Blöd in Bled

Die Unterkunft in Bled war keineswegs blöd. Die Ferienwohnung, erbaut in den 70ern, bot nicht nur jede Menge Platz, einen Balkon und ruhige Lage, sondern auch noch einen kurzen Gehweg zum See. Man wusste zwar kurzzeitig nicht, ob man am slowenischen Ballermann oder im Familiensommerurlaub mit  Massentourismus-Abfertigung gelandet war, doch bot der See ein einmaliges, wunderschönes Panorama mit kristallklarem, fast karibikblauen Wasser und einer kleinen Insel mitten drauf. Zwischen Staunen und Faszination für dieses zwar laute, aber dennoch idyllische Ambiente, sprangen wir in den See und schwammen Richtung Insel. „Hier im Wasser geht’s eigentlich.“ „Der Bär steppt wohl nur an der Promenade.“


Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees bot sich dann wiederum ein ganz anderer Anblick. „Ich fühle mich hier irgendwie zwischen Luftkurort und Hippie-Festival.“ stellte Petra fest, als sie genüsslich in den Mega-Burger (kulinarischer Tipp von Resi) biss und wir den E-Gitarren-Klängen eines slowenischen Motörheads Verschnitts lauschten. Der Slowene schlug in die Gitarrenseiten und stimmte, mit verrauchter Whiskey-Stimme zu slowenischen Metalhits an. Das Publikum, bunt gemischt wie nie, schaute dem Spektakel auf der Hippie-Wiese gespannt zu. „Komme mir hier vor wie beim European Outdoor Festival. Hier ist ja jede Nation von Alt bis Jung vertreten. Schon ein bisschen cool irgendwie.“ 


Als wir schon voreilig das Soča-Valley zu unserem Highlight der Tour benennen wollten, überraschte uns an den letzten Tagen unserer Reise ein noch viel tollerer Ort als Bled. „Also, wenn wir noch mal hierher kommen sollten, dann buchen wir uns direkt in Bohinj ein.“ wiederholte sich Kristin mehrfach, die von diesem Ort, der Landschaft und dem
See - wie wir alle - völlig geflasht war. Kristin hatte, wie schon die ganze Tour über, Aktivitäten, Routen und Sehenswürdigkeiten akribisch recherchiert, geplant und konnte uns jeden Tag aufs Neue mehrere Optionen präsentieren. Hierbei sprang auch die zwar anstrengende, aber dafür malerisch unübertreffliche Wanderung, durch die Julischen Alpen und geheimer Route zum Viševnik, mit Blick auf den höchsten Berg Sloweniens, den Triglav, hinaus. Als Belohnung winkte außerdem ein Sprung in den optisch mehr als ansprechenden und deutlich weniger touristischen Bohinj-See. „Hier fahren wir morgen noch mal hin.“


Selbst Karin ließ sich, mit dieser grandiosen Werbung, nochmals zu einer Wanderung hinreißen, hatte sie in Bled mittlerweile alle Kunstzentren und Galerien abgegrast und die komplette slowenische Kunstszene in und auswendig gelernt. „Was für mich die Kunst ist, sind für dich die Berge.“ erklärte Karin Kristin ihre Faszination. „Aber auch ich kann mich für die Natur begeistern.“ So zogen wir am darauffolgenden Tag durch den Triglav Nationalpark und erkundeten grandiose Wasserfälle und das Stillleben der Natur. „15€ Parkgebühren für 4 Stunden! - Das ist ja wohl die Höhe!“ reklamierten wir und entschieden uns beim nächsten Stopp, am Bohinj-See, einfach auf der Seite zu parken, anstatt abermals den Rachen der Parkautomaten zu füllen. 


Frohen Mutes spazierten wir zum Paddel-Verleih und investierten unser gespartes Geld in ein SUP (zu deutsch: Stehpaddel-Brett). Mit leuchteten Augen entdeckten wir diese neuartige Form der Fortbewegung für uns. „Das Teil ist ja der Hammer! Ich möchte so was für zu Hause.“ schwärmte ich ununterbrochen. Auch nachdem ich, bei zu viel Übermut und einem riskanten Wendemanöver, kenterte. Schweren Herzens brachten wir das Board am Abend zurück und kehrten noch auf eine Mahlzeit am See ein, bis wir wieder Richtung Auto schritten. „Was hängt denn da neben an dem Fenster?“ wollte Kristin wissen, als ich den roten Zettel aus der selbstklebenden Folie zog. „DELIKTBESCHEID.“ prangerte es in Großbuchstaben vor unseren Augen. „Überweisen Sie 200 €! Für Ihre bescheuerte Falschparkerei!„ Ich kontaktierte umgehend unsere Fachabteilung ‚Stroh & Partner‘, doch auch geballte Expertise von Magdi konnte uns vorerst nicht retten. Immerhin lenkte die slowenische Verkehrswacht mit einem Special-Frühbucherrabatt ein. „Wenn Sie innerhalb der nächsten 8 Tage überweisen, reduziert sich die Strafgebühr um 50%.“ Na super, von dem Geld hätten wir ein neuwertiges SUP kaufen können!“ 


Trotz der letzten großen und vor allem unnötigen Abschlagsrechnung, blieben wir uns einig, dass diese Reise jeden Cent wert war. Jeder Ort, jede Landschaft und jeder Gastgeber hatte auf seine Weise überzeugt und den Trip zu einem unvergesslichen Erlebnis, durch den exotischen Osten Mitteleuropas, gemacht. „Hier schlummern definitiv weitere Highlights und unbekannte Naturschönheiten. In jedem Fall ist Slowenien jede Reise wert und sollte erkundet werden.“ We like. sLOVEnia.


Wir leben auf einem Blauen Planeten

Der sich um einen Feuerball dreht

Mit 'nem Mond der die Meere bewegt

Und du glaubst nicht an Wunder

Und du glaubst nicht an Wunder

Und ein Schmetterling schlägt seine Flügel

Die ganze Erdkugel bebt

Wir haben überlebt

Und du glaubst nicht an Wunder

Und du glaubst nicht an Wunder

- Materia 

















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