Oh my Business!

Ganz gut ist ja schon mal, dass wir einen amerikanischen Notfallarzt und eine kanadische Krankenschwester mit on Tour haben. Und eigentlich wollte ich den Blog auch heute etwas entdramatisieren. Nachdem der Arzt jedoch beim Abseilen mehrfach mit der Felswand kollidiert war und dabei obendrein seine schweineteure High-End Samsung Watch in den Tiefen des Wasserfalls verlor, kann ich mich auch diesmal nicht harmlos fassen. 


Wer hatte überhaupt schon wieder diese Schnapsidee gehabt wieder irgendetwas mit Höhe zu machen?! Irgendwann schickt (*reicht) es auch echt mal! In einen Neoprenanzug gequetscht marschierten wir den steil bergauf führenden Berg nach oben. Bereits nach 2 Minuten fragten wir uns ernsthaft, ob wir je im Leben schon mal Sport gemacht hatten. Der Anstieg war atemraubend und forderte all unsere Kraft, noch vor der eigentlichen Aktivität. Lediglich Kristin flitzte ohne jegliches  Gefühl von Anstrengung den Berg hinauf. Oben angekommen hätte ich am liebsten eine direkten U-Turn durchgeführt, blickten wir auf einen tief hinab stürzenden Wasserfall mit Felsvorsprüngen hinab. "Davon gibt es während des Abseilens 4 Stück." erklärte der trainierte Tourguide Gonzales. "7, 12, 24 und 30 Meter." Ich hätte mich am liebsten übergeben. Im gedämpften Rausch des Wasserfalls erläuterte Gonzales weiterhin wie der Abseilmodus durchzuführen war und sprang nur wenige Minuten später den Vorsprung hinunter. Somit waren wir bereits im ersten Abschnitt völlig auf uns allein gestellt, ohne jemals ein Seil im Trockenmodus angepackt zu haben. Wackelig und übervorsichtig hakte sich jeder nach der Reihe ein und schlitterte mehr oder weniger im Slo-Motion-Modus den ersten Felssprung hinunter. Geprüft, ob man wirklich TÜV-konform gesichert war, fiel wegen fehlendem Personal diesmal aus. Lediglich Gonzales und Gabriel überwachten die 11-köpfige Truppe, die sich unsicher die Wand hinunter bewegte. Cayoning soll angeblich ganz einfach sein. Man lässt sich angeseilt ganz easy peasy nach hinten in die Senkrechte fallen und arbeitet sich dann breitbeinig Schritt für Schritt die Wand hinunter. Also, das gilt natürlich für den Normal-Bürger, - nicht für mich. Völlig überfordert und angespannt verkrampfte ich mich in dem Seil, als würde mein Leben daran hängen. Hing es doch auch, oder? Gonzales ermahnte mich immer wieder zurückzulehnen, aber den Teil wollte ich einfach nicht verstehen. Physikalische Gesetze hin oder her, ich hing an einer scheiss Wand, die meterweit in die Tiefe stürzte. Glitschig, feucht, und immer dieses nachströmende Wasser, das einen fast zu Boden riss. Ich verkrampfte noch mehr und das Seil schnitt tief in meine Hände. Panik überflutet wurde mir zur Hälfte der Felswand bewusst, dass der Point-of-no-Return erreicht war. "Entweder du stürzt jetzt ab oder du ziehst das jetzt durch!" ermahnte ich mich immer wieder. Von unten hörte ich Rufe, von oben schrieen Leute, doch ich verstand kein Wort. Der reisende Wasserfall verschluckte jegliches wahrnehmbare Geräusch. In meiner Panik, befürchte ich auch noch den gesamten Abseil-Betrieb aufzuhalten. Doch es ging einfach nicht schneller und ich musste immer wieder innehalten, unter anderem um mir zu sagen wie bescheuert ich doch gewesen war mich für diese Aktivität angemeldet zu haben. Hätte man nicht einfach wandern können? Oder schwimmen? Schwimmen wurde doch da unten in den thermalen Quellen angeboten. Nein, es musste ja dieses bescheuerte Canyoning sein! Meine Pumpe lief auf Hochtouren und ich konnte mich vor Schmerzen kaum noch in den Seilen halten. "Gleich stürz ich ab! Es geht einfach nicht mehr!" Dann endlich der Boden. Gabriel enthakte mich und ich fiel Löön unter Tränen in die Arme. Meine Hände ich Schocktstarre, nicht mehr beweglich und blau angelaufen. Nancy musste meine Finger minutenlangen massieren, damit diese wieder arbeitsfähig wurden. Völlig aufgelöst starrte ich in die Höhe in der sich mittlerweile der Arzt und Brad bewegten. Der Arzt war genauso langsam wie ich und bekam das mit dem Zurücklehnen nicht auf die Kette. Dabei verhedderte er sich so unglücklich, dass er mehrfach mit der Wand kollidierte und auch Brad mit runter riss. Beide manövrierten sich mit aufgerissenen Neoprenanzügen mehr schlecht als recht das restliche Wandstück hinunter. "Das war übrigens Wasserfall Nummer zwei" merkte Gonzales lächelnd an. "Die zwei hohen kommen dann jetzt noch!" Innerlich starb ich in diesem Moment. Ich hätte alles getan um umkehren zu dürfen oder einfach nur in meinem Elend sitzen zu bleiben. Doch ich hatte keine andere Wahl als weiter durchzuziehen. Wir waren ein Team und meine drei Gefährten taten das was ein Team ausmacht. Kristin, Sissy und Löön pushten und feuerten mich bis zum letzten Meter an und ließen mich nie aus den Augen. Wir schafften es alle hinunter und keiner blieb auf Strecke. Was ein surreales Erlebnis und was für eine unwirkliche Erfahrung. Zeit für Verarbeitung der Geschehnisse bleibt so gut wie keine. Wir sind ständig auf dem Sprung, denn ein Ereignis jagt das nächste. Auch gerade jetzt schreibe ich im absoluten Stressfaktor die letzten Zeilen, da wir in 5 Minuten zur 2-tägigen Wanderung aufbrechen. Daher bitte ich Rechtschreib- und Grammatikfehler zu verzeihen. Vamos Amigos!



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