The end's not near, it's here.

Denn eines Tages fällt dir auf,
Es ist wenig was du wirklich brauchst.
Also nimmst du den Ballast 
Und schmeißt ihn weg,
Denn es lebt sich besser,
So viel besser,
Mit leichtem Gepäck. 

- Silbermond


Tag 17 - 20

Und dann waren wir plötzlich in Kapstadt. Alles schien auf einmal so neu, so lebhaft und so pulsierend. Wir waren mit einem Mal mitten drin, statt nur am Rande einer malerischen Landschaft. Die zivilisierte Großstadt und digitale Schnittstelle zur Außenwelt hatte uns zurück. Anstatt uns also im Zeltaufbau zu battlen, bezogen die Münchner Hafengarde, löön und ich diesmal ein 4-Bett Zimmer und machten uns mit Teppichboden, Lichtschaltern, Betten, Ganzkörperspiegel und integriertem Badezimmer vertraut. Dieser neue Luxus war kaum aushaltbar!

Der letzte offizielle Abend unserer Tour wurde nach ersten Erkundungen der Stadt mit einem Cider eingeläutet. Dann schritten wir gemeinsam in das afrikanische Szenerestaurant "Mama Africa", in dem wir bereits mit Trommeln, Holzxylophonen und anderen afrikanischen Klängen begrüßt wurden. So versuchten wir uns einmal mehr an lokalen Speisen und ließen uns den afrikanischen Gaumenschmaus auf der Zunge zergehen. Unterdessen hieß es Abschied nehmen und so übernahm Chris die offizielle Dankesrede an unsere Guides Wendy + Mike. Sichtlich gerührt durchlebten wir abermals das Best of unserer Tour und ließen die Highlights noch einmal Revue passieren. Der Abend setzte sich in diversen Barlocations weiter fort, bis wir wieder in sichere Gefilde einkehrten. 

Am nächsten morgen drohte zunächst eine deftige Enttäuschung! Der Tafelberg, welchen wir an diesem Tag besteigen wollten, war umringt von einer Wolkenfront, die einen schier in Angst und Schrecken versetzte. Nach viel Abwägerei entschlossen wir uns schlussendlich den kleinen Bruder "Lions Head" zu besuchen, welcher frei von jeglichem weißen Gewand war. Es sollte sich als DIE Entscheidung schlechthin entpuppen.

Der Lions Head ist zwar nur 669m hoch, gilt aber als einer der schönsten Aussichtspunkte, da er im Gegensatz zum Tafelberg einen 360 Grad Rundumblick bietet. Die meines Erachtens nicht TÜV-geprüfte Strecke nach oben begann zunächst harmlos und wurde lediglich durch starke Ansteigung und prallende Sonne erschwert. Als die ersten Metallketten und eisenlastigen Leitern zum weiteren Aufstieg zu sehen waren, änderte sich dieser Zustand jedoch abrupt und wir gaben uns einmal mehr sportlichen Höchstanstrengungen hin um die folgenden Hindernisse zu überwinden. Das Kraxelerlebnis fand seinen Höhepunkt als wir uns die letzten Meter mit Händen und Füßen teils hochziehen, teils entlang hangeln mussten. Nichts für schwache Nerven! 

Auf dem Kopf des Löwen angekommen, wurden wir jedoch mit einer Aussicht vom Allerfeinsten belohnt. Bereits während des Aufstiegs hatte man so manch neues Wohnzimmerpanoramaleinwandmotiv in Augenschein genommen, doch hier oben bot die Sicht einem nochmal alles was das Fotografenherz begehrt. Neben dem Komplettüberblick der Innenstadt Kapstadts, gab der Lions Head eine sagenhafte Sich auf den Tafelberg, sowie Devils Peak, die Twelve Apostel und Robben Island frei. Auch ein paar Echsen und dicke Timons, hielten sich auf diesem Plateau auf. Wir hätten gut und gerne noch bis Sonnenuntergang auf diesem Felsen verharren können, doch die brechende Mittagssonne befahl zum Abstieg.  

Nachdem löön und ich in unser neues Hostel eingecheckt hatten und nach etlichen Minuten auch wieder den Weg durch das Hostellabyrinth in die Außenwelt fanden, trafen wir uns mit dem Rest der Group in einer kubanischen Bar namens "Mojito" für leckere Burgerspeisen ein. Viel mehr wann an diesem Tag auch einfach nicht mehr drin. Wir waren alle platt wie ein Hatschel und merkten erstmals die Anstrengungen der vergangenen Tage. Hostel. Bett. Tiefschlaf.

Am vorletzten Tag unserer Reise erkundeten löön, Chris und ich noch einmal die Vorzeigeorte Kapstadts und handelten das Touri-Programm Cape Point, Cape of Good Hope, False Bay, Boulders Beach und Wine-Tasting ab. Nach 9,5 Stunden Erkundungstour trafen wir uns mit den hinterbliebenen Reisegefährten im Karibu Restaurant an der Waterfront auf ein letztes Abendmahl ein. Es wurde gegessen, gelacht, getrunken, in Erinnerungen geschwelgt und Pläne für eine Réunion geschmiedet. Patrick verabschiedet sich für seine Weiterreise nach Neuseeland, Chris wird seine Welttournee mit einem 54-tägigen Campingtrip durch weitere afrikanische Gefilde abschließen, Julia und Maira befinden sich am Ende ihres 8-monatigen Trips durch alle Herrenländer, Selina macht sich noch einmal auf nach Namibia und die hart arbeitende Gesellschaft, bestehend aus Gemma, Jo, Saskia, Maren, löön und mir, muss am Montag wieder auf der Arbeit antanzen. Welcome to Reality!

Am Ende ziehen wir Bilanz. 

* Es reist sich besser, so viel besser mit leichtem Gepäck
* Ca. 10.000 gelaufene Treppenstufen
* Ca. 3 Liter aufgetragene 50er Creme
* Ca. 15 - 20 Mosquito Stiche
* Round about 30 blaue Flecken (Juli)
* In Afrika gibt es viele Deutsche und Pumbas
* Türschlösser sind überbewertet 
* Cider trinkt sich wie Fanta 
* Zelten ist gar nicht so schlecht
* unter den Sternen schlafen aber auch nicht
* Zeit und Geschwindigkeit ist Auslegungssache (TIA=This is Africa)
* Ein mobiles Endgerät hält im Offline-Modus eine knappe Woche durch - mit kurzzeitigem Wifi 3 Stunden
* Bremen muss Einwohnerlos sein

Am Ende unserer 3-wöchigen Reise können wir einmal mehr sagen, dass es sich gelohnt hat. Jeder Ort, jede Begegnung, jeder Augenblick war einzigartig und hat unsere Augen und unsere Gedanken weiter geöffnet. Wir haben so viel gesehen und erlebt, sind bis an unsere Grenzen gegangen und darüber hinaus. Auch wenn die Situation oder das Hindernis noch so unüberwindbar schien, man muss den nächsten Schritt tun und weiter gehen. Alles ist möglich. 


Und wenn's am schönsten ist
Und du nichts mehr vermisst
Dann mach die Augen auf. 

- Joris 








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