Chill die Basis

Tipp des Tages: Eincremen, Eincremen, Eincremen. Ernsthaft. Leute.

In der Regenzeit zu reisen bietet so manchen Vorteil. Strandhandtücher müssen nicht in aller Hergottsfrüh reservierend auf der Liege platziert werden, der Badestrand ist brechend leer, Margaritas gibt's zum halben Preis und -oha- trotz alledem ist es kochend heiß! Ich hätte es besser wissen müssen, denn schon einmal habe ich mich auf selbigem Breitengrad befunden und mir ganz bitterlich den Rücken verbrannt. Deja-vu. Unter selben Vorraussetzungen. Sozusagen.

Doch fangen wir von vorne an. Der erste Morgen auf der 60km langen Insel Roatan begann mit einem French Toast und Blick auf tropisches Karibikmeer. Kaum hatten wir die ersten Happen verspeist, hatte uns auch schon einer der gierigen Touristenfuzzis eine Half-Day-Schnorchel-Tour für läppische 1.400 Lampire angedreht. Wie immer gilt: Keine Angst Leute, wir kriegen unserer Geld schon ganz schnell los! Da die Bootstour erst für den nächsten Tag vorgesehen war, mieteten wir uns für den Vormittag ein Kayak um die Insel wie die einstigen Ureinwohner im Stile von 'Conquest of the New World" zu erkunden. "Auf, wir stechen in See!" rief ich aus, als ich mich schon fast auf offenem Meer und Jenny noch am Strand mit Schwimmweste und Reiseproviant befand. Nachdem wir uns endlich korrekt adjustiert und im Boot eingefunden hatten, paddelten wir frohen Mutes los und lernten unterwegs türkisblaue Gewässer, schneeweiße Sandstrände, saftig-grüne Palmengewächse und stressige Speedboote kennen. Die Speedy Gonzales der Karibik machten uns desweiteren mit Wellengang vom Allerfeinsten bekannt, bei dem wir nicht nur einmal zu kentern drohten. Doch als neue Häuptlinge des Paddels und geschickten Ausweichmanövern hielten wir uns gut über Wasser und standen 3-Stunden Kayakfahrt ganz unversehrt durch. Das dachten wir zumindest. Bis dahin. Doch schon auf dem Fußmarsch zu unseren Reisekollegen zeichnete sich bei mir eine deutliche Farbveränderung am Fußrücken ab. Diese ignorierte ich zunächst erfolgreich und meldete mich für das nächste Karibikabenteuer an: Schnorcheln. Am Reef. War en Schnapper.

Auf offenem Meer schmiss man uns aus dem Schipperding von Boot und überließ uns mit Schnorchelmaske und Flossen unserem Schicksal. Völlig unorganisiert schnorchelten wir durch das Riff, welches sich für meine Begriffe viel zu dicht an der Wasseroberfläche befand und bei der Kanadierin für Schürfwunden sorgte. Auch ich streifte das ein oder andere Mal ans Reef und darf mich wohl jetzt in die Liste der Klimawandelverbrecher einreihen. Nach diesem zum-Fenster-heraus-geschmissenen Tauchgang brachte man uns zu einem sagenhaften Badestrand, an dem wir noch vor Betreten Liegestühle, Sonnenschirme und Margaritas offeriert bekamen. Nebensaison. Ganz offensichtlich.

Der Abend rückte näher und somit auch die unübersehbaren Auswirkungen des durchlebten Tages. Sonnenbrand. Ich fühlte mich wie in Twilight, nur dass ich mich vom Bleichgesicht in eine Rothaut verwandelte. Nein, die Sonne ist nichts für uns wintergeschädigte Nordhemnisphärler. Einzig die naturgebräunten Engländer konnten dem krebsroten Fluch entgehen. Dafür durften wir uns aber alle noch an den sogenannten "Sandkäfern"erfreuen, die es als Stichmuster on-top gab! Völlig erledigt, out-of-order und sonnenstichlediert begaben wir uns nach Fischbarbecue ins Bett.
This is the end, my friend.

Schon am nächsten Morgen fiel uns die gestrig gebuchte Schnorcheltour ein, für die wir dummerweise bereits eine Anzahlung geleistet hatten. Als Fußkrüppel humpelten wir zum Strand und stiegen missmutig in das bereitstehende Boot, welches noch 5 Amerikaner aus Oregon geladen hatte. Nach einer 20-minütigen Fahrt zur Mahagony Bay streifte ich mir unter Schmerzen die Flossen über und tauchte ein in kristklares Nass. Ab da an: Staunen. Faszination. Überwältigung. Unter uns eröffnete sich eine faszinierende neue Welt, die mit allen Farben der Natur von sich strahlte und uns Einblick in ein überwältigendes Terrain gab. Unglaubliche Riffformationen, Fische in allen Farben und Variationen, nie gesehene Pflanzen und unheimliche Tiefe. Stille und Vollkommenheit.

An einem weiteren Spot durchtauchten wir ein uraltes Schiffswrack und ich konnte DIE Entdeckung meines Mittelamerikatrips machen: Eine Schildkröte. Wir schlossen direkt Freundschaft und schwammen synchron entlang des Reefs, bevor wir uns an Flower Bay auf Wiedersehen winkten. Der Tag war gerettet und die Bootstour hat sich mehr als bezahlt gemacht. Schade nur, dass wir keine Unterwasserkamera in petto hatten und ihr mir die Schildkrötengeschichte in Gänze glauben müsst ;)

Wieder am Ufer angekommen trieb es uns bei mittäglichen Temperaturen entfernt von Gut und Böse in die "Stadt", wo wir ein paar Postkarten, aber keine Briefmarken, und sommerliche Kleidung erwerben konnten. Mehr war an diesem Tag nicht möglich. Ich fühlte mich wie ein gebratenes Hühnchen und durchlebte mein Coral-Bay Deja-vu in vollen Zügen (An dieser Stelle: Gruß an Raquel ;)).

Morgen gibt es eine kleine Planänderung: Wir fliegen an die Pazifikküste anstatt die 10-stündige Busfahrt nach Tegucigalpa auf uns zu nehmen. Nee Leute, selbst der Tourführer traut sich da nicht auf die Straße. Wir bleiben lieber am Strand, jetzt sind wir eh schon rot ;)

Randnotiz: Tee braucht hier grundsätzlich länger als Kaffee. Da dieser wohl in einem Topf nach Großmutters Geheimrezept aufgebrüht wird.

PS: Ich habe unseren 4. Kompagnon gefunden und Donatello getauft @ M. aus R.

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