The Long and Winding Road

„The road is not for Sissies and requires strong nerves. Only for adrenalin junkies and people with no fear of heights.“ Wer auch immer den Beitrag auf dangerousroads.org verfasst hat, muss entweder ein sehr schwaches Nervenkostüm gehabt haben oder ist Amerikaner und kennt nur meilenbreite US-Highways. Wer die Waldstrecke Ballersbach - Sinn fahren kann, der kann auch einen marokkanischen Gebirgspass überqueren! Einfach ein paar steile Abhänge, möglichen Steinschlag und die Höhe von 2.000 Metern dazu denken und schon passen die Randbedingung. Wir dachten Wunder was uns erwarten würde und gedanklich hatte ich mich bereits von allem verabschiedet. Die beschriebene, einspurige, kurvenreiche und Angst einflößende Strecke im Hohen Atlasgebirge erwies sich jedoch als völlig harmlos und absolut bewältigbar. Nicht zu unterschätzen ist jedoch die Gesamtlänge der Strecke. Benötigt man für die Autobahnroute nach Marrakesch knapp 3 Stunden, sitzt man für die landschaftlich attraktivere und dramatisch, ansprechendere Fahrt unglaubliche 7 Stunden im Auto. Außerdem müssen immer wieder Fotostopps eingelegt werden, denn das marokkanische Outback entspricht tatsächlich der naiven Vorstellung eines altertümlichen Bergvolkes. Mopeds, Esel, Kutschen, Menschen auf verrosteten Klapprädern, verschleierte Frauen, Ziegen, Schafe, und Toiletten wie in Myanmar. Die wenigen Dörfer, die man nach viel Nichts in absoluter Einöde erreicht, sind Durchgangsorte. Menschen sitzen und stehen am Straßenrand und schauen den Autos hinterher. Halb angefangene Häuser oder Bauwerke stehen in der Gegend rum und alles sieht irgendwie ein wenig halbfertig aus. Und doch trifft man immer auf nette Menschen, die einem natürlich das ein oder andere Souvenir unterjubeln möchten und man irgendwann bei „I have kids at home, they need food and medicene.“ nachgibt und bei, wie Michi es ausdrückt, „gebogenem Metall“ aka Silberreif echt made from Morocco, zuschlägt. Es ist aber auch immer die selbe Masche! Zu Mittag dinierten wir bei Berbersalat und Omlett am höchsten Punkt des Passes und kehrten auf dem Weg hinunter noch in diversen Cafés ein um den lokalen Erfrischungsgetränken, frischem Minztee und marokkanischem Kaffee, gerecht zu werden. Auch eine Moscheebesichtigung hakten wir auf unserem Weg nach Marrakesch ab, die in einem muslimischen Land nicht fehlen darf.

Was uns in Marrakesch erwartete entsprach allem, nur nicht dem was ich mir vorgestellt hatte. Ich hatte mich offensichtlich rein gar nicht auf diesen labyrinthartigen Irrgarten vorbereitet. Bei Buchung des Hotels interessierte mich lediglich Sauberkeit und Entfernung bis zum Stadtzentrum. Dass man das Hotel mit dem Auto überhaupt nicht erreichen, geschweige denn zu Fuß auffinden konnte, hätte man sicherlich im Vorfeld recherchieren können. Doch das Lehrgeld bezahlt man immer hinterher. Während Michi und ich noch mit dem Auto durch verwinkelte Gassen navigierten und vergeblich einen Weg zu dem Hotel suchten, hielt uns ein Mopedfahrer an um uns mitzuteilen, dass der Googlekartendienst in Marrakesch so gar nicht funktioniert. Er könne uns jedoch den Weg zeigen, indem wir ihm einfach folgten. Gesagt,- gefahren, arbeiteten wir uns mit dem Auto durch verwinkelte Gassen, in denen wir nur um Haaresbreite von anderen Automobilen, Mopeds und Viehwgem gestreift wurden, bis uns der Typ zu einem Hinterhofparkplatz brachte und uns mit einer Parkgebühr von 10€ am Tag erleichterte. Wer nun glaubte das Ziel sei erreicht, hatte weit gefehlt. Mit Koffer, Rucksack und Handgepäck folgten wir dem Typ zu Fuß weiter durch die marrokanische Altstadt. Vorbei an Souvenirläden, Wechselbüros, Schuhpflegern, Essensbuden und Bettlern. Nach einer gefühlten Ewigkeit bogen wir in eine Nebengasse und anschließend und zu meinem Entsetzen in einen winzigen, verdunkelten und menschenleeren Winkel ab. „Jetzt sind wir verratzt!“ schoss es mir durch Kopf. „Der Typ führt uns irgendwo hin und raubt uns aus. Hier findet es uns doch kein Mensch!“ Ich kam mir vor wie in einem nicht enden wollendem Labyrinth, auf einen Winkel folgte der nächste und von Menschenstimmen kein Laut mehr zu vernehmen. „Unser letztes Stündlein hat geschlagen.“ Es konnte nicht anders sein. „Hier finden wir doch nie wieder raus!“ Und dann erreichten wir eine nichts aussagende braune Kellertür mit der Nummer 30. „Bitteschön, das ist euer Hotel. 40€ bitte für die Führung.“ Michi ließ sich nicht darauf ein und versuchte zu handeln, während der Typ ungeduldig und ausfallend wurde. Mir wurde alles zuviel und ich drückte dem Kerl das Geld in die Hand, Hauptsache er würde verschwinden. Er nahm das Geld lachend in die Hand, verschwand und in dem Moment öffnete sich die Kellertür. In Gedanken sah ich schon das Ende vor mir, denn das konnte ja unmöglich das Hotel sein, entsprach es in keiner Weise dem Imagefoto von urlaubspiraten.de
Zu unser aller Erstaunen eröffnete sich jedoch ein Hauch von Ali Baba und 1001 Nacht. Es war das richtige Hotel, jedoch in den tiefsten Tiefen Marrakeschs versteckt, das selbst GoogleMaps Dienste und wohl auch die NSA niemals orten werden können. „Haben wir dem Typ jetzt ernsthaft 40€ für ne 20-minütige Hotelauskunftsführung gegeben?!?“ fragte Michi. „Ja.“ bestätige ich erleichtert und entsetzt zur selben Zeit. Froh dass wir noch am leben waren, aber dumm sich so über den Tisch ziehen zu lassen!

Stand Marokko - Solarium 1:1 (dank Dopingmittel Karottensaft ;-))
@Resi: das gibt es bestimmt auch in Neuseeland ;)

Fakt ist, der Tizi n’ Pass ist ein absolutes Hightlight und sollte unbedingt gefahren werden. Endlose Weite und unberührte Landschaft. Keine dicht auffahrenden Drängler hinter einem, kein Stau in Front und meilenweite leere Straßen! Auch für Motorrad und E-Mountainbikebesitzer sicherlich ein echtes Erlebnis!












0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen