Temple-up your life

Die Epidemie für Übelkeit und Magenverstimmung schlägt größere Kreise. Mittlerweile mussten sich auch Michael und Jonathan ihrem Schicksal ergeben und heute das Bett hüten. Mein Magen leistete bisher guten Widerstand, doch ich schätze, dass auch meine Tage gezählt sind. Abwarten und präventiv Ingwertee trinken lautet weiterhin meine Devise, mit der ich hoffentlich bis Tourende durchhalten werde.

Von Mandalay führte der Weg weiter durchs Landesinnere nach Bagan. Die 5-stündige Busfahrt wurde zu einer holprigen Angelegenheit, lässt die Asphaltierung der Wege zu wünschen übrig. Bananenstauden, Reisfelder, Palmen, Kokosnussbäume, schilfbedeckte Wohnhäuser und Plastikmüllberge zierten die Weiterfahrt. Am liebsten wäre ich ausgestiegen und hätte mal ordentlich aufgeräumt. Besonders verdreckt sahen die angrenzenden Flussbetten aus. Die Armut der Bevölkerung machte sich, je weiter man nach Westen vordrang, deutlich bemerkbar. Kinder rannten an unseren Bus und klopften, um Wasser bettelnd, an die Scheibe. Der Toilettenstopp wurde zudem zu einer Herausforderung, bei der man zunächst einen kleinen Plastikmüllbach überqueren musste, bis man in das notdürftig zusammengeschreinerte Bambushäuschen mit Kloloch vordrang. In Bagan angekommen, mussten wir unseren Status als Westexoten sogleich ablegen. Das Tempel- und Pagodenmekka Südostasiens, hatte es wohl in die letzten Lonely Planet Ausgaben und in das Aldi-Fernwehreisen-Blättchen geschafft. Bei dem hohen Andrang an europäischen Touristen, hatte sich außerdem hörbar das Vokabular der lokalen Händler gewandelt. Mit "Discount, Discount" und "Special price for you", wusste man sogleich wieder mit wem man es hier aufnehmen würde. Hatte ich mich bis zu diesem Zeitpunkt noch tapfer mit Souvenireinkäufen zurückhalten können, wurden mir auf einen Schlag gleich zwei Sangon-Hosen und eine Postkartenreihe "Best-of-Bagan" untergejubelt. Die Bewohner hier haben eine unglaublich penetrante Ader ihren Firlefanz an den Mann zu bringen. Spurt man nicht und schlägt das unschlagbare Angebot aus, wird man zugleich mit bösen Blicken und harten Worten gestraft. Auf dem lokalen Markt verfolgte und stalkte mich eine Händlerin so penetrant, dass ich kurz davor war die Contenance zu verlieren und ihr deutlich die Wacht anzusagen. Anstatt dessen hörte ich jedoch auf meinen inneren Buddha, schaute sie ruhig an, lehnte das Angebot dankend ab und schlug ihr anstatt dessen vor, etwas zu Essen auf dem Markt zu kaufen. Zugleich hatte ich ihren Wocheneinkauf von einem halben Dutzend Eiern und 2 Kilo Reis am Hals. Nun denn, immer noch billiger als ihre Hautpflegeprodukte zu kaufen, für diese sie 20.000 Kyat verlangte.

Der Sonnenuntergang in Bagan entsprach nicht so ganz unseren Erwartungen und ich überlege mir schon wie ich den, sich über das halbe Bild störend liegenden Parkplatz heraus retuschieren kann. Tourismus ist Fluch und Segen zu gleich. In dem Moment wo Selfiesticks und überdimensionale iPads sich vor deinem Gesicht breit machen und extrem schlechte Bilder direkt ins World Wide Netz übertragen, weißt du, dass es nicht mehr weit mit der Menschheit gehen kann.

Doch Bagan hat auch jede Menge Gründe für seinen Status als Touristenmetropole. Die 2.100 Tempel, von denen wir lediglich 8 besichtigten, fügten sich in einer grünen, saftigen Busch- und Waldlandschaft wundervoll ein und entwickelten eine mystische und geheimnisvolle Atmosphäre. Ein Best-of-Moment erlebten wir beim Sonnenaufgang, für den wir bereits um 5 Uhr morgens das Hotel verließen. Wir stiegen einen Tempel mitten in der grünen Dschungellandschaft hinauf und blickten auf eine magische Landschaft, die sich vor uns auftat. Der Geruch von frischem Tau, Wald und Kräutern zog an uns vorbei und eine Hülle von Vogelgezwitscher unterlegte die ansonsten großartige Stille um uns herum. Die Kameralinse blieb für diesen Moment geschlossen, denn manche Dinge kann man einfach nicht auf Bildern festhalten. Man muss sie selbst gesehen und erlebt haben.



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