspruch und ich gab nur noch Anweisungen an die beiden Go-Pro Trägerinnen für ordentliches Bildmaterial zu sorgen, da ich selbst, mental nicht mehr dazu in der Lage war. 


Ohne Stürze und Verletzungen gelangten wir in gemäßigtere Gefilde und erreichten langsam, aber sicher die Baumgrenze. Ab da an zog sich der Rückweg wie Gummi. Kristin spürte ihren Zehen nicht mehr, Lari und Sonja klagten über Knieschmerzen und ich kämpfte gegen den enormen Sonneneinfluss an. Nur Löön schien noch wohlauf und allseits bereit. Aufgrund einer Wegsperrung, mussten wir auf den letzten Metern noch einen Asphalt lastigen Umweg einnehmen, erreichten schlussendlich jedoch unser Ziel, an dem unser Fahrzeug 4 Tage auf uns gewartet hatte. Kurvenreich gelangten wir gegen 18 Uhr nach Corvara, unserem Beherbergungsort für die nächsten Tage und verspeisten dort die köstlichste Pizza Italiens. Eccezionale!


Am nächsten Morgen trennten sich unsere Wege. Sonja und Lari hatten sich, in weiser Voraussicht, gegen den Moubtainbikekurs und die anschließende Tour entlang der Sellaronda entschieden. Anstattdessen wurde gewandert und Jimmy's Hütte aufgesucht, die einen Alleinunterhalter für die musikalische Untermalung zu bieten hatte, von dem die beiden Ladys noch Tage später schwärmten. Währenddessen erlernten Kristin, Löön und ich auf einem "Spielplatz" die Disziplinen "sicheres Bremsen auf Schotter", "Gleichgewicht halten" und "Staffelübergabe auf dem Rad". Tourguide "Alex" war das Beste, das uns passieren konnte. Er gab nicht nur hilfreiche Tipps und Anweisungen, die selbst Löön und Kristin neu waren, sondern blieb auch mit mir sehr geduldig, da ich nicht unbegründet als unsicherste Fahrerin galt. Wir waren noch nicht richtig losgefahren, da legte sich Kristin schon im weichen Schotterbett, verletzungsfrei, hin. "Gut, dass dir das hier unten passiert, morgen werden wir sehr viele dieser Passagen haben." Uff, das war schon mal eine Ansage und uns wurde klar, dass Sonja spätestens hier ausgestiegen wäre. Als wir zum Training den ersten Berg hinter Alex hinterher hechteten und die erste Testpassage erreichten, wussten wir warum Lari eine sehr weise Entscheidung getroffen hatte, als sie die Wanderung am Morgen gewählt hatte. Lediglich mir war nicht klar, warum ich nicht so schlau gehandelt und mich den beiden angeschlossen hatte, denn schon bei der ersten Hürde kapitulierte ich nach 3 Anläufen. "Du siehst Dinge, die nicht da sind", versuchte mir Alex zu erklären. "Aber da ist doch ein Fels und da hinter noch zwei Felssteine und Wurzeln und Schotter. Und ein Abhang." dachte ich mir. "Lass den Kopf die Linie zeichnen, entscheide dich für einen Weg und ändere ihn dann keinesfalls mehr um". Ok, das klang für mich sehr plausibel, aber was, wenn der Weg mir schrieb "Warum willst du das überhaupt fahren?!?"


Die Testphase lief ansonsten gut und nur der Rückweg ging Kristin und mir an die Substanz, kamen wir dem Tempo von Alex und Löön nicht annähernd bei. Zur Erholung und Entspannung ließen wir uns nachmittags an einem Biotop nieder. Herrliches Wasser. Blick auf die Dolomiten. Sonne. Der Tag endete für mich allerdings in einer Apotheke, hatte ich mich in dem nadelichen Gefilde wohl einem allergischen Schock ausgesetzt, der mein linkes Auge in einen kompletten Systemausfall versetzte. Kein Affengriff und auch kein Reset möglich. Augentropfen. Ruhe. Schlaf. 


