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#RAUSZEIT in Oberstdorf

 Das Video zum Trip ... 4 Tage in Oberstdorf mit Aufstieg Rubi- und Gaisalphorn.


Der Berg ruft!

Der Berg ruft! - Kurzer Videotrailer zu unserer 4-tägigen Hüttenwandertour in den Vorderalpen.


Auf den Spuren von Uropa Karl

"Frischen Mut zu jedem Kampf und Leid
habe ich talwärts von der Höh' getragen"

Es war das Jahr 1933 indem mein Uropa Karl seine ersten Wanderungen in die Schweiz und in die bayrischen Alpen startete. Mit 32 Jahren bereiste er mit seinen Freunden Zermatt, Genf, Chamonix, Bern und den Bodensee, erklomm das Materhorn und Nebelhorn und landete schließlich im Allgäu, wo er den Heilbronner Weg überquerte. 85 Jahre später wollen auch wir diesen Klettersteig bestreiten.

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„Welches Stück ist jetzt dran?“ fragte Tine, als wir den nächsten, schier unendlich und strack bergauf verlaufenden Höhenabschnitt in Augenschein nahmen. „Das müsste der Rüssel sein.“ antworte ich und Selis Fitnessuhr pendelte sich bei 450% ein. Ist ein Hindernis auch noch so groß, so gilt wie immer: ein Elefant muss in Scheiben gegessen werden. Stück für Stück.
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Am frühen Montagmorgen begaben sich Sonja, Kristin, Tine, Seli und ich auf den Weg nach Oberstdorf. Dank freier Autobahnen und Kristins flottem, jedoch sicheren Fahrstil erreichten wir zeitig den Wanderer Parkplatz, sowie die Fellhornbahn, die uns und unser Gepäck die ersten Höhenmeter nach oben chauffierte. Uns stand ab da an eine 4-tägige Wanderung mit Hüttenübernachtung bevor oder anders ausgedrückt: enorme Oberschenkel- sowie Wadenbelastung, wenig Schlaf und eingeschränkter Komfort. Mit je 10 Kilo Gepäck auf dem Rücken, welches nicht mal einen Reiseföhn beinhaltete, marschierten wir die ersten Meter Richtung Fiderepasshütte, die unser erstes Etappenziel werden sollte. „Eine kleine Einstiegsroute für den ersten Tag.“ - „Nichts Wildes.“ So lauteten die Katalogangaben, vorgetragen von Sonja und Tine. Die erste Stunde Wanderung sollte diese Angaben auch noch beherzigen, sodass sich Seli zu einer flachsen Bemerkung „Ich glaube mir macht Wandern Spaß.“ hinreißen ließ. Nach einer Mittagspause, die wir neben einer Kuhherde vollzogen, traf uns dann der Schlag. Eine Bergwand auf halb 12. Keuchend, fluchend und nach Luft ringend, arbeiteten sich Seli und ich den Berg nach oben, während sich Kristin-the-Machine und Work-out-Girl Sonja bereits am Gipfel winkend und freudestrahlend befanden und sich bis zu unserer Ankunft mit Liegestützen und Sit-Ups beschäftigen (so schien es zumindest von unten auszusehen). Tine bewegte sich im Mittelfeld, spürte jedoch ebenfalls die Nachwirkungen des Trainingslagers, sowie Gerüstarbeiten in den Knochen. Als wir endlich die Bergwand erklommen hatten, führte der Weg weiter bergauf, bis wir nach 2,5 Stunden die Fiderepasshütte erreichten. Seli hatte bis dato bereits beschlossen, dass Wandern nicht ihr neues Hobby wird und ich hatte gedanklich die Extraroute „Gipfelbesteigung“ gestrichen, nach der sich die beiden Maschinen Kristin und Sonja direkt nach Ankunft erkundigten. Wir erkundeten derweil die Hütte, welche ein hochmodernes Matratzenlager offerierte, sowie einen Trockenraum aufweisen konnte, in dem wir unsere mit Rei-in-der-Tube gewaschenen Kleidungsstücke fachgerecht aufhängen konnten. Während Kristin-the-Machine und Sonja also die Extraroute Gipfelerklimmung anvisierten und dabei den dezenten Hinweis von Tine „Es handelt sich dabei um einen Klettersteig, das wisst ihr?!“ überhörten, lernte der Rest von uns wie man mit einer Minute Warmwasserdusche zurechtkommt, in der der Einseifeprozess bereits mit eingerechnet ist. Grenzerfahrungen.

„Alles richtig gemacht.“ stellten Tine, Seli und ich fest, als wir frisch geduscht mit einem 0,5 Liter Radler anstießen und das Bergpanorama auf uns einwirken ließen. „Wann wollten die eigentlich wieder kommen?“ „Kann man die schon am Gipfel sehen?“ fragten wir uns als der Uhrzeiger weiter voran schritt, von den beiden Maschinen jedoch noch nichts zu sehen war. Nach knapp 3 Stunden traten die beiden endlich wieder in die Hütte ein und warfen aufgeregt aufgewühlte Sätze in den Raum: „Wir haben überlebt!“ „Ich hatte noch nie so Angst um mein Leben!“ Offensichtlich hatte es sich tatsächlich um einen ungesicherten Klettersteig gehandelt, anstatt jedoch umzukehren hatten sich die beiden bis es nicht mehr ging eine Felswand ungesichert hinaufgehangelt und erst durch einen hinunterstürzenden Felsbrocken, der Sonjas Knopf nur knapp verfehlte, zur Rückkehr bewogen. Man darf die beiden einfach nicht alleine lassen.

