Im Herzen Afrikas

Tag 4 + 5

Die angebliche Antibiotika Wirkung der Malaria Prophylaxe kann ich bisher nicht bestätigen. Im Gegenteil, der immens steigende Taschentuchverbrauch, sowie übliche Erkältungssymptome sprechen eher für eine Antiwirkung in meinem Fall. Begleitet durch hochkarätige Halsschmerzen, blieb mir auch ein Besuch bei der 'Apoteka' nicht erspart. Zu meiner Erfreunis hat es jedoch die europäische Medikamentation bis nach Südafrika geschafft, so dass man hier auf altbekannte Tablettenlabel trifft. 

Nach unserem Krüger Park Aufenthalt wollten wir uns schon zu früher Stunde in Richtung Swaziland aufmachen. Löön und ich hatten für dieses Unterfangen extra eine Stunde unseres wertvollen Schlafes abgezogen, um zeitnah mit dem Abbau des Zeltes zu beginnen. Trotz aller Bemühungen waren uns die Münchner Reederei Mädels wieder um mehrere Knoten voraus, doch wenigsten wurden wir vor Team Schweiz fertig. In aller Gemütlichkeit genossen wir also ausgiebig unser Frühstück. Sagte ich genießen? Die vermeintlichen Schokoflakes in meiner Schüssel widerten mich bereits nach dem ersten Löffel an. In die Runde schauend erblickte ich jedoch nur zufrieden dreinschauende Mitesser, die dieses Produkt ebenfalls gewählt hatten. Um das Gericht etwas zu versüßen schnippelte ich also noch eine Banane in die Kellogs-Milchmischung. Doch auch hier schien der Erfolg eher mäßig zu verlaufen. Es wurde einfach nicht besser. Als wir schon am Zusammenpacken der Frühstücksutensilien waren und mir kurzzeitig ein Kreislaufkollaps drohte, fiel mein Blick auf die 3 unterschiedlichen Milchkartons. Nach Rücksprache mit löön stellten wir fest, dass ich wohl die einzige gewesen bin, die zu der hellblauen und bereits geöffneten Milchverpackung gegriffen hatte. Ich werde an dieser Stelle nicht weiter beschreiben wie ich mich des angesäuerten Frühstücks entledigen musste. 

Wir durchquerten anschließend die Savannen Südafrikas und überquerten nach mehreren Stunden Fahrt die Grenze in das Königreich Swaziland. Hier begutachteten wir echte afrikanische Wertarbeit in einer Gläserei, wichen jedoch einer Unzahl an Glasprodukten aus, die im nebenliegenden Souvenirshop zu erwerben waren. Auf unserem Weg zur nächtlichen Stätte erblickten wir weiteres Wildlife, saftige grüne Wiesen, fruchtbares Hochgebirge und endlose Weiten. Natur pur! Dies galt auch bei Betreten des Wildlife Resort "Mlilwane Sanctuary". Zebras, Impalayas, sowie eine Herde Pumbas strömten uns freudig entgegen und begrüßten uns als neue Nachbarn. 

Wir upgradeten für die nächsten 2 Tage auf Blockhütten, da hierfür nur ein Aufpreis von 50 Rand (2,50€) zu begleichen war. Auch wenn das Zelt bisher keine schlaflosen Nächte bereitet hatte, so ist der Auf- und Abbau doch enorm körperlicher Anstrengung geschuldet, von der wir gerne einmal pausieren wollten. Auch das Abendessen bezogen wir diesmal direkt vom Resort, um die lokalen Speisen besser in Augenschein nehmen zu können. Das Buffet präsentierte unter anderem Wildfleisch in Form eines Impalayas, der geschmacklich tatsächlich nicht zu verachten ist. Während die anderen sich am Abend am Lagerfeuer noch afrikanischem Tanz und Klang hingaben, begab ich mich ins Lazarett und warf mir einen bunten Mix aus Tabletten ein. Ein Hoch auf die verschleppte Wintergrippe, die sich bei Temperaturen um die 30 Grad sehr gut macht. Meine Mitreisenden können übrigens mittlerweile schon im Chor "Bless you" singen. Da kann man nur hoffen, dass sich die Epidemie nicht weiter auf die Gruppe ausweitet. "Bless you Maren" "Gesundheit Saskia!" Ok, gern geschehen..

