History reloaded

"Rumänien? Das liegt doch irgendwo in der Wallachei?!" Nicht ganz, wie wir feststellen mussten, als Valentina und ich unsere Reise in osteuropäische Gefilde antraten. Es verhält sich eigentlich genau anders herum. Die Wallachei liegt tatsächlich in Rumänien und kann neben den angrenzenden Regionen Moldau und Siebenbürgen lokalisiert werden. "Und was wollt ihr dort?" Diese Frage hätte man vielleicht bereits den im Jahre 1147 auswandernden deutschen Siedlern (oh, am Ende waren das Flüchtlinge!?) stellen müssen, die ab diesem Zeitpunkt Rumänien im weitesten Sinne zu bevölkern begannen. Siebenbürgen, im rumänischen auch als Transsilvanien bekannt, wurde zum place-to-be der Siebenbürgischen Sachsen (waren aber gar keine Sachsen, sondern Leute aus Köln und vom Westerwald). Während dieser Ära gründeten die deutschen Siedler, die der Legende zufolge zwecks Seuchen und Hungersnot ihr Heimatland verließen, viele Städte und Ortschaften in Rumänien. Die größte und bekannteste dieser Siedlungen nennt sich Hermannstadt (Sibiu) und durfte sich 2007 'Kulturhauptstadt Europas' nennen. Bravo! 

Genau in dieser Stadt, die übrigens Partnerort Marburgs ist, befinden wir uns aktuell und werden von unserem hier derzeit lebenden Cousin und Bruder beherbergt. Sibiu ist westlich angehaucht, von 'dm' bis 'Zara' ist alles vertreten, jedoch historisch geprägt. Es vermittelt durch alte Gemäuer, unzählige Kirchen und Befestigungsanlagen ein stimmiges und kulturell wertvolles Stadtbild. Nur von den ehemals eingewanderten Siebenbürgischen Sachsen ist kaum noch jemand übrig geblieben. Neben Gründen wie der Flucht nach dem zweiten Weltkrieg und der Massenauswanderung nach der Rumänischen Revolution '89, schreibt ein deutscher Reisender folgendes:

"Die Sachsen beklagen sich oft seufzend, daß ihre Dörfer aussterben, daß ihre Häuser leer stehen und sich Rumänen hineinsetzen. ‚Können wir dafür’, erwidern die Rumänen, haben wir die Sachsen todtgeschlagen, thun wir ihnen ein Leid an? Gewiß nicht, sie selbst sind Schuld, wenn sie verschwinden und keine Nachkommen hinterlassen."


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