Am Abend stärkten wir uns zu deftigen Hüttenpreisen mit einer Maultaschensuppe, Spaghetti Bolognese und einem Apfelstrudel zum Nachtisch und kehrten nach Verarbeitung aller Gesprächsthemen und einer Partie "Wizzard" (fast wie Metho-Skat) in unsere Katakomben alias Matratzenlager ein.

Die Nacht war unruhig. Rascheln, Geflüster, ständige Bewegung im Raum. Wenn es hoch kommt, kam ich vielleicht auf 2 Stunden Schlaf. Den anderen erging es nicht besser. Und um 6 Uhr klingelte bereits der Wecker.

Frühstück für 8€. Zwei harte Scheiben Brot, Wurst, Käse, Marmelade und ein Kaffee. Um 8 Uhr dann wieder auf die Piste.

Die von Kristin als „Hiking-Barbie“ titulierte Seli, musste bereits um 9:30 Uhr feststellen, dass ihre Fitnessuhr auf 100% ausschlug, da hatten wir nicht einmal 1/4 der Strecke bewältigt. Wir befanden uns zu dem Zeitpunkt auf dem Krumbacher Höhenweg und auf 2.200 Meter Höhe, mussten jedoch auf einen Berg auf der gegenüberliegenden Seite überwechseln. Der einzige Weg hierfür führte durchs Tal. 1.000 Höhenmeter nach unten. Wir kamen uns vor wie im südamerikanischen Dschungel, als wir uns den steilen Weg nach unten durch subtropisches Gefilde, entlang grüner Sumpfpflanzen, - vielleicht war es auch Rhabarber -, bewegten und uns starke Knieschmerzen, trotz unterstützender Wanderstöcke, plagten. Erste Blasen machten sich bei Tine und mir im Zehbereich bemerkbar, während Kristin ihre Zehen gar nicht mehr spürte. Auch Fitness-Girl Sonja machte der Weg nach unten sehr zu schaffen, nur Seli hatte ihre neue Disziplin entdeckt und schritt im Stechschritt voran.

Nach einem unendlich erscheinenden Weg nach unten kehrten wir in der „Schwarzen Hütte“ ein, die uns eine Brotzeit und ein erfrischendes Kaltgetränk bot. Zwischen Schmalzbrot und Wurstel referierte Sonja über Elektrolythaushalte, während wir allesamt notdürftig unsere Fußwunden versorgten. Uns stand ein Aufstieg von weiteren 1.200 Höhenmetern bevor und wenn das nicht genug sein sollte führte der Weg auch noch treppenstufenartig nach oben. Keine geschlängelten Serpentinen. Einfach strack nuff! Kristin-the-Machine galoppierte wie eine Bergziege mit Leichtigkeit voran, dicht gefolgt von Sonja. Wir anderen schnauften hinterher und konnten uns lediglich mit dem Motto „Sicherheit vor Schnelligkeit“ bei der Stange halten. Der Elefant war zäh und das Ohr schmeckte widerlich. Seli strich derweilen das Wort „Wandern“ gänzlich aus ihrem Vokabular und fragte sich wie man diese Aktivität überhaupt als Urlaub bezeichnen konnte. Erst das Läuten vieler scheppernder Glocken versetzte uns wieder in einen annehmbaren Zustand. Eine Kuhweide eröffnete sich vor uns, die es zu durchschreiten galt. Während die Power-up-Girls schon weit über alle Berge waren, machten Seli und ich die Entdeckung des Tages: einen, - nein, zwei Esel. Die beiden trabten auf uns zu und ließen sich für ein Selfie mit uns hinreißen. Der Tag war gerettet! Mit neuer Motivation schritten wir wieder voran und arbeiteten unser weiter nach oben. Auf unserem Weg begegneten uns Murmeltiere und eine weitere Wandergruppe, die mindestens genauso erschöpft aussah wie wir, jedoch einen dynamischen Tourguide namens Lukas mit sich führten, der uns ein baldiges Erreichen der Hütte versprach. "Warum er einen Eispickel mit sich trug?", wollten wir wissen. "Na, man weiß ja nie, ihr werdets morgen schon sehen." Und wir alle überlegten bei schweißtreibenden 26 Grad und knallendem Sonnenschein, ob wir den Teil mit der Skiausrüstung für Juli wohl überlesen hatten. Kurz erinnerte ich mich auch an ein sepiagefärbtes Foto aus Uropa Karls Fotoalbum, wo er einen Schneeabhang herunterschlitterte. Nein, das musste eine Fotomontage sein.

Ein weiterer, steil bergauf führender Hügel eröffnete sich vor uns und wir bissen uns durch den Elefanten. Drei Schritte vor, verschnaufen und wieder weiter. Immer, immer weiter. Voller Erschöpfung schmissen sich Tine und Seli ins Gras - es ging nichts mehr. Die zwei Hardcore-Mountain-Girls waren völlig außer Reichweite geraten und man konnte mit dem Handyzoom nur noch konturenhafte Silhouetten von Sonja und Kristin erkennen. "Es hilft alles nicht, wir müssen weiter!" rief ich Seli und Tine zu und lief Richtung Hügelrand. Was danach kam, konnten meine Augen kaum glauben "Seli, schnell! Hier ist das schönste was du je gesehen hast!!" Seli, völlig motiviert und in Erwartung einer wunderschönen Landschaft oder alternativ einer Eselherde, setzte noch einmal zum letzten Turbospurt an. Ich präsentierte ihr das Gebäude vor uns. Die Rappenseehütte. Endstation für die heutige Etappe. "Leute, wollten wir noch zum See über die drei Hügel da hinten?" rief uns Sonja, aufgeregt wie ein Kind zu. "Nein." stimmten Seli, Tine und ich im Chor ein.

