Das Video zum Trip ... 4 Tage in Oberstdorf mit Aufstieg Rubi- und Gaisalphorn.
"Wenn man die Natur wahrhaft liebt,
so findet man es überall schön.“ - Vincent van Gogh
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„Wo ist meine Maske?“
„Mist, ich habe meine Maske vergessen!“
„Mädels, denkt an eure Masken!“
Wir schreiben das Jahr „8 Monate seit Corona“. Menschen mit Masken sind schon lange kein Sinnbild mehr für asiatische Metropolen, sondern haben Einzug bis in die hinterste, urigste und höchstgelegene Almhütte Bayerns erhalten. Hygiene-, Seifen-, und Desinfektionsspender findet man flächendeckender als den guten D1-Empfang in Oberstdorf und Abstandsregeln beherrscht man heutzutage besser als das Vater Unser.
Die Maske ist der neue Schlüssel/Handy/Geldbeutel geworden. Auf menschenleeren Hostelfluren oder beim kurzen Gang vom Restaurantsitzplatz zum Klo, erwischt man sich meist in letzter Sekunde, das wichtigste Utensil vergessen zu haben. „Juli, du hast schon wieder die Handschuhe vergessen!“ rief mir Löön auf dem Weg zum reichhaltigen Hostel-Buffett zu. Auf halber Strecke kehrte ich um und streifte mir neben der geforderten Maske noch das überdimensionale Folienpräparat über, welches man aus dem Haarfärbegewerbe kennt. Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.
Wie jedes Jahr im August planten wir eine Wanderung in die alpinen Regionen Europas. Im Coronajahr entschieden wir uns für Oberstdorf im Allgäu. Stand August: kein Risikogebiet, im sicheren Deutschland mit guten Gesundheitssystem und strenge Kontrollen der Abstandregeln. Mit 6-köpfiger Truppe starteten wir früh morgens um 6 Uhr in heimischen Gefilden, gut bepackt mit einem Lebensmittelvorrat, der für gefühlte 14 Tagen ausgereicht hätte. Der Bus „Grau-Adventure-Tours“ brachte uns, mit der im frischen „Trüffel-braun“ gefärbten Kristin am Steuer, in nur wenigen Stunden ins Allgäu.
Berge. Grüne, saftige Wiesen. Angenehme Luft. Regen.
Das, was wir so uns so sehnlichst für unser lovely Lahn-Dill-Bergland (auch mittelhessische Wild-West-Prärie genannt) wünschten, trübte am ersten Tag die Stimmung. Das tropfende Nass hielt sich jedoch nach Ankunft in Grenzen, sodass wir eine Wanderung zur Seealpe am Fuße des Nebelhorns, starten konnten. Kristin hatte ihr Alternativtransportmittel „Mountainbike“ mitgeführt, da ihr eine Fußverletzung zu schaffen machte. Mit strammen Gang entlang schönster Wasserfälle, nassem Holzgeruch und subtropischen Temperaturen, erreichten wir die Zwischenstation. In einem Schweinsgalopp stürmten unsere beiden neuen beste Freunde „Piggledy & Fredrick“ zum Zaun und begrüßten uns laut grunzend. „Hallo Hase, hallo Baby!“ erwiderte Sonja das Grunzen der beiden rosa Tierchen. Und ich hielt fest: „Heute Abend gibt es kein Schnitzel!“
„Köstliche Hubertus-Platte - Schweinehals“ offerierte uns die Tagesmenükarte des „Wilden Männle“ in Oberstdorf, wo wir uns nach Abstieg und Abfahrt eingefunden hatten. Mir drehte sich der Magen um, als ich an unsere beiden Schweinefreunde von der Alpe dachte. Als Kompromiss wurde der Economy-Share ausgerufen, indem wir uns Spinatknödel, Alpenmakkaroni und das klassische Wiener Schnitzel (vom Kalb) teilten. Zum Abschluss orderten wir einen Gemeinschaftskaiserschmarrn. Umweltbewusst behielten wir hierfür unsere benutzten Gabeln am Tisch, welche ich im letzten Moment dem Kellner noch entreißen konnte. „Wir sind doch hier keine Bauernwirtschaft!“ trotzte der Kellner im Scherz und sammelte dann doch unser gebrauchtes Gabelsortiment ein.
Unser Hostel erwies sich als Hauptgewinn. Sauber, neu, liebevoll eingerichtet, Holzoptik und eine Bar mit Bailey-on-ice. Selis Urlaub war gerettet.