Das linke Auge erwachte wieder zum Leben und somit fand ich mich am folgenden Tag in Fahrradmontur, Ellenbogen- und Schienbeinschonern, sowie einem neu erworbenen Helm, mit Kristin, Löön und Alex vor der ersten Gondel wieder. Die Achterbahnfahrt an der Sellaronda sollte beginnen. Es gab kein Zurück mehr. Schottergeröll. Steile Abfahrten. Wurzeln. Steine. Felsen. Kurven. Enge Passagen. Sessellift. Und das Ganze wieder von vorne. Lööns Augen strahlten und das Grinsen war nicht mehr aus ihrem Gesicht zu bekommen. Willkommen im Biker-Paradies. Ein bisschen Höhenmeter, ein bisschen schwitzen und dann wieder bergab. Downhill. Volle Konzentration. Auf den Weg. Auf das Fahrrad. Und auf die passierenden Wanderer. Unsere Fingerspitzen wurden wund vom Bremsen. Den rechten Zeigefinger spürte ich kaum noch. Immer in Affenhaltung auf dem Bike, Arme so weit wie es geht nach Außen und niemals die Contenance verlieren. Alex führte uns hervorragend, wies auf Schlüsselstellen hin und fuhr mit mir zwei Skiabfahrten separat, während die anderen beiden den schwarzen Waldtrail nahmen. Wir wurden sicherer. Ich fuhr "Wege" auf denen ich niemals gefahren wäre. Wurzelstufen, Steinvorsprünge, steile Abhänge. Der augewirbelte Staub flog uns um die Ohren, wir wurden schneller, schmetternden die Abfahrten hinunter.

"So, Juli, jetzt filme ich aber dich mal." Kristin wollte mir gut, hatte sie bisher nur Solo-Filmmaterial von Löön gesammelt. Ich legte mich ins Zeug und fuhr als mittlerweile „Schottermasterin“ über die Piste. Dann kam ein höherer Felssprung und ich unter die Räder. Ich schlug mit dem rechten Knie auf, das Fahrrad flog auf mich. Schmerz. Adrenalin. "Alles ist gut." Nach der Flugeinlage machten wir erst einmal Mittagspause. Ich warf mir eine Ibu ein, säuberte die Wundstellen und dann ging es weiter. Es gibt immer nur zwei Optionen: Aufgeben oder Staub abwischen und weitermachen.


Ich weiß nicht mehr wie viele Gondeln und Lifte wir hochgefahren und dann wieder runtergebrettert sind. Wir waren so hoch und dann in Windeseile wieder unten. Das hatte rein gar nichts mit dem Image-Video auf Youtube zu tun, welches mir noch vor 2 Monaten als Trailer für diese Tour präsentiert wurde (ansonsten hätte ich nämlich nicht gebucht ;-)). Die Achterbahnfahrt nahm kein Ende. Ich konnte nicht mehr, ein ganzer Tag war mir zu viel. Zum Glück hatte uns Alex mit dem vorletzten "Family Trail" noch ein Filetstück serviert. "Ein Trail für die Seele!", bedankte ich mich bei ihm, nachdem wir das 4-Kilometer lange Stück, mit vielen Kurven ohne Wurzeln und Steinen beendet hatten. Die letzte Abfahrt verlangte noch einmal alle Reservekräfte und Konzentrationsbatterien ab und Kristin legte sich an einer Stelle noch mal in die einzige Pfütze Südtirols, aber ansonsten blieben wir unbeschadet. Für alle Mountainbike-Fans ist dieses Adrenalin- und Achterbahnerlebnis nur zu empfehlen. - Am besten mit Guide und am besten mit Alex ;-)!

Ein letztes Mal kehrten wir in unsere Lieblings-Pizzeria "Fornella" ein, in der wir es uns mit hauchdünner Pizza, beträufelt mit Chili-Olivenöl, einem Zitronen-Sorbe und Abschlussschnaps noch einmal gut gehen ließen. Am nächsten Morgen verließen wir Corvara, vollgepackt und zwei große Heusäcken im geräumigen Kofferraum, die Sonja einem Bauern noch für ihre Hasen abschwatzte. Der Rückweg gestaltete sich nicht weniger kurz und wir benötigten abermals 12 Stunde Fahrzeit um nach Hause zu gelangen. Mein Knie pochte und schwoll an und freute sich schon auf den nächsten Tag, an dem ein Freundschaftsspiel zu bestreiten war. Doch Dank Ibu und einer wunderbaren Gesellschaft lässt sich vieles aushalten und bestreiten. Ein Hoch auf so eine bereichernde Konstellation an Menschen. 