Die hiesige Dusche offerierte uns 3 Minuten Warmwasser am Stück, mit der Möglichkeit den Pause-Button zu betätigen. Wir waren unendlich dankbar. Die Haarwäsche war heute gesichert. Sonja und Seli schlugen einem Hüttengefährten sogar noch einen Föhn aus den Rippen, sodass auch die Trocknung der Haare ermöglicht wurde. Die Rappenseehütte war deutlich größer, was jedoch nicht die Bedienzeit beeinträchtigte. In Windes Eile erhielten wir unser Kaltgetränk, sowie ein Schnitzel Wiener Art mit Pommes Frites. Die Organisation in diesen Hütten ist einfach unschlagbar gut.
In dieser Nacht wurde unserer 5er-Trupp zwar räumlich getrennt, da wir in zwei unterschiedlichen Hochbettenlagern unterkamen, jedoch teilten wir alle dieselbe Erfahrung. Schnarcher. Zwei Kreissägen in unserem Raum und eine Turbomaschine, die noch durch drei weitere Wände zu hören war, bei Sonja und Kristin. Schlaf? Eher weniger. Kopfschmerzen? Oh ja.

Am darauffolgenden Morgen wurden zwei Brotscheiben, Wurst, Käse, Marmelade und Tee zu 7,50 € gereicht. Abfahrt um 8:00 Uhr. Ein Frischetief hatte uns zu angezippter Kleidung, Jacke und Buff gezwungen. Um 8:15 Uhr zippten wir wieder ab. Schweißperlen kullerten hinunter. Eine Felswand hatte sich uns erneut in den Weg gestellt.

Die vorletzte Etappe, sollte gleichzeitig die attraktivste werden. Der Heilbronner Höhenweg. "Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Bergerfahrung sind unerlässlich." so stand es im Kleingedruckten. Wie gut, dass wir davon so viel aufzuweisen hatten. Doch zunächst galt es erst einmal hinaufzukommen. Dies sollte zunächst an einer ganz banalen Sache scheitern. Ein Teil der Truppe forderte weniger Selfies und eine schnellere Gehzeit, während ein anderer Teil unseres Trupps eine gezügelte Gangart und mehr Landschaftsgenuss einforderte. Nach einer kurzen, aber deutlichen Aussprache fand man einen Kompromiss und unser Team bewegte sich von nun an geschlossen im Gleichschritt, jedoch mit weniger Bildmaterial, voran. An stahlseilgesicherten Feldwänden erklommen wir den Berg und durchschritten die Helbronner Törle, das Tor zum Klettersteig. Durch unsere einheitlichen, blauen Fleisbach Pullis, die wir zu jedem Abendessen, sowie Frühstück auf der Hütte trugen, hatten wir uns mittlerweile einen Namen gemacht und marschierten nicht mehr unerkannt durch die Berge. "Macht den alpinen-erfahrenen Mädels mal Platz, die sind schneller." Wir drehten uns alle um, suchten wir nach einer durchtrainierten Frauenbergwandertruppe- doch da war niemand. "Was, wir? Wir kennen nur Hügel im Mittelgebirge und spielen Fußball". "Egal, ihr seht sportlich aus und könnt 90 Minuten auf dem Platz stehen. Geht voran!" Es galt mal wieder "Hauptsache gut aussehen!" - bei völliger alpinen Unerfahrenheit.

Als sich der Klettersteig näherte und immer wieder die "Leiter" eingeworfen wurde, schlug mein Puls höher. Der Abgrund war tief, jedoch schräg geröllhaltig. Würde ich es schaffen? Tine hatte vorsichtshalber ein Seil mitgenommen, was sie schon seit Fellhornbahn mit sich am Rucksack trug. "Wir seilen dich an, wenn du nicht drüber kommst." Wie beruhigend. Einige Gedenktafeln erfahrener Bergsteiger weiter, erreichten wir die Leiterpassage. Aufgrund erhöhten Stauaufkommens an dieser prägnanten Stelle, blieb mir gar nichts übrig als schnellst möglich über die Lamellen zu spurten. Höhenangst war gestern,- vielmehr beunruhigte uns die Tatsache, dass andere Wanderer Helme mit sich und später auch auf dem Kopf trugen. Als wir den Kamm des Berges überquerten und das schier unendliche Bergpanorama erblickten, dass sich zur linken auf Deutschlands Seite und rechten auf Österreichs Seite eröffnete, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. "Das ist so schön." wiederholte sich Tine mehrmals. "So schön." stimmten wir alle im Chor ein. Nachdem wir die höchste Stelle des Höhenweges von 2.600 Metern überquert hatten, legten wir eine Mittagspause auf dem Kamm ein und ließen die pralle Sonne auf uns scheinen. Großer Fehler. Trotz Apothekensonnencreme und Kappe sollte ich später eine Retourkutsche erhalten. Diese wurde außerdem durch eine leichte Gehirnerschütterung, die ich mir bereits beim Aufstieg zugezogen hatte, als ich mit Stirn und Nase gegen eine Felsplatte donnerte, gefördert.

"Seli, den brauchst du net!" entgegnete Tine, als Seli den Apfelrest im Müllbeutel entsorgen wollte, Tine ihr diesen aber entriss und in 2.500 Meter Tiefe warf. Und dadurch womöglich einen Butterfly Effect auslöste, wir werden es nie erfahren. Merke: Es wird nichts runtergeworfen, man könnte womöglich eine Lawine auslösen. Wir arbeiteten uns die serpentinenförmigen Geröllpfade weiter hinunter und hangelten uns entlang stahlseilgesicherter Felswände, bis wir ein meterlanges Schneefeld vor uns erblickten. Mitte Juli, in kurzen Hosen und Top durstreiften wir vorsichtig und Schritt für Schritt die Altschneefelder, die kein Ende zu nehmen schienen. "Wenn am Ende eine Eisbude steht, bin ich schwer zufrieden!" Doch es folgte keine Eisdiele, sondern weitere weiße Passagen, die zu Rutschpartien wurden und sich einer nach dem anderen auf den Hintern legte. "Schade, dass wir die Langlaufski im Tal gelassen haben!"