Der nächste Tag stand unter dem Schirm der Entspannung. Aufgrund von anhaltendem, leichten Regen, erkundeten wir das Oytal, wo Tine ihren weltbesten Apfelstrudel im Berggasthof Oytalhaus fand. Zuvor hatten wir den wunderschönen Pfad entlang der Oy, mit kleinen, aber imposanten Wasserfällen, moosbedeckten Holzstämmen und die herzliche, rustikale „Gutenalpe“ zu Fuß erkundet. Immer in Begleitung des Säfeti-Cars (alias Kristin, dem Mountainbike-Sheperd). Ein besonderes Schmankerl bot uns der Berggasthof, der uns Roller ins Tal offerierte. Wie die Coolsten aus der Schule cruisten wir den Weg in hinunter, der von Minute zu Minute nasser wurde. Langsam aber sicher setzte uns der Starkregen zu. Die nahegelegene Therme mit Sauna, heizte uns mit Temperaturen von 85-90°C noch mal richtig ein, sodass wir den Abend im Wellnessmodus beenden konnten.
Auch der nächste Tag zeigte sich bedeckt, ununterbrochener Regen. Unsere Alternativvorschläge Rafting, Canyoning, Tubing oder Escape Room waren leider nicht realisierbar, da sämtliche Touristen den selben Gedanken gefasst hatten wie wir – nur leider früher. So testeten wir im Hostel ein mitgebrachtes Escape-Spiel und konnten erst mit großer Verspätung am Nachmittag zu einem Kaiserschmarren zu Fuß nach Oberstdorf ausbrechen.
Zu unser aller Glück und kurz bevor der altbekannte Lagerkoller ausbrach, lichteten sich am Mittwoch die Wolken und im Radio spielte man „Ruby“ von den Kaiser Chiefs. Wir warfen unsere Wanderstöcke in den Bus, schnürten unsere Wanderschuhe und nahmen das frühe Frühstück um 7 in Kauf, um den sonnigen Tag voll ausnutzen zu können. Seli hatte bis zum Morgen mit sich gehadert, ob sie nicht doch lieber mit Kristin eine Radtour, anstatt der angesetzten 7-stündigen Wanderung machen sollte. „Aber nur bis zum Rubi und dann geht’s zurück!“ forderte sie und bekam zustimmendes Nicken. Auch ich zeigte mich erleichtert, dass wir aufgrund des Regens, nur bis zum Rubi gehen und nicht den als schwer gekennzeichneten Klettersteig durchführen mussten.
Während Sonja, Tine, Löön, Seli und ich uns auf in Richtung Rubihorn machten, sattelte Kristin ihr MTB für eine Tour mit einer alten Gegenspielerin, die wir zufällig am Tage zuvor getroffen hatten. Ziel: an der Käseralpe das Kriegsbeil begraben.
Der Weg bergauf schien zunächst machbar und führte erneut vorbei an herrlichen Wasserfällen. Foto- und Filmstopps waren allerdings nach wie vor nicht gern gesehen, wodurch wir den Gaisalpsee bereits in Rekordzeit erreichten. Lediglich ein Biathlon-Verein hatte uns überholen können, der wie ein ICE-Zug an uns vorbeigezogen war. Wir schauten vom Gaisalpsee hinauf zum Rubihorn. Bereits auf dem Weg hatten wir erkannt, dass wohl ganz Oberstdorf auf den Beinen war. Dicht auf dicht stiegen wir den Berg weiter auf. 1,5m Sicherheitsabstand war dabei meist nicht gewährleistet. Nach zwei weiteren, leichten Kletterpassagen erreichten wir den Gipfel. Rubihorn. Superspreader der Alpen. Am Gipfelkreuz tummelten sich die Wanderer wie Sardinen in einer Dose. Und ich blickte besorgt auf meine Corona-Warn-App. Um den Massen zu entweichen, kraxelten wir auf einen gegenüberliegenden Fels und blickten von Weitem auf die Mainstream-Plattform und das Gipfelkreuz. „Ob das da oben an dem Kreuz ein Sendemast ist?“ fragte sich Löön. „Ich habe hier 4G+“. „In zehn Jahren tauschen die den Schriftzug bestimmt noch in Free Wifi aus.“ „Oder in #stayhome - Don’t forget to desinfect.“
„Gehen wir jetzt noch rüber zum Gaisalphorn?“ fragte Sonja, die schon seit frühem Morgengrauen „Warum bin ich so fröhlich, so fröhlich, so fröhlich war ich nieeee.“ sang. Noch bevor sie den Satz beenden konnte, befanden wir uns bereits auf halber Strecke zum Gipfel. Und Seli fühlte sich verarscht. Ich war zwar einem zweiten Gipfel sehr angetan und erfreute mich auch grundsätzlich, dass wir die Höhe halten und auf dem Grat weiter laufen konnten, doch verdunkelte sich meine Stimmung, als ich den ungesicherten, schmalen Felsgrat zum Gipfel erblickte. Zwei Mädels mit Labrador kehrten um und ein abgerissenes Stahlseil ließ meinen Gemütszustand nicht besser werden. Auch ich fühlte mich verarscht.