Und was eine Tour! Aktiv+ und trotzdem erholt. Die Berge und besonders die Dolomiten, sind unvergleichlich. Balsam für die Seele. Eine kleine Tankstelle des Glücks bei all dem Chaos auf dieser Welt. Mille Grazie Dolomitis! :)

Erkämpfte Meter:

61,65 Bike-Kilometer
50,48 Wander-Kilometer
3.700 Höhen-Wander-Kilometer

 Top 3: unnütze Mitnahmen:
 1. "Green Pass"
 2. lange Jeans
 3. Corona Schnelltest

Top 3: wichtigste Mitnahmen:
 1. "Gitti" - Handdesinfektion mit Bergamot-Aroma
 2. Trinkflaschensystem
 3. Ibuprofen

"Gli occhi sono lo specchio dell'anima" - Die Augen sind der Spiegel der Seele.













Save your tears for another day.

„Schnaufi, schnaufi, ich schnaufe bis zum Schluss, ich bin ein Schnaufapparat.“ - Dolomitischer Chorgesang bei sämtlichen Aufstiegen.


Corona hatte - ohne Frage - auch Spuren bei uns hinterlassen. Wo sich Kristin in 2020 noch „unterdrückt“ gefühlt hatte, so bemerkte Sonja dieses Jahr, dass sie völlig unterwandert war. Die Höhenmeter machten nicht nur unseren ehrgeizigen, zwei Maschinen zu schaffen. Löön und ich bekannten uns schon nach wenigen Stunden zum Fan von Laris Wandertempo, die als Neueinsteigerin in unsere Wandertruppe gefunden hatte und Selis Platz nahtlos einnahm. „Ich mag ja wandern, aber DIESE BERGE!“


Wir waren am Samstag, nach 12 anstatt 8 Stunden Fahrt, in Südtirol angekommen. Wichtige Innenstädte, wie die von Stuttgart und Ulm, mussten auf der Bildungsreise mit erkundet werden, während uns unsere Navigationssprecherin mehrfach und hochmotivierend darauf hinwies, dass wir uns immer noch auf der schnellsten Route befanden. Zum Glück hatten wir die 25 Kilo Proviant an Board, die wir während der endlos vielen Staus, zu einem gefühlten Drittel bereits aufbrauchen konnten. 


In Stefansdorf angekommen, erstrahlte das neugebaute und schick eingerichtete Ferienwohnhaus, in der Abendsonne vor uns. „Letzter Luxus vor Hüttenleben.“ In einem riesengroßen Topf richteten Löön und Kristin im One-Pot-Verfahren ein vegetarisches Pastagericht an, während Lari den Aperol-Aperitif arrangierte und ich den Vorspeisenteller dekorierte. Gegessen hatten wir schließlich noch lange nicht genug! Sonja untermalte währenddessen die Kochsession mit einer Deutsch-Rap Playlist, da wir uns zum Ziel gesetzt hatten, bis zum Tourende alle Musikgenres einmal durchgehört zu haben. 


„Es ist 5:33 Uhr, guten Morgen Kumpel!“ richtete Mickey Mouse hochmotiviert die Worte an uns. Zerknirscht und verschlafen servierten wir das Frühstück und machten uns im Halbdunkeln auf nach Campil, unserem Startpunkt für die 4-tägige Wanderung. Wir hatten noch keine 50 Meter zurückgelegt, da hörte man schon die jährlich bekannten Reklamationen. „Boah, ist das heiß, ich muss erst mal abzippen!“ „Der Rucksack sitzt nicht richtig!“ „Wo ist eigentlich die Mülltüte?“ „Ich finde es ist jetzt mal Zeit für ein Image-Foto.“ und „Mist, ich habe meine Stöcke stehen gelassen.“ 


