Fleisbach goes Rimini! Teil 1

"Was isn' das für en sonderbares Schlauchsystem?" rief ich über die eingebaute Telefonanlage im Bad meinen Mitreisenden zu, als ich das Föhngerät begutachtete. "Damit werden wir keinen Krieg gewinnen." stellten wir trocken fest und kalkulierten eine Föhn-Nettozeit von 45 Minuten ein. Das Airport Hotel überzeugte mit einem reichhaltigen Frühstücksbüffet, welches jedoch Minuspunkte bei Industrie-Rührei zu verbuchen hatte. Auch die Distanzangaben entpuppten sich als trügerisch. Hatte der Hotelportier noch vor wenigen Tagen per Mail vermeldet, dass es nur ein "short walk" von 500 Metern vom Hotel zum Busbahnhof sei, so korrigierte das Personal vor-Ort die Angabe auf 3,5 Kilometer Fußmarsch und die Frage "Do you like to book a taxi?" Als wir uns die nicht begehbare Strecke Richtung Busstopp anschauten, bejahten wir die Frage zugleich und orderten mit einem Unkostenbeitrag von "Maximum 20€" die personalisierte Fahrvariante. Am Hauptbahnhof Bolognas angekommen, sollte die Reise weiter nach Rimini gehen. Unsere Reiseleitung löön hatte dafür alles akkurat und mit spitzen Bleistift ausgearbeitet. Zu unseren besonderen Überraschung sollte auch das Unterhaltungsprogramm während der Fahrt zu keinem Zeitpunkt zu kurz kommen. Nach nur wenigen Minuten Zugreise, gesellte sich eine einbeinige italienische Musikkünstlerin in unser Abteil, die mit einem äußerst ausgeprägten Sprachorgan und dezent extravaganten Kleidungsstil alle Blick auf sich zog. Ihr brandneues Keyboardgerät, sowie die überdimensionalen Kopfhörer, gigantische Sonnenbrille und spitzlackierten Fingernägel vervollständigten das Gesamtbild. Mit ihrer Police-Office Hutbekleidung und einer abgefranzten Krawatte schlug die bis ins Detail geschminkte, italienische Lady Gaga in die Tasten und schmetterte avatarische Lyriken durch das Zugabteil. Mit absoluter Selbstüberzeugung und einem Hang zum Überschwänglichen berichtete uns der selbst ernannte Star, nach ihrem grandiosen Auftritt, von ihrer unglaublich erfolgreichen Karriere und ihrem 60-jährigen Produzenten, der sich derzeit in Südamerika befindet. "Bye Bye Girls from Germania!" rief uns die, mit bürgerlichem Namen bezeichnete 'Marika Bianchi' zu, als sie uns noch eine Visitenkarte zur Eventbuchung hinterließ. 

Ohne musikalische Untermalung stiegen wir in Raverne um und setzten die Reise bis zum Endziel "Torre Pedrera" fort. Ganz ohne bürgerliche Mithilfe und Ortskenntnisse erreichten wir schlussendlich das 3-Sterne Hotel mit Blick auf Strand. Der nächste Aktionspunkt lautete 'Sprung ins brühwarme Meer" und Réunion des Teams TSV Fleisbach. Im Chill- und Bademodus gestalteten wir die weiteren Stunden, bis wir uns zum Gala- und Eröffnungsabend des Turniers nach Gatteo de Mare begaben. Mit großen Erwartungen und einem einheitlichem Dress betraten wir die Kunstrasenfläche, die uns zwischen Staunen und ernüchternder Erkenntnis, vorerst den Atem nahm. Höchst improvisiert eröffnete sich zwischen Bierzeltgarnitur, italienischem Fingerfood, Plastikbechern, Campinggefilden und ausländischem Vokabular das Event vor uns. Denkwürdig, seltsam, surreal und nicht-von-dieser-Galaxie, lässt sich das Abendprogramm was irgendwas zwischen Mini-Playback, Transvestiten und Spice-Girls-Comeback - Show hatte, wohl annähernd beschreibend. "Ich dachte wir wären hier auf ner renommierten Veranstaltung angemeldet." ließ löön noch verlauten, als wir uns mit fragwürdigen Blicken dem anders-als-gedacht-Event hingaben. So blicken wir gespannt dem morgigen Turnierverlauf und weiteren Ereignissen entgegen. Der Provinzverein TSV Fleisbach meldet sich hiermit in den Schlafmodus um die internationalen Randbedingungen zu verarbeiten und sich Neuem zu öffnen. Salute und Buon notte! 





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