It‘s the end of the world as we know it.

„Ich dachte, hier oben gäbe es noch ein zweites Meer.“ „Bei Google sah das aber näher dran aus.“ „Also, hier oben kann man ja über ganz Kroatien schauen.“ „Die Straßenführung ist hier aber auch nichts für Fahranfänger.“ 


Eine Mischung aus Staunen, Beeindruckung und höchstem Respekt vor den steilen Serpentinen führten uns hinauf zu unserer nächsten Unterkunft „Panorama House“ oder aber auch „House with a view“. „Wahnsinn!“ Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Auf 400 Meter Höhe bekamen wir nicht nur einen atemberaubenden Blick auf das Meer geboten, sondern durften auch noch Gast bei Hausmutter „Eva“ sein, die uns herzlichst empfing, unterhielt und umsorgte. Die in Österreich lebende, aber gebürtige Kroatin, führte uns durch die modern eingerichteten Zimmer und lud uns anschließend in ihren fein säuberlich angelegten Garten auf frisches Minzwasser und österreichisches Bier ein. Es war wie im Urlaub. „Ihr müsst doch nicht die Sachen von Hand waschen. Gebst‘ mir eure Wäsche doch einfach, i moach des.“ Wir fühlten uns wie die Prinzessinnen von Bel Air.


Eva versorgte uns nicht nur mit wertvollen Insidertipps zu den besten Stränden und Restaurants in Opatija, sondern unterrichtete uns auch noch über die Geschichte Kroatiens. „Ja, das war damals ganz dramatisch.“, fing sie nach Worten suchend an. „Stellt euch vor, ihr habt 20 Minuten um euer Leben in einen Koffer zu packen und dann ins Ungewisse zu fliehen.“ Wir schluckten. „Ich selbst hatte Glück, aber meine Mutter und Oma, die mussten fliehen.“ Um was es in dem Krieg genau ging, wollte Kristin wissen. Eva überlegte. „Ich bin keine Geschichtslehrerin, ich weiß es eigentlich selbst nicht so genau. Eigentlich wurde, nach demokratischer Volksabstimmung, die Unabhängigkeit Kroatiens in 1991 erklärt.“ Was in Slowenien der 10-Tage Krieg war, entwickelte sich in Kroatien jedoch zu einem 4-jährigen, blutigen Konflikt mit dem ehemaligen Staaten Jugoslawiens. „Familien wurden auseinander gerissen. Mütter haben ihre Kinder nicht mehr gefunden. Ganze Familien wurden ausgelöscht.“ Eva rang mit ihren Worten. „Ich kann die Leute in der Ukraine verstehen. Das ist schlimm. Das ist, als wenn dich jemand in der Mitte durchschneidet. Du kannst wieder genäht werden, aber ein Teil von dir fehlt.“ 

„Und trotzdem kommt ihr alle einigermaßen wieder miteinander klar? Also mit den Serben usw.?“ „Ja, natürlich, die wollten das doch auch nicht. Ich habe beste Schulfreundinnen aus Serbien.“ 


Wir brauchten einen Moment um die Worte zu verarbeiten. „Bringt’s mir doch bitte eure Wäsche und dann macht euch auf zum Strand. Genießt den schönen Nachmittag.“ Herbergsmutter Eva wusste uns wieder aufzumuntern. So fuhr Kristin präzise und ohne jegliche, anzusehende Angstschweißperlen die Serpentinen wieder hinab und wir fläzten uns an den kleinsten Stadtrand der Welt, den wir an diesem Tag noch erreichen konnten. „Wie, hier gibt’s keinen Sandstrand?“ entsetzt schauten Karin und ich uns an. „Natürlich nicht, hier gibt’s nur Fels und Beton, deshalb ist das Wasser doch so blau.“, unterrichteten uns Petra und Kristin, die entsprechendes Wasserschuhwerk mitgebracht hatten. Der Fail lag mal wieder bei uns. 


„Guten Morgen, meine Lieben! Hier ist eure frische Wäsche. Hab noch ein Wäschetuch dazu gelegt, damit nichts verfärbt.“ Eva war unsere Heldin der Woche. „Und hier ist Frühstück!“ präsentierte sie das groß angerichtete Mahl mit Spiegeleiern, frischem Obst und Allerlei. Wir wussten unserer Dankbarkeit kaum noch Ausdruck zu verleihen.


Am frühen Vormittag fuhren wir den Strand „Medjeva Beach“ an und sicherten uns Liegestuhlplätze mit Sonnenschirmen, bevor der große Run des kroatischen Feiertags, den wir selbstverständlich nicht auf dem Schirm hatten, einströmte. „Herrlich!“ Ich wusste nicht, wann ich zuletzt einen ganzen Tag am Meer - und dann auch noch an einem warmen - verbracht hatte. „Das ist ja ein Träumchen!“ 


Getoppt wurde dieser Traum nur noch vom abendlichen Flair auf der Franz-Josef-Promenade im kroatischen Monte Carlo. „Wussten wir damals eigentlich, wo wir hingebucht hatten?“ „Nein, keine Ahnung. Ich weiß ja bis jetzt nicht mal so richtig wie dieser Ort eigentlich heißt.“ „Mal wieder alles richtig gemacht.“ „Wie immer, oder?“ Blauäugig in die Ferne schweifen. Jeder kann was. 


Wir ließen uns die Fischplatte für 3 Personen munden und genossen das abendlich Treiben am Meer. Kleine Fischerboote und Yachten, die im Hafen beruhigend hin und her schwappten, eine sommerliche Brise Wind, der Geruch von Salzwasser und Meer und ein kleines idyllische Lichtermeer. „Hast du jetzt wirklich für Frankfurt getippt?“ fragte mich Kristin, als wir im Liveticker die erste Bundesligapartie Frankfurt gegen Bayern verfolgten. „Na klar, die haben doch jetzt den Götze. Da muss doch was gehen.“ „Außerdem steht doch der Trapp im Tor, wie können die denn so schlimm hinten liegen?“ „Ich finde, die sollten den Kahn wieder holen.“ warf Karin mit einem letzten qualifizierten Kommentar ein. 


Eigentlich war alles wie immer und doch so anders. „Schön hier. Hier bleiben wir die nächsten hundert Jahre.“ „Zumindest in den Wintermonaten.“ 











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