Nachdem die üblichen Startschwierigkeiten überwunden waren, führte uns der Weg, bei bestem Kaiserwetter, entlang von alten, hölzernen Mühlen, vorbei an der Baumgrenze bis hin zu einer Windows-XP Wiesen-Landschaft, die ein kleines Dorf mit Holzhütten, inmitten eines saftig-grünen, hügeligen Gras-Terrain offerierte. Die Höhenmeter machten sich bei allen Beteiligten im Atmungsbereich bemerkbar und Lari forderte eine zweite, externe Lunge. „So eine Cloudlösung für ein weiteres Sauerstofforgan wäre gar nicht so verkehrt.“ Bis zur Scharte und Halbzeit des 8-stündigen Aufstiegs, führten undankbare Stufen, die auch unsere zwei Maschinen an ihrer Grenzen trieben. Danach wurde es kantig bis schottig. Der lose Untergrund forderte höchste Konzentration und Trittsicherheit. Lari musste die Operation „Hüttenwanderung“ mehrfach, still fluchend, in Frage gestellt haben und auch ich rief bei jeder Gelegenheit den „Maschinenstopp“ aus, damit Lokomotive Mittelhessen nicht gänzlich auseinander driftete. Unsere erste Gipfelspitze, den kleinen Peitlerkofel, auf 2.813 Metern, erreichten wir gegen 14:00 Uhr. „Ja prima, dann können wir ja noch deh großen Kofel machen.“ grinste Löön und ich schaute ungläubig auf den unwegsamen Klettersteig, der steil in die Höhe führte. „Meint ihr wir schaffen das vor dem angekündigten Gewitter?“ fragte Sonja, die zwar vor Motivationshoch kaum zu stoppen war, die Gefahr der Berge jedoch nicht unterschätzte. Dank hervorragendem 4G-Empfang in italienischen Hoheitsgebieten, checkten Kristin und Löön postwendend das Wettergeschehen auf bergfex.com und gaben grünes Licht „Kein Wölkchen weit und breit.“ Wir näherten uns dem Einstiegspunkt und ich starrte zweifelnd zum Gipfel. Beim ersten Windstoß wand sich Lari an mich „Zeit für Kapitulation?“ Dankbar nahm ich die gedankliche weiße Fahne in die Hand. Während sich Lari und ich im immer stärker kalt werdendem Wartebereich des Gipfeleingangs aufhielten, marschierten Sonja, Kristin und Löön in einem Affenspeed den Klettersteig nach oben. Je mehr die drei sich dem Gipfel näherten, desto schlimmer zog sich die Suppe zu. Nach einer gefühlten Ewigkeit sahen wir unser Bergziegen-Trio von der Spitze wieder herunter galoppieren. Mittlerweile hatten Lari und ich sämtliche verfügbaren Kleiderstücke übergestreift, peitschte uns der gnadenlose Wind auf 2.500 Metern nur so um die Ohren. Kaum hatten die drei uns erreicht und wir unseren gemeinsamen Weg Richtung Schlüterhütte fortgesetzt, perlten die ersten Regentropfen an uns herunter. Sonja lauschte mit spitzen Ohren in die Ferne. Grollen. Leichtes Donnergeräusch. Und der Regen wurde stärker. Panisch warfen wir die Regencapes über unsere Rucksäcke, als ich feststellen musste, dass ich das falsche Objekt eingepackt hatte und nur ein Drittel des Backpacks bedeckt war. Gedanklich spielte ich die Konsequenzen im Kopf durch. Nasse Klamotten, nasser Schlafsack. Es war zum Heulen. In diesem Moment setzte der Hagel ein und schoss scharf von der Seite in unseren Laufweg. Es nützte alles nichts, wie spurteten den losen Untergrund weiter hinunter und hielten die Luft an, in der Hoffnung, dass sich das Gewitter eine Alternativroute suchen würde.


Da wir allesamt Glückspilze sind, wie wir wieder einmal feststellen mussten, stellte sich nicht nur das Grollen nach einer Weile ein. Nein, auch die Sonne kroch wieder vor den Wolken hervor und trocknete, auf der letzten Stunde Wanderweg, all unsere Klamotten, sowie meinen Backpack. Dem Himmel sei Dank! In der Schlüterhütte erwartete uns ein kleines Bettenlager, 3-Minuten Duschfreude, sowie warme Suppe, leckere Hauptgerichte und ein selbstgebrannter Hüttenschnaps mit dem Aroma Fichtennadelholz. Lecker. Schmecker.