Wir überquerten den nicht ungefährlichen Part (O-Ton Löön: „Das war nicht ohne!“) und erreichten dankbar den Geisalphorngipfel. Die Sache hatte dann doch einen Vorteil. Ab da an trafen wir kaum noch jemanden. Wir stiegen an steilen und geröllbehafteten Wänden und vorbei an Lawinen-Auffängern ab. Bis wir an einem wunderschönen Aussichtspunkt innehielten, der die perfekte Gelegenheit bot, für jede Wanderin ein neues Profilbild zu erstellen. Auch der Rest des Rundweges erwies sich als deutlich schöner als der Aufstieg zum Rubihorn. Keine Menschen, saftgrünes Gras, ein verlassener, grünblauer See und eine Hütte mit Ziegenbordell. Außerdem kam auch Seli noch auf ihre Kosten, als wir den Allgäuer Zoo auf der Wegstrecke durchqueren durfte. Kuh ‚Elsa‘ und Esel ‚Paris‘ ließen dabei ihr Herz höher schlagen.
Nach 8-stündiger Wanderstrecke erreichten wir fast zeitgleich mit Kristin den Alpen-Gasthof Gaisalpe, die parallel mit ihrem Rad. ca. 1.200 Höhenmeter hingelegt hatte. Hier sollte uns - unseren Erwartungen entsprechend - ein deftiges, bayrisches Wandermenü offeriert werden. Die große Enttäuschung erblickte wir nach Öffnen der Speisekarte, die nur bis 14:30 Uhr warme Spezialitäten bot. Uns blieb die Wahl zwischen einer Allgäuer Käseplatte und einem bayrischen Fladenbrot (Flammkuchen), von dem es jedoch nur noch ein Rohling gab. Trotz der überschaubaren Auswahl wurden wir positiv überrascht. Zu unserer Hauptmahlzeit wurde eine Flädlesuppe und im Anschluss ein Kaiserschmarren serviert. Und auf dem Rückweg, dem Pfad der Erleuchtung (Oberstdorfer Höhenweg), kamen wir zu der Erkenntnis, dass sich ein Leben ohne zu große Erwartungen und Ansprüche viel besser lebt. Nimm’s wie es kommt. Frag nicht warum. Und mach das Beste aus den Karten, die dir gegeben werden.
Wir hätten an diesem Abend eine Runde Karten auslassen sollen, denn die Retourkutsche kam gleich am nächsten Morgen. Körperliche Erschöpfung, Muskelkater und Schlafmangel am letzten Urlaubstag. Zu allem Überdruss: Frühstück um 7 Uhr und Packen für die spätere Abreise. Doch es sollten noch zwei Aktionspunkte abgehandelt werden. Die Breitachklamm erwartete uns um 10 Uhr, zu der wir von unserem Hostel aus wanderten. Auf dem prall gefüllten Parkplatz erspähten wir schon von Weitem, was uns gleich für eine Massenabfertigung erwarten sollte. Superspreader Nummer 2. Doch die 5€ Eintritt, sowie das dichte Gedränge in der Klamm, waren jeden Cent wert. Ein gewaltiges Naturwunder, inmitten der bayrischen Alpen! Die Felsenschlucht hatte sich über Jahrtausende durch fließendes Gewässer, Schmelzwasser und Geröll von Gletschern, das sich in das Gestein eingeschnitten hatte, gebildet. Tosendes Wasser, beengte Schluchten, in einer Höhe, die kaum vorstellbar ist, beeindruckten uns am Vormittag und ließen uns einmal mehr erkennen, welche Gewalt die Natur hervorbringt, die so viel länger als wir Menschen bereits am Werk ist und nach wie vor kontinuierlich arbeitet.
Nach dieser beeindruckenden Vorstellung, wanderte ein Teil unserer Gruppe noch zurück ins Hostel, um den gepackten Bus zu holen und zur „Alpe Dornach“ für ein letztes, gemeinsames Mahl zu fahren. Der schmale Weg auf die Alpe, wurde zu einer größeren Herausforderung, als uns ein Forstauto mit Leverkusener Kennzeichen (finde den Fehler) entgegen kam. Als der Fahrer des Mercedes endlich erkannte, dass er den Rückwärtsgang einlegen musste, wurde uns sehr schnell klar, in welche Lage wir den älteren Herrn - der definitiv eine Auffrischung der Fahrerlaubnis benötigte - gebracht hatten. Im Schnecken-Zick-Zack-Modus, musste wir mitansehen, wie er sich sein Auto mit Grünzweigen verschrabbte, in die er - mehr oder weniger - grundlos rückwärts fuhr. Als er in diesem Modus beinahe noch eine Holzbank und einen kleinen Fels ansteuerte, konnte ihn ein heran eilendes Wanderpärchen gerade noch retten und in die richtige Spur bringen. Eine unangenehme Sache, an der wir zwar keine Schuld hatten, die uns dennoch etwas mitnahm.
Die Alpe Dornach erwies sich als würdige letzte Station im Allgäu. Wir folgten dem Tipp von Sonja hier einzukehren. Leckere Speisen, die auch vegetarische und vegane Optionen boten und zudem liebevoll und kunstvoll angerichtet waren, krönten den letzten Urlaubstag. Wehmütig verließen wir den Süden Deutschlands und begaben uns Richtung Wild-West-Germany. Löön recherchierte auf dem Heimfahrt noch einmal die Entstehung der Alpen und auch hier kamen wir zu einer Erkenntnis: Bei der Verschiebung der Erdplatten, hatte sich über Jahrmillionen die europäische Platte Tief ins Magma der Erde eingegraben. „Sollte also Holland einmal in Not sein, könnten wir Material aus dem Erdarchiv zurückholen.“
Wichtigste Utensilien während der Tour:
- Gesichtsmaske
- Schnutenpulli
- Maultäschle
- Mund-und Nasenschutz
- Maulkorb
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„Die Natur ist die beste
Führerin des Lebens.“ - Cicero
"Willst du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen,
Denn das Glück ist immer da." - Goethe
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Nie im Leben wäre ich darauf gekommen "Weltenburger Enge" zu googeln. Geschweige denn, dass ich jemals davon gehört hätte. Manchmal frage ich mich, ob der deutsche Tourismus absichtlich unter den Teppich gekehrt oder als so langweilig dargestellt wird, dass man überhaupt keine Lust hat sich damit zu befassen.
Ich traute meinen Augen nicht, als wir den Donaudruchbruch in Augenschein nahmen und bizarre Felsformationen durchquerten. Noch mehr überraschte mich, welch einen natürlichen Weg die Donau durch ein Land wie Deutschland einlegen durfte. In diesem Naturschutzgebiet gab es keine Normen, keine Vorschriften, - ja, noch nicht mal Absicherungen oder Warnhinweisschilder.
Naturbelassen. Idyllisch. Schattiger Mischwald. Flowige Trails. Wohltuende Ruhe. Frischluft. Und ein einzigartiger, atemberaubender Ausblick am Ende des Wanderweges.
Man kann diesen Teil der Donau und dieses Naturmonument "Weltenburger Enge" auf so vielfältige Weise erkunden und bei warmen Wetter noch bis in die Abendstunden genießen, dass man zwischendurch vergisst in der Heimat zu sein. Ist das wirklich ein Teil von Deutschland?
Meine Mama hatte mir den Trip noch vor Corona zu Weihnachten geschenkt. Eigentlich wollten wir uns ein musikalisches Highlight bei den sommerlichen Schlossfestspielen im Innenhof des Thurn-und Taxes Schlosses ansehen, welches aufgrund der aktuellen Sonder-Situation jedoch ausfiel.
Umso mehr beeindruckte uns die Stadt Regensburg, die ich bislang mit viel Regen in Verbindung gebracht hatte. Regen, das ist jedoch nur ein Zufluss der Donau, die sich mit mehreren Armen durch die Stadt und unter der markanten, steinernen Brücke durchschlängelt. Eine Brücke, die wie ein Magnet wirkt und an lauen Sommerabenden für ein Gläschen Wein mit Sonnenuntergang einlädt. Mehr braucht man wirklich nicht. Momentaufnahme.
Regensburg, das war einmal eine Handelshochburg. Bettler, Arme und Gaukler hatten es aufgrund des Wohlstandes nicht ganz so schwer, doch blieb auch diese Stadt nicht vor fragwürdigen Foltermethoden und dem Nationasozialismus verschont. Der markanteste Platz ist vermutlich das Judische Viertel und jetziger Neupfarrplatz. Wo heute eine evangelische Kirche steht, befand sich im Mittelalter eine Synagoge. Nach Vertreibung der Juden im 15. Jahrhundert, wurde der Platz der katholischen Wallfahrtskirche gewidmet und zwischenzeitlich für historische Ereignisse, wie die Soldatenrevolte, Ausruf der Räterepublik und als Schauplatz der Bücherverbrennung genutzt.
Heute hat sich die Stadt zu einem Geheimtipp im deutschen Tourismus entwickelt. Schöne, gute erhaltene, historische Bauwerke vereinen sich mit überwiegend nachhaltiger Gastronomie, die mit dem Zahn der Zeit geht und großen Wert auf regionale und hochwertige Lebensmittel, sowie ein optisch ansprechendes Endprodukt legt. Nicht zu vergessen ist bei einem Besuch die "Historische Wurstlkuchl", eine Wurstbraterei, die schon seit 850 Jahren im Familienbesitz betrieben wird und quasi der älteste Fast-Food-Stand der Welt ist.