Nachdem sich der Boden wieder unter unseren Boden festigte und wir nach dem Schnee entlang einer wunderschönen grünen, saftigen Blumenwiese schritten, eröffnete sich vor uns ein kleiner See. "Dürfen wir da hin?" bettelten Sonja und ich, bis Kristin endlich nachgab. Wir hatten uns zuvor bei Wanderführer Nummer zwei "Hans" versichert, ob das Zeitfenster noch groß genug war einen Abstecher zum See zu vollziehen. Den Tourguide „Hans“ hatten wir mit seiner Stimmungstruppe am Kamm kennengelernt und er hatte uns mit dem Hinweis entlassen, dass wir uns beim Hüttenwart auf ihn berufen sollten, wenn wir einen Föhn benötigen würden.

Der See erwies sich als sehr erfrischend und bot eine gelungene Abkühlung und Erholung für die Druckstellen und Blasen behafteten Füße.

Die letzte Etappe führte entlang von Schiefergestein und Hobbitwiesen, man konnte sich kaum satt sehen. Als uns beim Abstieg zur Kemptner Hütte eine, lediglich in Bikini bekleidete, Frau mit Mountainbike auf den Schultern begegnete, fragten wir verwundert: "Sie wollen jetzt nicht ernsthaft, diesen felsig, abschüssigen Weg, den wir kaum zu Fuß und mit Wanderstöcken bewältigen können, herunterfahren?!" "Doch, genau das habe ich vor. Wir suchen uns die schwierigsten Passagen raus und steuern diese dann mit gezielter Technik an." "Nur noch Verrückte hier." bemerkte Seli, als die Frau außer Reichweite war. Zuvor waren uns bereits einige Trailrunner begegnet, die an uns vorbeidüsten, während wir unter dem Motto "Sicherheit vor Schnelligkeit" den Berg zu bewältigten versuchten.

"Es gibt kein warmes Wasser mehr!" eröffnete uns der Angestellte der Kemptner Hütte und händigte uns lediglich die Zimmerschlüssel aus. "Na bravo! 8 Stunden Wanderung und dann keine Dusche. Es döff net wahr sein." Wir begruben unseren Missmut mit einem reichhaltigen Menü, bevor auch noch die Küche um 19:30 Uhr schloss. 4 Mordspellkartoffeln mit Kräuterquark und eine Flädlesuppe machten einiges wieder wett. Jedoch kamen wir nicht drum rum uns mit eisigem Quellwasser einer intensiven Wäsche zu unterziehen. Zum Glück hatte Seli die 12er-Packung Duschhandschuhe eingepackt, die sie nun großzügig verteilte. Derweilen hatte sich mein Zustand von "Juhuu,-wir-sind-endlich-in-der-Hütte-angekommen!" zu "Ich-will-sofort-in-mein-Bett-und-morgen-von-der-Materialseilbahn-angeholt-werden" verschlechtert. Schüttelfrost, Schwindel und Übelkeit - vermutlich ein klassischer Sonnenstich mit leichter Gehirnerschütterung. Ich legte mich also frühzeitig in mein Bett und versuchte zu schlafen, während sich der Rest noch mal an den Tisch gesellte. Wir alle erlebten die beste Nacht auf unserer letzten Hütte, hatten wir endlich ein Zimmer zu fünft und ohne Schnarcher, - ja sogar die Stimmen von draußen hörten wir nicht mehr.

Es ging mir am nächsten Morgen überraschend gut und so entschied ich mit den Maschinen Kristin und Sonja noch dem Mutlerkopf zu besteigen, bevor wir uns gemeinsam an den Abstieg begaben. Wenn ich nun im Nachhinein darüber nachdenke, muss ich wohl doch noch Kopf-lädiert gewesen sein, mich für eine weitere Gipfelerklimmung mit diesen beiden Work-out-Girls entschieden zu haben. Zum Glück benötigten wir nur eine gute Stunde bis ans Gipfelkreuz und erblickten aus 2366m Höhe die überwältigende Landschaft. Auch uns konnte man wunderbar von unten betrachten, wie mir später Tine berichtete, da ich mit meinem T-Shirt wohl wie ein pinker Textmarker am Horizont leuchtete. Ein letztes Mal trafen wir auf Lukas und seine Wandertruppe, die sich zugleich nach den fehlenden Teilnehmerinnen Seli und Tine erkundigten. "Die trainieren unten für die dritte Halbzeit. Und die organisieren auf der Hütte noch ne Kirmes." Das Wort 'Kirmes' schallte in diesem Monat hinab runter ins Tal nach Oberstdorf, wo sich Menschenmassen auf den Weg begaben. Als wir uns schlussendlich gegen 12 Uhr zu fünft auf den panoramahaften Abstiegsweg Richtung Oberstdorf/Spielmannsau begaben, kamen uns die ersten Wandertruppen entgegen. Die Sonne prallte bei bestem Badewetter von 27 Grad auf den steil, bergrunter verlaufenden Trail und zwang uns selbst für den Abstieg in die Knie. Dies hielt weitere Truppen aus Köln und Hamburg nicht davon ab in Massen nach oben zu stürmen. Wir standen immer wieder Spalier, als schnaufende und erschöpfte Menschen hochzugs an uns vorbeizogen und wir inständig hofften, dass sie nicht zu sehr enttäuscht waren, dass oben weder eine Kirmes noch Freibier anzutreffen war.