„Es ist 22:00 Uhr, gute Nacht Kumpel.“ Die Mickey Mouse verabschiedete uns in die Hüttenruhe, die von manchen Gästen in der oberen Etage eher als Hüttengaudi verstanden wurde. Eine unruhige Nacht mit wenig Tiefschlafphase begleitete uns in den Morgen und ließ uns den nächsten Tag nur mit einer deutlichen Überdosis Kaffee überstehen. 


Starterfoto. „Muss noch mal auf‘s Klo“. „Hab meine Stöcke liegen gelassen.“ „Ach, ich zipp doch schon ab.“ - Die üblichen Umstände ließen uns mal wieder erst um 9 Uhr, statt um geplant 8 Uhr starten. 


„Du hast schon 150 Stockwerke hinter dir, gut gemacht Kumpel!“ Auch die gut gemeinten und motivierenden Worte Mickeys, sowie das grandiose Wetter und das unfassbare Bergpanorama, ließen die Anstrengung des erneuten Aufstiegs nicht ganz in den Hintergrund rücken. „Blood, sweat and tears.“ zitierte Lari Winston Churchill, als der nächste Anstieg folgte. Tourführerin Kristin hatte eine ausgeklügelte Route erarbeitet, die uns über Alternativwege zur Regensburger Hütte führen sollte. Fernab des Wandermainstreams, arbeiteten wir uns eine achtlos liegen gelassene Scharte hinauf, auf der weit und breit kein Wanderer zu sehen war. Einmal mehr gab der lose Untergrund unter jedem Schritt ein paar Steinchen frei, mit der man mühelos eine kleine Gerölllawine lostreten hätte können. „Konzentration Leute, nicht nachlassen.“ Die Fußballfloskeln ließen sich auch problemlos beim Wandern einwerfen, wie ich feststellen konnte. Der enge Schacht forderte uns mal wieder einiges ab, doch wir erreichten sicher das Ende mit Ausblick, an dem wir auch unsere Mittagspause einlegten. 


Während sich Löön Kortings Pefferbeißer zwischen die Zähne schob, Lari ihr zweites Brötchen verspeiste und Kristin genüsslich in den Apfel biss, wurde Sonja plötzlich hellhörig. Steingeröll. Scheppern. Abrutschgeräusche. Ihre Adleraugen wandten sich die Scharte hinab und sie erspähte einen einzelnen Wanderer, der uns wohl gefolgt war, dort unten aber weder vor noch zurück kam. Alarmierend rückte das Bergretter-Duo Sonja und Kristin aus, die sich den gefährlichen Weg wieder hinunter wagten, um den, in der Klemme sitzenden, Wanderer zu retten. Mit viel moralischer und mentaler Unterstützung gelang die Rettungsaktion und der Slowake wurde gesichert nach oben geführt. „Da waren’s plötzlich sechs. Na besser so als anders herum.“ Es stellte sich heraus, dass „Patrick“ ursprünglichen mit seinen Freunden unterwegs war, sich aber unten, aufgrund des besseren Bildmaterials, von seiner Truppe getrennt hatte und den Alternativweg unserer Scharte wählte. Fototourismus. Der neue unnatürliche Feind des Menschen. 


Gemeinsam stiegen wir mit Patrick den restlichen Weg bergab, der nicht weniger gefährlich und konzenrationswürdig war, bis sich unsere Wege an einer Kreuzung zu der jeweiligen anderen Hütte trennten. Da wir recht früh die Regensburger Hütte erreichten, entschieden wir erst mal ein Kaltgetränk einzunehmen und die Sonnenstrahlen genüsslich aufzunehmen, ehe wir den Duschvorgang vollziehen wollten. Ein grober Schnitzer von uns, der sich später rächen sollte. Trotz, dass wir diesmal gemeinsam in einem Fünfer-Zimmer untergebracht waren, gab es pro Etage nur eine Dusche. Die Duschzeit war zudem nicht vorgeschrieben, - eigentlich also - der Jackpot schlechthin. Wäre da nicht die 14-köpfige Wandertruppe vor uns gewesen, geschweige denn von dem französische Pharmazie-Quartett, mit denen wir uns gefühlte stundenlang im Flur in der Schlange unterhielten, bis wir endlich die subtropische Badvorrichtung erreichten, um endlich in den Duschgenuss zu gelangen. „Da hat uns doch jemand hinter die Fichte geführt.“ sprach Löön, die sich das dolomitische Tageblatt zu Gemüte geführt hatte und ihre neu gelernte Floskel zum Besten geben wollte. Bei Heidelbeerlikör und frisch Gezapftem beendeten wir mit einer Runde Wizard (das ist übrigens so ähnlich wie Metho-Skat) den Abend und begaben uns in eine erneute unruhige Nacht. 


