Big City Life

Nach einer durchgelegenen Nacht (im wahrsten Sinne des Wortes) musste es mal wieder Ruckzuck gehen. Fluchtartig manövrierten wir die Packstücke direkt über das Hostelfenster in den Caddy, denn innen rum gehen ist zeitlich leider gar nicht mehr drin. "Was macht ihr denn so lange?" und "Juli, jetzt mal Endspurt." schellt es schon seit Tagen Rügen seitens der Reiseleitung um das straffe Schwedenprogramm durcharbeiten zu können. löön hat sich derweilen ganz dem Küchendienst zugeschrieben, natürlich nur aus Eigennutz um noch 2-3 Briescheiben abzugreifen. Und becks hat seit Trosa nur noch eines im Blick: Wäsche. Hell sowie Dunkel. Am liebsten auch noch Bettbezüge und Handtuchmaterial. So rollten wir gegen halb elf von dannen und kehrten gegen Mittag in Stockholm ein. Die "Ahhhs" und "Ohhhs" von 4 Dorfkindern beschreiben in etwa den Anblick der Hauptstadt Schwedens in der Einfahrtsschneise. Mit unseren mittlerweile ins Unermessliche gestiegenen geographischen Kenntnissen sahen wir uns 15 Minuten später vor unserem gebuchten Hostel wieder. Fernab von Camping und Jugendherberge erwarteten wir in der Metropole Stockholms eine Unterbringung à la carte (so hatte es die Schmitt offeriert). becks öffnete die Tür und fühlte sich gleich herzlich Willkommen. Ausgerollter roter Teppich 10 Treppenstufen hinab. Im Untergrund Stockholms angekommen richtete sich unser Blick auf das Hinweisschild "Keep the hostel clean and take your shoes off." Vorbildlich befolgten wir den dezenten Hinweis und räumten unsere Schuhe ordnungsgemäß in die im Flur stehenden Regale ein. An der Rezeption erhielten wir unseren individualisierten Hochsicherheitscode, der nur uns Zutritt zu unserem Gemach bescheren sollte. Nachdem wir uns in unserer fensterlosen 10m2 Zelle dem Auspacken hingaben, hörten wir plötzlich das Klacken des Türcodes. Sekunden später stand ein Mitbewohner (kleiner Junge) in unserem Zimmer. "Cool, wie hat der das denn gemacht? Was für ein Zufall!" ...
Voller Vorfreude auf das Stadtleben Stockholms zogen wir frühnachmittags ins Zentrum. Noch bevor wir irgendwas gegessen hatten, wurden wir schon zur Kasse gebeten. 250 SEK für Bus & Bahn und 260 SEK für Bus Hop on & off Tourigeschiss. "Na Bravo! Immer diese versteckten Kosten!" warf becks ein. Und löön erkundigte sich sogleich ob denn jemand noch einen Snack eingepackt hätte. Eine halbe Stunde Touribus späteren stiegen wir in der Altstadt "Gamla Stan" aus. Ein Duft aus internationaler Küche schlug uns entgegen und schönstes Sonnenwetter legte sich über die Stadt. Doch schon als wir das vermeintliche Prachtschloss erreichten zog eine Wolke der Kategorie "böse" auf. Schnell wurde der kulturelle Teil mal wieder abgehakt und gegen Souvenirsightseeing eingetauscht. "Hier müssen wir aber morgen noch mal nen kurzen Abstecher hin machen." merkte löön an, in deren Augen bereits Elchherzen strahlten. Als einmal mehr der kleine Hunger einsetzte hatte becks das Gourmet-Informationsblatt schon in der Hand. "Ich will ein Slice im Pizza Hut" und wies auf die eingezeichneten Pizzastückchen auf ihrem Stockholmkartenmaterial. "Wo hast du denn diese Propaganda schon wieder her??" erfragte juli, die sich schon seit Malmö auf ihren Elchburger freut. "Du willst doch nicht in Schweden in so ne Mainstream Fast Food Kette gehen, becks!" sprach resi kompromisslos "Wir können doch mal nen richtig schönes landesübliches Gericht zu uns nehmen." "Hier gibt's Schnitzel!" rief becks freudig und hatte sich bereits in der Seitenstraße platziert. resi lies sich schließlich auch von Altbewährtem überzeugen, während löön den Abstecher in die argentinische Küche wagte und es letztlich wieder juli war die dem skandinavischem Lachs kulinarisches Interesse zuwies. "Ich hätt ja Fischstäbchen genommen" raunte becks, "aber die guten Iglu Omega 3 standen ja nicht auf der Karte." Ohne weitere Zwischenstopp ging es zurück in unseren Hostelknast. "Mir fehlen 4 Paar Socken!" reklamierte juli als sie die langersehnte fertige 60 Grad Wäsche am Sortieren war. "Leute, wo sind eigentlich meine Nike Schuhe?" fragte becks "Die standen doch hier vorne im Regal." Nach 2 Stunden Hostelumkrempelung mussten wir zu dem Schluss kommen: Die sind weg. "Das glaub ich jetzt net! Hier steht auch sonst nur Scheiss in den Regalen!" bemerkte becks schockiert. Die Kurzfassung unseres persönlichen Tatort: Die Schuhe sind geklaut, wir haben einen neuen Sicherheitscode (der wird übrigens sonst NIE geändert) und es konnten immerhin 600 Kronen am Frontdesk ausgehandelt werden. Trotzdem: höchst ärgerliche Geschichte!