Am nächsten Morgen raffte ich mich mit letzter Kraft auf, hatten wir uns doch bereits Tage vorher für die Mountainbiketour angemeldet, für die wir selbst die Münchner Matrosen begeistern konnten. Ausgestattet mit der erschütterungsresistenten GoPro-Cam, schwangen wir uns auf die Bikes und durchquerten querfeldein Flora und Fauna Swazilandes. Unterwegs kreuzten Gnus, Zebras und Pumba-Gangs unsere Wege. Auch ein Krokodil zeigte sich von Weitem. Da mir das Videomaterial noch nicht für eine Verfilmung ausreichend genug war, aktivierte ich die GoPro nun auch für offroad geprägte Pfade. Die einhändige Bedienung der Cam schien mir zwar etwas unprofessionell, doch die andere Hand brauchte ich ja noch zum Lenken und Schalten. An einem besonders steilen Hang, erfreute sich besonders mein Regisseurherz und ich konnte die spektakulären Filmaufnahmen schon vor mir sehen. Jedoch nicht die zwei dicht aneinander wachsenden Bäume, die als minimal kalkulierte Durchfahrtsstrecke für alle Biker dienen sollte. Dachte sich löön noch bei der Durchfahrt "Hier wird es doch mindestens einen dahinraffen!" und maß Maren gedanklich noch die Millimeter, die zwischen Fahrrad und Baum zur Verfügung standen durch, haute es mich grandios mit dem erweiterten GoPro-Arm vom Sattel. Nach dem schwerwiegenden Aufschlag griff ich als erstes zur Cam "Puhh! Noch ganz! Und der Sturz müsste auch drauf sein - welch überragende Filmsegmente!" Dass sich mittlerweile meine Gefährten um mich versammelt hatten und nach meinem Wohlbefinden fragten, wurde mir erst dann bewusst. Größere Wunden hatte ich nicht davon getragen, jedoch entwickelten sich mehrere Blutergüsse und blaue Flecken in Sekundenschnelle an Knien und Armen. Jeglichen weiteren Kommentar zu diesem Fauxpas möchte ich mir gerne ersparen.

Nach einer Siesta und überwältigenden Dusche in einem der Badetempel unweit entfernt der Blockhütten, ging ein weiterer Ausflug weiter in eines der lokalen Dörfer Swazilands. Bevor wir dieses betreten durften, wurden wir jedoch noch mit einem flaggenartigem Umhang bedacht, den wir als eine Art Rock um unsere Beine manövrieren sollten. Hintergrund ist, dass man als Frau diese Dörfer nicht mit Hose betreten darf. Nun denn, im neuen Modegewand marschierten wir in das Dorf und wurden zugleich mit viel Brimborium begrüßt. Ca. 25 Kinder und 10 Erwachsene führten vor uns diverse Tänze und Gesänge auf und bewegten uns zur aktiven Mitgestaltung des Musicals unter freiem Himmel. Mit viel Liebe zum Detail und kreativen Einlagen, wurde uns das Leben der Swazibevölkerung näher gebracht. Eine sehr authentische und bewegende Angelegenheit, die uns allesamt in Begeisterung und Staunen versetzte. Als wir später das Dorf verließen, liefen uns die Kinder noch lange hinterher und verabschiedeten uns mit Umarmungen und Abklatschungen. Ergreifend!

Im Lager wieder angekommen, gesellten wir uns zum Abendessen zusammen und ließen den 5. Tourtag mit viel Heiterkeit und Kartenspielen ausklingen. Mittlerweile können wir sogar schon Gespräche bis zu 20 Minuten mit der Holländerin führen und ein reges Diskussionsforum zu Kultur und Kulinarischem in Europa aufbauen. Wer weiß, am Ende werden wir noch best friends mit unserem Erznachbarn. ... Nein, dies wäre dann doch zu viel des Guten! Ohne Holland fährt sich's doch viel schöner zur EM!  





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