Heimische Naturtalente

"Willst du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen,
Denn das Glück ist immer da." - Goethe

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Nie im Leben wäre ich darauf gekommen "Weltenburger Enge" zu googeln. Geschweige denn, dass ich jemals davon gehört hätte. Manchmal frage ich mich, ob der deutsche Tourismus absichtlich unter den Teppich gekehrt oder als so langweilig dargestellt wird, dass man überhaupt keine Lust hat sich damit zu befassen. 

Ich traute meinen Augen nicht, als wir den Donaudruchbruch in Augenschein nahmen und bizarre Felsformationen durchquerten. Noch mehr überraschte mich, welch einen natürlichen Weg die Donau durch ein Land wie Deutschland einlegen durfte. In diesem Naturschutzgebiet gab es keine Normen, keine Vorschriften, - ja, noch nicht mal Absicherungen oder Warnhinweisschilder. 

Naturbelassen. Idyllisch. Schattiger Mischwald. Flowige Trails. Wohltuende Ruhe. Frischluft. Und ein einzigartiger, atemberaubender Ausblick am Ende des Wanderweges.

Man kann diesen Teil der Donau und dieses Naturmonument "Weltenburger Enge" auf so vielfältige Weise erkunden und bei warmen Wetter noch bis in die Abendstunden genießen, dass man zwischendurch vergisst in der Heimat zu sein. Ist das wirklich ein Teil von Deutschland?

Meine Mama hatte mir den Trip noch vor Corona zu Weihnachten geschenkt. Eigentlich wollten wir uns ein musikalisches Highlight bei den sommerlichen Schlossfestspielen im Innenhof des Thurn-und Taxes Schlosses ansehen, welches aufgrund der aktuellen Sonder-Situation jedoch ausfiel. 

Umso mehr beeindruckte uns die Stadt Regensburg, die ich bislang mit viel Regen in Verbindung gebracht hatte. Regen, das ist jedoch nur ein Zufluss der Donau, die sich mit mehreren Armen durch die Stadt und unter der markanten, steinernen Brücke durchschlängelt. Eine Brücke, die wie ein Magnet wirkt und an lauen Sommerabenden für ein Gläschen Wein mit Sonnenuntergang einlädt. Mehr braucht man wirklich nicht. Momentaufnahme.

Regensburg, das war einmal eine Handelshochburg. Bettler, Arme und Gaukler hatten es aufgrund des Wohlstandes nicht ganz so schwer, doch blieb auch diese Stadt nicht vor fragwürdigen Foltermethoden und dem Nationasozialismus verschont. Der markanteste Platz ist vermutlich das Judische Viertel und jetziger Neupfarrplatz. Wo heute eine evangelische Kirche steht, befand sich im Mittelalter eine Synagoge. Nach Vertreibung der Juden im 15. Jahrhundert, wurde der Platz der katholischen Wallfahrtskirche gewidmet und zwischenzeitlich für historische Ereignisse, wie die Soldatenrevolte, Ausruf der Räterepublik und als Schauplatz der Bücherverbrennung genutzt. 

Heute hat sich die Stadt zu einem Geheimtipp im deutschen Tourismus entwickelt. Schöne, gute erhaltene, historische Bauwerke vereinen sich mit überwiegend nachhaltiger Gastronomie, die mit dem Zahn der Zeit geht und großen Wert auf regionale und hochwertige Lebensmittel, sowie ein optisch ansprechendes Endprodukt legt. Nicht zu vergessen ist bei einem Besuch die "Historische Wurstlkuchl", eine Wurstbraterei, die schon seit 850 Jahren im Familienbesitz betrieben wird und quasi der älteste Fast-Food-Stand der Welt ist.

Regensburg, das kann mich nicht nur, sondern muss man weiter empfehlen. Ein Stück Deutschland auf das man, was Natur, Kultur, Fusionsküche und heutige Weltoffenheit angeht, wirklich stolz sein kan.

Empfehlenswerte Gastronomie:

  • The Gardener's Nosh (Greenhouse Concept)
  • ANNA liebt Brot und Kaffee (Deutsch)
  • BODEGA vinos y tapas (Spanisch)
  • Keltenstüberl (Thai)

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"Und alles zusammen, alle Stimmen, alle Ziele, alles Sehnen,

alles Leiden, alle Lust, alles Gute, alles Böse, alles zusammen

war die Welt. Alles zusammen war der Fluss des Geschehens,

war die Musik des Lebens." - Hermann Hesse