Adventure unfiltered - Ecuador 2017 Trailer

Trailer zur 9-tägigen Adrenalin-Tour durch Ecuador. Enjoy :)



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Adios Amigos!

Zwischen endloser Freiheit und gar keine Wahl
Ganz oder gar nicht und alles egal
Zwischen eigener Fahrbahn und schwarz mit der Bahn
Chance verwandelt und Chance vertan
Zwischen falsch abgebogen und fest in der Spur
Den Blick in die Zukunft und dem auf die Uhr
Der Sturz in die Tiefe und Schweben
Ist alles wie es sein soll und wir sind am Leben

- Alexa Feser



"Von euch gibt es hier aber auch noch en paar mehr." stellte Cordula, die Boardstewardess fest, als sie Kristin den Bailey-on-ice reichte. Bereits am Flughafen Quito nagelten uns prüfende Blicke. Wahrscheinlich hatte man hier noch nie 4 gleichgekleidete Personen auf einmal gesehen, deren T-Shirt Aufdruck "Aufsteigerinnen 2017" trug. "Seid ihr vom

Volleyball?" fragte uns der Pilot zwinkernd. "Ihr seht ganz danach aus."

Es war unglaublich, dass wir uns schon wieder im Sitzbereich der Holzklasse befanden und sich der Trip dem Ende neigte. Noch unglaublicher fanden Sissy und ich, dass wir es überhaupt rechtzeitig ins Flugzeug geschafft hatten. Im Eingangsbereich des Flughafens konfrontierte uns ein Déja-vu aus purem Zimt, erblickten wir den Cinnabon-Laden, der uns in Las Vegas zum Verhängnis geworden war. In diesem Zimtlokal hatten wir gefrühstückt, während unser Flieger samt Gepäck nach Miami charterte und wir unseren Aufenthalt in der Kasino-Hölle um 2 Tage verlängern mussten. Als Traumabewältigung kehrten wir in Quito nochmals ein, hatten wir ja noch ewig Zeit... "Wieviel Uhr ist es? Wie, was? Keine Zeitverschiebung?" Mit 4 Personen prüften wir sekündlich Uhrzeit und Gate um nicht noch einmal das Vegas-Unglück durchlaufen zu müssen.

Nun befinden wir uns über dem Atlantik und kommen erstmals nach 9 Tagen Dauerbelastung und Rastlosigkeit zur Ruhe. Was hatten wir bloß in der kurzen Zeit alles durchlebt und fertiggebracht? Hindurch unterschiedlichster Vegetationszonen und entlang Höhen wie Tiefen, fruchtbarer Landschaft und kargem, eisigem Gebiet. In einem Adrenalin-Rausch bewältigten wir ein Trainingslager der Extreme und nahmen auf Körper und Geist keine Rücksicht. Mit einer großen Portion Glück blieben wir bis auf wenige Schrammen, blaue Flecken und Mosquitostiche recht unbeschadet. Auch der lokalen Küche waren wir gewachsen gewesen und mussten im Vergleich zu unseren Mitreisenden keine Magensausfälle vermelden. Wenn irgendwas vergiftet gewesen wäre, hätten wir sowieso alle im Delirium gelegen. Der Economy-Modus unter dem Motto "Caring Is Sharing" wurde zu jeder Mahlzeit aktiviert und bis zum letzten Happen durchgezogen.

Viel Zeit etwas über das Land zu erfahren blieb uns nicht und Kristin blieb nichts weiter übrig als in ihr Fortbildungsnotizbuch zu notieren "I only learned about sea-levels here." Doch wir alle erhielten eine Lektion was die Höhe betraf und dass die Natur ihre eigenen Gesetze hat. Ecuador hat sich zu einem westlich-orientierten Land entwickelt und geht mit dem Fortschritt. Auch in den entlegensten Bergregionen sind Elektrizität, Recyclesysteme, Wifi und Kunstrasenplätze angekommen. Nah- und Fernverkehr, sowie Sanitärbereiche und Unterkunftsmöglichkeiten sind nahezu identisch mit europäischem Standard. Und doch hängt alles am seidenen Faden. Aufgrund tektonischer Plattenverschiebungen gehört Ecuador zu den Ländern mit der größten Erdbebengefahr. Zudem ziert das Land eine Allee aktiver Vulkane.

Wir verlassen ein Land, dass uns das Fürchten, aber auch Mut gelehrt hat. Gemeinsam haben wir die kleinen und großen Hürden gemeistert und uns in absoluter Harmonie durch Dschungel, Stromschnellen und Vulkanlandschaften geschlagen. "In dieser Konstellation immer wieder gerne." blieb nur noch festzuhalten, als die Griechin Nancy schon mit einer Einladung auf ihre Insel winkte. "Come to Kreta, you are inveted to my house." Was, die 23-jährige Dressurleiterin hat ein eigenes Haus mit Swimmingpool und 2 Pferden?!?? Da gehen also unsere Gelder hin! Egal, die Einladung werden wir im Hinterkopf behalten,- und wer weiß -, vielleicht gibt es ja nächstes Jahr einen Multisport-Trip in nahegelegene, europäische Gefilde.

In diesem Sinne Vamos Amigos!


Wir müssen glauben, dass die Richtung stimmt und dieser Weg ein gutes Ende nimmt, dass uns vielleicht nicht immer alles gleich, aber am Ende der große Wurf gelingt.

- Alexa Feser








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Ich bin doch keine Maschine...

Unter strömendem Regen erreichten wir am Nachmittag Lasso und unsere Unterkunft für die Nacht, die auf 3.800 Metern gelegen war. Die Bio-Farm erinnerte an ein Anwesen aus Rosamunde Pilcher Filmen und lud mit idyllischem Flair und einem Auge fürs Detail ein. Wir wurden mit einem absonderlich guten, südamerikanischen Tee in dem liebevoll hergerichteten Wohnzimmer mit einem Kamin, vielen Büchern, antiker Sitzmöbel und einem Gefühl von "hier bist du zu Hause" empfangen. Durchs Fenster begutachteten wir die weitläufige, verregnete Farmlandschaft, grüne, saftige Wiesen, wohlgenährte Kühe und stolze Pferde. Irland hätte präsenter nicht sein können. 


