Offroad Riding - Yeehaw!

Mit schmerzverzerrtem Gesicht quälte sich Becks auf ihre Matratze und war dem Himmel dankbar das allabendlich Gerangel um die untere Etage des Hochbettes gewonnen zu haben. "Ey Leute, ich fühl mich als hätten wir ne 365 Grad Tageswanderung gemacht!" und warf sich gleichzeitig 2 IBU 600 ein. Derweilen reorganisierte Resi ihren Nagellack, der ebenfalls deutlich in Mitleidenschaft gezogen worden war. Vorausgegangen war eine sportliche Hochleistungsaktivität, die so manchen Teilnehmer wieder auf den Boden der Tatsachen brachte. Very mädchenlike hatten wir uns auf einer Farm zum "Horse-Riding" angemeldet, um die schwedische Natur nun auch aus dem Sattel betrachten zu können. Pferdeexpertin Resi bekam die Oldenburgerin "Jasmin" zugeteilt, Becks durfte sich zum Dressurpferd "Good Girl" gesellen und Lönn & ich erwarteten die Halbblute "Pluto" + "Twiggy". Galant warf man sich auf die Prachtpferde und ritt die ersten Meter erfolgreich los (auch wenn ich das mit der Lenkung zunächst mal wieder nicht hinbekam). "Das Pferd hat doch ne links/rechts Schwäche" bemängelte ich "und gegessen hat ES seit 3 Tagen auch nichts." als Pluto zum x-ten Mal in einen Büschel Blattzeug-to-go biss. Der Weg führte weiter über Straßen, Schotter, Wiesen und Felder, bis es im Galopp hoch in die Prärie von Dalsland ging. Durch Geäst und Offroad Gebüsch marschierten die gut dressierten Pferde sicher weiter und trotzten auch der aufziehenden bösen, schwarzen Wolke, die uns eine kleine Regendusche auf offenem Feld offerierte. Wie waren noch die Einführungsworte? "Do we need rain jackets when we go riding?" "Well, we're going out for 2 hours. AND: we're in Sweden." 

Verwurzelte Baumstämme, morastige Vertiefungen und loses Steingut erschwerten das Durchkommen, entlang von wunderschöner Szenerie. Besonders der märchenhafte, tiefgrüne Wald, in dem ein Nebelschleier lag und der durch endlose Stille bestach, hatte es uns angetan. "Hier wurden Szenen für Ronja Räubertochter gefilmt" wusste unsere Führerin zu berichten. Die Stille in dem Wald schien fast beängstigend und hatte etwas geheimnisvolles. Wir lauschten erneut. In diesem Moment rumorte und gurgelte es lautstark in "Good Girls" Magen, die sich diesen wohl ziemlich verdorben hatte. Der sehr trab- und galoppreiche Ausritt endete nach 2 Stunden und hätte auch keine Minute länger dauern dürfen. "Man Leute, mir tut alles weh." heulte es aus aller Munde und ich vermeldete zudem 3 neue blaue Flecken, die sich on-demand am Knie aktualisiert hatten. Nicht desto trotz war es all-in-all ein erfolgreicher und schöner. Ausritt. Und selbst Löön, die sich zum ersten Mal in ihrem Leben auf einem Sattel eingefunden hatte, konnte ihre Begeisterung nicht verbergen. Das anschließende Picknick am See musste auch mal wieder zwecks Regen und Kälteeinbruch abgekürzt werden. Uns ist aber auch nichts gegönnt! So fuhren wir gegen Spätnachmittag zurück zum Campingplatz, denn wir hatten ja noch eine neue Hütte zu beziehen. Merke: Die wunderschöne Blockkabine Nr. 2 durften wir nur für 2 Nächte unser Eigen nennen. Für Nacht 3 mussten wir all unser Hab und Gut in den Caddy einsortierten, um es dann nur wenige Stunden später, in Nachbarhütte Hausnummer 3 wieder einzulagern. "Welcome back to good old Wood-Cabin!" 

Im Angesicht des Lidl-Super-Grills-3000 entfachten wir eine lodernde Flamme und warfen die 1A Würstchen auf die Einweg-Vorrichtung, welche wahrhaftig gute Dienste leistete. Als alle pappsatt am Tisch saßen und sich in ihr komfortables Bett wünschten, drehte sich Löön abermals gen Kühlschrank. "So Leute, jetzt aber noch Nachtisch, oder?" Während Becks augenverdreht Richtung Horizontale schlürfte und sich Resi und ich dem schwedischen Pendant von "Deutschland sucht den Superstar" zuwandten, zauberte die kleine Löön noch einen After-Snack aus Vanille-Joghurt und schokoladigen Crisps. "Löön, morgen machen wir zwei schön unsere lang ersehnte Frühsporteinheit im Wald, gell?" malte ich meine Illusionen aus. "Ich wette vier Gifflars gegen euch, ihr Spinner!" lachte Becks, die sich für diesen Satz tatsächlich noch einmal aufbäumen konnte. "Und auch nur, wenn ihr uns nicht weckt!" "Das sind ja utopische Randbedingungen!" entgegnete ich, als ich mich über die Küchenzeile auf das Hochbett arbeitete, da die Leiter mal wieder mit Habseligkeiten und Firlefanz von Becks belegt war. "Deal ist Deal - 2 Runden für 2 Kanebullar!" Und mit diesen Worten erlosch das Licht. 




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