Regensburg, das kann mich nicht nur, sondern muss man weiter empfehlen. Ein Stück Deutschland auf das man, was Natur, Kultur, Fusionsküche und heutige Weltoffenheit angeht, wirklich stolz sein kan.
Empfehlenswerte Gastronomie:
- The Gardener's Nosh (Greenhouse Concept)
- ANNA liebt Brot und Kaffee (Deutsch)
- BODEGA vinos y tapas (Spanisch)
- Keltenstüberl (Thai)
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"Und alles zusammen, alle Stimmen, alle Ziele, alles Sehnen,
alles Leiden, alle Lust, alles Gute, alles Böse, alles zusammen
war die Welt. Alles zusammen war der Fluss des Geschehens,
war die Musik des Lebens." - Hermann Hesse
Und es geht los von jetzt auf gleich wenn dich traust.
Doch wir umfahrn den Rest und nehm' Wege, die wir noch nicht kenn'
- Clueso
„Den Pinguin-Frack könnte ich auch gut für zu Hause gebrauchen.“ merkte ich an, als wir ein letztes Mal den Neoprenanzug überstreiften. „Dann würde ich auch nicht so sehr im Sinner Waldschwimmbad frieren.“ Am letzten Urlaubstag marschierten wir noch einmal, jeder mit einem Surfbrett unterm Arm, den Serpentinen verlaufenden Weg hinunter zum Strand von Arrifana und stürzten uns in die Wellen des Atlantiks. Die intensive Begegnung mit dem Ozean, bedingt durch gnadenlose Wellen, wurden zu einem weiteren Kernerinnerungserlebnis. Dieses unbeschreibliche Gefühl den perfekten Moment abzupassen, aufzustehen und von der Welle mitgenommen zu werden und mit viel Feingefühl und Balance noch ein Stück weiter zu sliden, lässt sich nicht in Worte fassen. Unbeschreiblich! Es ist als würde die Welle zu einem sagen „Darf ich dich noch ein Stück mitnehmen?“
Im Laufe des Tages wurde der Wellengang deutlich stärker und die rohe Gewalt des Atlantiks schlug uns entgegen. „Noch‘n bisschen und wir haben die erste Zahnlose unter uns.“ warf Löön ein, als wir mehrfach durch die Luft gezwirbelt wurden und anschließend ins Meer abstürzten. „Ich glaub mein linker Zeh ist gebrochen.“ lachte ich. „Die Surfzacken haben sich gerade in meine Rippen gebohrt.“ grinste Sissy. Und ihr könnt und wollt es kaum glauben. Selbst unsere unermüdliche Maschine Kristin wurde von den Wellen gebrochen. Nicht nur angeschwollene Extremitäten, sondern auch die totale Erschöpfung waren am Ende des Tages zu verzeichnen. „Ich kann nicht mehr Leute. Ich hab noch nie solche Schmerzen empfunden. Ich bin fertig.“
Sissy, Löön und ich schauten uns unglaubwürdig an und mussten uns mehrfach versichern, ob wir gerade richtig gehört hatten. Es gibt tatsächlich eine Sportart, die Kristin niedergestreckt hat. Wer hätte das gedacht?!
Ein letztes Mahl nahmen wir bei Tascas ein. Löön und ich ließen uns von dem frisch gefangenen Fisch in der Auslage blenden und stimmten, ohne mit der Wimper zu zucken, dem Kellner zu, uns diesen sogleich auf den Räuchergrill zu werfen. Das grätige Objekt war ohne Frage ein Gedicht und schmeckte mehr als vorzüglich, jedoch traf uns der Schlag als wir später die Rechnung in Augenschein nahmen. 27,50€ pro Fisch!! „Was kostet die Welt, wir sind nur einmal in Portugal!“
Wir ließen den Abend zu Reggae-Klängen und Cocktails in der Surferbar „Sea you“ ausklingen und warfen auf dem Heimweg einen letzten Blick auf den Atlantik. Endlich hatten sich die Wellen beruhigt und die raue See plätscherte beruhigend im Halbmondschein vor sich hin. „Sieht so harmlos aus.“ „Und hat doch solche Kräfte.“ Stille Wasser halt.
Um 6:30 Uhr verließen wir unsere herrliche Ferienwohnung und fuhren im Sonnenaufgangsmodus über leergefegte Autobahnen zurück nach Lissabon. Reibungslos erfolgten Autorückgabe, Check-In, Flug, Landung und Rückfahrt in die Heimat. „Ungewöhnlich für uns.“ „Genauso wie dieser Urlaub, so etwas Entspanntes habe ich ja noch nie mit euch erlebt.“ „Kristin, entspannend? Du kannst deine Muskeln doch immer noch nicht bewegen.“ stimmten wir alle lachend ein.