Am nächste Tag nahmen wir noch einmal die teuer bezahlte Hop On & Off Tour in Angriff, die uns an alle markante Hot Spots Stockholms führte. Um auch der Flora und Fauna Schwedens gerecht zu werden ließen wir abermals 140 Kronen locker werden mit denen wir uns Zugang zum Wildgehege Stockholms verschafften. Während man juli am Braunbärgehege absetzte, beschäftigte sich der Rest mit Elchen, Luchsen, Renntieren und der Frage was es wohl zum Mittagessen geben sollte. Als der Vorschlag eines Elchburgers von der mittlerweile eingetroffenen juli nicht so gut ankam, fand man sich schlussendlich doch wieder in einer der verschachtelten Gässchen in der Altstadt ein. Die liebevoll angelegte Alternativgourmetstätte suggerierte mit Basilikumtomatensuppe und Curryhähnchen verfeinerten Ofenkartoffeln. löön schnellte anschließend in das Souvenirparadies der Altstadt und deckte sich mir elchigem Allerlei ein. Als wir schon im Begriff waren unseren lieb gewonnen place-to-be zu verlassen, blieben wir abrupt stehen während uns musikalische Töne eines schwedischen Jung-Trios entgegen schallten. Die Straßenmusiker setzten das persönliche Konzerthighlight an diesem Tag und begeisterten uns mit Hits wie "Wonderwall" und "Stand by me". Hierzu bleibt nur eines zu sagen: The best things in life are free.
Der weitere Abendverlauf führte uns in die Szenerie Stockholms. In einem der angesagten Clubs (Was kostet die Welt Leute - Schweden ist nur einmal im Jahr!) lernten wir das Who is Who der skandinavischen Metropole kennen und ließen uns mit national bekannter Schlager- und Dance Mucke berieseln. Ein Hoch auf das was man nicht versteht!
Für den nächsten Morgen konnte nach dieser durchzechten Nacht nicht viel erwartet werden. Lediglich der Programmpunkt "Frühstück" (oh Essen, hab ich das schon mal auf diesem Blog erwähnt?!) und Shopping (auch ganz neue Töne) standen für den letzten Tag am Nabel Nordeuropas auf der Agenda. löön, die sich nun endlich im entsprechendem Kaufrauschmodus befand und dafür auch mal kurzweilig ihr Hungergefühl ausblenden konnte, schlug im Shopping-Eldorado Fußgängerzone am quantitativsten zu. Kostentechnisch konnte sie nur von Fashion-Queen Number 1 becks überboten werden, die sich unter anderem ein neues Paar intergalaktischer Nike-Sneakers zulegte. Mit einer echt italienischen Pizza beendeten wir den konsumreichen Tag und fanden uns am Abend zur erneuten Pack-Session ein. "Leute, was freu ich mich auf meine Luftmatratze!" gab becks erleichtert von sich als sie auf ihre durchlegende Hostelmatratze kletterte. "Sagt mal Leute, was isn' das hier eigentlich schwarzes hinten in der Ecke???" schrie es im selben Moment "Scheisse, hätt ich doch bloß nicht das Licht angemacht!" Kakerlaken, fensterloses Verließ und brettharte Schlafmatratzen auf beengtestem Raum - lebst du noch oder wohnst du schon?!

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