Buenas Días Cusco!

Back to Cusco! Was habe ich mich gefreut in meine neue Lieblings-Bergmetropole zurück zu kehren! 350.000 Einwohner beherbergt die archäologische Hauptstadt Südamerikas und die Zahl steigt weiter stetig an. Im Lonely Planet als vielseitiges, düsteres, gieriges unwiderstehliches Irrenhaus beschrieben, kann ich dieser Deklaration nur zustimmen. Man muss diese Stadt lieben. Alles an ihr ist reizvoll, sie lässt nichts aus und ist trotz Touristenmekka geheimnisvoll und birgt so manche unentdeckte Geschichte. Mann könnte hier Tage verbringen und doch immer wieder etwas Neues entdecken. Die vielen verwinkelten Gässchen, die unzähligen kleinen Märkte und Hintergassen, das farbenfrohe Treiben in den Straßen und der wunderbare Geruch von Gewürzen und delikaten Speisen, der durch die Ecken zieht, machen Cusco zu einem einzigartigen Ort voller winziger Details und kleiner Schmuckstücke, die erst bei näherem Hinsehen entdeckt werden können. Ja, geheimnisvoll beschreibt wohl in einem Wort diesen sonderbaren Ort, der mit Kultur und Geschichte bis zum Überlaufen gefüllt ist.



Am Abend unserer Ankunft waren wir eigentlich zu nichts mehr fähig. Nur 4 Stunden Schlaf, der Tagesausflug- und marsch am Machu Picchu und eine stundenlange Reise über Ollantaytambo nach Cusco lagen hinter uns. Doch merke: Man reist aller Voraussicht nur einmal im Leben an einen solchen Ort, da muss man einfach mal gegen sich gehen und Mark Twains ausgelatschtes Zitat vor die Äuglein führen. Und deshalb machten wir uns um 20:00 Uhr auch noch mal auf die Reise etwas Essbares zu finden, anstatt auf dem, aber wirklich sehr schönen Zimmer, die Reste einer Haribo Colorado Tüte und einem verdürrten Paprikawürstchen aus dem Hause ALDI zu verspeisen. Eine sehr kluge Entscheidung, wie sich später zeigen sollte.

"Fallen Angels", diese Lokalität rutschte Jorge noch einmal ins Gedächtnis, als er sich an die vor 4 Tagen geführte Tour durch Cusco mit Rosa erinnerte. Ein von außen eher nichts aussagendes Etablissement, welches ich unter tagesbedingten Umständen noch nicht einmal eine Blickes gewürdigt hätte. Doch wie so oft im Leben verbirgt das Unscheinbare, oft wahre Größe und Schönheit und wird von den Massen zumeist verkannt. Im Inneren dieses Gebäudes, erstreckte sich vor uns Extravaganz und Glamour. Jeder erdenkliche Kitsch zu einem Gesamtkunstwerk zusammengehäuft - Badewanne trifft Aquarium - Bar, Lounge, Discokugel und Restaurant in einem. Der Mund bleibt einem offen stehen und man fragt sich ganz unverblümt: Wie kommt so ein stylisches Irrending mitten in die Anden auf 3400m Höhe, wo man in der eigenen doch so westlichen und zivilangebundenen Heimatstadt vergeblich nach einer solchen Lokalität sucht. Die Inkas waren und sind crazy, auf ihrem Lichtpfad zu ihren Götter haben sie so manches errichtet und dazu muss auch dieser Szeneclub gehören...! Unverschämt teuer zu den Standardlokalpreisen Perus ist es zwar gewesen, aber wo bitteschön hätte ich sonst jemals einen tropischen Garnelensalat, verfeinert mit Mangostückchen und krossem Parmesankäse ordern können? Im traditionsverbundenem und auf altbewährtes gerichtetem Deutschland ganz bestimmt nicht! (und trotzdem oder gerade deswegen liebe ich mein Land, das sei an der Stelle mal gesagt!) Zu diesem extravaganten Menü pfiffen wir uns noch einen Peru Libre und den lieb gewonnenen Piscour Sour rein, danach wurden uns zwei Papp-Hutbedeckungen in Form eines Asterixhelms mit knalligen Farben überreicht. Was zugleich die Einladung zum Feiern in diesem Discoclub bedeutete. 10 - Jahre Fallen Angels - ich würde sagen: Perfektes Timing!



