Stein auf Stein

Mit ‚Loose Yourself’ rollten wir wie Gangster durch Fier. Eine gespenstige Durchgangsstadt, die uns nach Gjirokastër führen sollte und für viel mehr auch nicht warb. „Also die Gegend Albaniens ist touristisch ausbaufähig.“ stellte Karin fest, als wir veranzte, alte Plattenbauten, viel Staub und wenig ansehnliches erblickten. „Zumindest hier im Süden. Vielleicht wird es an der Küste attraktiver.“ sprach Petra hoffnungsvoll. „Es wirkt alles irgendwie so unaufgeräumt.“ fügte ich hinzu und unsere Blicke schweiften an Müll-gesäumten Flüssen, verlassenen, unfertigen Betonbauten im Nirgendwo und stinkenden Erdölförderungsanlagen vorbei. „Albanien scheint wie ein einziger, großer Lost Place.“ Die herumhängenden, abgenutzten Kuscheltiere an vielen Häusern und in den Fenstern, unterstrichen die Gesamtsituation noch mal. „Wie bei Friedhof der Kuscheltiere.“ beäugte Karin misstrauisch. „Dient aber zum Schutz vor bösen Blicken“, ergoogelte ich auf die Schnelle. Die vielen, bunten Wellensittichkäfige gaben dem Ganzen  wenigstens noch einen Farbkleks. 


Gjirokastër wirkte auf den ersten Blick nicht viel besser. Zunächst große Ernüchterung. „Was ist denn hieran Weltkulturerbe?“ fragte ich leicht enttäuscht in die Runde. Ein zweiter Blick ist, wie so oft, auch hier von Nöten. Von unserer Unterkunft, die so wie es schien, gerade neu renoviert worden war und noch nach frischem Zement roch, kletterten wir die 1.001 flachen Steintreppen hinauf in den älteren Teil der Stadt. Und je höher wir stiegen, desto mehr wandelte sich das Gesamtbild. Eine Stadt aus reinstem Stein. Schnaufend erkundeten wir die osmanische Vergangenheit weiter, bis uns der Weg hinaus aus der Stadt und in die Berglandschaft Gjirokastërs zur Al-Pasha Brücke führte. Einem Überbleibsel eines Aquädukts, das einst die mächtige Burg mit Wasser versorgte. „Hier ist es schön.“ strahlten wir nun endlich alle. 


Auf dem Rückweg lächelten uns die Einwohner freundlich zu und empfingen uns herzlich in ihrer einzigartigen, silbernen Stadt. Aus alten, ausgestanzten Blechbesteckschablonen, die hier einst produziert und dann als Abfall liegen gelassen wurden, hatten sich die Anwohner zumeist Zäune, Gartentüren und Geländer gebastelt. Einfach das beste aus dem gemacht was hier vorzufinden war und sich aufs Wesentliche konzentriert: Leben und Überleben. 


Unterkunft:

Jani Studio Apartment


Essen / Trinken/

Kardashi - Traditional Albanian Food

Duca caffee (unterhalb der Unterkunft)












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