Um die nachmittags Zeit erreichten wir Spielmannsau, ein Ort fast so groß wie Ahrdt, in dem wir unsere hochmoderne Pension bezogen, die uns vorzüglichen Komfort bescherte. Eine heiße Dusche, trockene Handtücher, einen Mülleimer und ein feudales Frühstückmenü mit frisch gebackenen Rühreiern. Man wird wieder so dankbar für die selbstverständlichen Dinge im Leben, die Uropa Karl zu diesem Zeitpunkt sicherlich noch lange nicht kannte.

Der Heilbronner Höhenweg, sowie die Zusatzwege unserer Hüttenwanderung waren eine absolut bereichernde Erfahrung, bei der man mit einem Bergpanorama nicht sondergleichen belohnt wurde. Wir sind begeistert und traurig zu gleich, dass es schon vorbei ist. In diesem Moment zückten die Hüttenwander-Organisatoren Tine und Sonja das Bergweltenprospekt hervor und planten noch während der Rückfahrt die nächste Route. Alpenüberquerung. E5. Von Oberstdorf bis Meran.

Liebe Berge, wir sehen uns wieder!

Die 3 unnützesten Mitnahmen:
- zweites Paar Schuhe (Seli)
- Selfiestick (Juli)
- Baguette (wurde im Auto vergessen)

Die 3 wertvollsten Mitnahmen:
- Blasenpflaster und Magnesiumtabletten
- Rei in der Tube und Feuchttücher
- Armlinge, Beinlinge und Weste

Die 3 großen Lügen der Hüttenwanderung:

1. Gleich geht's nur noch geradeaus!
2. Hier schnarcht schon niemand.
3. Die letzten werden die ersten sein.








Oh du schönes Mittenwald (good old Germany)

„Sun of Jamaica, the dreams of Malaika
Your love is my sweet memory. “


Die Wettervorhersage für das bevorstehende Himmelfahrtwochenende klang vernichtend, um nicht zu sagen ganz nach Weltuntergangsstimmung. Doch auch die Dauerregen- und Gewitterwarnmeldungen hielten uns am frühen Morgen nicht davon ab, unser Automobil randvoll bis unters Dach zu beladen und unseren 3 1/2-tägigen Trip ins urdeutsche Mittenwald zu starten. „Hab ich Knitter im Gesicht?“ wollte becks um 6 Uhr morgens von mir erfahren, während ich ihr, noch im Halbschlaf befindlich, mit „Nee, nur die üblichen Falten.“ antwortete und schnell die für 10€ neu erworbene Tchibo Musikbox aktivierte um meine unüberlegte Aussage mit einer unangreifbareren Playlist zu übertünchen. „Was isn‘ das für nen Blechsound?!“ verschmähte Fahrerin Resi mein Soundausgabe-Produkt und forderte die sofortige Abschaltung des Gerätes. Die folgenden 7 Stunden durften wir uns somit mit dem Einheitsbrei von Antenne Bayern vergnügen, da zusätzlich die Hörbuchreihe Harry Potter 1-8 in CD-Form vergessen wurde. Unterdessen hatte sich Eileen Bornhütter bereits Pfefferbeißer Nummer 3 zurechtgelegt und den Blick in Richtung Obst- und Gemüsekorb gerichtet, welcher diverse Früchte, Rohkost und den bunten Mix Paprika Tri-Color beinhaltete. „Die hat die Mettwurst noch im Zahn, da schreit die schon nach der Melone“, bemerkte becks, während sie ihr Pflegeproduktesortiment für den Morgen akribisch auftrug.
Wir wählten die Alternativroute über Österreich, mit der wir den Feiertagsstau rund um München umfahren konnten und ohne größere Zwangspausen unser Ziel, das Gästehaus Döring, bei schönstem Sonnenstrahl  bereits um 14 Uhr erreichten. „Ihr wollt den Klettersteig machen? Na da seids ihr aber 2 Monate zu früh dran, da oben liegt noch meterweise Schnee!“ eröffnete uns unsere Herbergsmutter, in Richtung Karwendel zeigend. Na toll, somit war Programmpunkt Nummer 1 schon mal gestrichen, wodurch die Erdinger Therme weiter in den Fokus rückte. „Es soll ja eh das ganze Wochenende schlechtes Wetter geben...!“

Für den Anreisetag wählten wir eine kleine Wandereinstiegsroute zum Ferchensee, die getrieben durch Hunger und der Vorstellung eines warmen, mit Sahne überdeckten und in Vanillesoße getränkten Apfelstrudels, zugleich im City-Walk von becks angesteuert wurde. 2 Sekunden vor Platzregen- und Gewittereinbruch erreichten wir um 16:13 Uhr die Gastronomiestätte . Das zweite Mal als die Kellnerin mit grünem Strickjackengewand auf die Uhr blickte, rückte der Zeiger auf 16:25 Uhr vor und die soeben servierten Backwaren an Tisch 4 waren Geschichte. becks hatte sich das Gedeck „Zweierlei“ (Apfelstrudel und ein Kampfstück Streusel-Kirsch) geordert und in einer Mordsgeschwindigkeit vertilgt. Ein Strohballen huschte noch an der Kellnerin vorbei, deren verdutzte Augen hinter uns herschauten, als wir bereits wieder um 16:30 Uhr das Etablissement verließen.  Hintergrund war die letzte Abfahrgelegenheit mit dem Bus, um trockenen Fußes nach Mittenwald zu gelangen. Just in diesem Moment hörte es auf zu regnen und die anderen Wanderer gaben uns zu verstehen, dass uns so ein bisschen Gewitter nicht vom Zurückwandern abhalten sollte. Das ließ sich becks nicht zweimal sagen und streifte, mit leuchtenden Augen, ihr neu erworbenes und farblich abgestimmtes  Outdoorequipment über und marschierte stilsicher durch den Regen. „Hauptsache gut aussehen.“ - auch in den Bergen, immer präsent.