Was ein relaxter und aufregender Urlaub zugleich. Die Kombination aus Wellnesseinheiten am Strand und sportlichen Aktivitäten im Wasser hat uns sehr zugesagt. Auch die Gegebenheit jeden Abend einen Sonnenuntergang am Meer mit Bierchen und Wein zu genießen, wertet jede Reise um ein Vielfaches auf. Immer wieder gerne. Wer hier mit dem Auto mal stranden sollte, wird sich kaum wieder losreißen können. Arrifana Beach - a lovely place to be.
Und wir lassen stehen,
was uns nicht gut tut.
Halten fest,
was uns gefällt.
Und wir grüßen schön.
Freunde nichts für ungut!
Lass uns sehen, was dieser Tag uns bringt.
- Voxxclub
So hätte die BILD-Schlagzeile lauten können, wenn sich unsere größte Sorge bestätigt hätte und der Vintage-angehauchte Gasherd, in unserer Ferienwohnung, doch noch an gewesen wäre. Dunkle, schwarze Rauchwolken stiegen in unmittelbarer Ferne auf, als wir mit den Fahrrädern entlang der Küste fuhren. Helikopter und Sirenenklänge waren zu hören. „Scheisse Sissy, haben wir den Herd etwa angelassen?“ fragte ich beunruhigt. Das Gasherdobjekt hatte schon mehrfach für Gesprächsstoff gesorgt. „Kristin, kannst du mir die Flammen mal in Zahlen sagen?“ musste sich Sissy informieren, als sie das Endgerät betätigen wollte und nicht das gewohnte „Kochen nach Zahlen“ durchführen konnte.
Was zuvor geschah...
Am Freitag verfehlten wir unsere alte Reiseweisheit ‚Don‘t be a tourist. Be a traveler.‘ auf ganzer Linie. Im Beach-Hopping-Modus grasten wir jeglichen touristischen Hot-Spot der Südküste ab und zogen - in bester Paparazzimanier -fast mit den Japanern gleich. Ein Foto hier, ein Selfie dort, ein Sprungbild an der Klippe und „jetzt noch mal mit Fernwehblick, bitte!“ Untervertont mit Klängen wie „Ohhhhhhhhh“, „Wie schön!“ und „Leute, jetzt schaut doch mal!“ wurden wir unserer Rolle als echte Vorzeigetouristen gerecht. Es war aber auch wirklich eine wunderschöne Gegend, das kann man einfach mal so sagen! Die portugiesische Great Ocean Road lieferte mit felsigen, prägnanten Klippen, türkisblauem Meer, meterhohen Wellen und sauberen Stränden, Sehnsuchtsmomente vom Allerfeinsten.
Wir klapperten in chronologischer Reihenfolge folgende Punkte an der Südküste ab: Marinha Beach, Benagil Cave, Beach Três Irmãos, Lagos und Ponta da Piedade. Marinha Beach und Três Irmãos wurden zu den top-Favoriten-all-time. Und der Ort Lagos überzeugte durch verwinkelte Gässchen, eine gut erhaltene Altstadt, Straßenmalerei und freundlichen Menschen. Ein absolut Herz-erwärmender Tag! :)
Die wichtigste Frage des Urlaubes „Was essen wir gleich?“ kam auch in diesem Urlaub nicht zu kurz. Es drehte sich mal wieder alles um die Essenszubereitung, die Essensmitnahme oder die Frage nach der nächsten Eisdiele. „Wegen Überfüllung geschlossen.“ musterte ich meinen Bauch. „Nächste Woche gibt’s erst mal ne Diät! Leute, das kann so nicht weiter gehen!“
Am Samstag starteten wir den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück und einem Ruhevormittag am Strand. „Das ist ja der reinste Wellnessurlaub hier mit euch.“ merkte Kristin an, die immer wieder nach Aufgaben suchte und sich täglich mit Influencer-Videos am Strand beschäftigte. Ihr einziger, jedoch wichtigster Follower und Abonnent verteilte Likes und Smile-Emojis ohne Ende.
