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Final Call

"Please be a traveller, not a tourist.
Try new things, meet new people
and look beyond
what's right in front of you.
These are the keys to understanding
this amazing world we live in."
-Unknown

San José schlug uns noch einmal ins Gesicht. Und zwar am Abreisetag. Mit $29 Flughafengebühren für Administration, Sicherheit und Instandhaltung. Ja was bitteschön soll das denn?! Gibt's für so was in Costa Rica keine Steuerzahler? Und werden wir ausländischen Reisenden vielleicht demnächst auch noch für die Benutzung der Straßenübergänge zur Kasse gebeten? Irgendetwas läuft in Costa Rica falsch. Oder in Deutschland. Die Rechnung geht keines falls auf! San José landet mit sofortiger Wirkung im schwarzen Buch der nicht-mehr-zu-bereisenden Städte weltweit und da hat es bis dato tatsächlich noch kein anderer Ort hineingeschafft. Eine zweifelhafte Auszeichnung, doch nach den vielen Seitenhieben und Untröstlickeiten, bleibt mir keine andere Wahl. San José ist für mich raus!

Auch für Houstons Flughafen hagelte es noch einmal Minuspunkte. Mit umwerfenden $5 ( dafür konnte Houston ja nichts), kämpften wir uns 7 Stunden lang durch den ereignislosen Tag im Transit. Ohne Free WiFi. Wieder mit stundenlangen Sicherheitskontrollen. Überteuertes Duty-Free. Und einem letzten bezahlbaren Sandwich. Euros hatten wir zwar noch in petto, jedoch schlug das Exchange Büro eine unverschämte Gebühr von $8 bei Umtausch drauf. - Ohne uns Leute, da verzichte ich doch lieber auf ein Getränk und eine Zeitschrift und wende mich den kostenfreien Dingen im Leben zu. Schlafen. Schreiben. Leute beobachten. Musik. Inkl. Aussicht auf die Wartungsarbeiter am United Flieger. Zu jeder Zeit erwartete ich auch hierfür eine Zuschaugebühr. Diese bleibt bisher aus.

Nun sind es noch weitere 3 1/2 Stunden bis zum Anschlussflug. Zeit genug um noch einmal die Reise revue passieren zu lassen und ein Schlussfazit zu ziehen.

Mittelamerika ist unter allen gegebenen Umstände mehr als eine Reise wert. Das kleine Verbindungsstück zwischen seinen großen Brüdern Nord- und Südamerika muss sein Licht nicht unter einen Scheffel stellen, sondern kann selbstbewusst mit Geschichte, Kultur, Flora und Fauna vortreten und mit Abenteuerlichkeit, Relax-Oasen, buntem Stadttreiben, herzhaften Köstlichkeiten und fröhlichen Menschen ohne Bedenken prahlen. Sicherheit wird zu großen Teilen vermittelt, jedoch sollte man wie überall nicht leichtsinnig und völlig unbedarft handeln. Sprich: Abends nicht mehr alleine vor die Tür, bzw. das bezahlbare Taxi bei Bedarf zum Transport nutzen. Und sei es nur 2 Blocks weiter. Desweiteren an Grenzübergängen Anweisungen befolgen und sich nicht von Kleintaschendieben über den Tisch ziehen lassen. Und: ein wenig mehr Vertrauen in die Hotelsicherheit haben, dafür weniger Bares und Wertgegenstände mit sich tragen. Was immer gilt: Stets die Tasche im Blick halten und zu keiner Zeit mit Kronjuwelen oder Applegeräten auf offenen Plätzen um sich wedeln. Unauffälligkeit ist eine Gabe während des sicheren Reisens. Und wem diese gegeben ist, der hat schon nur noch die Hälfte zu befürchten. Zu viele Gedanken sollte man sich sowieso nicht machen, nach meinen Empfinden gibt es mehr hilfsbereite Menschen, als Leute, die einem wirklich etwas Böses wollen. Und wenn dann geht es zu großer Wahrscheinlichkeit nur um ihr eigenes Überleben.