Mountainbiking stand heute auf dem Programm, doch hatte sich die Euphorie beim Anblick der Wetterlage sehr schnell gelegt. Einem jeden stand "Bei diesem Regen, nein Danke!" auf der Stirn geschrieben. Während sich die Männer bereits für einen Kochkurs in der Farmerküche entschieden hatten, packte Löön und mich noch mal der Ehrgeiz. "Come on guys, we're not out of sugar! Let's do it!" Schließlich war diese Aktivität einer der Hauptgründe, weshalb wir die Tour überhaupt gebucht hatten. Team Fleisbach & friends (Nancy und Jasmin) trotzte also dem Regen und machte sich, in Poncho und Regenjacken verpackt, auf den Weg. "Ich bin noch nie durch so viel Scheisse gefahren!" wiederholte sich Kristin mehrfach, als wir den engen, versumpften Trail - von hinterschauenden, glücklichen, Kühen - passierten. Unter Anwendung all unserer Kräfte und Atemzufuhrmöglichkeiten, arbeiteten wir uns die vermatschten, schmalen Pfade nach oben. Hierbei legte sich Sissy bei einem scharfen U-Turn gekonnt ins Gras und rutschte um ein Haar den halben Hang hinab. Da alles in Zeitlupe geschah, konnten wir nicht anders als vor Schmerzen lachen. Jasmin machte der Weg am meisten zu schaffen, hatte sie zuvor noch nie auf einem Mountainbike gesessen und musste sich nun dieser anspruchsvollen Strecke stellen, mit der selbst Löön zu kämpfen hatte. Ich bildete mit Jasmin die Nachhut und sorgte dafür, dass wir den Anschluss nicht verloren, hatten wir nur einen Guide dabei, der lediglich Spanisch sprach. Zur Hälfte des Trails musste Jasmin abbrechen und das wurde zu einem größeren Problem. Aufgrund der Personalunterbesetzung und nicht vorhandenem Netz, entschied sich der Guide, Jasmin mit unverständlichen Anweisungen auf Spanisch alleine zurück zu schicken. Das wäre natürlich unverantwortlich und nicht zumutbar gewesen, jedoch wollten wir den Trail auch nicht abbrechen. Also blieb uns nichts anderes übrig, als die Truppe zu teilen. Sissy und Nancy begleiten Jasmin zurück auf das Anwesen, während Löön, Kristin und ich den Guide in höhere Gefilde begleiteten. Der Trail wurde jetzt noch spannender und durch kurze Waldabschnitte immer interessanter. Allerdings hatten wir mit zwei entscheidenden Faktoren zu kämpfen: der einbrechenden Dunkelheit und der Atemnot. Die Höhe machte besonders mir zu schaffen und so musste ich unter Puls- und Herzrasen immer wieder absetzen und innehalten. Als mal wieder der Punkt erreicht war und ich anschließend versuchte den anderen aufzuschließen, sah ich im Augenwinkel nur noch Kristin, samt ihrem Fahrrad, eine kleine Holzbrücke in den Sumpf stürzen. War es jetzt Glück im Unglück, dass der Untergrund weich war und sie sich nichts weiter als eine Zerrung zugezogen hatte? Zu dritt zogen wir das eingematschte Rad aus dem Sumpf und konnten froh sein, dass der Guide wenigstens Taschentücher zur Reinigung aufweisen konnte. Als wäre nichts geschehen, schwang sich Kristin wieder aufs Rad und trat in die Pedale "Auf Leute, es wird dunkel!" und ich hatte Not Schritt zu halten. Am höchsten Punkt erblickten wir den Vulkan Cotopaxi in schönster Sonnenuntergangsbelichtung. Ein Bild für die Galerie! Doch wie sollte es anders sein, auch den Akkus machte die Höhe deutlich zu schaffen. Natürlich war zu diesem Zeitpunkt kein Endgerät mehr in der Lage diesen Moment festzuhalten. What a pity!


Die letzte halbe Stunde wurde zur größten Herausforderung. Ohne Licht und kurz vor stockdunkel, bretterten wir downhill den Berg hinunter. Auch ich warf mich noch einmal ins Gras. Das letzte Stück ging zwar nicht mehr bergab, doch der unebene und vor allen nicht einsehbare Untergrund erwies sich mehr als gefährlich. Kristin ging sogar so weit, die Abfahrt gefährlicher als das Klettern zu nennen. Dem hätte ich natürlich nie zugestimmt. In absoluter Finsternis erreichten wir fast unbeschadet das Anwesen und wurden mit beheiztem Kamin, Wärmflaschen und einem phänomenalen, bio-orientierten Abendessen empfangen. Grandios!


Löön und ich rätselten noch bis tief in die Nacht, wie ein Tod durch Kohlenmonoxidvergiftung zu Stande kommen könnte, während wir die lodernden Flammen in unserem Kamin verfolgten. Sicherheitshalber stellte ich den Wecker auf 4 Uhr, um zu prüfen, ob wir noch lebten. 


