Weg des Friedens

„Wir haben gespart, wir können länger schlafen und müssen nicht diese komische Unterwasserrolle machen.“ resümierte Karin, als wir die Kayaktour gecancelt und dafür die Rafting-Adventure gebucht hatten. 


Wir befinden uns in Bovec, einem 3.000 Einwohner-Ort in den Julianischen Alpen inmitten des Soča-Valleys in Slowenien. Bovec, das ist eigentlich so ein Bilderbuch-Ort. Bezaubernde Wälder, der smaragdgrüne Soča-Fluss, majestätische Berge, beeindruckende Wasserfälle und Schluchten. 

Und doch trügt der Schein. Kriegsdenkmäler, Kavernen und Schützengräben zieren ebenfalls die Landschaft. Denn vor über 100 Jahren erstreckte sich hier die längste Front des 1. Weltkrieges - die Soča-Front. Vom Zweitausender Rombon bis zur Adriaküste wurden hier blutigste Schlachten ausgetragen, bei der über eine Millionen Menschen ums Leben kamen. Auslöser: Am 23. Mai 1915 hatte Italien Österreich-Ungarn den Krieg erklärt. Und so gerieten die Slowenen im Ersten Weltkrieg zwischen die Mühlsteine der Großmächte. 300.000 Talbewohner wurden nach Österreich-Ungarn evakuiert, um den Feuergefechten zu entgehen. Oder sie wurden schlichtweg aus ihren Häuser gejagt, weil die Soldaten Unterkünfte brauchten.

Die Geschichte wiederholt sich. Immer. 


„Auf dem Weg des Friedens.“ So nennen die Slowenen den 90 Kilometer langen Trail von den Alpen bis zur Adria, der als Erinnerung und Mahnung gegen den Krieg dient. Einen Teil davon erkundeten Karin, Kristin, Petra und ich, als wir nach unserer 12-stündigen Anreise dringend Auslauf benötigten. „Warum hatte denn niemand auf dem Schirm, dass an diesem Wochenende einfach ALLE Bundesländer Ferien hatten?“ Und dann wollten natürlich auch noch die ganzen Holländer nach Kroatien. Selbst Unmengen britischer Fahrzeuge befanden sich auf der Gasse und verstopften komplett Österreich, welches nur zur Durchreise diente. Da es auf die paar Meter auch nicht mehr ankam, navigierten wir auch noch versehentlich um einen 50 Kilometer Schlenker nach Italien. „Schöner Salat, aber schöne Europareise!“ 


„Wie lang war ich schon nicht mehr in einem Hostel. Wahnsinn!“ Ein Hostel erscheint zwar erst einmal spartanisch und weniger luxuriös, doch es ist auch ein Ort der Begegnungen. Auf einem 11“ iPad-Display hatten wir die Partie England gegen Deutschland mit unseren letzten verbleibenden, mobilen Daten aktiviert, da hatte sich auch schon eine Schar weiterer Hostelbewohner hinter uns eingefunden, um dieses hochspannende Spiel mitzuverfolgen. Selbst die Hostelbediensteten erkundigten sich regelmäßig nach dem Stand und fühlten sichtlich mit uns mit. Trotz Niederlage wurde es noch ein interessanter Abend. „Ich habe die Unterwasserrolle heute gemacht. War nach dem dritten Mal gar nicht mehr so schlimm“, sprach René, der Wochen vorher bereits die Zugspitze erklommen und ein Hardcore-Survival-Camp mit psychologischer Betreuung in Meck-Pom besucht hatte. Andreas war mit dem Fahrrad von Frankfurt nach Bovec angereist und Sebastian lebte einfach von Tag zu Tag durch Südeuropa, während die beiden Stefans gerade ihre Jobs gekündigt hatten und ein Leben zwischen Meditation und Bergchallenges führten. „Ich fahre morgen für 10 Tage in ein Schweigekloster nach Belgien.“ verabschiedete sich Stefan 1 und Stephan 2 plante seine mehrtägige Wandertour auf den Triglav, den höchsten Berg Sloweniens.


„Krasse Typen.“ stellten wir fest. „Und wir machen morgen nur so ein bisschen Wildwasser-Rafting. Ohne Eskimorolle.“ 











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