Mind the gap!

Act One - Keep left

Trotz heftiger Debatten um ein mögliches Eingreifen im Syrien-Krieg, hinderte uns dies nicht, am Donnerstagmorgen in aller Hergottsfrüh und Überhören des lautstarken Weckers, die verlängerte Wochenend-Reise nach London anzutreten. Gestärkt durch liebevoll belegte Brötchen des Catering Service Schmitt, erreichten wir den übersichtlichen, jedoch stressfrei- und sauberen Flughafen Köln/Bonn, von dem wir mit der Billig-Airline 'easyjet' nach London transferiert wurden. Nur eine Stunde dauerte dieses Unterfangen an, was uns zunächst ein zeitliches Plus verschaffte. Die folgenden transferlichen Aktionen machten dies allerdings umgehend wieder wett und rissen zudem ein höchst unschönes Loch in unsere Portokasse. Mit dem Gatwick-Express rollten wir vom Flughafen bis nach Victoria und von dort aus ging es, nach mehrfachen Gezeter am Ticketschalter, mit der Tube (zu Deutsch: U-Bahn) zur Endstation Holborn.


Das unhandliche Gepäckstück namens Koffer, welches schon am Flughafen nur mit viel Augenzudrücken und 0,6 kg Übergewicht (merke: wir teilen uns einen suitcase) durch den wachsamen Zoll gelassen wurde, sorgte auch in dem beengten U-Bahn Labyrinth für wenig Freude bei den beteiligten Trägern. Ein weiterer Fußmarsch von der Station bis zum Hostel, der mit unwesentlichen Verirrungen versehen war, führte uns schlussendlich zur BGI-Herberge 'Pickwick-Hall', die inmitten einer fein säuberlichen Allee und Altbauflair lokalisiert werden konnte. Der erste Eindruck im neuen zu Hause versprach ein ruhiges, freundliches Ambiente: nettes Personal, kostenfreies Internet, Frühstück inklusive, Blick ins Grüne, Mikrowelle und Kühlschrank auf dem Zimmer. Eine englischlernende Brasilianerin und eine taiwanesischen Kanadierin sollten unsere Zimmergenossen für die kommenden Tage werden, wobei Miss Brazil gegen eine ältere australische Dame am Folgetag ausgetauscht wurde.


Nach den ersten örtlichen Erkundungen der näheren Umgebung, machten wir uns auf Richtung 'Leicester' um dort die bereits online georderten Tickets für 'Les Miserablés' abzuholen. Der Fußmarsch, welcher laut Karte nur wenige Minuten bis zur gewünschten Straße andauern sollte, entpuppte sich als 5km-Walk, denn es konnte ja kein Mensch erahnen, dass das Theater am letzten Ende der Shaftesbury Avenue lag. Diese kleine Wanderung (Leute, wir sind ja nicht zum Spaß hier!) verschaffte uns jedoch einen guten Überblick, über die sich später heraus stellende Nightlife-Szene, in welcher auch noch ein Chinatown integriert war. In Folge der Ticketabholung, erblickten wir Piccadilly Circus, eine flimmernde Werbefront und DAS Pendant zum New Yorker Time Square. Auch unsere erste obligatorische Ration "Fish & Chips" ließen wir uns hier schmecken, bevor wir weiter zum Trafalgar Square zogen und für einige Fotosessions inne hielten. Kleine Randnotiz: Der Trip sollte sich zum Fotomarathon der Teresa Schmitt entwickeln, wobei gar ein neuer Rekord in der  Weitblickwinkel-Fotografie aufgestellt wurde.

