SG Ecuador - TSV Fleisbach

"Just one drink." schallte es noch in meinen Ohren, als wir die ersten 300 Meter in den Anden zurücklegt hatten und ich vor Müdigkeit und Dehydration am liebsten im Gras umgefallen wäre. 14 Kilometer auf 3.500 Meter Höhe standen uns bevor, doch die Nachwirkungen des Abends zuvor waren noch tief im Körper verankert. Warum musste es auch immer gleich eskalieren, wenn man nur für ein Endgetränk irgendwo einkehren wollte? Zum Glück blieb es bei einem 3 Kilometer Anstieg, doch der Rest der Route war nicht weniger anspruchsvoll. Steil bergab führte der vernebelte Pfad durch hohes nasses Gras und tiefen Schlamm. Einer nach dem anderen legte sich auf die Nase und wurde dem Motto "Hauptsache gut aussehen" wenig gerecht. Nach 5 Stunden Dauer-Kniebelastung erreichten wir endlich das Camp, dass uns ein Zeltlager, ein Klohäuschen und ein Außen-Waschbecken offerierte. Doch mit der Wanderung war es nicht getan. Das Abendessen mussten wir uns auf der Forellenfarm selbst angeln. Und weil wir dann immer noch so viel Zeit bis Sonnenuntergang hatten und aufgrund von nicht vorhandenem Wifi, Spielkarten oder sonstigem Entertainment gerade etwas Puffer aufweisen konnten, nahmen wir sogleich die Einladungen des lokalen Fußballteams an, für ein kurzes Match anzutreten. Mit einem Truck wurden wir von dem Camp in das nächst gelegene Bergdorf manövriert, welches unter einfachsten Bedingungen lebte, jedoch einen Kunstrasen mit Flutlicht aufweisen konnte. Schnell versammelte sich die gesamte Dorfjugend, sowie neugierige Rentner und interessierte Mütter am Spielfeldrand. Wir waren uns wahrhaftig nicht bewusst wem oder was wir uns da gegenüberstellten, wollten wir doch eigentlich nur ein bisschen kicken. Dem lokalen Fußballclub war die Sache jedoch so ernst, dass noch ein Schiedsrechter, sowie gelbe Hemdchen organisiert wurden und das Team von 18-20 jährigen Jungs mit kompletter Fußballmontur innerhalb weniger Minuten vor uns stand. Wir dagegen ein zusammengewürfelter Haufen, in Wanderbekleidung und Bergschuhwerk, noch völlig atemlos von der Wanderung. Den TSV Fleisbach komplettierte Victoria (Kanadiern, Torwart) Patrick (Brite, Defensive) und Harry (Inder, Offensive). Und dann ging es auch schon los. Im schönsten Bergpanorama und in 2.800 Meter Höhe wurden wir vor auswärtiger Kulisse in Grund und Boden gespielt. "Die sind so schnell, da komme ich gar nicht erst in den Zweikampf!" stöhnte Sissy nach wenigen Minuten. "Meine Blutgrätsche brauche ich hier gar nicht erst auszupacken, da sind die schon längst über alle Berge!" stimmte ich atemlos ein. Jeder Pass, jedes Zuspiel saß perfekt. Hinten rum, über die Außen, brasilianisch durch die Mitte, - wir waren chancenlos. Mit 12:0 gingen wir in die Halbzeitpause und konnten nur anerkennend eingestehen, dass wir gegen dieses eingespielte Team keinen Krieg gewinnen würden. Doch es gibt immer noch eine Taktik und so stellten wir zur zweiten Hälfte komplett auf Defensive um und spielten auf volle Manndeckung. Durch geschickte Konter raunte es immer wieder durch die Zuschauermengen und als wir den ein oder anderen Abschluss am gegnerischen Tor fanden, jubelte uns die Menge zu. Ein Tor fingen wir noch, aber wir hatten uns den Respekt des Bergvolkes erarbeitet. Mit Fair Play und einem gemeinsamen Foto verabschiedeten wir uns aus dem Dorf und kehrten wieder in unser Zeltlager zurück, um später todmüde und ungeduscht auf die Matratzen zu fallen.


Die Nacht war unruhig und laut. Der anliegende Wasserfall, bzw. die Strömung erbrachte die Lautstärke eines Gewittersturmes und wir kamen nur sehr spärlich zu Schlaf. Am nächstens Morgen marschierten wir nach einem Bio-Frühstück (frische Eier, frisches Obst und selbst gebackene Brötchen) gleich weiter. Zunächst passierten wir kleine Bergdörfer und Hunde-Gangs, die uns bellend und fröhlich begrüßten. Inzwischen war der Himmel aufgeklart, wodurch wir die nähere Umgebung in Gänze in Augenschein nehmen konnten. Der weitere Weg wurde zur nächst größeren Herausforderung. Lianen bewachsene Pfade, viel Wurzelwerk und Stolperfallen. Wasserfälle mussten überquert und durchwandert werden, tiefe Sumpfgebiete erstreckten sich meterweit vor uns. Wir sahen aus wie die letzten Schweinchen! Allesamt beklagten wir Muskelkater im Ganzkörperbereich. Die Jammerei war kaum zum Aushalten. "Es wird Zeit für die heißen Quellen!" warf Löön mehrfach ein. "Aber erst wollen wir noch Zip-Linen!" korrigierte Kristin. "Oh ne, das ist doch schon wieder was mit Höhe!" heulte ich. "Also ich will auf jeden Fall noch mal in die bunten Läden." ergänzte Sissy. Der Tag hat jetzt noch wenige Stunde und ist schon wieder komplett durchgeplant. An eine Ruhephase ist einfach nicht zu denken. Vamos Amigos! 





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