No Tickets no Tacos!

Reist man durch die mexikanische Karibik, so sollte man sich in Einem klar sein: man ist hier nicht der/die Einzige. Welch Überraschung, dass an diesem Wohlfühlort doch mehr los ist, als in einem abgelegenen Ort in den Pyrenäen. Hallo Touristenmekka, willkommen in der Massenabfertigung! Wie sonst sollte man auch die vielen Menschen an einen Ort bringen, wenn nicht mit einem großen Bus oder sollte ich besser sagen, mit einer großen durchnummerierten Buskarawana. Wir waren nur noch eine Zahl und konnten uns glücklich schätzen, wenn man asiatisches Volk unter den Reisenden erspähte, denn das bedeutete, dass es eine englische Übersetzung gab. 

Wir hatten für den ersten Tag einen Ausflug zu dem interaktiven Nationalpark „Xcaret“ im Dschungel gebucht. Der Park an sich hatte definitiv die Note 1 verdient. Bis ins kleinste Detail durchdacht, Aktionen und Attraktionen an allen Ecken und Enden. Schnorcheln in der Meeresbucht, Delfine, Schildkröten, Manatees, Jaguar, Pumas, Bootfahrten durch den Dschungel, das Leben der Mayas als Livevorführung, ein Mayadorf und vieles mehr. Jedoch umgeben von tausenden von anderen Touristen. Und ich erwähne noch mal: Wir sind hier in der Nebensaison. Wie bitteschön sieht das hier in der Hauptsaison aus? 

Als besondere Aktivität buchten wir den „SeaTrek“. Eine ganz neue Taucherfahrung, die bis in 7 Meter Tiefe führt. Man bekommt hierfür eine Art Astronautenhelm aufgeschnürt, der durch ein blaues Kabel mit Sauerstoff versorgt wird, von unten jedoch offen ist. Das bedeutet, dass theoretisch Wasser in den Helm gelangen könnte, was aufgrund des langsam, sich veränderten Wasserstandes, jedoch nicht passiert. Eine Wissenschaft für sich. Meine größten Bedenken galten immer noch der Ohrendruck, der mir schon im Sinner Waldschwimmbad, bei einem Tauchvorgang von einem Meter, bereits Probleme bereitete.

Wir stiegen also alle nach der Reihe über einen natürlichen Treppenzugang ins Meer, bis die erste Person vor mir, bereits in Panik verfiel und abbrach. Na super. Was sollte das nur geben. Im Imagefilm hatte man zuvor glasklares Wasser und eine vorbeischwimmende Riesenschildkröte gesehen, ich sah nur viel Sand und verschwommenes Blau. Als ich mich so langsam adjustiert hatte und mit der neuen Atemzufuhr zurecht kam, ging es tiefer und der Ohrenschmerz- und druck machte sich bemerkbar. Wie im Film gelernt, zeigte ich dem Guide per Zeichensprache meine Probleme an und er deutete mir, meine Hand in den Helm zu bewegen und die Nase für den Druckausgleich zu zuhalten. Zu meiner Überraschung funktionierte dies. Der Druckausgleich und die Handzufuhr in den Helm, obwohl man unter Wasser war. Verrückt. Wir stiegen bis in 7 Meter Tiefe ab und mir gefiel die neue Sportart mehr denn je. Wir sahen zwar keine Schildkröten, jedoch jede Menge bunter Fische und vor allem lief alles in Zeitlupe ab. Unter Wasser gibt es so etwas wie Höchstgeschwindigkeit nicht. Hier scheint die Zeit stehen zu bleiben. Zumindest für den Menschen. Genau mein Tempo. 

Als Krönung des Abends führte der Weg in eine Art Arena, in der musicalartig die Geschichte Mexikos aufgezeigt wurde. Zu Beginn die Mayas, die bereits Fußball kannten, jedoch mit der Hüfte, anstatt mit dem Fuß spielten. Und die das Hockeyspiel beherrschten, anstelle des Puks allerdings einen brennenden Feuerball verwendeten. Bemerkenswert. Im weiteren Verlauf der Darbietung, sah man die Eroberung und Zerstörung der Mayakultur durch die spanische Kolonisation, sowie weitere spanische Lied- und Tanzvorträge bis in die heutige Zeit. Auffällig war, mit wieviel Inbrunst die vielen mexikanischen Zuschauer mitsangen. So viel Herzblut und Enthusiasmus in den Stimmen und Gesichtern. Ein stolzes Land. 

Wir erreichten erst gegen 22:30 Uhr Cancun und vielen sofort ins Bett. Der Jetlack, die starke Sonne und die vielen Aktivitäten setzten uns doch zu. Am nächsten Morgen klingelte der Wecker um 6:15 Uhr. Auf zum nächsten Event.

In einer dreistündigen Fahrt ins Landesinnere, textete uns der Guide Fernando mehr als die Hälfte der Zeit ohne Pause und Unterbrechung in einem Gemisch aus Spanglisch zu, von dem wir bestenfalls ein Viertel verstanden und erst über erneutes Nachfragen zu den wesentlichen Daten und Fakten gelangten. Wir erreichten unser Ziel gegen die Mittagszeit und bekamen genau 1,5 Stunden für einen Schwimmvorgang und das Mittagessen zur Verfügung gestellt. In Windes Eile marschierten wir die 95 Treppenstufe der Cenote hinunter, um uns dort eine Erfrischung zu holen. Eine Cenote ist quasi ein Loch im Boden, das ca. 30 Meter in die Tiefe führt. Dort befindet sich wiederum ein 230 Meter tiefes Loch, das mit Wasser gefüllt ist. Swimmingpool extremo. 

Die Erfrischung tat gut und auch das Essen konnten wir noch in einer passablen Zeit zu uns nehmen. Dann fuhren wir weiter. Zu einem der 7 Weltwunder. Chichen-Itza, ein Maya Tempel. 

„Only one Dollar.“, „Almost free.“ und „Happy Hour just for you my friend.“ dauerbeschallte es uns auf dem Fußweg zum Tempel. An allen Seiten und Ecken hatten sich Mexikaner mit einer unglaublichen Bandbreite an Souvenirs, buntem Allerlei und vielerlei mehr postiert und machten auf sich, mit allen Mitteln und Tricks, aufmerksam. Zwei Stunden lang erkundeten wir die beeindruckenden Maya Ruinen und hielten bis fast zum Schluss dem treibenden Gewerbe stand. In einem Moment der Schwäche griff ich dann doch zu. Zu oft waren die drei Affen mir ins Auge gefallen. Ich musste sie mitnehmen. 

Während der 3-stündigen Rückfahrt durchkreuzten die neu erworbenen Kenntnisse zur Mayakultur noch mal meine Gedanken. Der Tempel war nicht nur ein meisterliches Bauwerk, sondern hatte in sich mehrere Kalenderfunktionen versteckt. Die von 4 Seiten begehbaren Treppenstufen, standen nicht nur für die 4 Jahreszeiten und die 4 Elemente des Lebens, sondern ergaben zusammengezählt die Tage eines Jahres. Die 9 Schichten bis zum Tempeleingang standen zudem für die Monate bis zur Geburt eines neuen Lebens. Viele weitere Faktoren, die in Verbindung zum Kalender und zum Leben standen, waren in diesem Bauwerk integriert. Alles war bis ins Kleinste durchdacht. Und doch glaubten die Mayas nicht an Vergangenheit und Zukunft, sondern nur an das Jetzt. Das war uns nicht so ganz schlüssig. Vielleicht hatten wir auch einfach  mal wieder etwas falsch verstanden.










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