Fish & Chips

Entlang der Whitehall erblickten wir weitere politisch bedeutende Gebäude, die immer wieder von "Love Syria" und "Welfare, not Warfare" - Plakaten geschmückt waren.  Auf der gegenüberstehenden Seite Kioske mit den aktuellsten Meldungen und Debatten rund um die Positionierung Englands im anstehenden Nah-Ost Krieg. Hoch über all dieser Informationsflut ragte "The Voice of Britain" - der Big Ben und nebenstehend 'Palace of Westminster' - stetig wie eh und je. Welcher dieser zwei geschichtlichen Bauwerke Londons die längere menschliche Wartschlange aufweisen konnte, oder ob am Ende doch der Neuzugang aus dem heutigen Jahrhundert, das "London Eye", dieses Wettstehen verzweifelter Touristen aus aller Herrenländer gewinnen konnte, erfuhren wir an diesem Spätnachmittag nicht mehr. Denn es galt sich zügig auf den Heimweg Richtung Hostel zu begeben. Hierbei erlebten wir den ersten finanziellen Rückschlag der da noch kommenden Tage. Resi hatte ihr für teures Geld erworbene Tages-U-Bahn-Ticket im Hostelzimmer liegen gelassen, was nun erneut am Ticketsystem erworben werden musste. Nach diesem Ärgernis änderten wir unsere Route und schlugen in Russel Square auf, um von dort mit einem wesentlich kürzeren Fußmarsch am Bedford Place anzukommen. Die Abendgarderobe wurde schnell übergeworfen, denn man wollte pünktlich um 18 Uhr Resis Londoner Reisegefährten in Leicester antreffen. Unterwegs begangen wir den zweiten großen finanziellen Fehlschuss und bogen kurz vor U-Bahn Station in einen Lebensmittelladen ein, damit sich Miss Schmitt eine Zahnbürste zulegen konnte. Viele Menschen dachten sich an diesem folgenschweren Abend ähnliches, sodass auch ich mein Tagesticket in dem menschlichen Wirrwarr verlor. Folglich musste ein neues Transportpapier angeschafft werden, was nicht zwingend zur Begeisterung der Reiseteilnehmer führte.


Trotz all dieser Fehlschläge erreichten wir mit nur 10 Minuten Verspätung (neuer Rekord!) das indische Restaurant Dishoom, welcher Treffpunkt der internationalen Runde werden sollte. Zu fünft bestaunten wir die umfangreiche, indische Spezialitätenkarten und waren sichtbar überfordert mit der Auswahl der Gerichte. Da dies auch den Bediensteten auf zufielen schien, wurde uns zur Entscheidungserleichterung erst einmal eine Flasche Champagner gereicht, die wir dankend annahmen. Selbstverständlich in der Annahme, dass diese später nicht auf der Rechnung erscheinen würde. Nur wenige Schlucke genügten, bis wir uns allesamt für das "Chicken Ruby" mit Curry, Reis und indischem Brotfladen entschieden. Eine kluge Entscheidung, die uns mundete und satt werden ließ. Originalzitat Resi: "Indisch ist gut. Einmal im Jahr reicht!". Mit Bezahlen der Kostbarkeiten UND der Champagner Flasche verließen wir die Gastronomie und begaben uns gegen 20 Uhr in Londons Barszene. Das Jewels, nähe Covent Garden, schlug mit läppischen 5 Pounds für eine importierte 0,33 Liter Flasche Becks gleich knallhart zu Buche, worauf Resi und ich beschlossen uns alle Folgegetränke ausgeben zu lassen. Das Porterhouse schräg gegenüber lud uns hierfür lautstark ein und Resis spendabler Reisefreund ‚Nikesh‘ organisierte die nächste, sowie auch letzte Bierrunde. Merke: Zu diesem Augenblick glaubten wir noch es läge an dem Donnerstagabend, dass Bars bereits zu früher Stunde schlossen.


Mit der U-Bahn ging es durch gefühlte 8 Mio. Menschen nach Hause ins friedvolle Hostel, wo uns die taiwanesische Kanadierin von ihrem Vorhaben den St. James Way in Kürze bestreiten zu wollen, in Kenntnis setzte. Nach viel geographischem Hin- und Hergerätsel wo dieser wohl liegen möge, stellte sich heraus, dass es sich um den Jakobsweg handelte. Erkenntnis des Tages: Man darf beim Übersetzen der englischen Sprache auch mal 5 gerade sein oder Jakob als James spaziergehen lassen. Hauptsache man kommt am Ende in Santiago de Compostela ohne größere Fuß- und Beinschmerzen an, wie es uns noch nicht einmal beim Durchqueren Londons Gassen gelungen ist. Das altbewährte Blasenpflaster lässt grüßen!