Bevor ich völlig abschweife, zurück zum Trip. Für euch zusammen gestellt noch einmal die Top 3 aus sämtlichen Rubriken:

Stadt/Ort
1. Antigua (Guatemala)
2. Grenada (Nicaragua)
3. Monteverde (Costa Rica)

Activity
1. White Water Rafting (La Fortuna, Costa Rica)
2. Vulkanwanderung (Ometepe, Nicaragua)
3. Schnorcheln (Roatan, Honduras)

Getränk
1. Ingwer-Martini (Costa Rica)
2. Emperial Bier (Costa Rica)
3. Rum (aus Guatemala)

Essen
1. Bunte Spezialitäten Platte (Copan, Honduras)
2. Sushi-Schiff (Monteverde, Costa Rica)
3. Quesidilla (von Guatemala bis Costa Rica)

Wenn ich die Tour noch einmal zu tun hätte, so würde ich diese anders herum fahren um als Endstation in das wunderschöne Antigua zu gelangen und dort mit 2-3 Tagen Aufenthalt den Trip ausklingen lassen. Vermutlich würde ich San José auch überhaupt nicht mehr anfliegen, sondern anstatt dessen in Panama City starten und dafür die ausgelassenen Nachbarn El Salvador und Belize mit einbeziehen. Für das Gesamtpaket sollte man sich mind. einen guten Monat Zeit nehmen. Wenn möglich natürlich mehr. Finanztechnisch - was geht - mit Karte bezahlen und ansonsten die lokale Währung abheben.
Die Fakten und Erkenntnisse des Trips zusammen gefasst sind:

1. Die ganze Währungsumtauscherei und das Hin- und Hergewechsel, hat uns so wuschig gemacht, dass wir schon nach wenigen Tagen keinen Überblick mehr über unsere Finanzsituation hatten.

2. Nordeuropäische Haut braucht seine Zeit um sich in mittelamerikanischen Gefilden zu akklimatisieren. Braun wird man als geborenes Bleichgesicht sowieso nicht!

3. Klospülungen funktionieren in Mittelamerika eher gar nicht. Vielleicht sollte man auch vor Einreise einen Lehrgang zur korrekten Benutzung besuchen. Ich jedenfalls bin froh nun kein Klopapier mehr in den nebenstehenden Mülleimer werfen zu müssen.

4. Die Investition der locker leichten und für subtropische Gefilde ausgerichtete North Face Hose hat sich in jeder Hinsicht bezahlt gemacht. Auch für sportliche Aktivitäten und Wassereinsätze lässt sich die Hose durch die praktische 'Zip'-Funktion multifunktional einsetzen.

5. Spanischkenntnisse sind grundsätzlich nie verkehrt und sollten stets bei Möglichkeit zur Erlernung in Erwägung gezogen werden. Schaden tut eine weitere Fremdsprache nie, vor allem, wenn es sich um eine handelt, die ein halber Kontinent spricht.

6. Es gibt Tage, da könntest du ewig weiterreisen und dir die ganze Welt anschauen. Und es gibt Zeiten, in denen du einfach nur nach Hause möchtest.

In diesem Sinne 'Adíos' und 'Hasta luego' - der Lateinamerikanische Kontinent sagt mir immer mehr zu und wird hoffentlich nicht das letzte Mal von mir bereist worden sein. Es gibt noch viel zu sehen und noch viel mehr zu lernen und zu verstehen. Die Welt wächst weiter zusammen und das Bewusstsein für Umwelt und Eco-Freundschaft gewinnt mehr an Bedeutung. Lassen wir uns überraschen wie es weiter geht! Im Augenwinkel lese ich ein Patagonien und zugleich sollte ich unter den oben genannten Punkten vielleicht doch mein Augenmerk auf Europa legen. Eco-friendly zu reisen, beginnt nämlich eigentlich damit, kein Flugzeug mehr zu benutzen! Vamos and never stop exploring! I'm all in ;)

"No matter where life takes you,
wear a smile while you're there." - Unknown


Muy bien!

Wie sieht's denn hier aus?!
Leute, was liegt in Guatemala ein Müll rum, das könnt ihr euch nicht vorstellen!
Hier würde so mancher Deutscher Mitbürger seine Lebensaufgabe beim Aufräumen und Kehren Guatemalas Straßenränder finden. Ein Geräusel nicht sondergleichen ist auf der fast vollständigen Fahrt nach Copan zu finden, welches jedem akribisch und ordnungsbewussten Deutschen ein absolutes Dorn im Auge gewesen wäre. Ordnung = 0!
Doch die Bewohner Guatemalas scheint das mal gar nicht zu interessieren. Das ludolfische "Haufensystem" scheint hier seine Ursprünge gefunden und sich bis in die heutige Moderne durchgesetzt zu haben. "Och goah, wie gleichgillich...!" Nein, nein, Guatemalas Straßenränder sollten zugleich aus der Enzyklopädie leidenschaftlicher Ordnungsgenies und zwanghafter Mülltrenner gelöscht werden. Die haben hier nun wirklich nichts verloren!

