Sharing is Caring

Heute habe ich Karotten-Ingwer-Saft getrunken und ein Kürbis-Ingwer-Curry zu mir genommen. Wenn ich morgen eine Donald-Trump-Haut habe, muss ich mich wohl selbst ohrfeigen.

Nach dem 736. Tempel endlich mal eine Abwechslung: Fahrrad fahren. Die Route sollte zwar durch ein Tempelgebiet führen, aber zum Absteigen muss ja niemand gezwungen werden. Als verwöhnte Mountainbikebesitzerin musterte ich mein neues Gestell erst einmal gründlich. Verrosteter, alter Drahtesel, keine Gangschaltung, dubiose Bremsen, loser Sitz, - aber immerhin eine Klingel! Meinen 4 Gefährten erging es nicht viel besser und so traten wir in die Pedale und in Richtung Old Town of Bagan. Unterwegs bekam jedoch der ein oder andere schon nach kurzer Zeit den Tempelentzug zu spüren. Da wir quasi sekündlich eines dieser Bauwerke passierten, brach Ellen als erste ein. "Aber ich habe doch gelesen, dass da ein ganz anderer Buddha drin sein soll. Und schaut euch doch diese neue Form an." Wir stiegen also vom Fahrrad ab, entfernten unser Schuhwerk, warfen uns "Tempelclothes" (knielange Hosen, schulterbedeckende Tücher) über und marschierten durch den Eingang. "Ellen, der Buddha sieht aus wie jeder andere!" "No, look his eyes are almost closed. Same same, but different." Die Aktion Fahrrad weiterbewegen, neuen tollen Tempel entdecken und sich entsprechend der Vorgaben einkleiden wiederholte sich noch das ein oder andere Mal (ich zähle mittlerweile den 743. Tempel!). Als kleine Belohnung für die 20 Kilometertour durch Bagan und Umgebung kehrten wir in "The Moon" ein, wo wir ein absolut elegantes neues Szenegetränk entdeckten: Lemon-Ginger-Honey-Juice. Sensationell! Dazu wurde ein Mango-Salat gereicht und ich orderte außerdem einen Pfannkuchen mit selbstgemachtem Kokosnusseis (meine Güte ich legte es aber auch darauf an, auf den Epidemiezug aufzuspringen). Mein Magen hielt stand und so kehrten wir gut gesättigt nach Hause. Unterwegs zog ich mir noch eine Zerrung zu, da der hochgeschraubte, verrostete Sattel mehrfach ruckartig nach unten rasselte und zur Seite wegkippte. Aber das sind Kleinigkeiten...

Am nächsten Tag verließen wir Bagan und reisten Richtung Kalow weiter. 8 Stunden Busfahrt, inklusive zwei netter Zwischenstopps. Zu Beginn wurde uns die Produktion von Kokosnussmilch praktisch aufgezeigt. Eine arme Kuh musste ständig im Kreis laufen und damit das Presswerk antreiben. Mir tat die Kuh sehr leid, aber ich versuchte mich trotzdem selbst an dieser Rotiermaschine und möchte mich hiermit noch mal in absoluter Aufrichtigkeit bei der Kuh entschuldigen! Natürlich musste unsere Kaufkraft an diesem Ort angetrieben werden und so reichte man uns am frühen Morgen Kokosnussbier und Schnaps. Es schmeckte zwar fürchterlich, trotz alledem hatte am Ende jeder von uns einen Beutel voll getrockneter Kokosnuss- und Ingwerspeisen in der Hand. Der zweite Stopp lautete Mount Popa, ein Tempel auf einem sehr hohen Berg. Diesen Berg galt es zu erklimmen, was eine willkommene Abwechslung und ein Workout von 2.100 Treppenstufen bedeutete. Auf dem Weg nach oben begleitete uns eine Affenherde, die die Stadt und den Berg wohl seit längerem eingenommen hatten und uns dies auch deutlich zu verstehen gaben. Bei dem Versuch eine Portraitaufnahme des vor mir sitzenden Affens zu erzeugen, machte dieser eine blitzartige Bewegung nach Vorne und schlug mir das iPhone aus der Hand. Was für ein Ungeheuer! Bei den vielen netten, freundlichen und dem Buddhismus ergebenen Myanmanesen, sind die Affen vermutlich die boshaftesten Lebewesen auf dem Boden Myanmars. Am Abend erreichten wir endlich Kalow, wo wir in ein neapalesisches Restaurant einkehrten und im gern genommenen Sharing-is-Caring-Modus die angepriesenen Speisen teilten. Generell wird viel geteilt. Im Bus werden Snacks verteilt, Massagen gegeben, Musik und Medikamente ausgetauscht und erworbene Kleidungsstücke weiter vermittelt. Irgendwie ist es manchmal schon ein bisschen wie Familie, dieses Reisen auf begrenzte Zeit, auf beengten Raum, mit Leuten, die du nur seit ein paar Tagen kennst, die aber plötzlich Dauergäste in deinem Leben sind. In diesem Sinne, ein Hoch auf die Einfachheit und Kombatibilität, die man "mal eben" geschenkt bekommt.



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