Gegen Nachmittag dann endlich mal wieder eine Aktivität. Mountainbiking! Als wir die Drahtesel in Augenschein nahmen, erlebten wir eine kleines Spanien Deja-vue. Völlig verstaubte, schlecht gewartete und halb funktionsfähige Mountainbikes, bei denen die Gangschaltung nicht immer auf Anhieb klappte. „Das Fahrrad ist Schrott!“ beschrieb die Situation mehr als treffend. Auch das Helmmaterial ließ sehr zu Wünschen übrig. Mal ganz davon abgesehen, dass Löön der Tourguidin eine Ansage machen musste, dass auch sie bitte einen Helm aufziehen sollte. Nichtsdestotrotz wurde die Tour zu einem echten Highlight. Die ausgewanderte Deutsche „Wiebke“ lotste uns entlang von Küsten, steilen Klippen, Strand, portugiesischem Outback, dschungelartigen Pfaden, Eukalyptus-Alleen, Alpaka-Herden und verbrannter Asche. „Hier hat es vor ein paar Wochen noch schwer gebrannt! Wir mussten die Hunde und Alpakas in Sicherheit bringen. Die Pferde haben wir an den Strand getrieben.“ In dem Moment zogen schwarze Rauchwolken in der Nähe Arrifanas auf und wir schauten uns entsetzt an. „Oh man, haben wir den Gasherd ausgedreht?“ „Ist vielleicht die Mikrowelle noch an?!“ Unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigen sich zum Glück nicht und wir konnten die Fahrradtour, an einem abgelegenen, wunderschönen See im Sonnenuntergangsmodus, ausklingen lassen.
Als uns Wiebke in ihrem Surfer-Van noch nach Hause bringen wollte, riss Kristin schwungvoll die Tür auf. Erfolglos. Jedoch schepperte es lautstark und der Türgriff fiel polternd in den Wagen. Und da wären wieder bei „Wenn Kristin Grau Liegestützen macht, drückt sie die Welt nach unten.“
Die letzten Sonnenstrahlen vor Untergang erwischten wir, wie jeden Abend, auf unserem Balkon mit Blick aufs Meer. Vier Bier, ein Portwein, lecker zubereitetes Essen und ein Kartenspiel mit denkwürdigem Kartenmischverhalten - Urlaub kann so einfach sein.
„Morgen geht’s zum Abschluss noch mal auf die Bretter!“ „Oh ja, ich will noch mal raus auf die großen Wellen.“ „Und dann ist ja noch Livemusik in Hugo’s Bar!“ „Erst wollen wir aber noch mal schick Essen gehen.“ „Oh man, wann packen wir eigentlich?
„Alter, meine Arme!“ Löön hatte den legeren Jugendslang bereits nach dem ersten Surftag angelegt und beklagte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht über überlastete Muskelpartien. „Ich kann meine Waden kaum bewegen.“ stimmte Sissy ein. „Ich hab Rücken.“ krächzte sogar die unermüdliche Kristin. „Das hier ist ja anstrengender als jedes Traning.“ monierte ich, als wir bereits wieder in Neoprenmontur am Strand aufgereiht standen und um 09:00 morgens zum Warmmachtraining aufgerufen wurden. Der Fitnesslehrer kannte kein Pardon. Burpees sind nichts dagegen.
„Dafür dürfen wir uns wenigstens mal 7 Fußballtrainingseinheiten gutschreiben!“ merkte Löön noch an, als es wieder ins frische Nass und in meterhohe Wellen ging. Es war kaum zu glauben, welch einen erholenden Erfrischungsfaktor der Wellensport am frühen Morgen bereiten kann. „Da ist man ja gleich auf 120%!“ „Das sollten wir mal vorm Spiel machen!“ In den nächsten 2 Stunden verbesserten wir unsere Technik auf dem Board und konnten mittlerweile den Skill „Da kann man ruhig mal klatschen“ während der Reise auf der Welle durchführen. Wahnsinn! Auch wenn jeder hinterher mindestens einen halben Liter Salzwasser intus hatte und man sich zwischendurch mit dem Board gegenseitig hüfthoch abgrätscht hatte, weil mal wieder die Lenkung fehlschlug, so blieb es bei einer hochspaßigen Angelegenheit. „Am letzten Tag mieten wir uns noch mal ein Board!“
Zur Erholung entschieden wir den Rest des Tages am Strand zu chillen und die Surf-Profis zu beobachten. Trotz der rauen Atlantikwinde darf man auch hier die Gewalt der Sonne niemals unterschätzen - wie wir später, an dem ein oder anderen roten Farbband, feststellen mussten. Um den Abend genussvoll abzurunden, legten wir - wie jeden zweiten Tag - eine Kochsession ein. Da Sissy und ich dran waren, wurde am Knoblauch kaum gespart. „Schließlich muss man sich den südländischen Gegebenheiten anpassen.“ Bruschetta, Ofenkartoffeln mit Dip, gebackener Schafskäse und zerlaufener Camenbert füllten unsere Teller. „Was ist eigentlich mit dem Rest von meiner Ente?“ erkundigte sich Löön. „Die gibt’s vielleicht morgen ins Omelette.“ „Oder im Sandwich to-go!“