Die heutige 6-stündige Fahrt führte uns durch das guatemalische Hochgebirge bis hin zur Grenze Honduras, an der wir um 5$ erleichtert und einige Reisestempel bereichert wurden. Unterwegs stellte sich uns ein bahnbrechendes neues Geschäftsfeld, für länger andauernde Staus oder zeitabsitzende Baustellen, vor. Während der genervte Automobilbesitzer in seinem Fahrwagen auf ein Vorankommen der 20km Schlange vor sich wartet, kann diese nervenaufreibende, verlorene Zeit durch Verköstung oder Abhandlung des Feierabendseinkauf kompensiert werden. Gezeigt wurde uns dies auf Guatemalas Hauptverkehrsstraßen. Kaum kam unser Bus vor warnblinkleuchtenden Baustellschildern zum Stehen, da sprangen auch schon lauernde Bürger aus dem Unterholz hervor um uns per Fensteraquise mittelamerikanische Spezialitäten und tropisches Frischobst unter zu jubeln. Ich sage euch: Beim nächsten Schneechaos -Stau auf Deutschlands Autobahnen wird mir diese Geschäftsidee vielleicht noch mal Millionen einbringen.

Mit viel Bürokratie und neuer Währung überquerten wir dann schlussendlich die Grenze zu Honduras und kehrten am Abend in eine heimische Lokalität ein, die uns mit lokalen Leckereien einen Gaumenschmaus bereiteten. Zu fünft teilten wir uns ein mit Spezialitäten gefülltes Plateau und schlossen den Abend mit einem überaus gutmütig gefüllten Tequila-Gläschen ab.
Noch auf dem Rückweg ins Hotel stellten wir fest, dass man mit einem "Muy bien" und "Muchas Gracias" ganz schön weit kommt und spanische Satzbildung, sowie Grammatik völlig überbewertet sind. Ein Hoch auf die Zeichensprache und tieffallende Mangos! Das morgige Frühstück ist gerettet :)

PS: auf dieser Strecke wäre kein Taschentuch trocken geblieben @R. aus D. Och goah...

¡Arriba, abajo, al centro, y dentro!

"Wechseln Sie ihr Geld in einer sicheren und vertrauenswürdigen Institution." Allein dieser Satz hätte mich misstrauisch werden lassen müssen, als ich in der Nacht unserer Ankunft die ersten US Dollars beim 'Global Exchange Büro" gegen Guatemaltekische Quetzal eintauschte. Über den Frontdesk haben die mich gezogen und um 58 Quetzales betrogen !
Entrüstet und wutentbrannt konnten wir diesen Fauxpas allerdings erst am darauf folgenden Morgen nach Bezahlen des Frühstücks und Abgleich des Währungsrechners feststellen. "Die können was erleben..." dachte ich mir als ich zum Telefon griff und einen Beschwerdeanruf vom Allerfeinsten tätigen wollte, als mir aber plötzlich in den Sinn stürmte, dass ich über ein "Hola, como estas?" wohl nicht heraus kommen würde.
Untröstlich machten wir uns anschließend auf in die Kleinstadt Antigua, um die in 1543 erbaute, ehemalige Hauptstadt Guatemalas näher unter die Lupe zu nehmen. Im barocken Kolonialstil präsentierte sich die , seit 1970 zum Weltkulturerbe ernannte Stadt, vor unseren Füßen und lud uns ein in historisch farbenfrohe, restaurierte Straßen und Gassen, umwogen einer friedvollen und willkommenfühlenden Atmosphäre. Entlang unzähliger Museen, dutzender Kathedralen und um sich werbender guatemalischer Allerleistände, durchschritten wir Santa Catalina Arch, welches das markanteste Wahrzeichen Guatemalas, sowie Eingangstor zu mittelamerikanischer Sommerbekleidung ist. Zudem gibt es Blick auf den Vulkan "De Angua" frei, welcher schon so manche Kathedrale in Verbindung mit einem Erdbeben zum Einstürzen gebracht hat. Dazu einreihen darf sich unter anderem die im 16. Jhd. errichtete Kirche "Compaña de Jesus" und "Cathedral" - DAS katholische Mekka in Guatemala. Hiervor erstreckt sich außerdem Central Park, wo sich das 'who-is-who' Antiguas trifft um die freie Wifi-Zone ausgiebig zu nutzen.
Kutschen, kleine daher ratternde Mopeds und Armbändchenverkäufer vervollständigen das weitere Stadtbild, welches ohne Ampeln und Zebrastreifen auskommt.