Act Two - Hear the people sing


Um 8:30 Uhr erschallte der Wecker und ließ uns wenige Minuten später am gedeckten Tisch der Hostelküche Platz nehmen. Müsli, Cornflakes, Toast und Marmelade - ein übersichtliches Menü, was jedoch ohne weitere Kosten versehen war und somit bestens in unseren BGI-Plan passte. Da unsere Zimmergenossen noch in den tiefsten Träumen schlummerten und das Bad, welches ansonsten nicht anzumängeln war, keine Steckdose aufwies, musste der Handlungsakt 'Föhnen' ins Wohnzimmer verlegt werden. Auch nett.


Wir hatten uns viel vorgenommen für die kommenden Stunden und so starteten wir im 'Green Park' durch, um von dort aus zum Buckingham Palace zu gelangen. Während diverser Fotoaufnahmen aus sämtlichen Perspektiven, füllten sich, zunächst von uns unbemerkt, die umliegenden Plätze mit Menschenmassen, bis wir plötzlich inmitten eines gefühlten Millionenpublikums standen. "Die Queen muss im Anmarsch sein", freuten wir uns, denn anders ließ sich diese Ansammlung von begeisterten und erwartungsvollen Leuten, nicht erklären. Schnell ergatterten wir uns die absoluten Spitzenplätze hinter einer Absperrung am Rande einer völlig unwichtigen Durchfahrtsstraße. Gut und gerne hätten wir hier auch ohne Bemerken des unzähligen Polizistenaufgebotes verweilen können, wenn nicht die dusseligen Touris unseren Plan durchschauten und sich in Strömen zu uns gesellten. Nur wenige Augenblicke später verwies uns die strenge Politesse, gesattelt auf einem garstigen Pferd, der Plätze und verdeutlichtete ihre Position in dem sie zielstrebig ihr Ross in unsere Richtung lenkte. Im leicht eingeschnappten Zustand suchten wir uns also erneut neue Plätze in der letzten Reihe, um dann irgendwann festzustellen für welch unspektakuläres Ereignis wir uns überhaupt solchen Strapazen unterzogen hatten. Die königliche Garde wechselte wie an jedem verdammten Tag ihre Schicht und anstatt dieses einfach mit ordnungsgemäßer Schichtübergabe zu tun, wurde noch 3-4-mal in der Posaune gepustet. Lachhaft! Ein Ereignis das zwar als kostenloses Highlight im Lonely Planet deklariert wurde, jedoch unseres Erachtens völlig überbewertet wird.

Buckingham Palace

Frühzeitig machten wir uns aus dem Staub, denn mittlerweile schrie die nächste Portion Fish & Chips nach uns und der Tower of London wollte ebenfalls in seine Gemächer locken. Mit preiswerten 21,45 Pfund ersteigerten wir die Tickets, welche eine free-guided Tour beinhalten sollte. Auch dieser Bonus erwies sich erneut als unnütz, denn wer hat wirklich Lust 2 Stunden lang einer englischen Ansprache zu historischen Geschehnissen mit 60 weiteren Teilnehmern zu lauschen?! Wir nicht und so verloren wir leider die Gruppe schon nach 15 Minuten, um den Tower of London auf eigene Faust zu erkunden. Wir durchquerten Waffenkammern, königliche Schlafgemächer, lernten die 3 Lions und den ganzen Zoo von König Heinrich-den-wievielten-auch-immer kennen, bestaunten die Kronjuwelen und stellten fest, dass Wilhelm-der-Eroberer ein kleiner Sparfuchs war. Des Weiteren gaben uns die Befestigungsanlagen des Towers hervorragende Blicke auf die Tower Bridge aus verschiedenen Perspektiven frei.

Tower Bridge London

Zum Spätnachmittag machten wir uns mit der U-Bahn auf die Heimreise, um rechtzeitig Richtung Musical Theater in Leicester zu schreiten. Die Besetzungsliste klang vielversprechend, wir kannten nicht einen einzigen Künstler bis auf den schwedischen Younstar "Anton Zettoholm", was aber insbesondere der Reiseteilnehmerin Schmitt voll und ganz genügte. Die hervorragende Platzauswahl in dem kleinen aber äußerst sehenswerten und gut belichtetem Musical Theater, ließen die kommenden 3 Stunden zu einem unvergesslichen Erlebnis werden, in dem man sich schon nach wenigen Minuten zurück ins 18. Jhd. und inmitten einer französischen Revolution versetzt fühlte. Besonders herausragend möchte ich an dieser Stelle den 7-jährigen Jungen erwähnen, der mit seinem schauspielerischen Witz & Charme sofortwirkend alle Sympathien des Publikums auf sich ziehen konnte. Mit einem grandiosen Finalsong endete das künstlerische Highlight dieses Abends und ließ uns an der sogenannten 'Stage Door' noch einmal sämtliche Darsteller persönlich verabschieden. Allen voran selbstverständlich der deutschsprechende Schwede ;)