Zum Abendmahl kehrten wir im Lokal „Alpenrose“ ein, welches uns mit seiner kulinarischen Auswahl förmlich umhaute. Umrandet wurde das traditionsbewusste und elegant rustikal eingerichtete Lokal, mit einer live gespielten Zittereinlage und einem, in Lederhosen gekleideten Kellner, der sein Handwerk verstand und sich optisch in den echt bayrischen Flair nahtlos einfügte. Auf ein grandioses Mahl und einen langen Anreisetag, folgte eine aufgewühlte Nacht, in der Wespentallien und Massen verarbeitet wurden, bis der Wecker um 7:15 Uhr klingelte.

Gut gestärkt reisten wir am Freitag nach Kochel, um uns dort Mountainbikes für eine mittelschwere Tour mit Singletrails zu leihen. Die ansprechende Tour hatte ich zuvor auf der App "Komot" gesichtet und ausgiebig studiert. 700 Höhenmeter, 25 Kilometer, Fahrzeit 2,5 Stunden, das klang alles sehr bewältigbar. Zudem sollte die Route Kochelsee und Walchensee beinhalten, was wiederum dazu führte, dass sich Resi und becks schon am Strand, im Bikini liegend, sahen. Für preisgünstige 3,49€ lud ich die Offlinekartenversion herunter und startete die Navigation. Die stimmlichen Richtungsanweisungen führten uns zunächst kreuz und quer durch Kochel und beinhalte Routen, die es offensichtlich seit Jahren nicht mehr gab, versperrten ganze Wohngebiete die Anweisung „bitte demnächst links abbiegen und der Nebenstraße folgen.“ Bereits in den ersten 15 Minuten verfluchten wir die viel zu gut bewertete Wander-App und navigierten manuell aus dem Ort und in Richtung Walchensee. Als das Endgerät sich wieder gefangen hatte, befanden wir uns bereits auf einer Schotterpiste, die mit 10%iger Steigung durch dicht bewaldetes Gefilde bergauf führte. Man hatte längst abgezippt und Armlinge, Beinlinge und Jacken in den Rucksack verfrachtet, als die nächste große Steigung kam. Im Hintergrund vernahm ich Fluche und Rügen, während ich selbst mit der „Wand“ zu kämpfen hatte. Selbst Löön, unser Hardcore Bikinggirl, kämpfte auf ungewohnter Hardtail-Maschine und rang mit Schweißperlen. Darf ich noch mal erwähnen, dass wir keinen E-Motor einsetzten? In Kurve 8 und bei Höhenmeter 987 kapitulierten wir dann schlussendlich. Im Schiebemodus beförderten wir das Rad weiter nach oben und fanden nur noch wenig befahrbare Passagen, die nicht gleich strack bergauf führten. An einem Wartungsarbeitensegment breiteten wir unsere imaginäre Picknickdecke aus und brachten Paprika Tri-Color, die restliche Kortingwurst und Bauernbrot zum Vorschein. Während Resi und Becks an Löön und mich weitere spitze Bemerkungen zum Routenverlauf richteten und sich das Stimmungsbarometer bei dunkelrot einpendelte, passierte uns ein einheimischer Mountainbiker, der den kurz bevorstehenden Kriegszustand gerade so verhindern konnte. „Gleich seids ihr oben. Da kommt noch emal ein fieser Stich und dann habt ihrs geschafft. Die Kochelalm ist quasi um die Ecke.“ Das Wort „Alm“ löste bei allen Beteiligten unverzüglich Elan zur Weiterreise aus, sah man das helle Endgetränk, sowie einen Germknödel bereits vor sich stehen.

Als wir nach 2,5 Stunden endlich den Peak des Berges erreichten (man bemerke  noch mal, dass die Gesamtstrecke 2,5 Stunden dauern sollte), hielten wir vergebens Ausschau nach unserer Alm, bis uns passierende Mountainbikefahrer jeglicher Illusion beraubten. „Die Alm? Ja da seids ihr aber noch zu früh, jetzt ist doch noch Nebensaison. Im Juni machen die wieder auf.“ Strafende Blicke ereilten mich und ich regte zur Weiterfahrt an. „Kommt, jetzt geht es doch nur noch bergab.“ Nach einer weiteren guten Stunde, die nicht bergab sondern auch bergauf Segmente enthielt, sichteten wir endlich türkisblaues Wasser. Im schönsten Sonnenschein und unter blauem Himmel eröffnete sich der Walchensee vor uns und schenkte uns einen Panoramablick auf kristallklares Wasser. „Da hätten wir im Bikini liegen können, schon seit Stunden!“ „Immer diese Gewalttouren!“ bemängelnde Stimmen rissen mich aus meiner Faszination. Wenigstens war Löön auf ihre Kosten gekommen und nach einem weiteren Essensstopp, inklusive Pfirsich-Sahnekuchen, einem alkoholfreien Russ und einem klaren Eiscafegetränk, besänftigten sich auch endlich die restlichen Gemüter. Wir radelten weiter entlang des kilometerlangen Sees, bis wir wieder die Heimkehr über den serpentinenförmigen Pass antraten, auf dem uns unzählige motorisierte Objekte begleiteten und begegneten. „Gar nicht so ungefährlich hier.“ Und als wir gerade unsere Bikes im Fahrradverleih zurückgeben und ein kühles Getränk in Augenschein genommen hatten, hörten wir auch schon die Sirenen. Feuerwehrautos, Krankenwagen und Notarzt schnellten an uns lautstark vorbei und ein Helikopter war von weitem zu sehen. Wie wir später durch die Zeitung erfuhren, waren zwei Motorräder, je von oben und unten kommend, miteinander kollidiert. Dieses Geschehnis trübte ein wenig den Abschluss des Tages, unsere Herbergsmutter bestätigte jedoch später, dass es auf dieser Route Alltag sei und sich fast täglich ein Unfall dieser Art ereignen würde. Noch einmal dankbar dafür, dass wir unbeschadet heruntergekommen waren und ignorierend, dass wir für eine 2,5-stündige angesetzte Route 5,5 Stunden benötigt, dafür aber den roten Kreis auf becks Fitness-App geschlossen und tatsächlich 1068 anstatt 700 Höhenmeter zurückgelegt hatten, kehrten wir abends völlig erschöpft in der Pizzeria „Mamma Lucia“ ein und belohnten uns mit einem umfangreichen Mahl in Form von Steinofen Pizza und selbstgemachter Taligatelle. „Hauptsache die Mini Maus ist zufrieden!“ und wir betrachteten noch einmal die Zeichenfigur auf becks Apple Watch, die lobend und Pluspunkte verteilend zurückschaute und uns mitteilte „Es ist 21:30 Uhr. Boarding Time.“