„Kristin, wir sind die Tolpatschinen, aber du bist unser Häuptling.“ bemerkte Sonja, als sie Kristins abgebrochenen Zehnagel am kleinen Onkel betrachtete, der am Abend zuvor eine Begegnung mit der Duschwand hatte. Trotz Pflaster und Kenesio-Tape schienen die Schmerzen kein Weiterlaufen zu ermöglichen. Als letzte Konsequenz, vor Gondelabseilung, entfernte Kristin die Sohlen aus ihren Wanderschuhen und biss, wie einst Reinhold Messner, die Zähne zusammen, um die Reise weiter fortsetzen zu können. „Es ist 8:47 Uhr, auf geht‘s Kumpel“ eröffnete Mickey die dritte Etappe, die wir wieder einmal nicht pünktlich um 8 Uhr starten konnten. Bergidylle. Sonne. Wolkenlos. „Die letzten zwei Wochen war hier alles bedeckt. Regen, Nebel, Gewitter.“ Wir mussten mal wieder feststellen, dass wir einfach Glückspilze waren.


Nach weiteren Höhenmetern, Gepuste, Gekeuche und Atemlosigkeit, erreichten wir die Abenteuerpassage Klettersteig. „Kurz und knackig!“ sagte Kristin an. Und nun merkt euch einfach, dass kurz und knackig, ins Deutsche übersetzt, „Lang, diffizil und schwindelfrei“ bedeutet. Nach dieser adrenalinreichen Kletterpartie, warfen wir die 8-Kilo schweren Rucksäcke auf das Plateau, von dem man einen einzigartigen 360 Grad Panoramablick auf die Dolomiten hat und begaben uns in Richtung Gipfel Nummer 2: Duleda, 2.909 Meter. „Grenzerfahrungen. Das hier sind einfach nur Grenzerfahrungen.“ Lari hatte ihr persönliches Fazit schon lange gefasst. „Kranke Sachen, die ihr hier macht. Aber ich zieh das jetzt durch.“ Und wir zogen alle vor ihr unseren nicht vorhandenen Hut für diesen Löwenwillen. 


Nach einer Mittagspause, bei der wir unsere Mülltüte versehentlich am Plateau stehen gelassen hatten (Müllkarma ade), nutzten wir mal wieder unbewusst eine Alternativroute, die uns durchs Murmelieland führte. Die kleinen Wesen versüßten uns diesen Umweg, der uns mindestens 45 Minuten Verzug im Off-road Geröll bescherte. „Mag noch jemand Gitti?“ Lari führte, trotz der immensen Anstrengung, diverse Verkaufsgespräche und offerierte uns an jedem Pausenstopp diverse Produkte aus „Die Höhle der Löwen.“ Erfolgreich. Gedanklich packten wir bereits unseren Amazon-Warenkorb mit Handdesinfektion inkl. Bergamot-Aroma und Trinkflaschen im New-Hipster-Holzoptik Style. 