Les Miserablés - eine grandiose Vorstellung!
Les Miserablés - eine grandiose Vorstellung!
Beflügelt und in bester Stimmung beschlossen wir nach dieser wundervollen Darbietung in die Barszene zu gondeln, um mit ein paar netten Getränken den Abend zu beschließen. Um 23:30 Uhr erreichten wir die Nightlife Street von Covent Garden und schwenkten zugleich in den place-to-be des Vorabends ein. Noch bevor wir nur einen Fuß in den Beergarden setzen konnten, wurden wir jedoch der Lokalität verwiesen. "Sorry guys, we're closing!". "What?!", starrten wir uns ungläubig an, dies musste eine Fehlauskunft sein und zugleich schritten wir in das nächste Etablissement um auf der Türschwelle direkt kehrt zu machen. Auch hier sollten die Türen in wenigen Minuten geschlossen werden. Einen letzten Versuch starteten wir in 'Henry's Bar', welche uns freundlicherweise für ein Bier aufnahm um uns dann um Punkt 00:00 Uhr heraus zu werfen. Jedoch mit der Option gleich ein Taxi in Anspruch nehmen zu können. Erbost verneinten wir dieses Angebot uns zogen sogar in Erwägung aus reinem Trotz zu Fuß zurück zum Hotel zu marschieren, denn auch die U-Bahn-Station hatte bereits geschlossen. Beim Passieren ein paar vietnamesischer Kutschen (Wagen mit Fahrrad voran gespannt), überdachten wir jedoch unser trotziges Vorhaben und hauten postwendend den jungen Kolumbianer an, der uns für läppische 15 Pfund direkt vor die Haustür kutschieren wollte. Resi drückte den Preis noch mal auf 12 Pfund runter und kurzerhand fanden wir uns auf der Rückbank eines mit Decken ausgelegten, frei luftigen Kutschier Wagens wieder. Die 10-minütige Fahrt mit dem südamerikanischen Studenten erwies sich als absolut lohnenswerte Investition und sollte zu jederzeit einer stickigen Taxifahrt vorgezogen werden!

Chinatown London

Erkenntnis des Tages: 8 Millionen Menschen sind ne Menge Holz und berechnet man die ganzen Touris noch hinzu, kann es einem schon mal ganz schnell warm ums Herz und in U-Bahnstationen werden. London ist exklusiv, jedoch auf Dauer zu überfüllt und anstrengend. Und Nachteulen kommen hier eher selten auf ihre Kosten!

 

Act Three - Castle on a sunny side


Wer lesen kann ist klar im Vorteil! Dies war schon Erkenntnis in vielen anderen Blogbeiträgen, kann aber zu jeder Zeit wieder hervor geholt werden. So bedauerten wir am nächsten Morgen noch einmal unsere schmerzenden Kniegelenke und Fußsohlen, die am Tage zuvor durch einen unbedachten Fauxpas und sportlichen Hirnriss, unnötig erzwungen wurden. Deutlich und eigentlich unverkennbar, strahlten uns die Worte auf den drei prominent platzierten Schildern entgegen, die wir am Vortag völlig blindlings stehen gelassen hatten. Selber schuld! "No exit", und "Only use in emergency", hätten Warnung genug sein müssen, die Treppe neben dem Lift nicht zu nutzen. Spätestens aber der dezente Hinweis "These are 175 freaking steps", hätte alle Alarmglocken läuten lassen müssen, um den bevorstehenden Treppenmarathon zu überdenken. So zahlten wir unser Lehrgeld und keuchten die 175 Treppenstufen aus 20.000 Meilen unter der Erde nach oben.