"So kann ich net auf den Berg!" stellte becks am Frühstückstisch zwischen Semmeln und Schwarzwälder Schinken fest, als sie sich in der Fensterspiegelung betrachtete. "Die Zopfrisur muss unbedingt noch mal mit der Bürste bearbeitet werden!" Auch an diesem Morgen hatten die Wetterprognosedienste vollends versagt und offerierten anstatt Platzregen und dunkler Gewitterwolken, Sonnenschein und Plusgrade im 20er Bereich. "Für was habe ich mir denn jetzt eine lange Travellerhose zugelegt, wenn wir nun doch nur reinstes Sommerwetter haben?", beklagte becks, während sie ihre modischen Highlights aus finnischer Herstellung präsentierte. "Wo ist denn da die Zip-Funktion?" fragte Löön, die zugleich die restlichen Paprika Tri-Colors und Überreste von Pizza in Tupper verpackte, währenddessen mir Resi noch vor Wanderbeginn zu verstehen gab, dass ein Aufstieg bis hoch zum Gipfelkreuz keine Option ist. "Spätestens heute Mittag setzt das Gewitter ein und dann sind wir verloren auf dem Berg! Es geht nur bis zur Brunnsteinhütte!" Enttäuscht gab ich nach, nahm mir aber vor den Gipfel noch das ein oder andere Mal während des Aufstiegs willkürlich einzuwerfen und zu bewerben. Die idyllische Route am Fuße Mittenwalds führte die Südseite des Karwendels hinauf und zur derzeit einzig bewirteten Hütte. Dass wir uns in der absoluten Nebensaison befanden, bemerkten wir insbesondere durch Fotostopps ohne jegliche Wanderzivilisation im Vor- oder Hintergrund. Ein vereinzeltes asiatisches Pärchen, das wir bereits am Einstiegspunkt passierten, waren die einzigen Mitläufer auf dem Weg nach oben. Die großzügigen Zeitangaben auf den Wegschildern zur Brunnsteinhütte ließen mich weiter auf eine Gipfelerklimmung hoffen. Auch durch den nicht steil, sondern serpentinenverlaufenden Aufstieg, mit viel Wurzelwerk und einer Hängebrücke, versetzte meine Gefährten in einen Gemütszustand, der deutlich positiver als noch am Tage zuvor erschien. Außerdem hatte ich becks Fitness-App auf meiner Seite, die nach einer Schließung des roten Kreises verlangte. Doch so sehr ich auch den Gipfel vermarktete, grau aufziehende Wolken in nordwestlicher Richtung ließen meine Hoffnungen stets weniger werden. Nach 2,5 Stunden erreichten wir die Hütte, die uns mit Kaiserschmarren, Russ und Almdudler versorgte und uns einen grandiosen Ausblick auf die Alpenwelt offerierte. Noch einmal versuchte ich den Gipfel schmackhaft zu machen und in Szene zu setzen, doch einzelne Regentropfen und eine böse schwarze Wolke machten all meine Bemühungen zunichte. "Wir gehen wieder runter Julia Hecker! Gleich gewitterst und dann sind wir verratzt!" Im Moment des Abstiegs, als alle ihre Regenkleidung aus den Rucksäcken gearbeitet und die Rucksäcke mit entsprechender Schutzvorrichtung versehen hatten, klarte der Himmel wieder auf. Nur fürs Protokoll: es gewitterte an diesem Tag nie.