Zum Abschluss des ersten Tages trafen wir uns im Hotel und mit unseren zukünftigen 15 Reisegefährten aus aller Welt ein. Hier die Fakten in der Kurzzusammenfassung:
* Ausschlafen adíos, um 8:00 Uhr anstatt ursprünglich 13:00 Uhr starten wir durch.
* Englisch, was ist das? Unsere Gastfamilie spricht ausnahmslos Spanisch, bestenfalls noch Mayan.
* Diverse Programmpunkte werden durch Tourführer Alonso-ispecial-tour ersetzt
* Uns stehen für den letzten Abend in Guatemala sage und schreibe 180 Quetzal (umgerechnet knapp 15 €) zur Verfügung. Was kostet die Welt? - Ich nehm ne kleine Cola!

Mit mittelamerikanischen Gitarrenklängen, guatemalischen Bier und einem undichten Dach in der Live Music Hall lernten wir am Tourstartabend unsere 15-köpfige Gruppe kennen, die sich aus einem bunt gemischten Europa, Französisch sprechenden Kanadiern und 3 Ozeaniern zusammen setzt. Eine lustige Truppe mit der wir sicherlich viel Spaß haben werden und jetzt schon brisante Themen wie den Eurovision Songcontest und German Championsleague Finals erörtern könnten.
Arriba - Abajo - Al Centro - Y Adeeentrooo!!! Auf eine erlebnisreiche, fantastische Tour durch Mittelamerika :)

Buenas Noches!

"Aich docht dau seist schuh öwwer alle Berje" - schallte es mir noch nach, als wir das Lahn-Dill-Bergland und heimische Gefilde verließen. Wie so oft zeigte sich der Frankfurter Flughafen als großes Labyrinth, in dem sich der United Schalter in versteckten Gängen präsentierte und uns erst mal von Pontius bis Pilat suchen ließ. Die Meter nimmt uns keiner mehr...

Die amerikanische Airline 'United' hat aufgerüstet. Sie verfügt mittlerweile nicht nur über ein gesundes und nahrhaftes Mittagsmenü (Rind, Kartoffeln, Möhren + Bohnen), sondern ist auch von Junk Food Fraß und kalorienhaltigen Zwischenmahlzeiten abgekommen. Anstatt einem Beutel Schokoriegel und fettigen Chips, werden von nun an "grüne" Produkte wie Truthahn-Vollkorn-Sandwichs und der altbewährte Kühne Senf mittelscharf, sowie ein vereinzeltes Schokocrisp serviert. Auch das Airline-Entertainment-Betriebssystem hat ein Full-Upgrade erhalten und kann fortan mit selbstdefinierbaren Playlisten und multilingualen Kinokrachern wie 'Life of Pi' und 'Cloud Atlas' glänzen.
Selbst an einem Vokabeltrainer wurde nicht gespart, welcher uns mit mit innovativen Lernmethoden unser bis dato dürftiges Spanisch Know-How näher brachte. Analog zu den umfangreichen digitalen Medien am Schirm, durften wir auch das Süddeutsche Magazin entgegen nehmen, was allerdings Formatmäßig für beengte Economy-Sitzplätze überdacht werden sollte, wenn man nicht beim Durchblättern der Zeitung beide Nachbarplätze mit einnehmen möchte.