Wir taten es und so konnten wir uns auch der letzten großen Prüfung stellen: Dem Cotopaxi. Der aktive Vulkan, der seit den 90er Jahren überfällig war und eine Höhe von knapp 6.000 Metern aufweist, erstreckte sich majestätisch und eisbedeckt vor uns. "Warum liegt da eigentlich Schnee drauf, wenn unten die heiße Lava brodelt?" stellte sich Löön und mir die Frage, die auch unsere Erdkundelehrerinnen nicht auf Anhieb beantworten konnten. Im Zwiebelschichtformat gekleidet (endlich kam die Ski-Unterwäsche zum Einsatz!) und völlig vermummt, arbeiteten wir uns von 4.000 Meter nach oben. Der Wind schlug uns eisig um die Ohren und schon nach wenigen Metern bekamen wir mit der Atemzuführung zu schaffen. "Wie hat es der Reinhold nur ohne Sauerstoffmaske auf den Mount Everst geschafft?! Was für ein Freak!" Der Weg wurde beschwerlicher und unberechenbarer. Zwangspausen mussten mehrfach eingelegt werden, da die Höhenkrankheit insbesondere bei Sissy eintrat. Auch Löön hatte diesmal zu kämpfen und bei mir setzte zunehmend gezielter Kopfschmerz wie Nadelstiche ein. Lediglich Kristin merkte mal wieder gar nichts und wanderte fröhlich voran. "Die läuft uns noch in Grund und Boden!" stellten wir einstimmig fest. Wir kamen uns vor wie auf einer Polarexpedition. Von oben bis unten vermummt, eingecremt und Sonnenbrille-tragend, denn trotz des eisigen Windes traf uns die Sonne an diesem Punkt der Erde am meisten. Schritt für Schritt arbeiteten wir uns bis auf 4.800 Meter nach oben und fielen dankbar und überglücklich vor dem Cotopaxi-Schild nieder. Ob man noch weiter nach oben wandern darf, kann ich nicht beantworten, jedoch gehört es nicht zu meinen ausgesprochenen Empfehlungen. Am Zielpunkt angekommen, kehrten wir in eine unbeheizte Hütte ein, wo wir mit Koka-Tee empfangen wurden (Oh, das war doch dieser natürliche Drogensubtrakt, den wir schon in Peru verabreicht bekommen hatten :)). Sissy war mittlerweile nicht mehr in der Lage zu stehen und ihr wurde eine rote Pille zugewiesen (auch die kannte ich bereits aus Peru). Nach einer kurzen Erholungsphase scheuchte uns Carlos wieder den Berg hinunter. Sissy taumelte mehr oder weniger die Vulkanlandschaft entlang, setzte ihr das Schlechtsein immer weiter zu. Sie musste einen Endspurt eingelegt haben, denn schon bald konnten wir sie nicht mehr sehen. Da es dem Rest von uns wieder besser ging, sammelten wir noch ein paar Monumente des Vulkans ein. "Die haben 6.000 Meter Berg, da werden die doch wohl mal nen Stein entbehren können." Carlos beäugte uns erneut griesgrämig und wies uns emotionslos darauf hin, dass wir die Steine wenigstens verstecken sollten. Alles in allem ist der Tourguide das Schlechteste, was uns auf diesem Trip geschehen konnte. So jemand unmotivierten und wenig engagierten Menschen hatten wir lange nicht gesehen.  Aber wir machten uns nichts weiter draus, hatten wir den Spaß unseres Lebens. Was für eine aufregende, belebende und abenteuerliche Tour! 


Der Weg führt uns nun noch einmal in die Hauptstadt Quito, wo wir uns hoffentlich ein wenig regenerieren und die Geschehnisse verarbeiten können, um am Mittwoch wieder vollends in den Alltag einsteigen zu dürfen. Vamos Amigos!





How life tired can you be?

Mit aufgerissenen Augen starrte ich an die Felswand, an der Sissy zitternd und hilflos hing. Panik stand in ihrem Gesicht geschrieben. Hilfesuchendend blickte sie die Felswand hinunter, die metertief in einer reisenden Canyonschlucht mit starker Strömung endete. Sie kam weder vor noch zurück und ihr Gesichtsausdruck gab zu verstehen: "Ich will einfach nur hier runter und nach Hause gebracht werden." Doch wieder einmal war der Point-of-no-Return erreicht. Und so machte Sissy weiter. Mit mentaler Unterstützung eines Guides, der neben ihr her kletterte, arbeitete sie sich Schritt für Schritt nach oben. Kristin und ich standen immer noch auf dem Felsvorsprung, mein Nervenkostüm noch vor der ersten Klettersteigvorrichtung völlig am Ende. Was hatten wir uns hier nur wieder eingebrockt?! Die Aktivitätbeschreibung sagte ganz klar Zip-Linen aus. Und das war schon Überwindung genug. Mit dem Rücken im Superman-Style an ein Seil verbunden, wurden wir 500 Meter in einem Speed von 90km/h über einen Canyon und durch ein natürliches Felstor geschossen, um dann kurz vor Crash mit der vor uns erscheinenden Felswand abrupt abgebremst zu werden. Wer dachte, seine 20$ wären darin gut investiert gewesen, irrte sich recht schnell. Die Anakonda-Route führte uns über eine wackelnde Brücke, die aus kleinen Platten bestand, die über 300 Meter mit einem gut gemeinten Fußschritt erreichten werden musste. Den Blick immer auf den darunter reisenden Fluss und die gefährlichen Felsbrocken gerichtet, blieb mir bereits hier das Herz stehen. Im absoluten super-slow-Schildkröten-Modus bewegte ich mich von Platte zu Platte, die Hände fest am Seil. Hinter mir spürte ich Bewegung und die Brücke wackelte noch mehr. Kristin scharrte schon mit den Füßen. Es war unglaublich, dass Löön und Kristin ohne jegliche Höhenangst die Hürden überwindeten, während sich Sissy und ich bei 'Leben am Limit' befanden. Mit Waschbär-Route hatte das schon lange nichts mehr zu tun. Und als die meterhohe Felswand erschien, die zu erklimmen war, fragte ich mich einmal mehr, warum man sich solchen Ängsten überhaupt aussetzten musste. Warum war es notwendig, so weit an seine persönlichen Grenzen zu gehen, wo man doch genau wusste, wie sehr man sich davor fürchtete. Aber vielleicht ist es genau das. Weiter gehen und selbstgesetzte Grenzen überwinden. Über sich hinaus wachsen und gegen Ängste angehen. Die Komfort-Zone verlassen und mutig werden, natürlich immer mit dem nötigen Respekt für das, was man dort tut. Natürlich hielten ich wie auch Sissy mal wieder den gesamten Kletterbetrieb auf. Aber mit langsamen Schritten schafften wir es Step-by-Step zum Ziel. Während die beiden Adrenalin-Junkies Kristin und Löön schon wieder angezippt hatten und sich bereits im Flugmodus befanden, verarbeiteten Sissy und ich noch die vorhergegangen Geschehnisse. Manche Menschen brauchen halt einfach etwas länger.


