Safety first!

Ich kaufe ein Y und löse Raubüberfall! Freunde der Sicherheit, wer hätte das gedacht. Da reisen wir tagelang durch korrupte Länder, die mit ihrer wöchentlichen Mord- und Überfallrate nur so hausieren gehen, erreichen dann ganz unversehrt den einzigen im Lonely Planet als sicher zu bezeichneten Ort 'San José' (von dem auch unser STA Travel Agent super angetan war) und werden schon in der ersten Nacht passive Zeugen eines Überfalls auf unsere Gruppe!

Doch ganz von vorn. Am Montag erreichten wir die Hauptstadt Costa Ricas 'San José' und wurden zugleich geblendet von Großstadtfeeling, Markenläden, Fast Food Ketten und hupenden Autos. Vermisst hatte ich sie nicht, die Big City, doch allem Anschein nach strahlte sie ein belebtes, zivilisiertes Gefühl von Sicherheit aus. (Wobei ich da grundsätzlich bei Großstädten so meine Vorbehalte habe...) Es sollte die letzte 'Big Night Out' unserer Gruppe werden, da sich anschließend sämtliche Teilnehmer in alle Himmelrichtungen verteilen würden. Neu eingekleidet und mit Kamera, Portmonee und Reisepass ausgerüstet, fuhren wir zunächst in einen edlen Restaurant-Schuppen, der uns mit italienischen Köstlichkeiten und nett angerichteten Cocktails den Abend verfeinerten. Aufgeputscht mit einem heißen Kaffee und wiederum gut gemeinten Tequila, machten wir uns zu Fuß weiter zur Bar/Dance Hall, deren Namen ich leider nicht mehr aus der Erinnerung holen kann. Das uns lieb gewonnene 'Emperial' begleitete uns durch die Nacht und ließ uns zunächst mit Chartmusik vom Band (die kennen hier sogar Gentleman) und anschließend mit einer grandiosen Live-Band, mittelamerikanischer Herkunft und Klangeinflüssen, den letzten gemeinsamen Abend zu einem schönen Abschluss werden lassen. Einzig, die sich in völliger Überzahl befindlichen Ami-Studis, zerstörten das perfekte Abschlussbild mit ihrem übertriebenen cliché-haftigen Getue, wie man es aus all den Teenie-Abschlussball-Hollywoodkrachern kennt. Freunde, die Realität sieht noch schlimmer aus. Fremdschämen ist auch ein Wort. Peinlich würde mir als Adjektiv einfallen.

Wie dem auch sei, wir ignorierten die US-Freaks gekonnt und tanzten zu Santana, Samba-Klängen und "Nossa" the night away. Pö á pö verließen Teile unserer Gruppe das Etablissement, da so mancher einen Flug am nächsten frühen Morgen zu catchen hatte. Um 01:30 Uhr entschied ich mich durch eine innere Eingebung oder einfach aus Sorge um die Kanadierin, die alleine zurück ins Hotel wollte, ebenfalls die Zelte abzureisen und die Tanzveranstaltung zu verlassen. Weise Entscheidung. Wie sich am nächsten Morgen zeigen sollte. Hätte ich auch nur den Hauch einer Vorahnung zu den kommenden Vorfällen gehabt, so hätte ich keine halbe Stunde mit den stressigen Taxifahrern über den eigentlich witzlosen Fahrtpreis lamentiert. Aber irgendwie fand ich Gefallen daran die Mittelamerikaner mit ihren eigenen Waffen zu konfrontieren. Schlussendlich bezahlten die Kanadierin und ich doch unsere $4 und erreichten safe & sound unser Hotel, welches ich glücklicherweise Stunden zuvor als Gedankenstütze abfotografiert hatte.

Eine Stunde später. Gleicher Ort. Anderes Geschehen. Unser Tourguide Alonzo, die andere Kanadierin, Australierin und die beiden Engländerinnen hocken noch gemeinsam vorm Hotel. Gelächter. Bilder. Spaß. Aus dem Nichts: zwei bewaffnete Typen. Schubsen die Engländerin. Entreißen die Tasche. Geld. Karten. Kamera. Alle Bilder. Die Mädels flüchten ins Hotel. Alonzo hinter den Räubern hinterher. Schlägerei. Fäuste. Flucht. Die Mistkerle entkommen. Alonzo bleibt liegen. Mit blauer Lippe. Schwein gehabt.

Die Ereignisse der Montagnacht beschäftigten uns noch die restlich zu verbleibenden Tage in San José und so wirklich verlassen wollte das später bezogene Hostel niemand. San José enttäuschte einfach auf ganzer Linie. Regen. Abgase. Lärm. Kein schönes Stadtbild. Traditionelle Märkte - nicht auffindbar. Bezahlbare Museen - Fehlanzeige. Finanziell überhaupt - völlig überteuert. Die täglich weniger werdenden Reisekompagnons, welche Stück für Stück das Hostel verließen, machten die Sache auch nicht besser. Für San José hagelte es weiter Minuspunkte, als wir von einem plötzlichen Regensturm mitten in der Stadt überrascht wurden. Ich war fertig mit dieser Metropole! Nein, hier muss ich unter keinen Umständen noch einmal hin.

Trotz alledem kann ich drei positive Dinge dieser Möchtegern-City abgewinnen:

1. El Patio del Balmoral - Ein herrliches Restaurant inmitten der Stadt. Freundliche Bedienung. Nette Atmosphäre. Grandiose Küche. Funktionierende Klospülung.

2. Manu - Ein Handmade-Laden abseits der Mainstreet. Brauchbare Souvenire. Handgemacht aus Costa Rica. Bezahlbar. Fairtrade. Wissenvermittelndes Personal.

3. Der International Airport - der Flughafen, welcher uns aus diesem Loch über Houston nach Hause manövrieren wird. Dank an dieser Stelle schon mal!

Meine abschließendes Fazit für San José lautet: Als Durchreise-Ort oder Anflugspunkt kann diese Stadt gerne für eine Nacht ohne abendlichen Ausgang genutzt werden, ansonsten empfehle ich diese mittelamerikanische Metropole weitläufig zu umfahren. Wirklich fündig wird man hier tatsächlich nicht und Großstadtfeeling mit angemessener Sicherheit können andere besser. Costa Rica hat so viel mehr zu bieten als seine Hauptstadt vermittelt.

Liebe Costa Ricaner, bleibt bei Natur pur und eurem Öko-Weltverbesserungstrip. Da bin ich voll bei euch!

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