Nach 11 Stunden Flug im Mittelgang und ohne Sicht auf die Außenwelt, landeten wir in Houston. - Freunde der Ordnung und des Systems, lasst euch eins gesagt sein: Mit Houston werden wir kein Freundschaftsband schließen! Unorganisation ist gar kein Ausdruck für das was uns auf diesem Flughafen erwartete. Man nehme 600 ankommende internationale Fluggäste, die sich lediglich im Transit befinden und nur mal eben durchreisen müssen und stelle folgender Menschenmasse 4 von 21 verfügbaren Sicherheitcheckupplätzen zur Verfügung und fertige diese im Schildkrötenmodus ab. - War doch völlig utopisch den Anschlussflug unter solchen Umständen rechtzeitig zu bekommen!
Nur durch mehrfaches Vordrängeln und einen 400m Sprint Richtung Gate, konnten wir das Flugzeug nach Guatemala City gerade noch vor Abheben erreichen.

90% der Mitinsassen waren übrigens Voläntere und weitere 8% Angehörige von Freiwilligenarbeitern. Alles klar Leute - Willkommen im Entwicklungsland!
Doch wir wurden am Zielort mal wieder eines besseren belehrt und mussten bereits wenige Minuten und zurück gelegte Kilometer später auf Guatemalas ausgebauten Straßen feststellen, dass auch in diesem Land die Amerikanisierung erfolgreich abgeschlossen wurde. Der Weg zu unserem endgültigen Ziel Antigua, sah ungelogen folgendermaßen aus:
Tankstelle - McDonalds - Tankstelle- Tankstelle - Tankstelle - McDonalds - Tankstelle - Tankstelle - Burger King - Tankstelle - Tankstelle - Domnino's Pizza - Tankstelle - Tankstelle - Tankstelle.

Öl und Fast Food - von mehr kann ich euch zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht über Guatemala berichten. Und wenn das Hotel nicht im mittelamerikanischen Flair und einer wüstenfarbigen Außenfassade erscheinen würde, müsste ich gar zweifeln im richtigen Land gelandet zu sein. Morgen werde ich mehr erzählen können - ein Hoch auf das gut ausgebaute Wifi-Netz!

Ich bin raus!

 Auf den allerletzten Drücker konnte ich am Vorabend unserer großen Reise das Schweizer Armee Messer "Huntsman klassisch" ausfindig machen, welches sich gut getarnt zwischen Reiseapotheke und dem Spanisch Jubiläumsband versteckt hatte. Ob mich dieses Allzweckgerät jedoch sicher durch Zentralamerika führen wird oder ob ein guerillanisches Buschmesser das effektivere Objekt der Wahl gewesen wäre, wird sich wohl erst vor Ort zeigen.


Guatemala, Honduras, Nicaragua und Costa Rica - hört sich mehr nach einer ZDF-Neo-Dokumentation zum Thema Drogenhandel an, ist aber tatsächlich die Route, welche wir in den kommenden 3 Wochen auf uns nehmen werden. Mit einem sportlichen Zwischenstopp von einer Stunde in Houston, Texas, wird uns die verschmähte Airline United in die Hauptstadt Guatemalas befördern. Von dort aus geht es dann weiter in den Nachbarstaat Honduras, der  mit Maya-Ruinen, karibischen Inseln und einer unaussprechlichen Hauptstadt namens Tegucigalpa um sich wirbt. Explosiv wird es im angrenzenden Nicaragua, wo passive sowie aktive Vulkane auf Besucherströme warten. Die exotische Note während der 17-tägigen Tour setzt zum Abschluss Costa Rica, welches mit Dschungelabenteuern und Adrenalin-Kicks die Tourismustrommel rührt. In San Jose heißt es dann noch mal 3 Tage regenerieren und abchillen, bevor es wieder zurück in die die Heimat geht.

Freunde, auf bald! Und um es in der Werbesprache einer Outdoorbkleidungsfirma zu sagen:

An alle Steuerhinterzieher und Schweizer-Konten-Besitzer, Royalfamilienmitglieder und Wahlkämpfer, an alle Virtualisierungsspezialisten und Social-Media-Designer, an alle Championsleague-Sieger und Tabellenführer, an all euch Milchmix-Liebhaber, feine-Welt-Genießer, Hauswandverputzer und Heimatverteitiger - macht erst mal ohne mich weiter - ich bin raus!



Das Glück lebt in Zentralamerika!