Piccadilly Line

"Die Meter nimmt uns keiner mehr!", bedachten wir noch einmal kopfschüttelnd, als wir am nächsten Tag erneut vor dem Treppenhaus standen, diesmal aber vernünftigerweise den Lift nahmen. Ein kluger Entschluss, denn Treppen sollten wir an diesem Tag noch genug laufen. Die Entscheidung welche Sehenswürdigkeit am Samstag, dem vorletzten Tag unserer Reise, in Augenschein genommen werden sollte, fiel nach mehrfachen Lonely Planet und Internetrecherchen auf die St. Pauls Cathedral. Das architektonische Meistwerk schlug mit 14 Pfund (merke: im Sommer sind wir immer Studenten ;)) zu Buche, wobei sich jeder Penny gelohnt hatte. Mit je einem iPod und deutschsprachigem Audiotourguide ausgestattet, bewies die anglikanische Kathedrale Gespür für Moderne und konnte somit junges wie altes Publikum gleichermaßen bedienen. Der flexible Audioguide, mit dem man sich individuell durch das Kirchenschiff und die Krypta bewegen und zu jederzeit den entsprechenden Hörspieltext einspielen konnte, begeisterte uns sichtlich. Trotz allem ließen wir es uns nicht nehmen, neben den digitalen Einflüssen auch eine echte Kerze anzuzünden und die 365 Fuß hohe Kathedrale hinaufzusteigen. 528 Treppenstufen verbesserten unsere Gesamtstatistik und ließen uns in 111 schwindelerregenden Höhenmetern die Aussicht über ein strahlendes London ohne jegliches Wölkchen genießen. Ein fantastischer 360° Panoramablick, bei dem selbst das London Eye winzig erschien.
Aussicht von St. Pauls Cathedral

Pünktlich zur Mittagszeit beendeten wir unsere kulturelle Reise durch die Kirchengeschichte und ließen uns im gegenüberliegenden Pizza Express nieder. Der stets zuvorkommende und serviceorientierte Kellner offerierte uns eine leichte Pizza im mediterranen Style und vermerkte zudem einen persönlichen Gruß auf der verhältnismäßig preiswerten Abschlussrechnung. Hier darf man gut und gerne noch mal einkehren ;) Doch wenige Minuten später befanden wir uns auch schon wieder in der U-Bahn und Richtung Wembley Park. Als kleines nice-to-have betraten wir das 90.000 Zuschauer fassende Wembley Stadion, in welchem eine ungewohnte Totenstille herrschte. Es war so ruhig, dass es gar langweilig erschien und bei uns schon nach wenigen Minuten Desinteresse weckte. Wir verließen mit ein paar Souvenirs das zweitgrößte Stadion Europas und begaben uns Richtung LIDL-Lebensmittelmarkt, der in der angrenzenden Einkaufslandschaft anzufinden war. Hier besorgten wir auf den letzten Drücker zwei Geburtstagsgeschenke in Form von deutschen Süßigkeiten, die wir für unseren nächsten Programmpunkt "Bollywood-Birthday-Party" benötigten. Eine spontane Einladung meiner Reisegefährtin 'Sonam", die ich in Mittelamerika kennen gelernt hatte, ermöglichte uns dieses Event, welches in den Vororten Londons stattfinden sollte. Hierfür holte uns die Mutter Sonams, eine herzenzgute Frau im Original-India-Dress, nähe LIDL ab und kutschierte uns in die sehr sehenswerte Nachbarschaft. Der genüssliche Duft eines Barbecue-Grills strömte uns bereits vor der Haustür entgegen, bevor wir uns wenige Sekunden später im Garten mit Tortilla Chips und dem neuen Sommer-Modegetränk "PIMMs" einfanden. Die rein indische Geburtstagsgesellschaft begrüßte uns freudig und lud uns zu Maiskolbensnacks, gewürzten Grillkartoffeln und Salatvariationen ein. Ein buntes Treiben, bei dem Freunde, Familie und Kinder gleichermaßen vertreten waren und für einen interessanten Einblick in englische oder aber auch halb-indische Geburtstagsfeiern sorgte.