Der nächste Tag sollte nicht unspektakulärer werden. Nach einer halb-durchzechten Nacht ging es um 11 Uhr schon wieder auf zum Cuzco-Plaza, wo das Markttreiben eine ganz neue Bedeutung von Platzmangel bekommen sollte. Am 24. Juni findet traditionsgemäß das "Inti Raymi", zu deutsch: "Fest der Sonne" statt, welches eine religiöse Zeremonie der Inkas zu Ehren der Sonne ist. Ich fasse mal kurz zusammen was sich dort auf dem Hauptplatz abspielte: bunte Tänze von gefühlten 25 Ortsvereinen, alle in Inkakleidung gehüllt und mit Speeren, Panflöten, Trommeln und anderen Utensilien ausgestattet. Dazu Prozessionen, Gebete für eine gute Ernte und ein Lamaopfer. Letztere wurde von der Theatergruppe nur angespielt. Trotz alledem eine sehr mythische Angelegenheit, die im Stadtkern 2 Stunden andauerte, oben auf dem Berg aber wohl ein 4-Stundenprogramm ausfüllte. Verrückt diese Inkas! Aber irgendwie auch äußerst sehenswert.


Nach dieser ganzen Zeremonie habe ich mich auf die Mission gemacht, sämtliche Souvenirs einzukaufen, für die in meinem Backpack noch Platz waren. Hier ein Armbändchen, dort noch eine Tasche - ganz schnell war ich mein soeben umgetauschtes Geld los. Um nicht noch mehr Soles für peruanischen Firlefanz zu verschleudern, entschieden wir uns in der nächst sichtbaren Kneipe einzukehren und das Spitzenspiel Italien - England fertig anzuschauen. Und an dieser Stelle der Tipp des Tages: Lauft niemals blindlings in die nächst beste Bar ohne vorher einen Blick an die Wände geworfen oder kurz die Örtlichkeit mit der Nase beschnuppert zu haben. Dann läuft man auch nicht Gefahr in ein einen Bob-Marley Schuppen zu geraten in der der Geruch von Gras nur so von den Wänden trieft. Ich habe es noch keine 8 Minuten in der Absteige ausgehalten und musste mein Bier exen um schnellst möglich diesen verruchten Ort zu verlassen. Im leicht schummrigen Zustand spurteten wir Richtung "7 Angelitos", der auf diversen Plakaten ein angenehmeres Ambiente versprach (Danke Italien für die Verlängerung!). Diese Kneipe lag unglücklicherweise fernab des touristischen Plazas und hätte uns unterwegs, durch die dann doch teilweise stinkenden Gassen, jemand in meinem zugedröhnten Zustand gekascht, so hätte ich mich wohl kaum zur Wehr setzen können. Doch ohne irgendwelche zwielichtigen Gestalten erreichten wir die, wie sich herausstellte, italienische Bar, in der wir mal ganz zügig zu Azuri-Fans mutierten um nicht unsere Haut an die Mafia-Bosse zu verlieren. Eins muss man dem Italiano lassen: Feiern können die Kollegen aus dem Süden und irgendwie auch so sympathisch, dass man ihnen den Sieg gönnt.


Cusco, was für eine Stadt! "Nabel der Welt" - so wörtlich übersetzt. Und nach den Erlebnissen und Eindrücken muss man sogar schmunzelnd anerkennen, dass es vielleicht gar nicht mal so abwegig ist. Man hat hier alles was man braucht und ist mit dem eigentlich nur bergigem Drumherum doch so im Einklang, dass es einem genügt. In der Ferne, der eigentlichen Großstadt Perus, tobt der Stress, die Arbeitslosigkeit und die streunenden Hunde auf der Straße. Doch hier in Cuzco trinkst du gemütlich dein Cuzquena Bier, kaust ein paar Kokablätter und wirst von der internationalen Küche mit in Currysoße gebratenem Hühnchen, gespikt von Zitronengras bedient und fühlst dich umgeben der vielen Touristen und Heimischen alles andere als "verloren im Nirgendwo"! Cusco, eine Stadt, die genau das widerspiegelt was ein Reisender von der Ferne erwartet.

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