Die glücklichsten Menschen der Welt wohnen in Zentralamerika. Und das war auch schon der erste und einzig positive Fakt, den ich über Guatemala berichten darf. Ansonsten glänzt der Mittelpunkt Amerikas mit Negativschlagzeilen wie kein zuvor bereistes Land. Um einen kurzen Eindruck von dem Land zu erhalten, welches Startpunkt meiner diesjährigen Reise wird, möchte ich euch kurz über die Top 5 Fakten Guatemalas informieren:

Fakt 1: 95 Morde pro Woche
...eine erstaunliche Quote für ein Land, das 12 Millionen Einwohner beherbergt. Hochgerechnet auf ein Jahr, liegen wir bei knapp 5.000 Morden landesweit, was 42 Morde auf 100.000 Einwohner entsprechen. Zum Vergleich: in Deutschland sind es 0,8 Morde auf 100.000 Einwohner. 1 2
Ich fühle mich jetzt sicherer. Daheim.

Fakt 2: gefährlichste Region der Welt
Guatemala ist Durchgangsroute des Drogenhandels und der Korruption. Alles was zwischen Mexiko und Kolumbien liegt, ist irgendwie in die Machenschaften der Drogenmafia und der Bandenkriege involviert. 3
Drogenkartelle hin oder her, das Land lebt auch von Kaffee. Darauf sollten wir uns jetzt fossieren.

Fakt 3: 25 Vulkane
Davon sind lediglich 3 (Pacaya, Santa Maria und Fuego) zuletzt 2010 aktiv gewesen. Pacaya, der südlich der Hauptstadt Guatemala-Stadt liegt, ist allem Anschein auch noch einer der aktivsten Vulkane der Welt. Im Mai 2010 musste beispielsweise der internationale Flughafen wegen starker Eruptionen geräumt werden.
Flughäfen müssen ja auch sonst schon mal aus den verschiedensten Gründen geräumt werden, da kommt es auf den ein oder anderen feuerspeienden Vulkan nun auch nicht an.

Fakt 4: Löcher im Böden
Diverse Tropenstürme lassen schon mal hin und wieder ein Loch im Boden Guatemalas zurück. So geschah es beispielsweise im Mai 2010, dass sich ein 60m tiefes Loch in der Hauptstadt eröffnete, welches ein 3-stöckiges Gebäude mit sich riss. 4
Auch hier gilt wieder: Augen steht's offen halten, Gefahren lauern überall!

Fakt 5: Tropenstürme
Der letzte Hurrikan namens "Stan" ereignete sich im Oktober 2005 und forderte unzählige Menschenleben in Guatemala. Starke Regenfälle und dadurch ausgelöste Überschwemmungen, Erdrutsche und Schlammlawinen begruben ganze Dörfer Guatemalas. Bis heute kann die gesamte Toteszahl nicht ausgemacht werden.

Und trotz all dieser Horrornachrichten leben hier die glücklichsten Menschen der Welt? Dort wo jeden Tag Angst und Schrecken vor Raubüberfällen, Schießereien und anderen Delikten herrscht? Dort wo du dich selbst nachts nicht sicher fühlen kannst, denn es könnte ja ganz in deiner Nähe einer der vielen Vulkane ausbrechen oder ein Loch in den Boden schneiden? Und vor allem dort wo Armut, Arbeitslosigkeit und keine geordnete Regierung herrscht?
Woran erfreuen sich die Latinos so sehr bei dieser miserablen Gesamtlage des Landes?

Vielleicht sollte man in dem Zusammenhang eine Gegenfrage stellen: Warum sind wir Deutschen in dieser "Glücklichheits-Umfrage" nur auf Platz 47? Wir, die wir von einer gesicherten Altersvorsorge, gesundheitlichen Absicherung und gut ausgebauten Infrastruktur profitieren. Hier, wo Gewalt, Drogen und Korruption zu weiten Teilen eingedämmt und unter Kontrolle sind. Und hier, wo Naturkatastrophen meist "nur" durch das alljährliche Schneechaos auf Deutschlands Autobahnen und überfluteten Flüssen zum Vorschein kommen. Sollten wir nicht ganz oben stehen?
Oder liegt das Glück vielleicht ganz woanders? Definieren wir Glück vielleicht ganz anders?

Der Wahlspruch Guatemalas lautet "Das Land des ewigen Frühlings".  Meine persönliche Lieblingsjahreszeit ist der Frühling. Der dunkle, graue Winter ist vorbei, alles erblüht, der Sommer steht vor der Tür und trotz alledem herrschen im Frühling schon oftmals die Temperaturen, auf die man vergebens in den Monaten Juli-August wartet. Wie wäre das, in einem Land zu leben in dem ewiger Frühling herrscht?