Same same, but different.

Eigentlich ist Vietnam wie Deutschland, nur anders. Die vielen Kriege, die Trennung durch eine Grenze während des kalten Krieges und die erst sehr junge Übereinkunft des Landes sind nahezu Spiegelbild unserer eigenen Geschichte.

Bewusst wurde uns dies erneut, als wir den Hai Van Pass überquerten, welcher eine natürliche Grenze und Wetterschneide zwischen Nord- und Süd-Vietnam bildet. Doch dieser Pass ist nicht nur "Wolkenpass" sondern in dem Indochina-, sowie Vietnamkrieg eine höchst strategisch und umkämpfte Grenze gewesen. Dieser Berg, mit Panoramablick aufs Meer, ist vor ein paar Jahren noch Schlachtfeld gewesen auf dem 10 Jahre lang die Stellung seitens der Nordvietnamesen gehalten wurde. Ein kompromissloser Krieg, bei dem die Amerikaner über 8 Millionen Bomben auf dieses winzige Land abgeworfen hatten und Wälder, sowie ganze Landstriche mit Napalmgas (Brandwaffe aus gelierten Benzin) und Agent Orange (Entlaubungsmittel) verseuchten. Ein Wunder, dass heute wieder so viele Bäume und Pflanzen wachsen, die nach dem Krieg wegen eben dieser Giftgase völlig ausgerottet waren.
Heute begutachten amerikanische, süd- sowie nordvietnamesische Touristen dieses einstige Schlachtfeld. Eine Tragödie der Menschheit. Wie Deutschland halt, nur anders.

In Hue angekommen wurde, wie sollte es auch anders sein, als erstes zum Programmpunkt Essen übergegangen. Merkt euch einfach eins: Wir sind im Schlaraffenland der Kulinaristik angekommen. Es muss hier einfach alles getestet werden!

Der Tag stand ansonsten überwiegend im Zeichen der Schildkröte. Slow it down and keep it cool! Bei 40 Grad und Dauerbefeuchtung kommt man einfach nicht aus dem Schwitzmodus heraus. So überquerten wir heute als einzig abhakbare Option den Parfüm River, welcher nur wenige Meter entfernt unseres Hotels aufzufinden war. Die preiswerten Gebühren für $4 pro Person auf buntenfarbigem Kutter, entpuppten sich jedoch recht schnell als Verkaufsveranstaltung. Die 2. Kapitänin zauberte plötzlich aus dem Holzboden des abgenutzten Bootes sämtliche unbrauchbare Schätze hervor, die das Sammler- und Messiherz höher schlagen lassen. À la Kaffeefahrt wurden uns nach und nach buntiges Allerlei präsentiert und schmackhaft gemacht. In einem mal wieder sehr schwachen Moment schlug ich bei Tapetenmalerei zu, da die Frau in mitleiderregende Verkaufsmethodik verfallen war. Nun denn, irgendjemand werde ich diese Souvenirs schon unterjubeln, das sollte die geringste Schwierigkeit sein. Es hätten noch viele weitere Accessoires über den Bootsbasar versteigert werden können, jedoch gab sich der Rest der Kundschaft stringent und wenig verhandlungsfähig.

Im Sonnenuntergangsmodus schlenderten löön und ich entlang des Ufers, wurden jedoch nur wenigen Minuten später ins Zwiegespräch genommen. Zwei vietnamesische Studentinnen fragten uns höchst interessiert und fasziniert über unsere Herkunft, Reise und Familie aus. Wir befürchteten schon wieder in einer kuriosen Verkaufsfalle gelandet zu sein, jedoch entpuppte sich die Fragestunde als ein Englischschulprojekt, welches von deren vietnamesischen Professor aktiv begleitet wurde.

Plötzlich waren wir umringt von einer Horde Studenten, die uns allesamt mit großen Augen anstarrten und unsere Ausdrucksweise sowie Verhalten exakt zu studieren schienen (die hätten sich mal lieber echte Briten fischen sollen, dachte ich mir, aber egal). Der Professor erklärte uns dann, dass er seine Schüler nicht nur Theorie beibringen möchte, sondern ihnen die Praxis der Face-to-Face Kommunikation lehren wollte. Er sähe es als höchst kritisch an, dass eine ganze Generation das Miteinander und den Respekt zueinander verlieren würde. Freundlichkeit, Anstand und Höflichkeit seien für ihn genauso wichtig wie die Fachlichkeit.

Das klang sehr spannend und so fragte ich den 75-jährigen nach seiner Vergangenheit und wie das damals so war im Krieg. Er hielt sich kurz: "During the war I escaped to the States and stayed there for twenty years." Als er zurück kam sprach er nicht mehr über den Krieg. Es sei die Vergangenheit und wir leben im Hier und Jetzt. Alles was wir tun gehört der Zukunft an.

Geflasht von den Worten verabschiedeten wir uns von der Studententruppe, die gerne noch unsere E-Mailadresse für Facebook-Adds und möglichen Schüleraustausch notieren wollten (lööns Alter wurde auf sweet 18 geschätzt!!). Wir vertrösteten mit einer Alternativ-Emailadresse. Leute, bei allem guten Willen, aber wir wollten keine 30 neuen Studentenfreundschaftsanfragen morgen in der Facebook-Mailbox haben. Da muss die gute alte E-Mailkommunikation herhalten.

Zum Abschluss des Tages fanden wir uns in dem Szene Restaurant und Bar "Le's Garden" ein. Hier konnten nicht nur wieder neue kulinarische Entdeckungen gemacht werden, sondern bei Ententanz und Billard auch noch das entertainende Geschick unter Beweis gestellt werden. Unsere stetigen Begleiter Happy Time, Happy Room, Happy Water und Happy Hour sorgten für den entsprechenden Fun-Faktor und die Bedienung für unterhaltende Stimmung! In diesem Sinne:
Mot, Hai, Ba, YOOOO!
(1, 2, 3, Yo! = Prost in vietnamesisch)

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