Nach einer weiteren schier unendlichen Auf-und Abtour, erreichten wir endlich die Puezhütte, die schon von Weitem mit italienischer Flagge winkte. Bettenlager 3-stöckig, 4-minütige Subtropen-Dusche und eine Steckdose für 20 Gäste. Willkommen im Hüttenleben. Bei so einer Anstrengung mussten wir uns nicht weiter überlegen, ob wir uns das 4-Gänge Menü am Abend gönnen sollten. „Was kostet die Welt!“ Und so wurde uns erst eine köstliche Bohnen-Gemüsesuppe, ein anschließender Bowl-Salat, sowie eine gegrillte Gemüseplatte mit gebackenem Käsesandwich und abschließend ein vorzüglicher Kaiserschmarren gereicht. Um den Abend, wie immer geschmackvoll und gebührend zu beenden, gönnten wir uns außerdem den selbstgebrannten Hüttenschnaps. Im Abgang Heu-ig. 


Vor 22 Uhr erklommen wir dann den vorletzten Gipfel unserer Wanderung. Unser 3-Stock Bett, das die Form einer Bienenwabe hatte. Sonja, die an oberster Stelle lokalisiert war, fiel erst oben auf, dass sich ihre Ohropax in 5 Meter Tiefe befanden. „Ach egal, das stehe ich heute Nacht auch so durch.“, sollte sich nach dem ersten gestarteten Sägewerk als Fehler bemerkbar machen. Tiefschlaf? - Wer braucht den schon?!


.. to be continued ..











Viva le Dolomitis

Wir hatten noch nicht das erste Fahrrad eingeladen, da schepperte es auch schon durch den Bus und Kristin hielt ein 100%-Plastik-Verkleidungsobjekt der Innenbeleuchtung des Sprinters in der Hand. Sachbeschädigung Nummer 1 an Tag -1. Ihr Bruder und Besitzer des geräumigen Vehikels wird es ihr hoffentlich verzeihen. Wir sagen an dieser Stelle >DANKE< an Familie und Autohaus Grau, die uns die Basis für unseren 7-tägigen Trip in die Dolomiten verschaffen hat. Denn wo sonst hätten wir die 25 Kilo Proviant verstauen können, die sich im Laufe der Woche in der WhatsApp Gruppe exponentiell nach oben geschraubt hatte. Noch immer ist mir nicht ganz klar, ob wir den Dolce-Vita-Kochworkshop „Eat.Pray.Love“ in Norditalien gebucht haben oder unserem eigentlichen Ziel „Aktivurlaub – aber bitte streicht das Wort Urlaub“ nachgehen werden. Laut Travel Sheet stehen uns 4 Tage Hüttenwanderung und 2 Tage Fahrrad (ohne das E-wie Elektro) in den Dolomiten bevor. Bestes Trainingslager für die kommende Fußballsaison 2021/22. Kurzer Spoiler: Die Wertigkeit des Damenfußballs in der Kreisklasse wird in diesem Kalenderjahr noch mal in ein ganz besonderes Statistenlicht gerückt.

Doch nicht nur Fußballerinnen sind beim diesjährigen Hüttentrip an Board. Fraktion „Lehrerschaft“ schafft es einmal mehr aufs Podest, sodass wir um ein Haar einen Bildungsurlaub hätten anmelden dürfen. Meinen Mathehefter und die Vokabelkarten werde ich dennoch zu Hause lassen, da sich der 45-Liter umfassende Backpack gerade so noch schließen lässt. Immer diese minimalistischen Reisen, bei denen man sich aufs Wesentliche konzentrieren muss und ja kein Top zu viel mitnehmen darf. Aber wehe denn man denkt nicht an OP- und FFP2-Masken, Desinfektionsmittel, Impfnachweise und den European Digital Passenger Locator, für den man mindestens studiert, aber wenigstens einen Englisch-Leistungskurs besucht haben muss. Und – ach ja - da haben wir ja auch noch die eine Bazille an Board, die einen extra Rucksack mit Covid-Schnelltests mit sich führen wird, da just in diesem Moment wieder ein negatives Testergebnis, bei nicht vollständiger Impfung, in sämtlichen Restaurants und Hotels Italiens vorliegen muss.

Was sind schon 3.000 Höhenmeter, alpine Klettersteige, steile Abhänge, felsige Trails und unbequeme Matratzenlager gegen das eigentlich größte Abenteuer am Ende unseres Trips: Werden wir ohne Quarantäne und ohne Corona-Zwischenfälle jemals wieder in das geliebte ‚Good old Germany‘ zurückkehren dürfen?!?

In diesem Sinne – Dolomiten wir kommen!