Rain is down in Africa!

Tag 9 + 10

"OMG, is there a Savanna Factory under your seat?!" stellte Wendy fest, als sie unseren soeben erworbenen Cider-Vorrat von 24 Flaschen à 0,33 Liter für die nächsten 2 Tage erblickte. Fairerweise sollte man dazu erwähnen, dass wir uns diese Flaschenbevorratung mit unseren 2 Schifffrachtgirls im Economymodus sharen und somit noch nicht gänzlich dem Alkoholismus verfallen sind.

Nach einer fast schlaflosen Nacht bei luftfeuchten Begebenheiten, erwachten wir im Hostel des Grauens auf und packten zügig unser Hab und Gut. "Nichts wie raus aus diesem Saftladen!" Zuvor verabschiedeten wir während des Frühstücks noch unsere beiden Mädels Lisa und Camilla, deren Wege sich an dieser Stelle von uns trennten. Eine traurige Angelegenheit, doch wir hielten einmal mehr fest "It's not a goodbye, it's a see you later!" 

Mit neuer Besatzung starteten wir unseren 10 Stunden Trip nach Chintsa. Wie mittlerweile jeden Morgen aktivierten DJ Hecker & Bornhütter die Bus-Playlist mit dem Opener "Africa" und die textsicheren Mitreisenden stimmten zugleich ein. Wer hätten denn gedacht, dass sich die Zeile "the rain is down in Africa" zugleich bewahrheiten sollte. Glaubten wir zwar zunächst noch "Ach prima, dass das jetzt während unserer Busfahrt passiert!" so rechnete sich so mancher schon mal den Aufpreis für eine feste Behausung kurz vor Erreichen des Camps aus.

"Nur die Harten kommen in Garten! Wir können jetzt net bei jedem kleinen Regentropfen upgraden." sprach löön mutig aus, während es in Strömen auf unser Busdach einprasselte. "Das gibt doch so ein kleines Schweden Déjà-vu so wie ich das sehe!" bemerkte ich. Doch wir hatten noch einmal Glück. Der Campingplatz war zwar mehr als durchnässt, jedoch hatte der strömende Regen abrupt aufgehört. Wir installierten Stangen, sowie Planen und begaben uns anschließend zu einer ersten Erkundungsrunde Richtung Strand. Der gräulich bedeckte Himmel sprach zwar nicht für sich, doch konnte man dem endlos langen Sandstreifen entlang des Meeres ansonsten einfach nichts negatives abgewinnen. Mit der neu definierten afrikanischen Weisheit "An apple a day keeps the rain away" stieg unser Apfelverbrauch an diesen Tagen extrem an, erhofften wir dich unseren Teil zu besserem Wetter beizutragen.

Nach einer feuchtfröhlichen Nacht, Kartenspielen und Billardsessions, wurden wir am nächsten Morgen Zeuge einem der sonnenaktivsten und herrlichsten Tage überhaupt. Löön, ich, Selina, die Fischer-Girls und sogar Busfahrer Mike hatten uns für den nächsten Adrenalin-Kick "Quad-Bike" angemeldet. Je ein Offroad Gefährt stand jedem von uns für die weitere Fortbewegung zur Verfügung, mit der wie die nächsten 2 Stunden beschäftigt sein sollten. Über Stock und Stein, entlang von Abhängen, Felsbrocken, versteinerten Unebenheiten und kleinen Canyons schossen wir über die Piste. Zebras, Giraffen und Büffel standen grasend am Wegesrand und schauten neugierig, mal völlig desinteressiert unserem motorisierten Treiben zu. Das ein oder andere Ausweichmanöver blieb ebenfalls nicht aus, als mal wieder eine Herde Impalayas kreuzte oder sich Verästlungen, sowie tiefe Gruben uns in den Weg gelegt hatten. All diese unfassbaren und abenteuerlichen Eindrücke dokumentierteren wir bestmöglich mit der guten alten GoPro, die wir diesmal am Arm, bzw. später am Quad selbst installierten. Doch trotz der videotechnischen Aufzeichnungen konnten wir das, was uns bei einem kurzen Zwischenstopp aufgezeigt wurde, in keinster Weise als digitales Element wiedergeben. Eine unglaublich atemberaubende Aussichtsplattform, die den Blick frei gab auf das weite fruchtbare Land, welches ein Fluss durchzog. Absolut geflasht standen wir auf dem Rand des Plateaus und ließen die fantastische Aussicht auf uns einwirken. Magisch!

Die Strecke wurde abermals felsiger und wies gewisse Herausforderungen auf. Waren löön und ich diesmal an vorderster Front zugegen, mussten wir doch ein paar mal den Atem anhalten, als wir die Felsgewalten überquerten. So manche Schieflage ließ mich schon das letzte Gebet aussprechen. Doch diesmal blieb ich tatsächlich unbeschadet und musste keinerlei Ausfälle verbuchen. Dafür traf es Maren um ein Haar in endlose Tiefen. löön und ich hörten nur einen lauten Schrei hinter uns, konnten aber niemanden erblicken. Der Tourguide machte blitzschnell einen U-Turn und raste Richtung Unglücksstelle. Bei einer verunglückten Lenkung nach rechts hatte sich Maren nahe des Abgrundes begeben und konnte sich nur mit einem beherzten Griff zur Bremse auf dem Quad halten. Puh! Durchatmen. Quad wieder in Position bringen. Weiterfahren. 

Als wir schon den Zündschlüssel des  Quads gezogen hatten und uns Richtung Bus gegeben wollten, plötzlich ein Aufschrei! "There is a turtle!!" Löön und ich drehten uns ruckartig um und konnten unseren Augen nicht trauen. Vor uns bewegte sich ein 40cm großes, gepanzertes Wesen in einem Affenzahn über die Wiese. Wir konnten gar nicht so schnell realisieren und reagieren welchem Getier wir hier gegenüberstanden. Ein Moment voller Vollkommenheit. We finally found our soulmate :) 

Unendliche Schildkröten-Fotosessions später, wanderten wir an den sonnenbestrahlten Strand, der uns ein Gefühl von Urlaub gab. Menschenleere Sandweiten, blauer Himmel, brechend klare Wellen und ein Cider in Hand. Auch wenn die Wellengewalt widerwärtig stark auf uns einbrach, genossen wir die kühle Erfrischung und das einmalige Gefühl von Freiheit. 

Völlig versandet verließen wir den place-to-be und begaben uns einmal mehr in den Modus 'Reorganisation des Backpacks'. Wieviel wertvolle Zeit uns dieser Arbeitsgang schon gekostet hat möchten wir gar nicht ausrechnen! Wendy klingelte um 19:00 Uhr zum Dinner und verwöhnte uns mal wieder mit einem Festmahl. Karamellisierte Süßkartoffel mit einer Chakalakka Füllung, Hühnchen und Kartoffelbrei.  Yummy! Zu späteren Stunden begaben wir uns unserem täglichen Ritual Kartenspielen, Musik & Cider hin. Man muss mal kurz festhalten, dass wir eine verdammt coole Truppe sind und mit Peace and Harmony die Abende füllen. Selbst unsere holländische Kollegin ist mittlerweile fast vollkompatibel, so dass der Trip ohne sie eigentlich unvollständig wäre. Ein Hoch auf Völkerverständigung und die gute alte Harmonie!



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