Welcome to the Maya Jungle!

„AllTournative“, das klang doch gleich viel mehr nach unserem Geschmack. Wie gut, das wir uns diesmal gegen den Mainstreamanbieter und für den kleinen Betreiber entschieden hatten. In einem Minivan holte uns Pepe um 6:30 Uhr vom Hotel ab und gabelte noch vier weitere Personen auf. Da fühlte man sich doch gleich viel besser aufgehoben. 


Wir reisten, unter der musikalischen Darbietung Pepes alternativer, mexikanischen Rockplaylist, knapp 2 Stunden ins Landesinnere und betraten den Maya Jungle. Von hier aus führte der Weg mit einer Art Lastwagenjeep, über einen holprigen Dschungelpfad, tiefer in den Wald. Optimale Mountainbike-Bedingungen. Schade, dass diese Option nicht zur Verfügung stand. 

Gleich zu Beginn erhielten wir Schwimmwesten und eine Kletterausrüstung, war die erste Hürde sich in eine 17 Meter Tiefe Cenote abzuseilen. Trotz meiner Höhenangst blieb ich diesmal ganz entspannt, abstürzen konnte man ja nur in ein tiefes Wasserloch. Das Abseilen funktionierte auch ganz reibungslos und ich fragte mich, warum ich beim Canyoning so viele Angststadien durchlaufen musste. Letztendlich musste man doch nur ein bisschen loslassen. Step by Step.


Die Cenote war nicht nur ein Wasserloch, sondern gleichzeitig der Zugang zu einer Unterwasserhöhle. Es war schier unglaublich. Wir schwammen durch das Unterwassersystem, entlang von Kalkstein geformten Stalaktiten, die von der Decke herunter hingen. Alle Cenoten dienten den Mayas, als natürliches Wasserreservoir und waren unter anderem der Grund dafür, dass die Mayas ein so hoch entwickelter Kulturstamm geworden sind. Auch heute noch werden die Cenoten als Wasserspeicher in Yucatan genutzt.


Nachdem wir die Höhle verlassen hatten, wurden wir wieder angezippt und in die Höhe geschickt. Wir arbeiteten uns über ein Holzleitersystem hoch in die Gipfel hinauf, von wo aus der ganze Dschungel zu sehen war. In einem Affenzahn rasten wir mit der der Zip-Line-Funktion von Baumwipfel zu Baumwipfel, bis wir am Ende erneut in einer Cenote landeten. Von dort aus führte der Weg im Schnorchelmodus in das zweitgrößte Unterwasserhöhlensystem „San Actun“ der Welt. Es ist durch 226 Cenoten mit der Wasseroberfläche verbunden und hat eine Länge von 352,9 Kilometern. Wir waren überwältigt, auch wenn wir nur die ersten 500 Meter dieses unterirdischen Flusssystems erkunden konnten. Kristallklares Wasser, versteckt in dunklen Höhlen und nur mit Taschenlampenequipment erkundbar. Pepe leuchtete uns die Stellen aus und wir schnorchelten entlang des Lichtstrahls. Unglaubliche Steinformen und Riffe taten sich vor uns auf, die in kaum einsehbare Tiefen führten. Fische mit Schnurrbarthaaren kreuzten unsere Wege und ich bin mir immer noch ziemlich sicher einen Haifisch gesehen zu haben, was mir zum Glück die Kanadierin bestätigen konnte, wenn auch sonst niemand dieses Mordsgerät gesehen haben wollte. Je weiter wir ins Innere der Höhle vordrangen, desto enger wurden die Durchgänge, die meist geprägt durch viele herunter hängende Stalaktiten waren. Da wir uns die meiste Zeit mit dem Kopf nach unten befanden, um die Unterwasserwelt zu erkunden, merkte man also nicht immer was über einem vorging. Erst als ich mich nicht mehr vorwärts und dann auch nicht mehr rückwärts bewegen konnte, stellte ich fest, dass ich fest hing. Mein Schnorchelstab hatte sich in einem der Stalaktiten verhakt. So was konnte auch nur mir passieren. Zum Glück konnte mich Jenny direkt befreien und der Schorchelvorgang konnte fortgesetzt werden. 


Was mit am beeindrucktesten unter Wasser ist, ist die Stille und die Zeitlosigkeit. Alles spielt sich viel langsamer ab, kein Geräusch ist zu vernehmen, ein absolutes Vakuum. Und die Tiefe der Gewässer ist kaum zu begreifen. Pepe erklärte uns, dass nur erfahrene Taucher weiter ins Höhleninnere vordringen können. Viele haben es oft nicht zurück geschafft. Man muss also feststellen, dass wir die Höhe und dass was sich über der Erde und im All befindet schon zehnmal besser erkundet haben, als das was sich in der Tiefe befindet. Einmal mehr muss man sich wundern, dass es möglich ist, bis zum Mars fliegen zu können, aber die Unterwasserwelten nur zu einem Bruchteil erforscht sind. 


Zum Ende der Reise durch den Dschungel, wanderten wir in eine weitere Höhle, die mit hunderten, kleinen Kerzen ausgeleuchtet war. Dort nahmen wir an einer Zeremonie mit einem echten Maya teil, der uns seinen Segen aussprach. Er bediente dabei eine Art Weihrauchduftsystem, was jedoch einen sehr intensiven und strengen Geruch hinterließ und die ganze Magie dabei etwas verblassen ließ. 


Viel angenehmer war das darauffolgenden Essen, das dem authentischen Kochstil der Mayas entsprach. Pepe erwähnte immer wieder stolz „This is real mexican food. Not  the fake american mexican food.“ Und er behielt Recht. Das Essen war famos! 


Wir fuhren danach noch weiter nach Tulum, einer alten Maya-Städte, die direkt am Meer liegt. Von hier aus hatten die Mayas die ersten Spanier um 1518 kommen sehen. Eine zeitlang konnte man dem Widerstand der europäischen Eindringlinge standhalten, doch der Einfall der Europäer war gleichzeitig das Ende der Einheimischen, das Ende der Mayakultur. 


Nach einem bereichernden Tag kehrten wir nach Hause zurück und führten während der Rückfahrt noch lange Gespräche mit Pepe. Sein größter Wunsch ist es einmal nach Dresden zu fahren, wo im dortigen Buchmuseum der „Codex Dresdensis“, eines der weltweit vier, authentischen Handschriften der Mayas liegt. Die anderen drei sind in Paris, Madrid und Mexiko zu finden. Mir war ehrlich gesagt nicht bewusst, dass sich dieses Monument in Deutschland befindet und dann auch noch in Dresden. Wie ist das denn bloß dorthin gekommen? Und warum ist es nicht in Mexiko, wo es hingehört? Pepe legte uns beim Abschied noch mal ans Herz, unbedingt dieses Buchmuseum zu besichtigen. Es schien ihm ein Herzensangelegenheit zu sein. 









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