Nach ausgiebigem Frühstück am nächsten Morgen, machten wir uns um zehn Uhr auf die Reise nach Albufeira, einem Ort an der Südküste Portugals. „Das hier ist ja die reinste Abzocke!“ bemängelte ich, als wir diesmal die Autobahnroute wählten und alle 2 Kilometer zur Kasse gebeten wurden. Ein Transponder in unserem Gefährt piepte fröhlich vor sich hin und rechnete pro Piepton, die Mautgebühren von 90 Cent, munter weiter oben drauf. „Na toll, was wird das hinterher für eine Abschlagsrechnung geben!“
In Albufeira flanierten wir zunächst durch Souvenirläden, die abwechselnd allerlei Korkprodukte und/oder CR7-Merchandise zu offerieren hatten. Selbstverständlich ließen wir uns von den bunten Herrlichkeiten blenden und schlugen bei dem ein oder anderem Objekt zu. Nach einem sehr schmackhaften Eis hatten wir auch ganz spontan den Adrenalinkick des Tages gebucht: Parasailing über dem Meer. Nur eine Dreiviertelstunde später fanden wir uns auf einem Speedboot mit Schwimmweste und Karabinerhaken wieder ein und wurden im Duo-Modus mit einem Ruck in die Höhe gezogen. 80 Meter über dem Meeresspiegel wird die Luft schon etwas dünner. Während Kristin die Aussicht genoss, schon wieder Flausen in den Kopf bekam und anfing zu schaukeln, um noch mehr Action in die Sache zu bringen, blieb ich sehr skeptisch. „Ich trau der Sache nicht. Das Seil knackt ganz schön.“ Wir waren lediglich an einem unendlich langen Seil befestigt, über uns der meterbreite Fallschirm. „Was passiert denn, wenn das Seil reist?! Stürzen wir dann direkt ins Meer oder fliegen wir erst noch mal über den halben Kontinent?!“
Mit viel Glück erreichten wir alle wieder das Boot, welches sich zum Abschluss noch mal ein Formel-1 Rennen auf hoher See ablieferte und uns mit diversen Lenkmanövern beinahe über die Reling warf. „Woohoo!“ Endlich waren auch Löön und Kristin auf ihre Kosten gekommen und hatten genug Go-Pro-Material gesammelt.
Es schlug bereits 16 Uhr, als wir uns auf den Weg zum südwestlichsten Zipfel Europas machten. Das Ende der Alten Welt. Ein Blick auf das weite Meer, felsige Klippen, Ferne, Sehnsucht. Es roch nach Abenteuer, Freiheit und irgendwo auch ein bisschen nach Bratwurst. „Die letzte Bratwurst vor Amerika“ kam uns am Tag der deutschen Einheit mehr als gelegen. Schon seit drei Jahren feiern wir diesen Tag gemeinsam, ob in Ecuador, Spanien oder jetzt in Portugal. Hauptsache nicht in Deutschland! ;-)
Ich möchte an der Stelle auch kurz Notiz machen, dass ich auf dem Rückweg nach Arrifana Beach nicht am Steuer saß, uns aber dennoch ein Wohnmobil (!) ohne Probleme überholen konnte. Just to let you know...
Wir entschieden direkt in der Sportsbar einzukehren, ohne uns noch einmal frisch zu machen, da wir ansonsten den Anpfiff des Eurospiels „Vitoria SC - Eintracht Frankfurt“ verpasst hätten. Es handelte sich glücklicherweise um eine genauso unkomplizierte Kneipe, wie wir sie von zu Hause aus kennen. Und so hatten wir auch kein Problem damit, den Wirt zu fragen, ob er für uns das TV-Programm wechseln könnte - auch wenn der offensichtlich eingefleischte Porto-Fan lieber das Parallelspiel schauen wollte. Konnten wir ja nicht ahnen, dass an dem Abend gleich drei portugiesische Teams spielten, wir aber mit dem Eintracht-Match wohl die uninteressanteste portugiesische Mannschaft gewählt hatten. Wir verstanden nicht viel von den anderen, alteingesessenen Kneipenkunden, jedoch raunte ständig der Name der uninteressanten Mannschaft und man wünschte sich wohl eigentlich einen Programmwechsel herbei. Upsi...
Wahrscheinlich konnten wir einfach von Glück reden, dass wir vier Mädels und nicht Männer waren und so erhielten wir nach dem Spiel noch zu prostende Glückwünsche zum Sieg der deutschen Mannschaft. „Saudé!“ und „Where do you live in Germany?“ leitete einer der drei älteren Herren das Gespräch ein. Es wurde - wie an jedem Tag der deutschen Einheit - noch ein lustiger Abend, begleitet von portugiesischem Craft-Beer, Sangria und Portwein. Zuletzt erhielten wir noch eine Einladung für ein Livemusik-Event in selbiger Bar.
Eine Kneipe wie daheim. Offen. Unkompliziert. Herzlich. Und Gin gibt es auch. :-) @Seli