Am frühen Abend fanden wir uns in einer Open-Air-Bar ein, die mit offenem Feuer für einen besonderen Flair sorgte. Kristin haute mal wieder einen Spruch nach dem anderen raus und unterhielt die gesamte Truppe. "We pay for you!" gab sie der Griechin zu verstehen. Und mit "Do you want a reset?" zeigte sie auf die Smart-Watch des Amerikaners. Die Truppe ist mal wieder ein absoluter Gewinn an Persönlichkeiten, mit der wir uns von Tag 1 im Kompatibilitätsmodus befanden. Besonders der Kanadier Brent und die Serbin Jasmin hatten Gefallen an uns gefunden, die Abende zuvor erleben durften, wie deutsche Fußballmädels feiern können.


Am nächsten Morgen hatten die Hardcore-Girls ihren Durst an Adrenalin immer noch nicht gestellt. Während Sissy und ich am Abend zuvor bereits bei Level 13 die Segel gestrichen und uns die Wellness-Einheit Thermale Quellen vorgezogen hatten, durften wir am kommenden Tag im Zuschauermodus erleben, wie lebensmüde man sein konnte. Mit dem Taxi wurden wir hinauf auf den Berg von Baños transferiert und die Hälfte der Truppe setzte sich Level 14, auch bekannt als Condor-Swing, aus. Bei dieser Aktivität wird man in eine Art Stuhl und mit dem Stuhl auf eine Holzplatte gesetzt. Die Guides ziehen einem anschließend den Boden unter den Füßen weg, sodass man erst nach unten und dann nach vorne gerissen wird. Natürlich waren auch unsere Maschinen Löön und Kristin ganz vorne mit dabei.


Erst bei Level 15 wurden die beiden leicht unsicher. Kristin warf als erstes die Flinte ins Korn und entschied sich gegen den Salto-Brückensprung. Löön haderte minutenlang mit sich, das Adrenalinfeuer brannte in ihren Augen. Nachdem jedoch die Griechin Nancy auf die Brücke und die lose Platte gestiegen war und sich vor Zittern kaum Halten konnte, dämpfte sich auch bei Löön die Stimmung. Nancy stand eine gefühlte Ewigkeit auf der fließengroßen, wackeligen Platte, deren Abgrund ein Canyon war. Wir feuerten sie von allen Seiten an und der Guide zählte immer wieder bis drei, dass sie springen soll. Irgendwann fasste sie endlich den Mut. Sie sprang. Im grazilen Rückwärtssalto. Unter der Brücke wurde sie mehrfach hin- und hergeschwungen. Mir wurde nur vom Anblick kotzschlecht. Unser absoluter Respekt ging an Nancy, Brent und Harry, die sich Level 15 stellten und bis zum Ende durchzogen. Was für Typen! 


Am gleichen Tag ging es noch weiter nach Lasso und auf 3.800 Meter Höhe. Uns stehen nun noch eine Mountainbike-Tour und eine Wanderung auf 4.500 Meter (oder mehr, wer weiß das schon?) an. Vamos Amigos!





SG Ecuador - TSV Fleisbach

"Just one drink." schallte es noch in meinen Ohren, als wir die ersten 300 Meter in den Anden zurücklegt hatten und ich vor Müdigkeit und Dehydration am liebsten im Gras umgefallen wäre. 14 Kilometer auf 3.500 Meter Höhe standen uns bevor, doch die Nachwirkungen des Abends zuvor waren noch tief im Körper verankert. Warum musste es auch immer gleich eskalieren, wenn man nur für ein Endgetränk irgendwo einkehren wollte? Zum Glück blieb es bei einem 3 Kilometer Anstieg, doch der Rest der Route war nicht weniger anspruchsvoll. Steil bergab führte der vernebelte Pfad durch hohes nasses Gras und tiefen Schlamm. Einer nach dem anderen legte sich auf die Nase und wurde dem Motto "Hauptsache gut aussehen" wenig gerecht. Nach 5 Stunden Dauer-Kniebelastung erreichten wir endlich das Camp, dass uns ein Zeltlager, ein Klohäuschen und ein Außen-Waschbecken offerierte. Doch mit der Wanderung war es nicht getan. Das Abendessen mussten wir uns auf der Forellenfarm selbst angeln. Und weil wir dann immer noch so viel Zeit bis Sonnenuntergang hatten und aufgrund von nicht vorhandenem Wifi, Spielkarten oder sonstigem Entertainment gerade etwas Puffer aufweisen konnten, nahmen wir sogleich die Einladungen des lokalen Fußballteams an, für ein kurzes Match anzutreten. Mit einem Truck wurden wir von dem Camp in das nächst gelegene Bergdorf manövriert, welches unter einfachsten Bedingungen lebte, jedoch einen Kunstrasen mit Flutlicht aufweisen konnte. Schnell versammelte sich die gesamte Dorfjugend, sowie neugierige Rentner und interessierte Mütter am Spielfeldrand. Wir waren uns wahrhaftig nicht bewusst wem oder was wir uns da gegenüberstellten, wollten wir doch eigentlich nur ein bisschen kicken. Dem lokalen Fußballclub war die Sache jedoch so ernst, dass noch ein Schiedsrechter, sowie gelbe Hemdchen organisiert wurden und das Team von 18-20 jährigen Jungs mit kompletter Fußballmontur innerhalb weniger Minuten vor uns stand. Wir dagegen ein zusammengewürfelter Haufen, in Wanderbekleidung und Bergschuhwerk, noch völlig atemlos von der Wanderung. Den TSV Fleisbach komplettierte Victoria (Kanadiern, Torwart) Patrick (Brite, Defensive) und Harry (Inder, Offensive). Und dann ging es auch schon los. Im schönsten Bergpanorama und in 2.800 Meter Höhe wurden wir vor auswärtiger Kulisse in Grund und Boden gespielt. "Die sind so schnell, da komme ich gar nicht erst in den Zweikampf!" stöhnte Sissy nach wenigen Minuten. "Meine Blutgrätsche brauche ich hier gar nicht erst auszupacken, da sind die schon längst über alle Berge!" stimmte ich atemlos ein. Jeder Pass, jedes Zuspiel saß perfekt. Hinten rum, über die Außen, brasilianisch durch die Mitte, - wir waren chancenlos. Mit 12:0 gingen wir in die Halbzeitpause und konnten nur anerkennend eingestehen, dass wir gegen dieses eingespielte Team keinen Krieg gewinnen würden. Doch es gibt immer noch eine Taktik und so stellten wir zur zweiten Hälfte komplett auf Defensive um und spielten auf volle Manndeckung. Durch geschickte Konter raunte es immer wieder durch die Zuschauermengen und als wir den ein oder anderen Abschluss am gegnerischen Tor fanden, jubelte uns die Menge zu. Ein Tor fingen wir noch, aber wir hatten uns den Respekt des Bergvolkes erarbeitet. Mit Fair Play und einem gemeinsamen Foto verabschiedeten wir uns aus dem Dorf und kehrten wieder in unser Zeltlager zurück, um später todmüde und ungeduscht auf die Matratzen zu fallen.


Die Nacht war unruhig und laut. Der anliegende Wasserfall, bzw. die Strömung erbrachte die Lautstärke eines Gewittersturmes und wir kamen nur sehr spärlich zu Schlaf. Am nächstens Morgen marschierten wir nach einem Bio-Frühstück (frische Eier, frisches Obst und selbst gebackene Brötchen) gleich weiter. Zunächst passierten wir kleine Bergdörfer und Hunde-Gangs, die uns bellend und fröhlich begrüßten. Inzwischen war der Himmel aufgeklart, wodurch wir die nähere Umgebung in Gänze in Augenschein nehmen konnten. Der weitere Weg wurde zur nächst größeren Herausforderung. Lianen bewachsene Pfade, viel Wurzelwerk und Stolperfallen. Wasserfälle mussten überquert und durchwandert werden, tiefe Sumpfgebiete erstreckten sich meterweit vor uns. Wir sahen aus wie die letzten Schweinchen! Allesamt beklagten wir Muskelkater im Ganzkörperbereich. Die Jammerei war kaum zum Aushalten. "Es wird Zeit für die heißen Quellen!" warf Löön mehrfach ein. "Aber erst wollen wir noch Zip-Linen!" korrigierte Kristin. "Oh ne, das ist doch schon wieder was mit Höhe!" heulte ich. "Also ich will auf jeden Fall noch mal in die bunten Läden." ergänzte Sissy. Der Tag hat jetzt noch wenige Stunde und ist schon wieder komplett durchgeplant. An eine Ruhephase ist einfach nicht zu denken. Vamos Amigos! 





Oh my Business!

Ganz gut ist ja schon mal, dass wir einen amerikanischen Notfallarzt und eine kanadische Krankenschwester mit on Tour haben. Und eigentlich wollte ich den Blog auch heute etwas entdramatisieren. Nachdem der Arzt jedoch beim Abseilen mehrfach mit der Felswand kollidiert war und dabei obendrein seine schweineteure High-End Samsung Watch in den Tiefen des Wasserfalls verlor, kann ich mich auch diesmal nicht harmlos fassen. 


Wer hatte überhaupt schon wieder diese Schnapsidee gehabt wieder irgendetwas mit Höhe zu machen?! Irgendwann schickt (*reicht) es auch echt mal! In einen Neoprenanzug gequetscht marschierten wir den steil bergauf führenden Berg nach oben. Bereits nach 2 Minuten fragten wir uns ernsthaft, ob wir je im Leben schon mal Sport gemacht hatten. Der Anstieg war atemraubend und forderte all unsere Kraft, noch vor der eigentlichen Aktivität. Lediglich Kristin flitzte ohne jegliches  Gefühl von Anstrengung den Berg hinauf. Oben angekommen hätte ich am liebsten eine direkten U-Turn durchgeführt, blickten wir auf einen tief hinab stürzenden Wasserfall mit Felsvorsprüngen hinab. "Davon gibt es während des Abseilens 4 Stück." erklärte der trainierte Tourguide Gonzales. "7, 12, 24 und 30 Meter." Ich hätte mich am liebsten übergeben. Im gedämpften Rausch des Wasserfalls erläuterte Gonzales weiterhin wie der Abseilmodus durchzuführen war und sprang nur wenige Minuten später den Vorsprung hinunter. Somit waren wir bereits im ersten Abschnitt völlig auf uns allein gestellt, ohne jemals ein Seil im Trockenmodus angepackt zu haben. Wackelig und übervorsichtig hakte sich jeder nach der Reihe ein und schlitterte mehr oder weniger im Slo-Motion-Modus den ersten Felssprung hinunter. Geprüft, ob man wirklich TÜV-konform gesichert war, fiel wegen fehlendem Personal diesmal aus. Lediglich Gonzales und Gabriel überwachten die 11-köpfige Truppe, die sich unsicher die Wand hinunter bewegte. Cayoning soll angeblich ganz einfach sein. Man lässt sich angeseilt ganz easy peasy nach hinten in die Senkrechte fallen und arbeitet sich dann breitbeinig Schritt für Schritt die Wand hinunter. Also, das gilt natürlich für den Normal-Bürger, - nicht für mich. Völlig überfordert und angespannt verkrampfte ich mich in dem Seil, als würde mein Leben daran hängen. Hing es doch auch, oder? Gonzales ermahnte mich immer wieder zurückzulehnen, aber den Teil wollte ich einfach nicht verstehen. Physikalische Gesetze hin oder her, ich hing an einer scheiss Wand, die meterweit in die Tiefe stürzte. Glitschig, feucht, und immer dieses nachströmende Wasser, das einen fast zu Boden riss. Ich verkrampfte noch mehr und das Seil schnitt tief in meine Hände. Panik überflutet wurde mir zur Hälfte der Felswand bewusst, dass der Point-of-no-Return erreicht war. "Entweder du stürzt jetzt ab oder du ziehst das jetzt durch!" ermahnte ich mich immer wieder. Von unten hörte ich Rufe, von oben schrieen Leute, doch ich verstand kein Wort. Der reisende Wasserfall verschluckte jegliches wahrnehmbare Geräusch. In meiner Panik, befürchte ich auch noch den gesamten Abseil-Betrieb aufzuhalten. Doch es ging einfach nicht schneller und ich musste immer wieder innehalten, unter anderem um mir zu sagen wie bescheuert ich doch gewesen war mich für diese Aktivität angemeldet zu haben. Hätte man nicht einfach wandern können? Oder schwimmen? Schwimmen wurde doch da unten in den thermalen Quellen angeboten. Nein, es musste ja dieses bescheuerte Canyoning sein! Meine Pumpe lief auf Hochtouren und ich konnte mich vor Schmerzen kaum noch in den Seilen halten. "Gleich stürz ich ab! Es geht einfach nicht mehr!" Dann endlich der Boden. Gabriel enthakte mich und ich fiel Löön unter Tränen in die Arme. Meine Hände ich Schocktstarre, nicht mehr beweglich und blau angelaufen. Nancy musste meine Finger minutenlangen massieren, damit diese wieder arbeitsfähig wurden. Völlig aufgelöst starrte ich in die Höhe in der sich mittlerweile der Arzt und Brad bewegten. Der Arzt war genauso langsam wie ich und bekam das mit dem Zurücklehnen nicht auf die Kette. Dabei verhedderte er sich so unglücklich, dass er mehrfach mit der Wand kollidierte und auch Brad mit runter riss. Beide manövrierten sich mit aufgerissenen Neoprenanzügen mehr schlecht als recht das restliche Wandstück hinunter. "Das war übrigens Wasserfall Nummer zwei" merkte Gonzales lächelnd an. "Die zwei hohen kommen dann jetzt noch!" Innerlich starb ich in diesem Moment. Ich hätte alles getan um umkehren zu dürfen oder einfach nur in meinem Elend sitzen zu bleiben. Doch ich hatte keine andere Wahl als weiter durchzuziehen. Wir waren ein Team und meine drei Gefährten taten das was ein Team ausmacht. Kristin, Sissy und Löön pushten und feuerten mich bis zum letzten Meter an und ließen mich nie aus den Augen. Wir schafften es alle hinunter und keiner blieb auf Strecke. Was ein surreales Erlebnis und was für eine unwirkliche Erfahrung. Zeit für Verarbeitung der Geschehnisse bleibt so gut wie keine. Wir sind ständig auf dem Sprung, denn ein Ereignis jagt das nächste. Auch gerade jetzt schreibe ich im absoluten Stressfaktor die letzten Zeilen, da wir in 5 Minuten zur 2-tägigen Wanderung aufbrechen. Daher bitte ich Rechtschreib- und Grammatikfehler zu verzeihen. Vamos Amigos!



Welcome to the Jungle!

Blutige Mosquitostiche, krebsroter Sonnenbrand und ein blaues Fleckenmeer zieren unsere Körper. Kristin beklagt außerdem einen halb gebrochenen Zeh, während ich im Knie- und Handbereich starke Prellungen zu vermelden habe und der Rest mit Gankörperschmerz zu kämpfen hat. Was war geschehen?

Mit Sack und Pack marschierten wir am Sonntag zur Bushaltestelle und warteten auf unser Transportmittel nach Teña. Der Bus erwies sich als äußerst komfortabel und stand einem Flixbus-Modell an Sauberkeit und Beinfreiheit in nichts nach. Anstatt eines medialen Angebotes wurde der Blick auf das Hochgebirge Ecuadors mit Untermalung lateinamerikanischer Klänge auf 5 Stunden Fahrtzeit geboten. Zudem sprangen im 15-Minuten Takt immer wieder Händler auf, die sich mit lokalen Erzeugnissen durch den schmalen Gang bahnten, um hausgemachte Kartoffelchips, Bananen, Eis und Orangen an den Mann zu bringen. "Hier kann man ja noch net mal Sudoku machen!" reklamierte Löön, als der Busfahrer zur Halbzeit des Trips seinen Fahrstil änderte und vom Eco auf den Speed-Modus wechselte und uns durch serpentinenförmige Abfahrten, entlang abschüssiger Straßenverhältnisse kutschierte. Die desolate Fahrweise lies keine Sperenzchen wie lesen oder schreiben zu, weshalb wir uns ganz auf die Außenumgebung konzentrieren konnten. Auffällig wenig Müll und Plastik waren an den Straßenrändern zu sehen, - nein sogar kleine, selbstgezimmerte Recyclingstationen konnten von Ort zu Ort vermeldet werden. Ein Dorf war nicht größer als 2-3 Hütten, die vor ihrem Haus über einen Baumstamm mit angebrachtem Stromzähler verfügten. Der Fortschritt macht auch in Ecuador vor nichts Halt!

Am frühen Nachmittag erreichten wir Teña, wo uns 33 Grad und eine Luftfeuchte von 70% entgegen schlugen. Die erste Wandereinheit samt Backpack und Zubehör stellte uns vor die erste große Herausforderung, die 5 Blocks bis zum Hotel zu bewältigen. "Wie soll unser Körper nur mit diesen Temperaturunterschieden klar kommen?" klagte ich atemlos, "bis heute Abend erwarte ich einen kompletten Systemabsturz."

Nur mit dem Nötigsten (Sporthose, Top, Bikini, Go-Pro) schritten wir nach einer kurzen Erfrischungspause weiter und fuhren zum ersten "kleinen" Abenteuer "Waterfall-Hiking", für das wir uns spontan angemeldet hatten. Völlig unvoreingenommen, was uns hier erwarten würde, stellte uns Hiking-Guide Ronaldo jedem ein Paar Gummistiefel bereit und leitete uns dann durch den Dschungel. In einem Affenzahn hechteten wir hinter Ronaldo her, der an diesem Tag wohl einen neuen Weltrekord im Dschungel-Sprinten aufstellen wollte. Über Bambus, riesige Baumwurzeln, entlang von Lianen und gewebter Spinnennetze bahnten wir uns den Weg bis zum Wasserfalleinstieg. Was uns hier erwartete glich bereits meiner naiven Vorstellung von Canyoning. Nur ohne Helm und Sicherung. Wir arbeiteten uns mehrere Felsvorsprünge mit entgegen fließendem Wasser nach oben, trotzten Matsch und der unheimlichen Gewalt von herabstürzendem Wasser, das uns ins Gesicht schlug. Und das alles in einer Geschwindigkeit, die mir bis dato nicht bekannt war. Vor lauter Konzentration und dem Druck Schritt zu halten, blendete ich scheinbar alles um mich herum aus, auch den stechenden Schmerz, den ein Insektenwesen auf meinem Oberarm verursachte. Mit einem festen Schlag, den ich völlig aus dem Nichts verspürte, drehte ich mich erschrocken um, um Carlos zu erblicken, der das Tier auf meiner Haut getötet hatte. Entgeistert blickte ich auf das Blut, das meinen Arm herunter strömte. Nur ein kurzer Moment des Innehalten, dann ging es auch schon weiter. Nach gefühlten 15 Felsvorsprüngen, die wir uns mit einem Seil hoch robben mussten, erreichen wir endlich den großen Wasserfall. - So starke Armmuskeln hatten wir selbst nach einem Krafttraining bei Martin noch nicht erlebt! Zurück führte der Weg durch dichten Dschungel, steil bergauf und erneut in einer Rekordgeschwindigkeit, die Verbandsliga-würdig erschien. Der Bänderiss-gefährdende Weg blieb bis zum Schluss gefährlich, waren die Pfade eng, bewurzelt, tiefgründig und matschig. Sissy und Kristin schlitterten durch den Dschungelmatsch und auch ich knickte zweimal über einer getarnten Wurzel unglücklich um. Mit Schrammen und blauen Flecken am ganzen Körper verteilt, beenden wir die erste Trainingseinheit im Regenwald. Ein absolut empfehlenswertes Abenteuer, dass man unter keinen Umständen bei einem Besuch in Teña auslassen sollte!

Nur ca. 16 Stunden später standen wir bereits wieder in den Startlöchern, um die nächste Einheit "White Water Rafting" in Angriff zu nehmen. Schlauchboot, Paddel und Go-Pro wurden in den nächsten 5 Stunden unsere besten Freunde, als wir den Gletscherfluss über Stromschnellen herunterjagten. Mit den Kommandos "Forward", "Backwards", "Stop" und "Inside" paddelten wir um unser Leben und wichen Felsvorsprüngen, Strudeln und meterhohen Wellen aus. Mehrfach stürzten wir gewollt wie ungewollt aus dem gelben Schlauchbot und gaben uns dem eiskalten, aber auch sehr erfrischendem Gletscherwasser hin. Besonders die Rettungsaktionen verursachten Knieschäden, sowie Handprellungen bei allen Beteiligten. Doch es war die Sache mehr als wert. In einem selten gleichen Bergpanorama im schönsten tropischen Gefilde, wurde das Rafting-Erlebnis zum absoluten Highlight gekürt. Die 5-stündige Paddeleinheit inkl. Mittagessen am Strand (Fajitas ... lecker!) lies uns zeitweise übermütig werden und Experimente, wie barfuß über das Schlauchboot balancieren, durchführen oder die wechselnde Frontfrau in einem unbedachten Moment vom Boot stoßen. Kollateralschäden blieben hierbei nicht aus. So rammte ich einmal mein Paddel in Kristins Zeh und bekam dafür wenig später einen Tritt in die rechte Gesichtshälfte, als unser Rafting-Guide rückwärts ins Boot stürzte. Erst später an Land konnten wir die Ausmaße und Schmerzen im Detail wahrnehmen. Schon vor der der Fahrt hatten uns Insekten im Fußbereich blutig zerstochen und die Sonne am Äquator hatte zudem, trotz 50er Sonnencreme, ihr Nötiges auf der Haut dazu beigetragen, diese in einem Hummer-Rot zu färben. Durch die Färbung wurden jedoch die blauen Fleckenteppiche, die sich über Knie und Oberschenkel verteilten, gut übertüncht und sorgten erst am späten Abend für einen Doppelschmerz, der in einem Gemisch aus Fenistil, Voltaren und Aprés-Sun bearbeitet werden musste. "Wenn ich noch einen Monat länger mit euch unterwegs bin, bin ich tot." merkte Kristin an und wies auf ihren bandagierten Zeh. "Ich erst recht." jammerte ich humpelnd am Billardtisch herum. "Es wird nicht schlapp gemacht!" ermahnte Löön, "Das hier war erst der Anfang!" Und Sissy machte sich bereits mit den weiteren sportlichen Optionen vertraut. "Also wenn wir morgen in Baños anreisen und zeitlich alles gut kombinieren, könnten wir Canyoning, Zip-Lining und Rafting Level 5 innerhalb von 2 Tagen abfrühstücken."

In diesem Sinne, Glück auf und Vamos Amigos!






Die Mitte der Welt

"Kaffee, Tee, Wasser, Cognac oder Baileys?" fragte uns die Lufthansa-Stewardess, nicht ahnend welche Konsequenzen dies für die gut sortierte Boardbar haben sollte. Sofort griffen wir beim Kaffeelikör freudig zu und Kristin lies es sich nicht nehmen, die Boardküche noch weitere Male für Nachschub zu besuchen. "Brigitte, der Bailey ist schon wieder leer, ich brauch noch mal ne Flasche!"

Wir waren am frühen Morgen pünktlich, vollzählig und Gepäck vollständig von Herborn nach Frankfurt gestartet. Ein Ereignis, dass man sich schon mal mit Rot im Kalender markieren kann. Gut vorbereitet und auf Initiierung von Löön breiteten wir vor dem Sicherheits-Check unser Frühstück in der Lounge aus. Neidische Blicke der Nachbarn fuhren über unser reichhaltiges Menü, bestehend aus Sektflaschen, diverser Korting Spezialitäten, Brötchen, Senf und Rohkostmaterialien. Das wursthaltige Buffet wurde später in die Eitzenhöfer-Tüte verpackt und mit an Board genommen. "Der kleine Hunger kommt bestimmt." merkte Löön an.  Auf unserem 11-stündigen Flug zum Zwischenstopp nach Panama, herrschte in Reihe 39 ein Bild der Kontraste. Kristin und Sissy im Alaska-Modus, gut verpackt in Fleece, Decken und Kissen, frierend und mit Zähne klappernd, kaum in der Lage sich von ihrem wärmenden Plätzchen zu entfernen. Und auf der Sonnenseite des Flugzeugs,  Löön und ich, im T-Shirt sitzend, euphorisch und  fasziniert von dem überwältigenden, multimedialen Angebot was uns diese Maschine zu offerieren hatte und welches wir in der kurzen Flugphase nicht in Gänze durcharbeiten konnten. Von Panama führte uns noch ein kurzer Flug von 2 Stunden nach Quito. Auch hier lief alles wie am Schnürchen. Ohne lange Gepäckwartezeit ergatterten wir en-demand ein Taxi, welches uns für wenig Geld in unser Hotel in der Innenstadt brachte.

"It's not finished yet." Löön verteidigte am nächsten Morgen ihren gefühlten fünften Teller vehement, als ein übereifriger Hotelmitarbeiter bereits abräumen wollte. Das reichhaltige Büffet, inklusive lokaler Köstlichkeiten überwältigte uns und lies Gourmetherzen höher schlagen. Fun Fact: Sissy könnte Löön auf dieser Reise den Rang als beste Esserin ablaufen. Wer hätte das gedacht?!

An unserem ersten und einzigen freien Tag in Ecuador erkundeten wir mit unserem engagierten Taxifahrer die Hot Spots Quitos. Für läppische 50$ kutschierte uns der Ecuadorianer 5 Stunden lang durch Quito und wartete geduldig an jeder Sehenswürdigkeit auf uns. Ohne ihn wären wir vermutlich, wie viele tausende andere Touristen auch, lediglich an dem Äquatormonument und der Hauptsehenswürdigkeit "Mitad del Mundo" gelandet, die die Mitte der Welt, den Äquator, markiert. Tatsächlich wird der unaufgeklärte Mainstream-Tourist jedoch für 3,50 $ Eintrittsgebühr um 240 Meter "betrogen". Die echte und mit GPS ausgemessene Mitte der Welt liegt gut versteckt und wesentlich unprominent platzierter, in einem kleinen, unscheinbaren Hof. Dank unseres (nur spanisch sprechenden) Taxifahrers durften wir das echte Mysterium "Äquator" erleben, das uns mit viel Hingabe von einer Ecuadorianerin erläutert wurde. Die Äquatorlinie, die Nord- und Südhalbkugel voneinander trennt, ist zwar nur 10-15cm breit, wirkt sich jedoch einschneidend auf unseren Alltag aus. Beispielsweise wiegt man am Äquator ein ganzes Kilo weniger. Zudem ist man in der Lage die Himmelskörper der Nord- und südlichen Hemisphäre gleichzeitig zu sehen (z.B. den großen Wagen und das Südkreuz). Es herrschen außerdem keinerlei Jahreszeiten in der näheren Umgebung des Äquators. In einem sehenswerten Wasserexperiment führte uns die Ecuadorianerin außerdem beeindruckend vor wie sich das abfließende Wasser durch ein Becken mit Abfluss bewegt. Auf der Äquatorlinie fließt das Wasser direkt herunter. Stellt man das Becken ein paar Meter weiter in den Süden, bewegt sich das Wasser im Uhrzeigersinn den Abfluss hinunter. Und wer hätte es für möglich gehalten, im Norden fließt das Wasser in entgegengesetzter Richtung abwärts. Viele weitere Phänomene wurden uns im Freilichtmuseum "Intiñan" aufgezeigt, ein Besuch der sich für 2$ mehr als bezahlt machte!

"Das ist hier aber auch net so ganz transparent gelöst." merkte Löön noch einmal an, als wir uns von dem Fake-Äquator- Monument weiter bewegten, welches wir uns dann doch noch mal anschauten. Man möchte gar nicht wissen wieviele Menschen sich am Tag breitbeinig über der vermeintlichen Äquatorlinie für ein Foto postieren und tatsächlich 240m entfernt auf der Nordhalbkugel stehen. Amateure! ;-)
Unser gütiger Taxifahrer brachte uns außerdem zu einem Vulkankrater, der sich über mehrere Kilometer als Tal vor uns erstreckte. Zu guter letzt setzte er uns in der Old City Quito ab, die als UNESCO-Weltkulturerbe ausgewiesen wurde, sich unseres Erachtens aber nicht dafür qualifiziert hatte. Vielleicht lag es auch an dem unbeständigen und nieselnden Wetter oder an den vielen Abgasschleudern, die uns mit schwarzer, dicker Feinstaubluft passierten. "Ne grüne Plakette kennen die hier auch nicht!" stellte Kristin hustend fest, während Sissy noch die vielen, sich zu Fuß durch die Autostaus bewegenden "Verkäufer" begutachtete, die inmitten von Smog und Abgase ihre Orangenernte und Meloneneis akquirierten. "Das ist ja praktisch. Stell dir das mal bei uns vor, da müsstest du gar nicht mehr in den Rewe gehen."

Am späten Abend lernten wir noch unsere insgesamt 11-köpfige Gruppe, bestehend aus Briten, Kanadier, Amerikanern, Indern, Griechen, Serbiern und unserem Tourguide Carlos kennen, die auf den ersten Eindruck sehr kompatibel erscheinen. Ansonsten ist festzuhalten, dass noch niemanden etwas größeres zugestoßen ist, mit Ausnahme Kristin, die schon zweimal mit der Aufzugstür, sowie einem Betonblumenkübel kollidiert ist. Sissy hält derzeit den Essensrekord, während Löön immer noch vom Äquatorphänomen geflasht ist und ich bereits mit der Höhenkrankheit kämpfe und nach 100 Meter normalen Gehweg völlig außer Atem bin.

Heute geht es weiter nach Tena im sogenannten "public bus". Vamos Amigos!