Für den Abstieg hatten wir außerdem ein paar nützliche Tools auf den Berg geschleppt, die größtenteils aus dem Outdoor-Repertoire von Mama Gabi und Mama Gisela stammten: Wanderstöcke. In die Funktion wies uns Resi fachmännisch ein und verdeutlichte noch mal detailliert das Konfigurieren der Länge des Korkgriffstabes, nachdem ich bemängelt hatte, dass mein Stöcke viel zu kurz seien. Argwöhnisch musterten wir das neue Werkzeug, was unterstützend und Knie-entlastend den Abstieg erleichtern sollte. Löön, becks und ich benötigten eine ganz Weile bis wir die korrekte Justierung gefunden hatten und uns mittlerweile Tränenflüsse vor Lachen im Gesicht standen. Im Nordic-Walking Modus von Gerlinde. S.* (*Name von der Redaktion geändert) bewegten wir uns galant und trittsicher den Berglauf hinunter und stimmten gemeinsam in unseren neuen Ohrwurm "Sun of Jamaica" ein. Um dem 2-stündlich einsetzenden Hungergefühl gerecht zu werden, legten wir auf halber Strecke einen weiteren Essenstopp ein, bei dem Pizza vom Vortag, Paprika Tri-Color vom Vor-vor-Tag und frisch gebackener Erdbeer-Rhabarberkuchen aus vergangenen Zeiten serviert wurde. "Leute, die vergänglichen Produkte müssen als erstes verwertet werden. Und das Plastik kommt in den recyclebaren Beutel!" ermahnte Ozeankind Löön, die unerfreut Resis frisch geöffnete Haribotüte und becks unzählbaren Taschentuchverbrauch beäugte. Unterdessen blickte ich noch einmal sehnsüchtig Richtung Gipfel, der mittlerweile in unerreichbare Ferne gerückt war. Zu Schade aber auch. Am frühen Nachmittag erreichten wir wieder das Tal und machten eine überraschende Entdeckung, als wir einem kleinen türkisblauen Gewässer folgten, der uns zu einem Kieselsandstrand und erfrischendem Flussbett, mit dem Namen Isar, führte. Die Begeisterung war riesig, hatten wir den kompletten Fluss-und Strandabschnitt für uns, keine Menschenseele weit und breit. Der erholsame und fast wellnessfähige Spontanausflug wurde zur Entspannungseinheit, inklusive ausgiebiger Bildersession. Hierbei konnte sich Lööns Tchibo Universaltop als echter Eycatcher etablieren, welches sich nahtlos in Flora und Fauna einfügte und für diverse Modelierungsfotos diente.

Schon bald zog jedoch das nächste Hungergefühl auf und der knurrende Magen dirigierte Richtung Ferienresidenz. Nach einer kurzen Dusche wurde just der Tisch von 20 auf 18 Uhr umgeordert und der zweite Besuch in der köstlichen Alpenrose mit Pfannkuchensuppe, Jägerschnitzel, Spätzle, Spargel und Rumpsteak vollendet. Mit den Worten "Für Dessert gibt es immer einen ganz besonderen Platz im Magen.", machten wir anschließend an dem unfreundlich, bewirtschafteten Eiscafe "Costa" halt, welches uns für Eis-to-go nur das Sünderbänkchen, trotz 25 freier Tischplätze, anzubieten hatte. Auch wurden wir von Löön nochmals für unsere nicht wieder verwertbaren Plastikbecher gerügt, die wir als neue Recycle-Helden gegen essbare Eiswaffeln hätten eintauschen müssen. Zum Abschluss eines sportlich, aktiven und viel zu kalorienhaltigem Wochenende, kehrten wir ins altersgerechte Bar-Etablissement "Alt-Mittenwald" ein, wo mit hochprofessioneller Live-Musik dem Publikum voll eingeheizt wurde und wir Sascha und Rebecca antrafen, die uns Tage und Wochen zuvor mit allen Informationen rund um Mittenwald versorgt hatten und zugleich die frohe Botschaft überbrachten, dass wir mit unserer Gästehauskarte natürlich nicht, wie gedacht, kostenfrei die Karwendelbahn rauf und runter fahren konnten. "Womit sollen die denn hier Geld verdienen, wenn die allen Touristen die Gondelfahrt hinter her schmeißen", lachte mein Bruder. "Na, vielleicht indem die die Souvenirläden auch samstags bis 20 Uhr und sonntags wenigstens vormittags geöffnet ließen!" An den Erwerb eines Muttertagsgeschenkes in der beschaulichen Fußgängerzone war somit nicht mehr zu denken. Wir beschlossen also den Abend nur noch mit der Randveranstaltung "Germany - 0 Points" zu beenden, auf die - genau wie auf das Wetter - wieder mal kein Verlass war und Deutschland so gut wie seit "Wadde hadde dudde da" nicht mehr abschnitt.

"Denkt dran, man muss schnell essen bevor das Sättigungsgefühl einsetzt." läutete becks noch mal die letzte Runde Frühstück im Gästehaus Döring ein, bevor wir ein himmelblaues Mittenwald (es war Regen gemeldet) verließen und mit kaum Stau Richtung Heimat chauffierten. Nur wenige Essenspause (5-6 an der Zahl) wurden während der 8-stündigen Rückreise eingelegt, bei der auch endlich die lang gehorteten Currywurst-Chips und Mini-Muffins ihren herbeigesehnten Auftritt bekamen. Ob die Mini Maus, trotz vieler aktiver und schweißtreibender Aktivitäten, am Ende wirklich mit unserer Leistung zufrieden war, lässt sich bezweifeln. Mit ihren olivengroßen Augen, hatte sie uns trotz häufig verdeckter Sicht stets im Auge behalten und bemerkte spätestens nach Chipsanwendung, den fettigen und nicht übertünschbaren Abdruck am Uhrdisplay. Der künstlichen Intelligenz können wir schon jetzt nichts mehr vormachen. Es sei denn Ortungsdienste und mobile Daten führen mal wieder zum Totalabsturz der Technik. In diesem Sinne ein Hoch auf die Natur und Charlotte Roches netten Dreizeiler, der uns durch Mittenwald begleitete:

"Im Wald triffst du keine anderen Menschen, die dir voll auf den Sack gehen, und du bist nicht gezwungen, Plakate zu lesen, Werbung in deinen Kopf zu lassen und anschließend bei Amazon einzukaufen. Die Natur will dir nichts verkaufen. Du sollst nur sein, im Hier und Jetzt. Glücklich."


Top 3 – Unnütze Mitnahmen
* Bikini
* Kletterausrüstung
* Tchibo Musikbox

Top 3 – sinnvollste Mitnahmen
* Magnesiumtabletten
* Taschentuchsortiment
* Traveller Outfits

Top 3 – Verbrauchsmaterialien
* Taschentücher (davon mind. 12 Packungen von becks verbraucht)
* Kortingwurst
* Paprika Tri-Color