Happy Water-Festival!

Sie sagten es würden 40 Grad werden. Sie sagten es wäre wunderschön. Sie sagten du wirst von diesem Land verzaubert. Doch alles was wir wurden war nass, nass, nass.

Wir starteten den Tag mit der Besichtigung der Pagode in Yangon, einem goldenen Palastgebilde umringt von jeder Menge Buddhas in allen Größen und Variationen. Noch während der 2-stündigen Besichtigung zogen sich über uns die Wolken dramatisch zusammen und überraschten uns mit einem platzüberschwemmenden Monsunregen. Selbstverständlich hatten wir weder eine Regenjacke noch einen Regenschirm griffbereit. Und sollte ich erwähnen, dass wir die Besichtigung barfuß bestritten, da Schuhe, FlipFlops und Socken auf diesem heiligen Boden verboten sind? So wurde der Rest des Weges zu einer sliprigen Angelegenheit, bei dem sich der ein oder andere böse auf den Boden legte (ich ausnahmsweise mal nicht :D). Als wir uns endlich in den Bus gerettet hatten, führte die Reise entlang des Wasserfestivals in Richtung Kyaiktiyo (Goldener Fels). Unterwegs konnten wir die ganzen Ausmaße des Festival hinter Scheiben erleben. Eine trashige Pop-Techno unterlegte Veranstaltung, bei dem von Trucks und Lastern literweise Wasser mit Eimern und Schläuchen in die Massen manövriert wird. Hintergrund ist das burmanesische Neujahr, bei dem alle Sünden von einem gewaschen werden sollen. Die Realität gleicht einer Loveparade oder aber auch dem belgischen "Tomorrowland" . Auch wenn wir bis dato im geschützten Bus untergebracht waren, sollten wir uns nicht der Hoffnung hingeben unbeschadet aus der Angelegenheit hinauszukommen. Am Fuße des Golden Rock angekommen (immer noch Dauerregen), wechselten wir in ein Army-Truckgefährt mit offenen Wagenseiten, in dem wir wie Legehennen zusammengepfercht wurden und auf den Berg transportiert werden sollten. Vorausschauend hatte sich jeder von uns einen Plastikponcho, auch Müllsack genannt, zugelegt, der zumindest für unsere Elektronikgerätschaften lebensrettend werden sollte. Wir rasten mit einem Affenzahn über die Piste und in Richtung Berg. Doch das myanesische Neujahr nimmt auch keine Rücksicht auf die Sünden der Touristen. Von allen Seiten fluteten eimerweise Wasser auf uns ein und ich fühlte mich wie der Teufel persönlich. Klatschnass und wassertriefend jagte der Truck weiter den Berg hinauf. Kalter Wind und Regen strömte und entgegen, während der Transport zu einer Achterbahnfahrt wurde. Zeitweise fühlten wir uns wie in einem Freizeitpark in dem man Wasserfälle hinunterstürzt. Völlig durchgenässt (erwähnte ich, dass wir nur einen Daypack inkl. einem extra T-Shirt dabei hatten) erreichten wir den Gipfel. Jedoch war der Berg dermaßen in Nebel eingehüllt, dass wir den Golden Rock nicht zu Gesicht bekamen und aus diesem Grund den direkten Weg ins Hotel wählten. Die klatschnassen Textilien hing ich triefend und notdürftig auf, während mir sehr schnell klar wurde, dass ohne entsprechendem Heizungsgerät keine wirkliche Blitztrocknung bis zum nächsten Tag eintreten sollte. Zu allem Überdruss musste ich auch feststellen, dass ich meinen kleinen Geldbeutel mit ca. 40.000 Kyats verloren hatte. Es blieb also nur eins: Den Abend lachend, mit den Geschehnissen des Tages, einem Bier und dem geteilten Schicksal mit den anderen ausklingen zu lassen.

In der Nacht gewitterte, blitzte und stürmte es unerbitterlich und dichter Nebel hüllte den Berg mystisch ein. Ein Zyklon war zugange, wie man es den Nachrichten entnehmen konnte. Ach immer diese unverhofften Naturereignisse!

Der Nebelvorgang öffnete sich auch am nächstens Morgen nicht und so streifte ich meine klamme Hose und den Regenponcho über und wir machten uns trotz Wind und Regen auf in Richtung goldener Fels. "Da muss ich mindestens 2 Filter drüber legen." bemerkte Ich trocken, als wir den "Golden Rock" in den Kamerafokus nahmen. Der ganze Glanz des Steines wurde durch einen Realitäts-Nebelfilter getrübt und entschärfte so seinen ganzen Mythos, für den mindestens 1.000 Pilger angereist waren. Doch etwas besonderes hatte die religiöse Stätte schon. Zwar bekamen wir kein Instagramwürdiges Foto, dafür aber jede Menge lächelnder und glücklicher Gesichter geschenkt. Denn was uns bis dato noch gar nicht aufgefallen war, war die Tatsache, dass wir unter diesen ganzen vielen Pilgern, die einzigen "Weißen" waren. Der Aufmerksamkeitsbonus weitete sich in Fotos und Videos mit den Myanmanesen und Thailändern aus, die es scheinbar ziemlich toll fanden, dass wir dort oben waren. Beglückt, trotzt der ganzen Strapazen und Wetterwidrigkeiten, kehrten wir vom goldenen Fels zurück und fuhren den steilen Berg per Army-Truck wieder hinunter. Unten im Tal erwartete uns eine ganz besondere Überraschung. Zur Feier des Tages, dass endlich mal wieder westliche Touristen im Land waren, hatte man das Water-Festival um einen Tag erweitert. Die entsprechende Dusche war nur für uns vorgesehen und das halbe Dorf feierte dies. Gefeierter Held zu sein, heißt Abstriche zu machen. Wer braucht schon trockene Klamotten und eine sitzende Frisur? Happy Waterfestival :)




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