Wembley Stadium London

Gegen Spätnachmittag verließen wir Klein-Delhi - nicht ohne der Bitte das nächste Mal doch wieder einzukehren und für Indiatown ein bisschen mehr Zeit mitzubringen - und pendelten zurück in den Kern der City, wo bereits um 17 Uhr die Happy Hour eingeläutet wurde. Doch bevor wir uns dem gemütlichen Teil des Abends zuwandten (viel Zeit bis zum Schließen der Bars blieb uns ja nicht mehr), versuchten wir unser Glück noch einmal bei dem Ersteigern einer weiteren Musical-Karte für den Abend. Doch außer ein paar schäbigen Plätzen im letzten Eck, konnte uns an einem Samstagabend nicht viel entgegen gekommen werden, wodurch wir uns für die Ausgeh-Variante in Leicester entschieden. Hierfür wechselten wir im Hostel noch einmal in die sportliche Abendgarderobe und pfiffen im Anschluss unsere höchst persönliche Pub-Crawl-Tour-London an. Im Verve, einer Glamour Bar auf der Mainstreet, starteten wir mit einem vorzüglichen Mojito durch und ließen uns von Chartmusik berieseln. Anschließend legten wir einen Bierstopp im gut bürgerlichen Pub "The Sussex" ein, welches mit Spitzenpreisen ganz oben auf der BGI-Liste aufgeführt werden darf. Letzter Stopp (denn merke: wir haben mittlerweile 22 Uhr und somit bald Sperrstunde) wurde das spanisch angehauchte "La Tasca", welches uns als Welcome-Drink sogleich einen weiteren Mojito offerierte. Wir beschlossen den Abend mit einem Tequila Rosé, um uns dann zeitig Richtung U-Bahn-Station zu begeben. Doch ein Hindernis hatten wir nicht auf der Rechnung: Bisher völlig außer Acht gelassen, befanden wir uns plötzlich auf der Shopping Avenue, die zwar modetechnisch geschlossen hatte, jedoch einen nicht unbekannten Süßigwarenladen für den 24-Stunden Besuch hervorbrachte. Das 3-stöckige M&M Bauwerk lockte uns in seine bunten Hallen und strahlte uns mit farbenfrohen M&M Accessoires und Leckereien von allen Seiten an. Wie im Schlaraffenland bewegten wir uns durch die lächelnden Regale und konnten von Glück sprechen, unsere Kreditkarten an diesem Abend daheim gelassen zu haben. So verblieben wir mit einer 300g-Tüte Schokokugeln und ein paar Erinnerungsfotos, bis wir -gerade noch rechtzeitig- die letzte Tube für diesen Abend erwischten.

M&Ms Store London

Erkenntnis des Tages: alkoholische Getränkepreislisten und Ausgehzeiten in London stehen zwar ganz weit oben auf der Negativliste, doch können die Briten mit Süßwaren und einem Spagat zwischen Historik und Moderne einiges wieder gut machen. Die Mischung macht’s - auch multikulturell gesehen!

M&Ms Store London


Act Four - Bring 'em home


Der letzte Morgen im sonnenstrahlenden London endete mit einer Müslimischung im Hostel und der letzten großen Fußwanderung bis zur U-Bahnstation, von wo es zurück nach Victoria und im Gatwick Express Richtung Flughafen ging. Beim Einchecken stolperten wir zu unserer Überraschung über die italienische Mountainbikenationalmannschaft und ließen unsere letzten 12,50 Pfund, für ein zweites Frühstück im Wartebereich der Flughalle, in den britischen Kassen klingeln. Denn merke: Wer braucht schon diese Randwährung, wir haben doch einen Euro!?!#$ "Goodbye lovely London", postete ich vergeblich ins worldwideweb. Ein Wiedersehen ist nicht ausgeschlossen - die britische Hauptstadt ist immer eine Reise wert und konnte zumindest mich, rein wettertechnisch, noch nie enttäuschen. Bis zum nächsten Besuch hat die Weltmetropole aber noch einige Punkte auf ihrem Maßnahmenplan zu erledigen:
  • klimatisierte und optimierte U-Bahnen
  • Verlängerung der Baröffnungszeiten um mind. 30%
  • Einführung des Euros … oder Dollars
  • und ein persönlicher Handschlag der Queen dürfte, bei dem ganzen Gezeter um die Royal-Family, mittlerweile auch drin sein.
Wie sagen Bye Bye and see you next time - in old freshness ;)

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen