Happy Hour everytime!

Um nach Hoi An zu gelangen mussten wir erneut das lieb gewonnene Transportmittel Nachtzug in Anspruch nehmen. Mit strahlenden Augen betraten wir den Zug und öffneten glückselig unser Abteil. Tränen der Freude liefen uns die Wangen hinunter als wir den Geruch von Erbrochenem in unsere Nase aufnahmen und die "used" Bettlaken in Augenschein nahmen. Welcome to your Nachtlager 2.0!

Der Duft war schlicht unüberiechbar und selbst die Sofortmaßnahme Sagrotan Desinfizierung schien keineswegs zu greifen. löön war mittlerweile auf 280 und schmiss das betroffene Kissen wütend aus dem Abteil. Ich (vor lauter Tränen im Lachmodus) versuchte mehrfach auf den Frontdesk des Schaffnerbüros zu schlagen, doch seine einzige Reaktion auf den Kissen-Fauxpas war: Abziehen des Lakens und Rückgabe des Blanko-Kissens an uns. What the hell?!?!?

löön zog daraufhin im leichten Aggrozustand alle nachtzuggestellten Wäscheartikel ab und wich auf ihre Reisedecke + Kissen zurück. Ich (immer noch lachend) durfte mein blaues Wunder im Anschluss erleben. Bei näherer Betrachtung des Bettlakens erwies sich dieses ebenfalls als gebraucht und der Geruch weniger atemberaubend als lööns.
Während die zwei mitreisenden Vietnamesen keinerlei Beanstandungen zu vermelden hatten, wurde für uns die Flasche Sagrotan zum besten Freund für diesen Abend. Dicht gefolgt von den 4 Bierdosen, die an diesem Abend bitternötig waren. Für den Umtrunk begaben wir uns in das Nebenabteil unsere Gruppe, die lediglich 1-2 Insektentiere zu bemängeln hatten. Wir lachten und tranken den Unmut hinfort und stellten einmal mehr fest: Man lernt nach solchen Reisen die eigenen Hygienestandards wieder viel mehr zu schätzen. Nichts auf dieser Welt ist selbstverständlich! Cheers!

Nach einer 10-stündigen unruhigen, aber wesentlich angenehmeren Fahrt (löön hat diesmal 2 anstatt 1 Stunde geschlafen), erreichten wir Hoi An und unser Hotel für die nächsten zwei Nächte. Was uns hier jedoch erwartete kann man als absolutes Kontrastprogramm zur Zugfahrt definieren. Ein Palast eröffnete sich vor unseren Augen und eine junge Vietnamesin reichte uns ein Tableau mit Kaltgetränken. Die Hotelanlage verfügt desweiteren über mehrere Gärten, einen Swimmingpool, Bar und Spa-Bereich. Die Zimmer sind riesig und gut klimatisiert. Wir wissen nicht genau warum, aber unsere Zimmertür führt direkt zum großen Frühstücksaal mit einem unglaublich vielfältigen Buffet. You know where you can find us ;-)

Wenn man sich auf Hoi Ans Straßen aufhält sollte man stets vorbereitet sein. Erkennt man die sich anbahnende Situation nicht früh genug und schlägt bestimmend eine andere Richtung ein, hat man folgenden Fragekatalog ganz schnell an der Backe:

* Where you're from?
* When did you arrive?
* When do you leave?
* You are so beautiful
* Come to my shop and have a look around just one minute
* Happy Hour just for you today

löön und ich gerieten in Hoi An geradezu in einen Happy Hour Marathon. "Special price for you my friend." Die Kundenkaltaquise beginnt hierfür meist schon am Stadtrand. Per Fahrradbegleitung wird man mehrere Meter ins Stadtinnere begleitet um die Kundenbindung zu intensivieren. Wenn man nur den Anschein macht eine andere Richtung einschlagen zu wollen, werden die Anweisungen um ein vielfaches lauter und bestimmender. "Oh, you can make me lucky today, just buy one thing." Die traurigen Augen taten ihr nötiges und ich wurde selbstverständlich erneut weich um bei Schnick und Schnack zu zugreifen. Es ist aber auch wie verhext!

Hoi An präsentierte sich ansonsten von seiner besten Seite. Ein kleiner feiner Ort mit einer wunderschönen Altstadt, vielen tausend bunten Lichtern und einem freundlichen Völkchen. Bereits im 4. Jahrhundert wurde diese Stadt gegründet und stellte im 16. Jhd. einer der größten Hafenstädte Südostasiens dar. Da Hoi An die einzige unzerstörte Stadt während des Vietnamkriegs war, diverse Rebellionen und die französische Besatzung überstanden hat und somit sehr gut erhalten ist, wurde sie mit der Auszeichnung UNESCO Weltkulturerbe gekührt. Zurecht wie wir finden. Ein absoluter Wohlfühlort, der durch Geschichte, einem erleuchtenden Flair und aufregendem Nachtleben auf ganzer Linie überzeugt. Dürfen wir bitte hier bleiben?

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